- Studiengebühren - warum verschenken wir nicht gleich die Rente?! - Toby0909, 25.11.2003, 10:58
- Ist nicht so einfach... - fridolin, 25.11.2003, 11:12
- Re: Da hilft auch keine Evaluierung - der Teufel sch... auf den dicksten Haufen - Christian, 25.11.2003, 11:27
- Re: Genau - zu diesem Thema ein großes Spektrum heute in der Presse - kizkalesi, 25.11.2003, 17:15
- das ist aber erst das zweite oder ein anderes Thema - Toby0909, 25.11.2003, 11:35
- Re: Da hilft auch keine Evaluierung - der Teufel sch... auf den dicksten Haufen - Christian, 25.11.2003, 11:27
- Re: Das ist nicht polemisch, sondern dämlich - Christian, 25.11.2003, 11:44
- dachte ich mir.... - Toby0909, 25.11.2003, 11:58
- Re: ach übrigens - Christian, 25.11.2003, 12:27
- ach so hart bin ich gar nicht! - Toby0909, 25.11.2003, 12:34
- Re: ach übrigens - Christian, 25.11.2003, 12:27
- Re: Also bei Anwälten würd' ich's auf 'nen Versuch ankommen lassen,... - JLL, 25.11.2003, 12:17
- ...der fehlte uns noch...... - Sushicat, 25.11.2003, 12:31
- super! was muss man da drücken, damit der kommt? - Toby0909, 25.11.2003, 12:34
- öhm.....das kann nur Elli.... - Sushicat, 25.11.2003, 12:44
- Re:...der fehlte uns noch...... / noch ein Neuer.... - -- Elli --, 25.11.2003, 14:19
- Re:... den kann ich vermutlich häufiger gebrauchen. (owT) - JLL, 25.11.2003, 15:46
- super! was muss man da drücken, damit der kommt? - Toby0909, 25.11.2003, 12:34
- ...der fehlte uns noch...... - Sushicat, 25.11.2003, 12:31
- dachte ich mir.... - Toby0909, 25.11.2003, 11:58
- Re: Studiengebühren - warum verschenken wir nicht gleich die Rente?! - nasowas, 25.11.2003, 11:47
- das meiste habe ich gerade im anderen Posting beantwortet.... - Toby0909, 25.11.2003, 12:08
- Warum denn nicht? - ufi, 25.11.2003, 12:34
- guter Vorschlag! - Toby0909, 25.11.2003, 13:35
- vor allem würde damit - Toby0909, 25.11.2003, 13:36
- guter Vorschlag! - Toby0909, 25.11.2003, 13:35
- Business Schools - off-shore-trader, 25.11.2003, 12:42
- Mir dünkt, unendlich Neid und übergroße Mißgunst haben grad ihr Ventil gefunden - vasile, 25.11.2003, 13:53
- jaja, die Berufshedonisten - Toby0909, 25.11.2003, 14:29
- Re: Studiengebühren - warum verschenken wir nicht gleich die Rente?! - t-bull, 25.11.2003, 14:22
- können wir uns nicht einfach darauf einigen, daß - Toby0909, 25.11.2003, 14:32
- Du hast völlig recht, Toby (owT) - Nachfrager, 25.11.2003, 15:01
- OK ;-) es gibt ja teilweise schon hoch subventionierte Volkshochschulkurse (owT) - t-bull, 25.11.2003, 15:33
- können wir uns nicht einfach darauf einigen, daß - Toby0909, 25.11.2003, 14:32
- Ist nicht so einfach... - fridolin, 25.11.2003, 11:12
Re: Genau - zu diesem Thema ein großes Spektrum heute in der Presse
-->>So lange Professoren ihre C4-Besoldung als Taschengeld ansehen und sich mit Gutachten (vor allem in der Rechtswissenschaft, im Bauwesen, in der BWL) oder mit eigenen Firmen (vor allem im Informatik- und Technikbereich, aber auch in den Gesiteswissenschaften) oft mit Strohmännern an der Front eine goldene Nase verdienen, wird sich ohnehin nix ändern. Man hat sich ja schließlich nicht ohne Grund jahrelang oder einige oft auch über Jahrzehnte durch den Elfenbeinturm gequält. Ich kann dir auf Anhieb zwei Handvoll hochbesoldeter Professoren nennen, für die die Lehre lediglich ein Hobby ist. Geld wird an andrer Stelle verdient. Das ist schon bei Uni-Dozenten so, die sich ihr Zubrot (bzw. den eigentlichen Verdienst) an Privatunis reinholen - und dementsprechend ihre Anwesenheit an der staatlichen Universität danach ausrichten. Knapp, versteht sich. Wenn ich höre, dass ein Professor zwecks Forschung abwesend ist, bekomme ich schon Lachanfälle.
