- The Daily Reckoning - Mosey To The Hills (Mogambo Guru) - Firmian, 19.11.2003, 00:12
- Re: Deutsche Fassung ohne Mogambo - Firmian, 19.11.2003, 00:15
- Danke! Gruss (owT) - Tofir, 19.11.2003, 00:24
- Re: Immer gerne! Es freut, wenn jemand liest, Gruß zurück (owT) - Firmian, 19.11.2003, 00:31
- Danke auch von mir für die mühselige Übersetzer-Arbeit (owT) - Galiani, 19.11.2003, 15:03
- Re: Diese Blumen kann ich nicht annehmen ;-) - Firmian, 19.11.2003, 20:06
- Danke! Gruss (owT) - Tofir, 19.11.2003, 00:24
- Re: Deutsche Fassung ohne Mogambo - Firmian, 19.11.2003, 00:15
Re: Deutsche Fassung ohne Mogambo
-->Alles ruhig?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Es scheint alles so ruhig zu sein. So gewöhnlich.
Wie in Europa vor dem Ersten Weltkrieg, da schien auch alles so gut zu
laufen...
.. aber nur 4 Jahre nach den tödlichen Schüssen auf den
österreichisch-ungarischen Thronfolger war praktisch alles
zusammengebrochen. Millionen Soldaten und Zivilisten... Währungen...
Architektur... und alle größeren Regierungen Europas. Vorbei war es
mit den Hohenzollern in Deutschland, mit den Habsburgern in
Ã-sterreich-Ungarn und den Romanows in Russland. Das osmanische Reich
brach zusammen, es entstand daraus die Türkei. Das britische Imperium
war angeschlagen; auch dieses Imperium würde fallen... aber es würde
noch einen weiteren Weltkrieg dazu brauchen.
Und was am bemerkenswertesten ist: Kaum ein einziger Mensch sah das
alles kommen.
Und hier bin ich. Und was ich kommen sehe, ist nicht das Äquivalent zu
einem Weltkrieg... sondern eine weltweite Enttäuschung. Die
Amerikaner sind gerade dabei, sich selbst zu ruinieren. Sie machen
Vermögen zu Schulden, sie verschwenden den realen Reichtum, der
innerhalb von Generationen aufgebaut worden war, für den schnellen
Konsum. Die Häuser, in denen sie wohnen, gehören ihnen eigentlich
nicht mehr - denn die Hypotheken sind so stark gestiegen, dass diese
Häuser eigentlich den Banken gehören.
Es stimmt - es werden derzeit in den USA fast auf jedem freien
Baugrundstück Häuser gebaut. Aber was kaum gebaut wird, sind neue
Fabriken und Bürogebäude. Stattdessen leihen sich die US-Konsumenten
vom Ausland Geld, um ausländische Konsumgüter kaufen zu können... was
wiederum zu einem Boom und neuen Fabriken und Bürogebäuden in Übersee
führt. Selbst das Geld in den amerikanischen Portemonnaies ist ersetzt
worden - zuerst durch Papiergeld ohne realen Wert, dann durch
Kreditkarten, die es erlauben, für den Rest des Lebens die Hamburger
damit zu bezahlen.
Sie werden sich daran erinnern, liebe(r) Leser(in), dass es zu Beginn
dieses neuen Jahrtausends so aussah, als ob sich die Dinge ändern
würden. Die Spekulationsblase am amerikanischen Aktienmarkt platzte.
Die Amerikaner würden gezwungen sein, ihre Ausgaben etwas
zurückzufahren und zu sparen, so dachte ich.
Die Konsumentenwirtschaft würde etwas weniger Konsumieren und etwas
mehr Produzieren müssen, hoffte ich. Aber dann kamen die Helden der
Fed und der US-Regierung, die die Vergabe von Krediten erleichterten,
die Steuern senkten und die Staatsausgaben um Milliarden erhöhten.
Damit konnte die Fed die geistige Gesundheit eine Zeitlang verhindern.
