- Obdachlose NY + Yuppie Serenade - An welchem Punkt der Entwicklung ist die USA? - Tobias, 26.11.2003, 14:14
Obdachlose NY + Yuppie Serenade - An welchem Punkt der Entwicklung ist die USA?
-->OBDACHLOSE IN DEN USA
Tod in der Müllpresse
Von Marc Pitzke
Ein trister Rekord für New York: 39.000 Menschen sind derzeit obdachlos, mehr als je zuvor in der Geschichte der Stadt. Sie sind die unbeachteten Verlierer des US-Wirtschaftsbooms.
New York - Sie kannten ihn alle hier in der schäbigen Meeker Avenue, doch keiner kannte seinen Namen. Mitte fünfzig war er wohl, weißes Haar, verfilzter, weißer Bart, polnischer Akzent. Tagsüber sammelte er leere Dosen, grüßte freundlich und, so erinnert sich ein Anwohner,"störte niemanden". Nachts schlief er, gemeinsam mit ein paar anderen Obdachlosen, unter einem Stapel aus Müll, Pappkartons und Sperrholz im Schatten des dröhnenden Brooklyn-Queens Expressway.
So auch vorigen Freitag. Dann, um kurz vor drei Uhr nachts, kam der Müllwagen vorbei, eines dieser riesigen, lauten Monster mit einem Stahlschlund, der alles zermalmt. Ahnungslos hoben die Müllmänner den Schrottstapel am Straßenrand mit der hydraulischen Gabel hoch und schaufelten ihn in den Bauch des Trucks.
Erst dann merkten sie, dass sich da etwas bewegte. Zu spät: Der Mann mit dem weißen Bart, der sich zum Schlafen in eine Decke und ein paar Tüten eingewickelt hatte, war bereits halb tot, von der Müllpresse zerquetscht. Er starb eine Stunde später im Woodhull Hospital.
Zerquetscht, erschossen, überfahren
Es war bereits der dritte gewaltsame Tod eines New Yorker Obdachlosen innerhalb von vier Wochen. Zehn Tage zuvor war ebenfalls in Brooklyn der 48-jährige Charles Gomez auf offener Straße von Unbekannten erschossen worden. Er hatte gerade ein Hilfsprogramm absolviert, das ihm seine erste Wohnung seit Jahren verschafft hätte. Ende Oktober war im Stadtteil Crown Heights ein Obdachloser, den alle nur Carlos nannten, von zwei Autos überfahren worden. Carlos soll einmal ein Lehrer gewesen sein und seine Familie bei einem Brand verloren haben.
Zerquetscht, erschossen, überfahren: Zeichen der Zeit. Die grausigen Todesfälle sind Symptome einer Malaise, die New York ausgerechnet zum Einbruch des Winters fest im Griff hält: Fast 39.000 Menschen, beinahe die Hälfte davon Kinder, sind hier inzwischen obdachlos - mehr als je zuvor in der Geschichte der Millionenstadt. Und das sind nur die amtlich Erfassten, die sich in den Asylen melden. Abertausende mehr, die keiner zählt, nächtigen in den U-Bahn-Schächten und auf Parkbänken.
Dagegen wirkten selbst die späten 80er Jahre wie ein Paradies des Wohlstands, als ein von Börsencrash und Mordserien gebeuteltes New York, zum weltweiten Symbol für Niedergang und Armut wurde. Damals fürchteten sich Touristen vor den wilden Straßen Manhattans, die unter anderem auch von 27.000 Obdachlosen bevölkert wurden.
An Thanksgiving unpassend
Solche Zahlen gälten heute als Erfolg.
Eine bittere Erkenntnis. Vor allem zu Thanksgiving, dem Nationalfeiertag des Prassens, wo sich die Amerikaner kollektiv einem traditionellen Truthahnschmaus hingeben.
Nach Jahren kosmetischer Säuberungen, in denen Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani die Obdachlosen an den Stadtrand verbannte, gehören diese nun wieder zum Straßenbild. Zum Beispiel an der Fifth Avenue. An der Ecke zur Fifteenth Street wohnt der 44-jährige Greg in einer Kartonburg mit alten Decken. Auf dem Boden hat er drei grüne Äpfel aufgereiht."Hab' ich im Müll gefunden", sagt der ehemalige Gitarrist einer Punkband im East Village. Um die Ecke lockt Armani Exchange mit dem kleinen Schwarzen für 138 Dollar und Coach mit der 578-Dollar-Reisetasche.
