- @ fridolin und @André - Sprache und Eindrücke - Turon, 20.11.2003, 21:22
- Re: Sprache und Eindrücke @ Turon - André, 20.11.2003, 22:29
@ fridolin und @André - Sprache und Eindrücke
-->Zu der Staatshymne: meine Darstellung wie ich das Deutschlandlied empfinde - als Zuwanderer (und wie es gewissermaßen alle tun, die das Deutschlandlied
das erste mal übersetzen, entspricht einfach meiner mentaler Verfassung,
in dem eigentlich egoistische Ziele jeweiliger Staaten ausdrücklich mich
zum Widerstand einladen.
Die erste Zeile des Deutschlandslieds, liest sich aus heutiger Sicht, ohne die Entstehungsgeschichte zu kennen, als agressiv und egoistisch - zumindest für die meisten Außenstehenden.
So jedenfalls war mein allererster Eindruck, und nur der allererster Eindruck
ist bei den meisten ausschlaggebend dafür, wie man sich daran erinnert.
Mein Posting hat also in dem Sinne wenig mit Kritik zu tun, sondern mit dem subjektiven Eindruck, den ich als das erste mal las und übersetzte, hatte.
Bitte daher nicht fälschlicherweise als Übertragung auf die Mentalität
der Deutschen übertragen. In Polen stimmt das Polenlied dann wiederum doch mit
der mentaler Verfassung - und das ist die Grundlage für meinen subjektiven
Eindruck.
Wie empfindet Ihr eigentlich das polnische:"...Noch ist Polen nicht verloren?..." Für die einen ist es der Ausdruck von Schwäche, für die Anderen Motivationsspritze.
Mal ganz davon abgesehen: ich beachte solche Symbolik nicht besonders,
da sie meistens veraltete Zusammenhänge darstellt, die heutzutage nicht mehr
gelten.
Danke für Dein Posting fridolin
P.S. Es war dennoch sehr aufschlußreich, weil ich schlicht und einfach über die Jahre vergessen habe, was von Fallersleben für ein Anliegen hatte. ;)
Das hier ist ganz wichtig und war mir nicht bewußt.
Die Tragik der deutschen Geschichte war es leider, daß die Deutschen sich im 19. Jahrhundert ihren Nationalstaat nicht von unten her erkämpft hatten (1848er Revolution gescheitert), sondern daß er ihnen erst 1871 von oben (Bismarck, Preußen) übergestülpt wurde. Daher vermutlich die Gleichsetzung von Patriotismus und plumper Obrigkeitshörigkeit. Ebenso die in der deutschen Geschichte häufige Ausnutzung patriotischer Gefühle zu politischen Zwecken (siehe Parolen wie"mit Gott für Kaiser und Vaterland!" usw.).
Das bedeutet nämlich daß Deutschland kein tatsächlicher Obrigkeithörigikeitsstaat ist, sondern diese Hörigkeit immer wieder aufgezwungen
wird, damit die Obrigkeit irgendwelche höhere Ziele erreichen kann. Das paßt schon zu meinen Beobachtungen.
DANKE; DANKE; DANKE; und Salute!
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Hallo André!
Du schreibst:
Stolz in D sind nur die Dummen, denn Dummheit und Stolz wachsen auf EINEM
Holz
Laß uns mal darüber paar Zeilen schreiben:
Entweder verstehe ich den Satz: Ich bin stolz ein Deutscher zu sein, total falsch, oder es ist in der Tat das sinnlose Nachplappern mancher Deutschen,
die damit eigentlich zum Ausdruck bringen wollen,
daß sie genug Selbstwertgefühl haben um einzufordern was Ihnen zusteht.
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Das ist ein schöner Tag heute für mich, wenn es so stimmt. Sowohl Du wie
auch fridolin haben mir zwei absolute falschdeutungen des Virren der deutscher Sprache aufgezeigt, die permanent außen falsch verstanden werden.
Du kennst doch sicher, die Tatsache, daß die meisten Menschen nicht in der Lage sind, daß was sie wirklich meinen und fühlen in Worte zu fassen. Daher auch dieser radikale Trennung.
