- US Fond-Skandal: Wir sind noch lange nicht fertig - wheely, 18.11.2003, 12:16
US Fond-Skandal: Wir sind noch lange nicht fertig
-->manager-magazin.de, 17.11.2003, 14:08 Uhr
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U S - F O N D S S K A N D A L
"Wir sind noch lange nicht fertig"
Von Lutz Reiche
Der Skandal um unlautere Handelspraktiken hat jetzt auch die renommierte Investmentbank Morgan Stanley erfasst. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer will eine tiefgreifende Reform der US-Fondsindustrie. Doch die Allianz der Strafverfolger bröckelt.
© AP
Lässt nicht locker: Der New Yorker Generalstaatwalt Eliot Spitzer gibt sich mit faulen Kompromissen nicht zufrieden. Er setzt auf eine umfassende Reform der US-Fondsindustrie
Hamburg/New York - Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein neuer Name den Skandal um die US-Fondsindustrie erweitert. Am vergangenen Freitag ist der größte amerikanische Discount-Broker Charles Schwab ins Visier der Börsenaufsicht SEC und des New Yorker Generalstaatsanwaltes, Eliot Spitzer, geraten. Jetzt haben die Ermittler mit Morgan Stanley auch eines der renommiertesten Bankhäuser der Wall Street in ihren Fängen.
Mittlerweile aber scheint die Verfolgergemeinschaft gegen unlautere Handelspraktiken zu bröckeln. Beobachter befürchten, dass in den USA derzeit durch (zu) schnelle Vergleiche mit Unternehmen der Investmentindustrie die Chance auf einen Neuanfang und weitreichende Reformen der sieben Billionen Dollar schweren Branche vergeben werden.
Zwar weisen SEC und Spitzer aufkeimende Spekulationen über tiefgreifende Differenzen zwischen den beiden Ermittlungsbehörden zurück. Der jüngste außergerichtliche Vergleich aber, den die SEC jetzt mit der fünftgrößten Fondsgesellschaft Putnam geschlossen hat, stößt bei den New Yorker Justizbehörden auf erhebliches Missverständnis.
Fall Putnam ist für Spitzer noch nicht abgehakt
Wenn die Börsenaufsicht glaube, dass damit der Fall abgehakt sei, befinde sie sich auf dem Irrweg, hat Spitzer laut amerikanischen Presseberichten die Strafverfolgungsbehörden der SEC am Wochenende in ungewohnt scharfer Form kritisiert. Und die Wertpapieraufsicht von Massachusetts, in deren Zuständigkeitsbereich die Gesellschaft Putnam fällt, argwöhnt gar: Die SEC habe ein größeres Interesse, die Fonds zu schützen als die Anleger. Empörte Investoren haben mittlerweile rund 14 Milliarden Dollar aus der Fondsgesellschaft abgezogen.
© DPA
Ermittler auf Distanz: Hinter den Kulissen versucht Stephen Cutler (r.), Chef der SEC-Strafverfolgungsbehörde, dem New Yorker Generalstaatsanwalt Spitzer das Wasser abzugraben
Spitzer, dem bislang ein freundschaftliches Verhältnis zu dem SEC-Chef-Ermittler Stephen Cutler nachgesagt wird, hatte vor etwa zwei Monaten die Ermittlungen gegen die unlauteren Handelspraktiken der US-Fondsindustrie in Gang gesetzt und damit ein weiteres Mal die US-Börsenaufsicht schlecht aussehen lassen.
Es war kein Geringerer als der hartnäckige New Yorker Staatsanwalt mit dem stechenden Blick, der bereits die US-Investmentbanken wegen ihrer Skandal-Analysen das Fürchten lehrte und ihnen einen milliardenschweren Vergleich abrang. Die SEC hatte sich in diese Ermittlungen, die die Wall Street in ihren Grundfesten zu erschüttern drohten, erst vergleichsweise spät eingeklinkt.
Spitzer erklärte jetzt, er werde seine Ermittlungen gegen Putnam und auch andere Konzerne der US-Fondsindustrie trotz des Vergleichs mit der SEC unbeirrt fortsetzen. Nach US-Presseberichten will der Ermittler die dann getroffenen Vergleiche mit den Unternehmen zur Basis einer tiefgreifenden Reform der gesamten US-Fondsbranche machen. Die SEC dagegen läuft nach Ansicht von Beobachtern Gefahr, sich dem Verdacht auszusetzen, sie wolle die Titanen der US-Fondindustrie mit vergleichsweise geringen Strafen laufen lassen und eine echte Reform verhindern.
Jetzt auch Morgan Stanley im Visier
Nach Berichten des Wall Street Journal und der Times ist indes auch die US-Investmentbank Morgan Stanley ins Visier der SEC-Ermittler geraten. Den Berichten zufolge ist die Bank offenbar bereit, im Zuge eines Vergleichs 50 Millionen Dollar Strafe zu zahlen.
Morgan Stanley wird vorgeworfen, sie habe Aktienfonds von Investmentgesellschaften verkauft, ohne dies öffentlich bekannt zu machen. Während die Bank dafür Sonderzahlungen an ihre Broker gezahlt und im Gegenzug weitere Aufträge von den Gesellschaften erhalten habe, habe sie gegen die Interessen der Investoren verstoßen, heißt es in Berichten am Montag gleichlautend.
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