1,6 Millionen ohne Essen
Greg war letztes Jahr schon hier, Passanten erinnern sich an seinen Wuschelschopf und die eine oder andere kurze Unterhaltung. Damals war er der Einzige auf diesem Block. Inzwischen kommen allein an diesem Straßenabschnitt unweit des Union Square jeden Abend mehr als ein halbes Dutzend Obdachlose zusammen.
Es sind andere Gesichter als früher: Ehepaare, Mütter, Väter. Drei Viertel der New Yorker ohne Dach über dem Kopf sind Familien mit Kindern - Opfer einer knallharten Sozialpolitik, die schon unter dem demokratischen Präsidenten Bill Clinton.
"Es gibt eine neue Art von Obdachlosigkeit in unserer Stadt, eine neue Art von Hunger und eine neue Art von Not und Erniedrigung", sagt Anna Quindlen, Kolumnistin und Autorin sozialkritischer Romane."Doch sie hat es geschafft, bisher unsichtbar zu bleiben."
Spätfolgen der US-Rezession: Immer mehr Mittelklasse-Familien stehen vor dem Nichts."Sie kommen mit der Miete in Verzug, und auf einmal stehen sie auf der Straße", berichtet Mary Brosnahan, die Direktorin der Coalition for the Homeless. Wohnungslos - und hungrig: Allein in New York, so das US-Landwirtschaftsministerium, leiden 1,6 Millionen Menschen an"food insecurity". Will heißen: Sie haben nicht genug zu essen.
Ein nationales Drama
Das lässt sich auch in der Rescue Mission beobachten, einem Asyl nahe der City Hall. Die 100 Betten werden jeden Abend per Los vergeben, so groß ist der Andrang. Morgen werden über 1000 Obdachlose zum Thanksgiving-Bankett erwartet."Keine Wohnung, aber wenigstens Truthahn", freut sich Jeanne, 21, die mit ihrem Baby seit Frühjahr obdachlos ist.
"Früher versorgten die hier meist Männer und viele Drogenkranke", sagt Julia Erickson, die Chefin des Essensdienstes City Harvest."Jetzt sind es Fahrradboten, Bürokräfte, Tellerwäscher. Suppenküchen besorgen sich Kindersitze. Früher habe ich hier nie Kinder gesehen."
Hinzu kommt: Überall wendet sich das gesellschaftliche Klima gegen die Armen. Im gesamten Land, berichtet die Coalition for the Homeless, herrsche"eine zunehmend feindliche Haltung gegenüber Obdachlosen". Übergriffe der Polizei, Missachtung von Bürgerrechten und schärfere Gesetze machten es immer schwerer,"auf der Straße zu überleben".
Wärter vor den Penthouse-Burgen
Jede Nacht sind im Schnitt 800.000 Amerikaner obdachlos; im Laufe eines Jahres trifft es mittlerweile bis zu 3,5 Millionen. Voriges Jahr lebten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten 34,6 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze, 1,7 Millionen mehr als in 2001. Die Armutsquote stieg von 11,7 auf 12,1 Prozent. Traditionell am schwersten betroffen: die Schwarzen.
Auch in 2003, so das Center on Budget and Policy Priorities (CBPP), wird sich die Lage weiter verschlechtern, trotz des jüngsten Aufatmens am US-Arbeitsmarkt."Verfehlte Prioritäten des Kongresses und des Präsidenten", klagt CBPP-Direktor Robert Greenstein,"verschlimmern die Armut."
Als Beispiel nennt Greenstein die jüngsten Steuerkürzungen:"Leute, die über eine Million Dollar im Jahr verdienen, sparen durchschnittlich 93.000 Dollar an Steuern." Armen Familien dagegen sei selbst der zusätzliche Kinderbonus gestrichen worden.