Für wieviel länger - das weiß ich nicht. Aber zumindest im Moment
scheinen Bescheidenheit, Klugheit und gesunder Menschenverstand
ausgestorben zu sein. Die perverse US-Wirtschaft scheint sich zu
erholen; die US-Bürger verschwenden ihr Vermögen so schnell wie nie
zuvor in der Geschichte.
Die Schulden wachsen in den USA derzeit mit einer Jahresrate von 10 %
des Bruttoinlandsproduktes. Wal-Mart - wo die Amerikaner einen
Großteil ihres Vermögens vergeuden - berichtet, dass die Umsätze nicht
so gut wie erwartet wachsen. Die Käufer scheinen nach billigeren
Alternativen zu suchen und sie"timen ihre Ausgaben um den Erhalt
ihrer Gehaltscheck, was auf Liquiditätsprobleme hinweist".
Das US-Konsumentenvertrauen ist im November gestiegen. Die
US-Konsumentenvernunft setzte hingegen ihren Rückgang fort.
Hier ist Addison mit mehr News...
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Dienstag, 18. November 2003
Die Schuldenlupe
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
Auch ich werde - ähnlich wie Bill Bonner - mal die Schuldenlupe
benutzen und sie auf die USA anwenden.
Lassen Sie uns mal sehen. Also, von weitem erhält man vom Zustand der
US-Wirtschaft ein gutes Bild... was für ein gut angezogener Mann die
US-Wirtschaft doch ist. Fast jeder stimmt zu, dass sich die Wirtschaft
erholt. Das Wall Street Journal hat 53 Volkswirte befragt und
herausgefunden, dass sie damit rechnen, dass die Dinge so weiterlaufen
werden. Nach dem 7,2 % BIP-Wachstum im dritten Quartal wird für das
vierte Quartal ein Wachstum von 4 % antizipiert... und dann wieder
4 % für das erste Quartal 2004.
"Die Immobilienpreise kochen", so die Dallas Morning News. Das erste
Mal seit 20 Jahren sind laut dieser Zeitung die Immobilienpreise in
ALLEN US-Bundesstaaten gestiegen.
Die Dinge gehen so gut nach Plan, dass die Fed keinen Sinn darin
sieht, die Zinsen zu erhöhen. Mr. William Poole, Vorsitzender der Fed
in St. Louis, sagte:"Die Standardprognose ist immer noch gut, aber
nicht überwältigend gut, was bedeutet, dass wir nur moderate
Fortschritte bei der Reduzierung der Arbeitslosigkeit machen werden."
"Das wirkliche Thema", so Anthony Santomero von der Fed in
Philadelphia,"ist, dem Land zu erlauben, zu wachsen, und (auch) die
Ressourcen zu nutzen, bei denen die Zahl der Beschäftigten noch gering
ist."
Das ist das Bild, das sich von weitem bietet: Die US-Wirtschaft
wächst. Aber nicht schnell genug, um die Leute wieder in Lohn und Brot
zu bringen. Deshalb muss die Fed die Zinsen niedrig lassen.
Lassen Sie uns jetzt näher herangehen. Das Vergrößerungsglas zeigt,
dass die Preise für Lebensmittel so stark wie seit 20 Jahren nicht
mehr gestiegen sind. Der Produzentenpreisindex ist um fast ein Prozent
gestiegen, was den Bemühungen der Fed zu verdanken ist... die
Möbelpreise stiegen um ein Prozent, und die Preise in Restaurants und
Kneipen stiegen fast 2 %... und Baustoffe stiegen um 1,5 %.
Und die Fed bleibt standfest."Wir hatten einen schlechten
Konsumentenpreisindex diesen Morgen, der höher als erwartet reinkam",
so William Poole letzten Donnerstag gegenüber Bloomberg."Aber ein
Monat macht noch keinen Trend." (Würde dieser Mann das auch von den
US-Arbeitslosenzahlen sagen, die im Oktober unerwartet gut reinkamen?)