Ich fand diesen Satz: stolz darauf Deutscher zu sein, schon immer ziemlich blöd,
weil es für mich aus meiner Sicht bedeutet: ich bin stolz auf Dinge auf die ich keinen Einfluß habe, oder nicht getan habe.
Auf der anderer Seite das Phänomen, daß die Deutschen den Polen die Ehre erweisen, zu sagen: ihr könnt stolz darauf sein, Eure Kultur und Eure historischen Bauten, derart fantastisch zu pflegen.
Für mich wiederum: ich kann doch gar nichts dafür, daß polnische Architekten
die Fabel haben alles möglichst originalgetreu zu renovieren - schließlich sind es doch nur alte Gebäude, paar Steine und Bretter die überdauert haben.
Kann nicht verstehen, wieso ich darauf stolz sein kann. Das Gebäude ist zwar schön und ein Monument, sehenswert - aber ich habe darauf keinen Einfluß wie es aussieht. ;)
Dann schreibst Du:
Deshalb ist auch in sofern Deiner Analyse zu widersprechen.
Aber vielleicht gibt es hierzulande überdurchschnittlich viele unintelligente
und intelligente Dumme.:-)
Das Unvermögen einen Zustand nicht gefühlsgetreu wiederzugeben, würde ich nicht mit intelligenter oder unintelligenter Dummheit bezeichnen; ;)
Es sind die erziehungs- erfahrungs und sprachrelevanten Unterschiede verschiedener Nationalitäten, die sowohl diesen Satz"Stolz darauf Deutscher zu sein", oder"Deutschland, Deutschland überalles..." uns womöglich unterschiedlich polarisieren. Wir verstehen diesen Ausdruck, der in diesen Machtsätzen entsteht, eindutig nicht so wie es gemeint ist.
Das ist sehr interessant.
Das mit der Nationalhymne ist das bereits zurechtgerückt worden.
Überdies ist Deutschland stets ein kultureller und geographischer Begriff
nicht jedoch ein staatlicher Begriff!!! Aber das kann man als Ausländer kaum wissen, zumal es viele Deutsche nicht wissen.
[b]Das hat mir der liebe fridolin bereits erklärt, und da machte es diesem Klick. Dennoch: es ist sehr schwer darauf zu kommen, in dem man sich mit diesen Dingen nur pauschal 15 Minuten des Lebens beschäftigt, ohne zu wissen, wer von Fallersleben war.
So wie ihr es darstellt ist es haargenau das gleiche was Adam Mickiewicz in
seinem polnischen Werk (Pflichtlektüre in der Schule)"Pan Tadeusz"
schreib: ungefähr so:
"...Litauen, Du meine Heimat;
wie sehr man Dich lieben muß
weiß nur Jemand, der Dich
verloren hat..."
Übrigens: die Litauer verstehen es ebenfalls falsch, denn was um Himmels Willen
sucht Mickiewicz mit seiner Litauenliebe in polnischen Schulen der Neuzeit?
Nun: als 1795 Polen entgültig aufgeteilt wurde, war Litauen mit Polen seit
mehr als 300 Jahren eine sehr funktionierende Staatenunion. Die Polen und Litauer haben sich erfolgreich zum ersten Mal gegen den Kreuzritterorden
am Tannenberg/Grundwald in Jahre 1410 durchgesetzt und bildeten seitdem, erst
eine militärische Union, später Staatenunion. Litauen machte auf der Ostflanke
3/4 aller Gebiete und schloß Ukraine, Weißrußland mti in die Union ein.
Später im Verlauf der Geschichte, gab es diese"Bundesland"-Trennung nicht,
es gab nur Polen.
Aus heutiger Sicht können Littauer empfinden, daß Polen wieder Litauen anektieren will, und es gibt arge Probleme mit beiden Staaten, wie auch beiden Nationalitäten. Womöglich aus diesem Grund, daß Mickiewicz Pflichlektüre oberster Priorität war. (gleich nach Sienkiewicz mit"Quo Vadis", und der Trilogie).
Na ja.
Immerhin haben wir heute auserordentlich gute Aufklärungsarbeit geleistet,
haben zu Verständigung beigetragen. Und das ist durchaus ein Grund stolz zu sein! ;)
Viele Grüße auch an Dich
Turon

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