- Grundsatzgedanken: Was ist teuer und was ist billig? - Rumpelstilzchen, 07.11.2000, 19:18
- Re: Grundsatzgedanken: Was ist teuer und was ist billig? - Baldur der Ketzer, 07.11.2000, 19:37
- Re: Was ist teuer und was ist billig? Sehr, sehr guter Beitrag! - dottore, 07.11.2000, 20:19
- Re: Mit einem Wort - ELLIOTT - black elk, 07.11.2000, 20:59
- Re: Mit einem Wort - ELLIOTT / GENAU! - JüKü, 07.11.2000, 23:08
- Re: Was ist teuer und was ist billig? Sehr, sehr guter Beitrag! - Rumpelstilzchen, 07.11.2000, 21:39
- Re: noch eins drauf, durcheinandergekommene Werte - Baldur der Ketzer, 07.11.2000, 22:08
- Re: Mit einem Wort - ELLIOTT - black elk, 07.11.2000, 20:59
- Re: Grundsatzgedanken: Was ist teuer und was ist billig? - Albrecht, 07.11.2000, 20:57
- Re: Grundsatzgedanken: Was ist teuer und was ist billig? - Rumpelstilzchen, 07.11.2000, 21:27
Re: Was ist teuer und was ist billig? Sehr, sehr guter Beitrag!
Hi Rumpelstilzchen -
diese Betrachtungen (hier eingekürzt) haben mir sehr gut gefallen.
>Was ist nun wirklich teuer und was ist billig?
Ich stand schon oft im Leben vor dieser Frage, jetzt Mal ganz privat. Ist es sinnvoll für einen alten Druck oder eine seltene Münze viel Geld auszugeben? Aber was ist"viel"?
Ich hatte ein Schlüsselerlebnis vor vielen Jahr. Ich war wie der Teufel an den Commodity-Märkten zu Gange und war in Kaffee short und es lief gegen mich. Nachgeshortet und weiter gegen mich. Zum Schluss musste ich die Position mit 40k Dolores Verlust glatt stellen.
Das klingt nach viel Geld, aber es war für mich damals halt Geld rein wie raus, denn es gab auch gute Geschäfte.
Und eines Morgens stand ich am Fenster meines gemieteten Hauses, das der Eigentümer für 400k DM verkaufen wollte (Dollar damals ca. 3,- DM). Und auf ein Mal wurde mir klar, dass ich doch mit dem Kaffeeverlust (wenn ich ihn mir denn nicht ans Bein gestrichen hätte) schon Mal unschwer 30 % des Preises für ein Eigenheim hätte aufbringen können.
Da wurde mir just das klar, was Du auch meinst. Ich hatte einen Bezugsrahmen für mein funny money.
>Ein wesentlicher grundsätzlicher Aspekt bei der Bildung von Preisvorstellungen ist die Herstellung eines Bezugsrahmens.
Just das ist es!
>Und welches Bezugssystem gilt nun beim Aktienkauf? Hier ist die Geschichte nun noch mehr Einflussgrößen unterworfen. KGV, Gewinnwachstum, Marktstellung...
>Selbst für Börsenprofis ist das alles letztlich sehr, sehr komplex. Also, so meine These, gilt den meisten Marktteilnehmern einfach der Aktienkurs selbst als Anker. Steigt eine Aktie, wird sie teuer. Fällt eine Aktie wird sie billig. Die Bezugsgröße ist dann der Kurs von gestern, oder letzter Woche, auf keinen Fall aber der von letztem Jahr.
Wunderbar formuliert. Die Leute sehen die Dinge nur noch in Bezug auf die Dinge (Aktien) und nicht mehr in Bezug auf die Realität. Dein Beispiel von Cisco ist perfekt.
Das Unternehmen ist mit ca. 340 Mrd. $ Cap die zweitteuerste Firma der Welt. Aber keiner kommt auf die Idee, dazu den Bezugsrahmen herzustellen. Das ist mehr als das BIP Schwarzafrikas. Und in Porsches ausgedrückt - oh je!
Und verglichen mit einem sehr"schweren" Wert wie GE bei irgendwo 550 Mrd. $ - oh je. Und Nokia mit einem Cap, das größer ist (war?) als das BIP Finnlands - oh je.
>Wenn dann ein Unternehmen positive Zahlen erbringt, die über den Analystenschätzungen lagen, meinetwegen auch über den Flüsterschätzungen, müsste dies eine Verschiebung des Ankers rechtfertigen. Was besser ist, als erwartet, das ist auch mehr wert.
Den"Gegenbeweis" hat heute Infineon erbraucht. Riesengewinnsprung. Kurs stracks in den Keller.
>Was ist nun die Folge in einem, wie ich meine, überbewertetem Markt?
>Es werden notwendigerweise Zweifel am Bezugssystem geweckt. Wenn eine gute Aktie „billig“ wird und sich weiter „ohne Grund“ verbilligt, kann etwas nicht stimmen.
Ja dieses Gefühl, genau dieses, geht um! Siehe nochmals Infineon.
>Die Anleger werden nur eine begrenzte Zeit bereit sein, „billige“ Aktien nachzukaufen. Dann wird schon der Blick zur Seite kommen, mit der Frage, wie es denn den anderen geht. Das Bezugssystem wird erweitert und mit Mitbewerbern verglichen. Daraufhin kann erst einmal Beruhigung eintreten. Die anderen sind nämlich auch nicht billiger.
>Aber die Saat des Misstrauens ist damit gesät.
Die geht in vielen Segmenten sogar schon auf.
>Der kollektive Preisanker ist äußerst gefährdet, da er letztlich sich selbst verankert und keine äußere Stütze (z.B. ein attraktives KGV) hat.
Ganz genau! Noch ein Beispiel dazu: Jemand hier - eigentlich ziemlich viele - haben sich im Frühjahr mit Psion bis zum Abwinken eingedeckt. Kursverlauf ist bekannt. Und jetzt starren sie jeden Tag gebannt nur noch auf den Kurs. Der wird hier sub summa täglich mindestens tausend Mal abgerufen. Und immer starren sie auf das gleiche Desaster. Und dann fragen sie schon Mal Kollegen, was tun? Und die sagen: Liegen lassen, wird schon wieder.
Und schon rufen sie den Kurs erneut ab. So bricht das aus sich selbst heraus definierte Bezugssystem der Börse mehr und mehr zusammen. (Diese Leute werden nie mehr Aktien anfassen!). Und dann passiert das:
>Ich denke, die Folgen kann sich von hier ab jeder selbst ausmalen.
Ja, die kann sich jeder unschwer ausmalen.
Servus & Danke
d.
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