Wenn wir noch näher herangehen, dann finden wir neben Lippenstift auf
dem Kragen und einem Kratzer auf der Schulter Folgendes:"Die
Zwangsversteigerungen steigen in Wichita", so der Kansas City Star.
"Die Zahl der Pleiten in Colorado steigt", so die Rocky Montain News.
Mehr dazu übrigens unten, in meinem zweiten Artikel.
Jetzt sieht der gut gekleidete Mann - die US-Wirtschaft - nicht mehr
ganz so gut aus, oder? Jetzt, wo all die kleinen versteckten
Geheimnisse offenbart worden sind, denkt man, dass da noch mehr
Negatives sein könnte.
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Dienstag, 18. November 2003
Ein Leserbrief
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Mir wird oft vorgeworfen, dass ich mein Geburtsland - ich bin in
den USA geboren - schlecht mache. Ein Leser hat mir Folgendes
geschrieben:
"Nachdem ich den Investor's Daily gelesen hatte, untersuchte ich in
einer Datenbank [www.economist.com/countries], wie hoch genau das
Verhältnis von Schulden zu Bruttoinlandsprodukt in den USA sei. Ich
war schockiert, als ich das Resultat sah."
"Europa hat das gleiche Schuldenproblem wie die USA. Sowohl in
Deutschland als auch in Frankreich liegt der Schuldenstand bei rund
60 % des BIP, das ist fast der gleiche Wert wie in den USA. Die
jährlichen Defizite dieser Länder sind mit zwischen 3 % und 4 %
niedriger als in den USA (5 %), aber zumindest ein Teil dieser 5 % ist
in den USA dem Krieg zuzuschreiben, der - wie alle Kriege - irgendwann
enden wird. OK, bei der Leistungsbilanz sieht es für Europa besser
aus: +2 % im Vergleich zu -5 % bei den USA, aber ich bin mir nicht
sicher, ob das beim derzeitigen EUR/US$ Kurs nicht bereits eingepreist
ist...
"Und Japan hat einen absoluten horrormäßigen Schuldenstand in Höhe von
145 % des BIP, mit jährlichen Defiziten von 8 % des BIP. Ich weiß,
dass es heutzutage schicker ist, auf die USA einzuschlagen, aber die
anderen Staaten sind wirtschaftlich nicht besser."
"Ein Freund von mir (ein ehemaliger Hedgefondsmanager) möchte noch
hinzufügen, dass Italien einen Schuldenstand in Höhe von 100 % des BIP
hat, und die Erweiterung der Eurozone um osteuropäische Staaten wird
die Situation sicher noch verschlechtern."
"Und was die Pensionsfondsverpflichtungen betrifft - da ist die
Situation auch in Europa und Japan schlimm, wo die Bevölkerung noch
stärker altert und die Staatspensionen größer sind."
"Was die Bewertungen der Aktien angeht - da kann man drüber streiten,
ob die japanischen oder europäischen Aktien wirklich 'billiger' als
die US-Titel sind... in Europa und Japan mögen zwar die
Kurs/Buchwertverhältnisse niedriger als beim S&P 500 sein, aber in
Japan ist das zu einem großen Teil (immer noch) künstlich
hochgerechneten Vermögenswerten zu verdanken. Und in Europa sind die
Wachstumsraten deutlich niedriger - was auch für ein niedrigeres
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) spricht. Ich will nicht sagen, dass der
US-Markt billig ist, aber auch eine Sony mit einem KGV von 90 oder
deutsche Banken mit einem KGV von Mitte 20 oder ein französischer
Luxusartikelhersteller mit einem KGV von 30 und mehr ist nicht
billig...
"Offensichtlich sind die USA nicht das perfekteste Beispiel für
fiskalisches Verantwortungsbewusstsein. Aber Europa ist genauso
schlecht, und Japan ist schlechter."
Ok, dazu möchte ich einen Kommentar abgeben. Japan und Europa sehen
aus verschiedenen Blickwinkeln nicht gut aus. Ihre Volkswirtschaften
sind in der Klemme.