Beste Grüße, Christian
hallo
Genau - da hast du Recht was die Besoldung der Professoren angeht, von denen wohl die allermeisten 90 Prozent eben n i c h t dozieren. Zumindest nicht vor den ihnen Anvertrauten.
Da gab es neulich eine ziemlich erschütternde Auflistung drüber, wie lange (eher wie kurz) die Pof. nur vor den Studenten stehen und dozieren.Ich find's im Moment nicht wieder.
Im übrigen bin ich wie nachfolgender Politiker,ausnahmsweise mal, auch dessen vorgetragener Meinung:
[b]Westerwelle sagte, es sei"unfair, wenn ein junger Dachdecker mit seinen Steuern einem jungen Studenten (privilegiertem) das Studium finanziert. Fair ist, wenn derjenige, der nach dem Studium überdurchschnittlich verdient, auch einen Teil der Kosten seiner Ausbildung zurückzahlt."
Und dazu aus der heutigen Presse ein Vierfachschlag um/über Studiengebühren!
Ich habe die vier Artikel mal alle reinkopiert, da die WELT seit kurzem die
kostenlose Leserei nicht mehr so einfach gestattet.
Was viele wahrscheinlich ja bejubeln werden. Dennoch sind auch in dieser"Systempresse" hochinteressante Ansätze zu diesem von Toby angeschnittenen Thema dabei.
Also wen es interessiert: Augen auf und durch.
aws.
kiz
[/b]
<font size="5">SOS im Hörsaal </font>
Immer mehr Studenten strömen an die deutschen Unis - denen die Länder immer mehr Mittel streichen. Als Konsequenz aus der Misere wird der Ruf nach Studiengebühren lauter. Der Protest dagegen auch
von Joachim Peter
Die Show läuft. Sabine Christiansen lacht in die Kameras. Gewohnt charmant begrüßt sie Zuschauer und Gäste. Draußen vor dem Studio, weit ab der Fernsehwirklichkeit, geht es indes weniger gesittet zu als auf den weich gepolsterten Stühlen der Debattierer: 1000 Studenten wollen die Talkshow stürmen.
Der Zuschauer im heimischen Sessel ahnt davon nichts."Wenn das Fernsehen nicht zu uns kommt, gehen wir ins Fernsehen", so das Motto der Demonstranten, die am Sonntag gegen die radikalen Sparmaßnahmen des Berliner Senats im Hochschulbereich protestieren. 150 Polizisten gewährleisten schließlich den ruhigen Ablauf der Talkshow. Nach der Sendung tritt Sabine Christiansen vor die Tür des Studios:"Schicken Sie jemanden vorbei, Ihre Anliegen sind berechtigt. Heute war es aber unpassend" - Thema ihrer Sendung war der internationale Terrorismus.
Berlin ist allerdings kein Einzelfall. In vielen Universitätsstädten demonstrieren dieser Tage Tausende gegen die Sparmaßnahmen ihrer jeweiligen Landesregierung. Allenthalben stehen drastische Kürzungen der Hochschuletats an, obwohl die Zahl der Studierenden nach WELT-Recherchen fast an allen Hochschulen in Deutschland steigt - zum Teil verzeichnet man sogar Rekordzuwächse. In Thüringen studieren beispielsweise in diesem Wintersemester rund 48 620 Personen - fast 2000 mehr als noch vor einem Jahr. In Sachsen sind es plus 4734 Studenten, in Hamburg plus 3349, in Bremen plus 3395.
