- The Daily Reckoning - From Funeral To Funeral (Bill Bonner) - Firmian, 26.11.2003, 01:23
- Re: Ein wenig spät, dafür auch wieder nicht alles... seufz - Firmian, 26.11.2003, 01:25
- Re: Ein wenig spät, dafür auch wieder nicht alles... seufz - Turon, 26.11.2003, 01:48
- Re: Ein wenig spät, dafür auch wieder nicht alles... seufz - Firmian, 26.11.2003, 01:25
Re: Ein wenig spät, dafür auch wieder nicht alles... seufz
-->Wann wird endlich nachgedacht?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Auf den ersten Seiten der Zeitungen konnte man letzte Woche Bilder vom
Anschlag in Istanbul sehen. Ich frage mich... wann beginnen die
Leute, sich zu fragen? Zu fragen, ob der amerikanische Krieg gegen den
Terror überhaupt richtig gewonnen werden kann? Oder ob er überhaupt
Sinn macht.
Denn vielleicht führt er nur zu mehr Problemen?
Und wenn die Leute über den amerikanischen Krieg gegen den Terror
nachdenken, könnten sie dann nicht auch über das amerikanische
Leistungsbilanzdefizit nachdenken? Und darüber, ob die Amerikaner
jemals ihre Schulden zurückzahlen werden bzw. können? Und was das
amerikanische Papiergeld überhaupt wert ist? Und was die Aktien und
Anleihen, die die US-Regierung und die Unternehmen ausgegeben haben -
in der gerade erwähnten Währung - wirklich wert sind?
Heute müssen sich besonders die Chinesen das fragen. Zusammen mit den
Japanern sind sie die größten Käufer von US-Anleihen in der Welt. Die
meisten ihrer Währungsreserven sind in Dollar. Und ihre größte Quelle
von neuen Jobs, Fabriken, Gewinnen und Technologien ist der US-Markt.
Die Chinesen haben sogar ihre Währung an den US-Dollar gebunden, um
diese sehr wichtige Beziehung zu stabilisieren.
Aber Tag für Tag fällt der Dollar... und mit ihm fällt der reale Wert
der Milliarden Dollar-Reserven der Chinesen, die zum größten Teil in
US-Staatsanleihen gehalten werden. Sie kaufen diese US-Schulden, um
die Amerikaner mit Krediten versorgt zu lassen, damit die Amerikaner
weiter einkaufen können. Aber die Chinesen müssen sich fragen, ob es
das wirklich wert ist.
Der fallende Dollar tut den Chinesen doch nicht weh, könnte man
argumentieren. Denn der Yuan und der Dollar sind ja in einem festen
Verhältnis aneinander gebunden, und deshalb werden bei einem Rückgang
des Dollarkurses die chinesischen Güter gegenüber dem Rest der Welt
(ohne USA) sogar wettbewerbsfähiger. Aber jetzt plötzlich präsentiert
die Bush-Administration etwas, das wie ein Relikt aus der sowjetischen
Zentralplanungs-Ära anmutet: Eine Importbeschränkung für chinesische
Textilien. Wenn man demnach ein Paar in China hergestellte im Land der
unbegrenzten Möglichkeiten zum freien Marktpreis verkaufen will, dann
muss man sie ins Land schmuggeln.
Es gab schon einmal eine Zeit, in der der Protektionismus
Hochkonjunktur hatte. Das kam im Zuge der Weltwirtschaftskrise, zu
Beginn der 1930er. Die Folge war, dass Millionen Amerikaner in die
Armut sanken. Nach dem sogenannten"Smoot-Hawley Act" (so benannt nach
zwei US-amerikanischen Protektionisten) kollabierte der Welthandel...
und mit ihm die US-Wirtschaft. Besonders deutlich betroffen war
natürlich auch die schon damals stark auf Export ausgerichtete
deutsche Wirtschaft.
Bald war jeder Vierte arbeitslos... und der Aktienmarkt brauchte ein
Vierteljahrhundert, um sich zu erholen.
"China erhöht die Zölle auf US-Güter", so kam es vor ein paar Tagen
über die Reuters-Ticker, die Antwort auf die Bush-Pläne.