Eine Diskrepanz, die sich nirgends besser zeigt als in New York. Die Penthouse-Burgen an der Fifth Avenue sind von livrierten Pförtnern bewacht. In der Nummer 820 Fifth Avenue, einem Palazzo am Central Park, wechselten gerade erst zwei Wohnungen den Besitzer, eine für 19,2 Millionen Dollar, eine für 15 Millionen - ein durchschnittlicher Preis.
Immer mehr tote Obdachlose
Unterdessen müssen sich die Wohnungslosen um jeden Schlafplatz schlagen. 22 Jahre lang war ihnen ein städtischer Asylplatz gesetzlich garantiert. Dieses traditionelle"Recht auf Obdach" will Bürgermeister Mike Bloomberg jedoch jetzt, ganz in der Tradition seines Vorgängers Giuliani, abschaffen.
Nach den neuen Bestimmungen können"Subjekte", die sich"störend benehmen" oder bestimmte bürokratische Anforderungen nicht erfüllen, auf die Straße gesetzt werden - selbst Behinderte, psychisch Kranke, Aids-Kranke und Kinder, und selbst im tiefsten Winter. Ein Gericht hat diese Pläne bestätigt; Bürgerrechtler haben Berufung eingelegt.
Der Stadt, so fürchtet Patrick Markee, der Chefanalyst der Coalition for the Homeless, drohen durch Bloombergs Vorhaben schlimme Zustände:"Noch mehr Obdachlose auf den Straßen, noch mehr tote und verletzte Obdachlose, noch mehr Geisteskranke, die keine Versorgung haben."
Schon jetzt verschwinden - und sterben - sie namenlos auf der Straße. Bei einem früheren Müllwagen-Todesfall dauerte es fast drei Monate, bis das Opfer von Angehörigen identifiziert wurde. Nach dem freundlichen Mann mit dem weißen Bart von der Meeker Avenue hat bis heute noch niemand gefragt.
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YUPPIE SERENADE
According to Austrian economics, the boom or speculative bubble bursts when the credit expansion ends. If a depression does indeed follow a credit boom, then Champagne Joe, the typical yuppie with borrowed money in the market and no savings faces a series of unpleasant events. Here's a possible scenario.
1. The markets fall and Joe gets a margin call. He must sell or come up with more money. The ensuing bear market wipes out his stock portfolio. The idea that stock ownership is the same as bank savings is put to rest forever.
2. The sudden market drop slows down the economy. Joe finds his stock options are worthless and the company he works for is cutting back. Either he or his wife may lose their job. Family income plummets.
3. Monthly payment on the home mortgage that was refinanced to 100% of value take a big bite out of family income. The value of Joe's home has now dropped far below the amount of the mortgage.
4. The price of all imports, including oil, soar upward in price because the dollar has fallen precipitously. Joe and his family can no longer afford to go shopping at the mall.
5. Interest rates go through the roof and Joe's variable mortgage floats upward. His house payment has become unmanageable. Joe struggles to pay off credit card debt. Borrowing costs are intolerably high, a new car or major purchase is out of the question.
6. Joe's company files bankruptcy. He takes a job elsewhere at half his prior salary.
7. Joe's home goes into foreclosure. He and his family move in with his sister.
8. Stocks continue to drop relentlessly. Joe's retirement is worthless. Now his family can only afford the bare essentials of life.
9. Joe's wife loses her job. She files for unemployment, but government revenues have shrunk dramatically and benefits are reduced.
10. Joe suffers from severe depression and spends his days watching the financial channels where a full-fledged panic unfolds in the stock and bond markets. Joe watches the dollar collapse and interest rates scream upward as liquidity vanishes.
11. Joe decides to file bankruptcy.
12. Joe turns to his parents for help. Joe's parents who had all their money with brokerage houses in money market funds and bond funds find they can't liquidate their holdings. Failure in commercial paper render money market funds illiquid. High yield (junk bonds) funds collapse and all holders are trapped, never to get a penny. Corparate bonds funds face massive liquidations and plunging values. Joe'sparents are wiped out.
This isn't the worst of it. There's the potential for even greater failures, a total collapse that wipes out the wealth of America and leaves the public without help from any source. We are all at risk.
***Mein Tipp: USA ca. bei 4.) - 7.) More to come.
Tobias
<ul> ~ Spiegel-Link</ul>

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