In Berlin verpasste der Senat seinen Hochschulen inzwischen einen Aufnahmestopp - die Stadt ist pleite und kann sich deshalb keine höheren Studierendenzahlen mehr leisten. Die Hochschulen der Hauptstadt werden bereits mit dramatischen Etatkürzungen konfrontiert; Nach Berechnungen der Technische Universität (TU) müssen künftig einige Studienfächer abgewickelt werden - ein Horrorszenario.
Szenenwechsel. Rostocks Universität ist eigentlich ein Lichtblick in der ostdeutschen Hochschullandschaft. Allein in diesem Wintersemester ist die Studienanfängerzahl um 50 Prozent, die Gesamtzahl der Studierenden von 12 000 auf über 13 000 gestiegen. Rostocks Unirektor Hans Jürgen Wendel macht für die Entwicklung gute Ergebnisse verantwortlich, die die Universität in verschiedenen Hochschulrankings erreichte. Das habe viele Studenten angezogen, vor allem auch aus den alten Bundesländern und dem Ausland. Doch dieser an sich positive Trend sorgt im hohen Norden nicht nur für Euphorie:
Auch Rostocks Universität geht inzwischen auf dem Zahnfleisch."Die angespannte Haushaltslage wird durch eine neuerliche Haushaltssperre noch verschärft", klagt Wedel. Trotz steigender Studierendenzahlen muss die Universitätsleitung in den nächsten fünf Jahren zwölf Prozent des Personalbestands abbauen. Die Studentenvertreter kritisieren aber schon jetzt überfüllte Hörsäle, die, wie Wedel sagt, zumeist in einem"unverantwortlichen Zustand" seien.
Sogar im Bildungsvorzeigeland Bayern wird der Wissenschaftsetat schrumpfen. Dabei stieg in Bayern die Zahl der Studierenden von 230 434 auf 244 487 - neuer Rekordstand. Der Haushalt von Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) platzt aus allen Nähten. Kurzerhand hat er einen Paradigmenwechsel verkündet: Goppel spricht sich nun vehement für die Einführung von Studiengebühren aus.
Studiengebühren sind jedoch für das Erststudium infolge der sechsten Novelle des Hochschulrahmengesetzes (HRG) untersagt. In Zeiten leerer öffentlicher Kassen wird daher der Ruf nach einer Änderung des Gesetzes immer lauter: Inzwischen erreicht die Debatte auch Rot-Grün, vorangetrieben von den so genannten Netzwerkern in der SPD, einem Bündnis junger Sozialdemokraten - obwohl Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) die Einführung von Studiengebühren entschieden ablehnt.
Bulmahns Argumentation: Deutschland braucht mehr Akademiker - Studiengebühren wirken aber abschreckend auf junge Menschen."Mittel- und langfristig werden wir nicht um eine Debatte über Studiengebühren und ähnliche Instrumente herumkommen", sagt indes Grünen-Parteichef Reinhard Bütikofer. Die Argumente der Befürworter sind stereotyp: Bessere Bedingungen für Studierende, mehr Qualität im Bildungsangebot und größere finanzielle Spielräume für die Hochschulen.
Viele Studenten befürchten jedoch, dass die Finanzlöcher in den Haushalten auf ihrem Rücken durch Studiengebühren kompensiert werden. Von Seiten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) wird die Einführung von Studiengebühren indes begrüßt - sofern sie sozial verträglich sind und Stipendiensysteme eingeführt werden, heißt es."Zur Aufrechterhaltung der Qualität an deutschen Hochschulen müssen wir künftig auch private Finanzquellen erschließen. Dazu gehört die Einführung von Studiengebühren, aber auch eine verstärkte Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen", sagt HRK-Präsident Peter Gaehtgens der WELT.