Aber ich beschäftige mich mit den USA. Denn ich bin gebürtiger
Amerikaner, und ich kann die Welt nicht durch andere Augen als durch
meine eigenen sehen. Wenn es so aussieht, als ob ich die USA schlecht
machen will, dann aus diesem Grund: Ich kann nicht anders, ich glaube,
dass eine Nation, die glaubt, dass sie sich den Weg in den Reichtum
konsumieren kann - nicht das bekommt, was sie erwartet, sondern das,
was sie verdient. Und wenn das nicht so ist, nun, dann sollte es so
sein.
*** Gute Nachrichten... schlechte Nachrichten... dem Goldpreis ist
das egal. Er steigt so oder so. Die Marke von 400 Dollar ist greifbar.
Ich wollte unter 350 Dollar einsteigen. Dann unter 370 Dollar. Und
jedes Mal stieg der Preis weiter, bevor ich mit diesen Limits
einsteigen konnte. Warum können die Leute, die den Goldpreis künstlich
niedrig halten wollen - es gibt ja genug Manipulierer im Goldmarkt -
das nicht tun? Ich zähle auf sie, damit ich doch noch einsteigen kann!
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USA: Private Haushalte 8,4 Billionen Dollar Schulden
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin
In meinem Artikel oben hatte ich die steigende Zahl der
Zwangsversteigerungen in Wichita und den Zuwachs der Pleiten in
Colorado erwähnt. Nun, zugegeben - das klingt auf den ersten Blick
wenig spektakulär - was sich da in Wichita und Colorado abspielt, hat
doch wohl kaum Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Aber es ist eine
typische Entwicklung, deshalb will ich doch näher darauf eingehen.
Wichita und Colorado hatten ein ähnliches Schicksal. In den guten
Zeiten wuchs Colorado schnell, und die Leute liehen sich Geld, um
damit neue Autos und teure Möbel und Luxusgüter kaufen zu können. Und
wenn sie entlassen wurden, dann hatten sie ein Problem. Auf einige
dieser großen Gebrauchsgegenstände dieser Leute klebte der
Gerichtsvollzieher Kuckuck.
"Anträge auf Zwangsversteigerungen haben zugenommen, und sie sind
volatiler geworden, seit die Rezession begonnen hat", so Stanley
Longhofer, ein Volkswirt an der Wichita State University, der über die
steigende Zahl der Zwangsversteigerungen in seinem Bundesstaat
spricht."Aber diese Zuwächse begannen schon vor längerer Zeit. Es ist
nicht der Immobilienmarkt, der der Hauptgrund dafür ist. Es sind die
Leute, die über ihre Verhältnisse gelebt haben."
"Die Schulden der amerikanischen Konsumenten sind im September den
dritten Monat in Folge auf 1,97 Billionen Dollar gestiegen, durch
Kreditkarten, Autofinanzierungen und andere Nicht-Hypotheken
Schulden", so die Rocky Montain News, die Zahlen der Fed zitieren.
Wenn man noch die Hypotheken hinzunimmt, dann haben die privaten
Haushalte in den USA 8,4 Billionen Dollar Schulden. Zum Vergleich: Das
gesamte BIP der USA liegt bei rund 10 Billionen Dollar.
"Egal, wie stark die Fed eine Inflation fördert, sie kann die
Unternehmen nicht dazu zwingen, sich Geld zu leihen, und sie kann die
Banken nicht dazu zwingen, Geld zu verleihen", so Jim Puplava von
Financial Sense online. Er weist auf den Rückgang beim
Geldmengenwachstum hin:"Wenn der Appetit auf Kredite vergeht, dann
beginnt die Geldmenge zu schrumpfen - und genau das sehen wir gerade."
Mr. Puplava erklärt weiter."Jetzt, wo sich die Geldmenge verkleinert,
gibt es weniger Geld, um die Wirtschaft und die Märkte expandieren zu
lassen. Das wird in den Monaten, die von uns liegen, kritisch werden,
denn das ist ein von Liquidität getriebener Markt. Wenn das Angebot an
Geld und Krediten schrumpft, dann werden das auch die Märkte."

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