Da muss doch jemand nachdenken...
Jetzt zu Addison, mit mehr News:
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Montag, 24. November 2003
Blutbad!
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin
"Blutbad!" schreibt unser Londoner Korrespondent Adrian Ash."Die
Angriffe auf das britische Konsulat und HSBC (eine der größten
britischen Banken) in Istanbul dominieren hier die Presse." 'Wird
Großbritannien als nächstes dran sein?' fragt die Zeitung 'Daily Mail'
in großen Buchstaben.
An der Istanbuler Börse wurde der Handel vorzeitig beendet, nachdem
die Kurse um 7,4 % gefallen waren...
Die Angriffe gaben letzte Woche den Anti-Bush-Demonstranten in der
britischen Hauptstadt neue Munition."Das wäre nicht passiert, wenn
wir nicht in den Krieg gezogen wären", so ein Demonstrant gegenüber
der Financial Times. Laut Polizeitschätzungen waren 110.000 Leute auf
der Straße, die zusammen"F *** k Bush!" riefen.
"Die, die niemals Wahlen gewinnen können, gehen immer auf die
Straßen", schreibt Antti Nupponen, ein iranischer Schriftsteller, zu
den Demonstrationen in London."Die Politik der Straße ermöglicht es
ihnen, Debatten über komplexe Themen auszuweichen, die nicht auf ein
paar einfache Slogans reduziert werden können." Der Artikel meint,
dass es vielleicht kein Zufall war, dass die Bomben explodierten, als
der US-Präsident gerade mit der britischen Queen Tee trinken sollte.
Nupponen weiter:"Die Politik der Straße ermutigt die irrationalen
Tendenzen von Massen, die sich in (...) Lynch-Mobs verwandeln können.
Macht, die in den Straßen gewonnen wird, produziert nur eine
Ochlokratie (Herrschaft der Schlimmsten)."
Zurück zu den Finanzmärkten. Der Euro steht gegenüber dem Dollar
wieder bei 1,19."Die Investoren sind nicht darauf vorbereitet,
US-Vermögensanlagen zu halten", so Tony Dolphin, Fondsmanager des 32
Milliarden Dollar schweren Henderson Global Investors Fonds gegenüber
Bloomberg."Wenn man News wie die über diese Attacken erhält, dann
rennen die Investoren vom Dollar weg." Die Investoren vielleicht, aber
was ist mit der Bank of Japan? Wenn die jüngste Transaktion der Bank
of Japan vom letzten Dienstag bestätigt wird, dann wird sie seit
August insgesamt rund 80 Mrd. Dollar gekauft haben - das sind fast
genau 1 Mrd. Dollar pro Tag, was genug ist, um fast 75 % des
amerikanischen Handelsbilanzdefizits für diesen Zeitraum zu
finanzieren.
Wie lange noch, frage ich mich, kann die Bank of Japan im Licht der
geopolitischen Absurdität weiterhin zur Rettung des Dollar beitragen?
Laut Derek Halpenny, Währungsanalyst bei der Bank of Tokyo-Mitsubishi,
nicht allzu lange. Halpenny sagte der Financial Times, dass die Bank
of Japan für Dollarkäufe nur noch 8.500 Milliarden Yen zur Verfügung
hat (in einem speziellen Fonds). Derzeit ist 1 Dollar 107 Yen wert,
was heißt, dass die Bank of Japan den Dollar nur noch für 79 weitere
Tage stützen kann, wenn Sie in dem Volumen weitermacht, das wir seit
August gesehen haben.
Übrigens haben auch die US-Börsen den Anschlag in Istanbul nicht gut
aufgenommen - der Dow Jones kam zurück. Aber kurioserweise ist auch
der Goldpreis wieder ein wenig zurückgekommen."Die Investoren bauen
ihre Positionen in Gold-Futures, die vorher auf Rekordniveau standen,
etwas ab", so Devisenhändler Kevin Morrison gegenüber der Financial
Times. Ich hatte mich schon gefragt, ob es nicht ein Verkaufssignal
war (aus antizyklischer Sicht), dass in"USA Today" letzte Woche auf
der Titelseite das Thema Gold gebracht wurde. Nun, es sieht so aus,
als ob es wirklich ein Verkaufssignal war.