Die Zusammenarbeit mit Unternehmen habe aber auch Grenzen:"In eine inhaltliche Abhängigkeit dürfen sich die Hochschulen nicht begeben." Die Gefahr, dass sich der Staat, wie von den Studenten befürchtet, zunehmend aus der finanziellen Verantwortung für die Hochschulen ziehen könnte, bestreitet aber auch Gaehtgens nicht:"Dass der Staat Studiengebühren als Kompensation für fehlende Haushaltsmittel missbraucht, kann man nicht zu 100 Prozent ausschließen." Es bleibe ein"gewisses Risiko", konstatiert er, wendet aber ein:"Aber welche anderen Alternativen gibt es? Das Risiko, dass wir ohne neue Finanzmittel einen Einbruch in der Qualität der Hochschulausbildung erleben werden, ist viel größer."
Das Deutsche Studentenwerk (DSW) warnt hingegen vor einer neuerlichen Debatte um Studiengebühren."Angesichts leerer Kassen in den Ländern halte ich es für eine Illusion, dass die Studiengebühren tatsächlich bei den Hochschulen ankommen", sagt DSW-Präsident Hans-Dieter Rinkens. Die Erfahrungen in den USA und in Australien zeigten,"dass dies nicht so ist". Je höher die Studiengebühren lägen, desto weniger Geld würde vom Staat an die Hochschulen gezahlt, warnt Rinkens. Überdies existierten derzeit lediglich 150 Stipendienanbieter, die vor allem Hochbegabte förderten. Studenten aus gering verdienenden Haushalten blieben auf der Strecke.
Gespannt sein darf man auf das ausstehende Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe. Dort haben sechs unionsgeführte Länder gegen das Hochschulrahmengesetz geklagt, weil sie Studiengebühren einführen wollen. Die Karlsruher Richter werden frühestens im nächsten Jahr darüber befinden. Der nationale Bildungsnotstand bleibt derweil akut. Mitarbeit: hb
<font size="5">Hochschulkrise: Neuer Vorstoß für Studiengebühren</font>
Fast alle Universitäten in Deutschland müssen drastische Sparmaßnahmen hinnehmen - Zahl der Studenten steigt
Berlin - Angesichts der Streikwellen in den deutschen Hochschulstädten hat sich der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Peter Gaehtgens, für die Einführung von Studiengebühren ausgesprochen."Zur Aufrechterhaltung der Qualität an deutschen Hochschulen müssen wir künftig auch private Finanzquellen erschließen. Dazu gehört die Einführung von Studiengebühren, aber auch eine verstärkte Zusammenarbeit von Hochschule und Unternehmen", sagte Gaehtgens der WELT. Ebenso plädieren Spitzenpolitiker wie Ute Vogt (SPD) und FDP-Chef Guido Westerwelle für die Einführung von Studiengebühren."Es ist gerecht, wenn die Gesellschaft Leistungen nach der Ausbildung wieder zurückfordert", sagte die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Vogt. Die baden-württembergische SPD-Chefin will das Thema voraussichtlich im Rahmen eines bildungspolitischen Antrags auf dem Landesparteitag im Februar einbringen.
Westerwelle sagte, es sei"unfair, wenn ein junger Dachdecker mit seinen Steuern einem jungen Studenten das Studium finanziert. Fair ist, wenn derjenige, der nach dem Studium überdurchschnittlich verdient, auch einen Teil der Kosten seiner Ausbildung zurückzahlt."
Auch die Bildungspolitiker der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Rachel, Maria Böhmer und Katherina Reiche, fordern die Aufhebung des Studiengebührenverbots."Die Politik sollte das Verbot, Studiengebühren zu erheben, aus dem Hochschulrahmengesetz streichen", sagte Rachel. Böhmer vertrat die Auffassung, die Hochschulen müssten Fragen der Gebührenerhebung innerhalb ihrer Länder"autonom regeln können". Reiche sagte, Studiengebühren müssten als Einnahmequelle der Hochschulen dienen und"dürfen keinesfalls den öffentlichen Haushalten zugute kommen".
