- Keiner will nach Deutschland - rocca, 25.11.2003, 16:23
- Re: Keiner will nach Deutschland / Oscara Hütte... mit Bild - -- Elli --, 25.11.2003, 20:07
- Re: Keiner will nach Deutschland / KORR.: Oscars Hütte... mit Bild - - Elli -, 25.11.2003, 20:07
- Früher nannte man sowas Lustschloss. -:) (owT) - rocca, 25.11.2003, 20:43
- Re: Keiner will nach Deutschland / KORR.: Oscars Hütte... mit Bild - - Elli -, 25.11.2003, 20:07
- Re: Keiner will nach Deutschland / Oscara Hütte... mit Bild - -- Elli --, 25.11.2003, 20:07
Keiner will nach Deutschland
-->25. November 2003 „Obwohl ich Deutschland sehr liebe: Meine Heimat ist Georgien, und der bin ich es schuldig, hier zu bleiben“: Diesen Satz hat Eduard Schewardnadse am Montag abend im ZDF gesagt, diesen Satz zitieren an diesem Dienstag sämtliche deutschen Zeitungen. Und „Bild“ bringt es am knappsten auf den Punkt: „Schewardnadse will nicht nach Deutschland.“
Dabei hätte er es hier doch so schön haben können, hier, wo er nach Informationen dieser Zeitung schon ein eigenes Haus besitzt: in Baden-Baden. Dort hätte er durch den Kurpark wandeln, Wellness-Bäder nehmen und sich im Casino ein kleines Zubrot zur Rente verdienen können. Und doch bleibt Schewardnadse lieber im kalten, unwirtlichen Tiflis.
Düsteres Deutschland
Für Deutschland ist die Tatsache, daß der georgische Ex-Präsident die von höchster Stelle ausgesprochene Einladung ausschlägt, ein herber Schlag. Wenn nicht mal mehr Zuwanderer aus der früheren Sowjetunion freiwillig hierherkommen wollen, dann muß es wahrhaft düster bestellt sein um unser Land. Gut, den luxuriösen Standard, den andere abgedankte Herrscher in ihren Exilländern genießen oder genossen haben - Alfredo Strössner (Paraguay) in Brasilien etwa, Jean-Claude Duvalier (Haiti) in Panama oder Idi Amin (Uganda) in Saudi-Arabien -, würde Deutschland Schewardnadse nicht bieten können und wollen, und gegen Honolulu auf Hawaii, wo der einstige philippinische Staatschef Ferdinand Marcos Zuflucht fand, verblaßt selbst Baden-Badens Glanz. Mit anderen Exilstätten wie Simbabwe (Äthiopiens Mengistu Haile Mariam) oder Nigeria (Liberias Charles Taylor, Somalias Muhammad Siad Barre) aber sollte Deutschland locker mithalten können.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Leute wie Strössner, Marcos oder Idi Amin hätten wir auch gar nicht bei uns haben wollen. Schewardnadse aber hätte ruhig kommen können. Das bißchen Wahlfälschung lassen seine Verdienste um unser einig Vaterland locker vergessen, und er hätte bei uns nicht die Rolle eines Paria, sondern eines verdienten Elder Statesman eingenommen. Bei „Sabine Christiansen“ hätte der weise, weißhaarige Schewardnadse zum Dauergast werden können, bei dessen Wortmeldungen die anderen Gesprächsteilnehmer ehrfürchtig verstummt wären: Nicht immer hat man die Gelegenheit, einem Exil-Präsidenten zu lauschen.
Deutsche im Exil
Für Deutschlands Ansehen in der Welt wäre ein Neu-Mitbürger Schewardnadse von unschätzbarem Wert gewesen. Daß jemand zu uns ins Exil kommt, wäre eine seltene Ehre gewesen. Bisher ist es vielmehr die Regel, daß Deutschland seine Bürger ins Exil schickt: Wilhelm II. in die Niederlande, Honecker nach Chile, Michael Schumacher in die Schweiz.
Doch Schewardnadse kommt nicht, und wir müssen wir uns in Deutschland weiterhin mit einem einzigen Exilkönig begnügen: dem ehemaligen Herrscher über Deutschlands Finanzen und die SPD, Oskar Lafontaine. Der immerhin weiß, was einem Manne seines Ranges gebührt, und läßt sich derzeit bei Saarlouis ein Haus errichten, das verdächtige Ähnlichkeit mit dem Saarbrücker Schloß aufweisen soll: der angemessene Ort, um seine Regierungserklärungen für „Bild“ und „Sabine Christiansen“ zu schreiben.
FAZ.NET

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