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Montag, 24. November 2003
Von Bananen und Unterhosen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Das Fortune-Magazin teilt uns mit, dass die Verpflichtungen der
US-Bundesregierung dieses Jahr wahrscheinlich um 1,6 Billionen Dollar
wachsen werden... und dann jedes Jahr so weiter. Dieser Betrag
entspricht dem gesamten Marktwert allen Goldes, das jemals seit dem
Beginn der Zeit aus der Erde geholt worden ist.
Gold oder Papier? Das Angebot an Papier(geld) explodiert. Das Angebot
an Gold ist immer noch sehr begrenzt. Ich weiß nicht, wer das Rennen
machen wird... aber ich wäre ein Idiot, wenn ich nicht die
Wahrscheinlichkeiten annehmen würde, die das Gold bietet.
*** Patriotismus ist als"die letzte Zuflucht der Schurken" bezeichnet
worden. Nun, es könnte auch die erste sein. Ich denke da gerade an die
Schutzzölle...
.. die die USA jetzt gegen in China hergestellte Unterwäsche erheben
wollen. Warum sollen die Amerikaner für ihre Unterhosen mehr zahlen
wollen, damit George W. Bush wiedergewählt wird?
Aber ich stelle mir im Hinblick auf diese Maßnahme auch die Frage nach
dem moralischen oder ethischen Prinzip. Warum ist es für einen
Amerikaner so wichtig, 10 Mal so viel wie ein Chinese zu verdienen?
Die Weltwirtschaft wächst durch Spezialisierung. Bananen, um ein
Beispiel zu nehmen, das aus meinem heutigen Frühstück besteht, werden
nicht in Deutschland angebaut, weil die im Ausland besser und billiger
herangezogen werden können. Jeder profitiert davon, wenn diese Bananen
dann gegen Güter aus Deutschland eingetauscht werden. Aber wenn man
die Deutschen dazu zwingen würde, eigene Bananen anzubauen - durch
Schutzzölle, Quoten und andere Restriktionen - dann würde die
Weltwirtschaft schrumpfen. Die Deutschen müssten mehr für Bananen
zahlen, und die Leute in den Bananen produzierenden Ländern wären
ärmer dran. Das ist ein Beispiel dafür, dass Welthandel für alle
Seiten gut sein kann - ein positives Beispiel für Globalisierung.
Protektionismus ist unehrenhaft und absurd, aber das bedeutet nicht,
dass er nicht populär wäre."Amerikanische Jobs sichern" könnte eine
schöne Kampagne für den kommenden Wahlkampf werden.
*** Jede Spekulationsblase muss ihre Nadel finden. Das ist nicht meine
Absicht... aber es sieht so aus, als ob das einfach so ist. Die
amerikanische Militärmacht ist nach dem Kollaps der Sowjetunion 1989
gewaltig angeschwollen, auf Blasenniveau. Wo würde die Nadel sein,
fragte ich mich? Keine Nation... und keine konventionelle Armee...
konnte dagegen ankommen.
Ohne Nadeln, die scharf genug waren, mussten neue erfunden werden. Und
irgendwie hat es die Bush-Administration unabsichtlich geschafft,
einen Titanen-Gegner auszugraben, der ihrer selbst wert ist. Der
"Krieg gegen den Terror" begann. Schließlich war ein Gegner gefunden
worden, der nicht durch Hightech und überlegene Militärmacht
vernichtet werden konnte. Das Problem war, dass dieser neue Gegner zu
klein, zu schwach, zu zerstreut war, um mehr als eine sehr gefährliche
Störung zu sein... besonders nach dem 11. September, als die ganze
Welt gegen diesen neuen Gegner war. Aber jetzt lese ich in der
International Herald Tribune, dass es gerade der amerikanische Krieg
gegen den Irak war, der den Terroristen geholfen hat, sich zu
"regenerieren"."Jetzt sind sie wieder dazu fähig, Angriffe im großen
Maßstab durchzuführen", so August Hanning, Chef des deutschen
Militärgeheimdienstes.

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