Nach Recherchen der WELT steigen in fast allen Hochschulstandorten Deutschlands die Studierendenzahlen. Hunderttausende Studenten protestieren derweil gegen die von den Landesregierungen geplanten Kürzungen der Hochschuletats und gegen Personalabbau an den Unis. JoP/A.G./MLU/mdl.
<font size="5">Würzburg statt Harvard </font>
Angesichts des Sparzwangs geht die Vorzeige-Uni neue Wege
von Jan Rübel
Schuljungenreport" nennt Peter Friedl seinen neuesten Film. In dem schmiegt sich ein"Pennäler" an seine"Lehrerin", kriecht über sie hinweg und läuft knallgelb an."Logisch", sagt Friedl,"die gestiegene Kalzium-Konzentration in seinem Inneren zeigt sich so." Der Streifen über Zellbewegungen dauert neun Sekunden. Am Ende wendet sich der"Schüler" ab; der Lymphozyt hat genug gelernt von der Dentritischen Zelle, der Wächterin im Immunsystem unseres Körpers, die Fotos macht von allem, was ihr fremd erscheint. Gewappnet jagt der Schüler weiter, auf der Suche nach zur Fahndung ausgeschriebenen Bakterien und Krebszellen.
Ihnen ist auch Dermatologe Friedl auf der Spur, und er wird bald bessere Filme drehen: Im Februar erhält er ein Multiphotonen-Mikroskop, mit dem er einen Millimeter tief in lebendes Gewebe hineinschauen kann - bisher simuliert er dies mit künstlichen Strukturen. Das 600 000 Euro teure Gerät ermöglicht hat ihm das neue Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin an der Universität Würzburg.
Dort geht Leiter Martin Lohse neue Wege, um der Sparfalle, die sich auch der Würzburger"Alma Julia" nähert, zu entrinnen.
"Am Anfang stand die Mobilfunk-Hausse", erinnert sich Lohse. Hunderte Millionen Euro aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen wollte die Bundesregierung in die Forschung investieren. 56 Hochschulen bewarben sich mit verschiedensten Ideen - Würzburg überzeugte mit dem Konzept,"eine kleine Uni innerhalb der großen" anzusiedeln, sagt Lohse,"die nicht nur forscht, sondern auch Studierende mit einbezieht". Der Pharmakologe hatte die Idee für das 2002 gegründete Zentrum und holte Forscher aus dem Ausland.
20 Millionen Euro zahlt der Bund über fünf Jahre hinweg gestreckt. Den gleichen Betrag akquiriert das Zentrum an Drittmitteln. Und Lohse erfand 2001 mit Kollegen einen völlig neuen Studiengang: die Biomedizin."Viele Biotech-Manager klagten, sie fänden nicht die Angestellten, die sie bräuchten." Forscher Lohse, der Preise im Jahresrhythmus einheimst, beugt sich nach vorn."Mediziner wissen, was nötig ist, und Naturwissenschaftler kennen die Grundlagen dafür. Wir führen beide Disziplinen zusammen."
Ein begehrtes Fach entstand: Zum aktuellen Wintersemester bewarben sich 489 Kandidaten auf 24 Studienplätze.
Vier von denen, die es geschafft haben, drängeln sich gerade um Reagenzgläser. In einer Nährlösung brodeln Herzmuskelkammern von Mäusen. Die Studenten haben ein Medikament, das ursprünglich zur Asthmabehandlung gedacht ist, in die Lösung geträufelt, um es auf Nebenwirkungen hin zu überprüfen."Der Puls beträgt jetzt 630 Schläge in der Minute - als stünde eine Katze hinter ihr", kommentiert Stefan Engelhardt, Leiter der Arbeitsgruppe Kardiale Schlüsselproteine."Unerwünschte Nebenwirkung" protokollieren die Fünftsemester. Engelhardt grinst. Für den Job hat der 34-Jährige eine Forschungsstelle an der Harvard-Universität aufgegeben.
