- Schon wieder Peanuts? - rocca, 22.11.2003, 10:02
Schon wieder Peanuts?
-->Es ist vermutlich der größte Finanzskandal der letzten Jahrzehnte in den USA - die Bilanzfälschungen von Enron und WorldCom des Vorjahres könnten sich im Vergleich dazu als"Peanuts" entpuppen.
Der Riesenbetrug sorgt seit Wochen für gewaltiges Aufsehen quer durch die USA - mit gutem Grund: Jeder zweite Haushalt veranlagt seine Ersparnisse in Investmentfonds, um für die Pension oder für die Schulkosten der Kinder vorzusorgen. Insgesamt verwalten die Fonds, die als sichere Anlageform gelten, Gelder in der Höhe von sieben Billionen Dollar (sechs Billionen Euro).
Gefahr für Aufschwung?
Die Anleger sind extrem verunsichert und fürchten um ihre künftige Pension. Die Politik in Washington ist mittlerweile massiv unter Druck geraten.
Die Investment- und Pensionsfonds sind das Rückgrat das US-amerikanischen Kapitalmarktes. Eine massenhafte Flucht aus dieser Anlageform könnte daher ernsthafte Turbulenzen auslösen. Manche Experten äußerten die Befürchtung, der sich andeutende Wirtschaftsaufschwung in den USA könnte dadurch gestoppt werden.
Enge Verflechtung Finanzwelt-Politik
Der Skandal, der bereits vor zweieinhalb Monaten ins Rollen kam, legt die enge Verflechtung der wirklich zahlungskräftigen Investoren, der Finanzinstitutionen (wie Fonds und Börsen) sowie der Politik bloß. Der Aufsichtsbehörde SEC werfen Kritiker vor, nur höchst widerwillig zu handeln und die eigentlichen Täter nicht zur Verantwortung zu ziehen.
Nervosität ein Jahr vor der Wahl
Die Politiker auf republikanischer wie demokratischer Seite wiederum sind ebenfalls in einer Zwickmühle: Ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen beunruhigt der Skandal ihre Wähler massiv. Andererseits sind sie im Wahlkampf auf die millionenschweren Spenden der Investmenthäuser angewiesen.
Im US-Repräsentantenhaus wurde bereits ein erster Gesetzesentwurf beinahe einstimmig angenommen. Kritiker betrachten Ankündigungen von Kongressabgeordneten, rasch schärfere Regeln einführen zu wollen, jedoch mit großer Skepsis.
Managern drohen Strafanzeigen
Einer der wenigen Politiker, die das Problem ernsthaft angehen, ist der Justizminister des Bundesstaates New York, Eliot Spitzer. Er war es, der den Skandal ins Rollen gebracht hatte.
Am Donnerstag kündigte er nun einen weiteren Schritt an: Es werde nicht allein bei Zivilklagen gegen involvierte Unternehmen bleiben - in besonders schweren Fällen würde es auch Strafanzeigen geben.
Spekulationen mit Kundengeldern
Die Vorwürfe gegen die Vermögensspezialisten, die vor rund zweieinhalb Monaten publik wurden, wiegen schwer: Sie sollen mit dem Geld ihrer Kunden ohne deren Wissen kurzfristig spekuliert haben. Bei den auf Langzeitrendite abzielenden Investmentfonds ist dies in den USA im Allgemeinen verboten.
Prominente Namen
Bei den ins Visier der Justizbehörden geratenen Fondsbetreibern handelt es sich um Branchengrößen: Die Bank of America ist das zweitgrößte Geldhaus der USA. Auch Merrill Lynch, Morgan Stanley und Fidelity Investments sind bekannte Adressen in der US-Finanzwelt.
Milliardenbeträge abgezogen
Am bekanntesten sind bisher die betrügerischen Praktiken der fünftgrößten US-Investmentfonds-Firma Putnam: Deren Chef musste vor zwei Wochen den Hut nehmen, nachdem institutionelle Kunden Milliardenbeträge abgezogen hatten.
Morgan Stanley wiederum kam vorerst mit der Zahlung von 50 Mio. Dollar Strafe davon.
Wie betrogen wurde
Das Muster war in allen Fällen das gleiche: Entweder bereicherten sich führende Manager, indem sie das ihnen anvertraute Geld für eigene Zwecke kurzfristig spekulativ veranlagten, oder sie kassierten Millionen-Provisionen dafür, dass sie bestimmte (finanzkräftige) Investoren bevorzugt behandelten.
"Vertrauen stärken"
Jüngste Aussagen des Finanzministers ließen die in den Riesenbetrug verwickelten Manager und Firmen vermutlich aufatmen. Denn John Snow
verurteilte nicht etwa den Betrug im großen Stil, er warnte vielmehr den Kongress vor zu harten Konsequenzen.
Sein Argument muss in den Ohren von rund 95 Millionen Anlegern wie Hohn klingen:"Wir müssen das Vertrauen in unseren Kapitalmarkt und in dessen Instrumente, wie etwa Investmentfonds, stärken."
<ul> ~ gugge da</ul>

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