- @dottore und doppelknoten - Erb- und Vermögenssteuer, sinkende Steuereinnahmen - Turon, 21.11.2003, 03:54
- Re: @dottore und doppelknoten - Erb- und Vermögenssteuer, sinkende Steuereinnahmen - doppelknoten, 21.11.2003, 17:45
- Re: @dottore und doppelknoten - Erb- und Vermögenssteuer, sinkende Steuereinnahmen - dottore, 21.11.2003, 19:26
- Re: @dottore und doppelknoten - Erb- und Vermögenssteuer, sinkende Steuereinnahmen - doppelknoten, 21.11.2003, 17:45
Re: @dottore und doppelknoten - Erb- und Vermögenssteuer, sinkende Steuereinnahmen
-->Hi,
schönen Dank für die kritischen Bemerkungen.
Mit"Wann kommt der Staatsbankrott" habe ich 1983 versucht:
a) Auf das Problem überhaupt hinzuweisen (Mexiko-, Brasilienkrise)
b) Einen ersten Zeitrahmen abzustecken (diverse Jahreszahlen, mehr oder minder obsolet, einiges ganz gut im Soll).
Die Staatsbankrott, die ab 1982/3 liefen, wurden dann mit Hilfe diverser Maßnahmen verhindert, d.h. sie schlugen nicht in die Konten letztlich der heimsichen Sparer durch, sondern wurden prolongiert (reicht von IWF über Roosa-Bonds bis BIZ-Prolongation, von der mir der damalige BIZ-Chef Leutwiler beim großen Tabaks-Kollegium auf meine entsprechende Frage einräumte:"Ja, es war ein Fehler, Brasilien damals nicht in Konkurs zu schicken. Zelebritäten, wie Oetker, Brauchitscvh, Schweizer Bundesräte können dies bezeugen).
Dann kam der 87er Crash. Dort ergab sich ein ähnliches Szenario - also das Rauspauken (wie später bei Russland-, LTCM-Krise usw.) mit Hilfe der bekannten Institutionen.
Das ließ mich dann neu nachdenken. Resultat war"Aufwärts ohne Ende" (1988), in dem ich so vehement meine"Crash-These" widerrief, dass mir dies sogar einen Aufmacher im Wirtschaftsteil der NZZ eingebracht hatte. Die waren richtig froh und kregel.
Aus dem Vorwort:"Doch diesmal ist es anders. Heute kann nichts mehr passieren - egal, was auch geschieht. Jetzt kann es nur noch aufwärts gehen."
Der Gag in diesem Buch war ein anderer (Bücher ohne Pointen schreibe ich nicht):
Je mehr es im Finanzssektor (und nur in diesem ist Bankrott definierbar) aufwärts ohne Ende geht (Prolongation, Aufschulden, Hochbuchen), desto stärker muss der realwirtschaftliche Sektor niedergehen.
Dies habe ich an der (aus heutiger Sicht) Winzigkeit der berühmten Champagner-Messen (Weltfinanz- und -handelszentrum 13. Jh.) exemplifiziert: Dort fielen die realwirtschaftlichen Geschäfte bereits deutlich ab 1260, während sich die fiktiven, also finanzwirtschaftlichen Geschäfte noch bis 1315/20 auf hohem Niveau hielten (Literatur: Bautier u. Thomas).
Diesen Niedergang der Realwirtschaft (Schwach- bis Nullwachstum, Arbeitslosigkeit, usw.) bei hochgebuchter Staatsverschuldung hatte ich übrigens schon vorher in"Die Pleite" angesprochen, aber nicht weiter intensiv ausgeführt, ziemlich deutlich dann schon in der"Krisenschaukel" - der berühmte Verrentungseffekt.
Es gibt also einen Lag zwischen dem Niedergang des realen privatwirtschaftlichen Sektors und dem endgültigen Zusammenbruch des staatsfinanziellen, der seinerseits die Begleiterscheinungen des realwirtschaftlichen Niedergangs durchschlagend auf die privatfinanzielle Sphäre abfedert. Das perfekte Beispiel dazu ist Japan, andere"Staaten" werden diesem Beispiel en suite folgen.
Wie lange der Lag diesmal sein wird, ist offen. Da es heute einen erheblich größeren privatwirtschaftlichen Sektor (also arbeitend mit Arbeitsteilung und entsprechenden Kontrakten und nicht als selbstversorgend, vgl. Anteil der sog."Landwirtschaft" usw.) gibt als vor 700 Jahren (oder in ähnlichen finalen Perioden) stell ich anheim, wer sich welchen Zeithorizont für sich selbst bis zum zum unbestreitbar zwangsläufigen Zusammenbruch des staatsmachtgestützten Finanzsystems zurechtzimmert. Der Hinweis auf die wegbrechenden Investitionen und Steuereinnahmen waren nur ein Hinweis.
Als sowohl intimer Kenner historischer Ab- und Durchläufe als auch als Ã-konom, der dank diesem Forum den Wirtschaftsablauf sub specie seiner staatswirtschaftlichen Zwänge (Dreifach-Monopol: Waffen, Geld, Abgaben) glaubt, nunmehr"endgültig" enträtselt zu haben, habe ich entsprechende Konsequenzen gezogen, würde mich aber freuen, wenn mich die Veranstaltung noch möglichst lange erheitert.
Gruß!

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