Gesponsert wird die Gruppe zur Hälfte von der Wirtschaft: Aventis Pharma Deutschland und Procorde finanzieren Engelhardts Forschung mit fünf Mitarbeitern durch 0,75 Millionen Euro und erhalten das Recht, bei Ergebnissen Lizenzen zu erwerben."Die Rechte bleiben bei der Uni, ich mache also keine Auftragsforschung", wehrt Engelhardt die Frage nach seiner wissenschaftlichen Unabhängigkeit ab. Die Studenten drängeln. Sie wollen noch zur Demo, zum Hauptgebäude am Sanderring. Gegen die Sparvorgaben der Landesregierung."Wir haben Glück", hofft Alexandra Reckewell,"aber wir wollen die anderen Fachbereiche unterstützen." Denn alle Hochschulen Bayerns müssen zehn Prozent ihres Etats einsparen.
Vor dem Uni-Hauptgebäude haben sich 12 000 Demonstranten versammelt."Rauskommen, rauskommen", skandiert die Menge in die Fenster hinein. Längst draußen ist Axel Haase. Der Unipräsident steht auf der mächtigen Treppe und gibt ein Fernsehinterview."Ich bin hier, um gegen die Sparvorhaben zu protestieren", sagt er ins Mikro, da brüllt wenige Meter entfernt in offenem Anorak ein Student durch ein Megafon:"Es soll noch Studis geben, die sich in den Seminaren verstecken, glaubt ihr das?"
Die Menge antwortet:"Rauskommen, rauskommen!" Haase steckt den Kopf tief in den zugeknöpften blauen Lodemantel und schweigt. Es ist kalt. Erst vor einem Monat hat Haase sein Amt übernommen.
Dabei hätte die Uni Würzburg so viel Gutes zu berichten. 11,1 Prozent mehr Studienanfänger in diesem Semester; und in der Drittmittelwerbung belegt Würzburg bundesweit den siebten Platz. Doch Haase zuckt mit den Schultern, murmelt, dass sich die Uni verändern werde. Dann setzt sich der Protestzug in Bewegung.
Martin Lohse sitzt längst im Zug nach Düsseldorf, zur Verleihung eines Wissenschaftspreises. Und die Fünftsemester von der Biomedizin, sie laufen noch mit bis zum Marktplatz. Dann ist Schluss mit Protestieren. Der Mäusepuls muss neu berechnet werden. Der von der Uni Würzburg schlägt höher als früher. Auch ohne Asthma-Mittel.
<font size="5">Gebührliche Gebühren </font>
Der Kommentar
Es ist nicht überraschend, dass dieser Tage Studenten auf die Straße gehen, um sich gegen den Rotstift zu wehren. In der Tat sind die Zustände an den Massenuniversitäten haarsträubend. Es ist verständlich, wenn Studenten dagegen protestieren.
Überraschend aber ist, dass sie diesem berechtigten auch ein unberechtigtes Anliegen hinzufügen: die Ablehnung von Studiengebühren. Die Studenten scheinen nicht einzusehen, dass sie nur deswegen von den Hochschulen so schlecht behandelt werden, weil sie ihnen, außer Arbeit, nichts einbringen. Ein Blick ins Ausland könnte ihnen zeigen, dass der Student dort besser behandelt wird, wo er dafür bezahlt, dass er eine erstklassige Hochschulausbildung bekommt.
In Amerika streiten sich Spitzenuniversitäten um die begabtesten Studenten - obwohl Studieren dort teuer ist. Stipendien und Darlehen garantieren, dass die Gebühren nicht zu sozialer Auslese führen, mit der sie hier zu Lande stets verteufelt werden.
Viel früher als die Studenten anzunehmen scheinen, findet Auslese in Deutschland statt.
Die sozialen Milieus haben sich längst verfestigt, ehe Menschen auch nur in die Nähe einer Hochschule kommen. Schon wenn Kinder eingeschult werden, ist es oft zu spät, um die Verklammerung von Herkunft und Bildung zu durchbrechen.
Der Kindergarten ist ein denkbarer Ort früher Förderung deklassierter Schichten. Der allerdings ist richtig teuer. Ginge es den Studenten um die Sache, dann müssten sie gegen Kindergartengebühren demonstrieren.

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