- The Daily Reckoning - Margin Of Safety (James Boric) - Firmian, 26.11.2003, 19:51
- Und zur Abwechslung mal wieder eine (fast) Vollversion Heimatsprache - Firmian, 26.11.2003, 19:56
- Danke! Gruss (owT) - Tofir, 26.11.2003, 23:35
- Und zur Abwechslung mal wieder eine (fast) Vollversion Heimatsprache - Firmian, 26.11.2003, 19:56
Und zur Abwechslung mal wieder eine (fast) Vollversion Heimatsprache
-->Traenen und Bedauern
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Riesige Leistungsbilanzdefizite sind nichts, ueber das man sich Sorgen
machen muss, so Alan Greenspan.
Er haette sich diesen Satz auch sparen koennen. Denn in Amerika macht
sich darueber ohnehin niemand Sorgen. Der Handel und die
Handelsbilanzdefizite steigen seit Jahren. Die Leute haben begonnen,
zu glauben, dass diese Entwicklung immer in diese Richtung
weiterlaufen wird. Wenn man sich die letzten paar Jahre ansieht, dann
wird ein oberflaechlicher Volkswirt tatsaechlich kaum etwas finden,
dass folgender Hypothese widerspricht: Leistungsbilanzdefizite sind
kein Problem.
Und die Investoren denken das ohnehin. Sie haben die Aktienkurse auf
Bewertungen getrieben, die wir im 20. Jahrhundert erst 4 Mal gesehen
haben: 1929, 1972, 1987 und 2000. Nur im Jahr 2000 waren die
Bewertungen noch hoeher als heute. Und niemals gab es danach keine
Korrektur.
"Im letzten Jahr oder so wurde die Finanzierung unseres externen
Defizits durch die riesige Dollar-Akkumulation der auslaendischen
Zentralbanken erleichtert", so Alan Greenspan, der auf das Positive
verweist.
Was fuer eine wunderbare Welt, das stelle ich immer wieder fest. Die
Amerikaner geben mehr aus als sie einnehmen. Und dann leihen den
Amerikanern nette Leute, die sie nie getroffen haben, Geld, damit sie
noch mehr ausgeben koennen. Und wenn die Dinge trotzdem etwas
problematisch werden... dann senken die US-Finanzautoritaeten einfach
die Zinsen.
Nun - es stimmt schon, ein Leistungsbilanzdefizit alleine ist fuer
sich gesehen nicht zwangslaeufig eine schlechte Sache. Schnell
wachsende Volkswirtschaften tendieren dazu, Leistungsbilanzdefizite zu
haben; sie brauchen Kapital aus dem Ausland, um neue Fabriken und
Infrastruktur aufzubauen. Aber die Investments der Auslaender muessen
produktiv sein.
Amerikas Leistungsbilanzdefizit ist anders. Wenn man sich ansieht,
wofuer das Geld investiert wird, dann sieht man Neubauten nur im
Bereich Einfamilienhaeuser bzw. Einzehandel; selten sieht man eine
Fabrik,d ie neu gebaut wird.
Wenn die Auslaender Amerikas Defizite finanzieren, dann tragen sie
damit nicht dazu bei, dass in den USA die Produktion oder die Gewinne
oder die Zahl der Arbeitsplaetze wachsen. Das Leistungsbilanzdefizit
erlaubt den Amerikanern nur, mehr auszugeben, als sie sich leisten
koennen. Und das stimuliert die Produktion und die Gewinne im Ausland,
nicht in den USA.
70 % der US-Wirtschaft haengen von Konsumausgaben ab. Wenn Alan
Greenspan sagt, dass sich die US-Wirtschaft"erholt", bedeutet das,
dass die Amerikaner reicher werden? Bedeutet das, dass die Wirtschaft
gesuender wird?
Vorsicht. Das Ganze ist auf beiden Seiten der Transaktion eine
Scharade. Die Amerikaner geben Geld aus... und denken, dass sie
reicher werden. Die Auslaender leihen das Geld, und sie denken, dass
sie das Geld zurueckbekommen werden. Ich weiss nicht genau, wie das
ausgeben wird. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der finale Akt
von Traenen und Bedauern begleitet sein wird.
Jetzt zu Eric Fry, mit den letzten froehlichen News von der Wall
Street:
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Mittwoch, 26. November 2003
Eindeutige Zeichen fuer Antizykliker
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
Die steigenden Aktienkurse an der Wall Street haben auch zu einer
kleinen Erholung des Dollarkurses gefuehrt. Diese Zwillings-Rally hat
im Gegenzug den Goldpreis wieder etwas zurueckkommen lassen. Und auch
die Anleihenkurse sind etwas gefallen - die Rendite der 10jaehrigen
US-Staatsanleihen stand am Dienstag bei 4,23 % nach 4,15 % letzten
Freitag (fallende Anleihenkurse bedeuten steigende Renditen).
"Sichere Haefen" wie Gold und Staatsanleihen sind nicht mehr so
sicher, wenn die Aktienkurse steigen. Allerdings sind Aktien dann sehr
gefaehrlich, wenn die Investoren"sichere Haefen" suchen. Exzessiver
Optimismus der Investoren signalisiert oft den Beginn eines groesseren
Selloffs am Markt.
Und der Optimismus der Investoren ist derzeit wieder sehr hoch: So
stieg der UBS Index des Investoren-Optimismus im November auf ein
20-Monats-Hoch von 93 Punkten.
Die Investoren werden extrem zuversichtlich, bevor der Markt
faellt... und sie werden extrem pessimistisch, bevor der Markt eine
Rally hinlegt. Das erinnert mich an den"Sell Side Indicator".
Und der funktioniert so: Die groessen Brokerhaeuser an der Wall Street
feuern ihre Analysten, die auf der Baerenseite stehen, genau dann,
wenn ein grosser Kurseinbruch unmittelbar bevorsteht, und sie feuern
ihre Analysten, die auf der Bullenseite stehen, normalerweise genau
dann, wenn eine grosse Rally kurz bevorsteht. Laut diesem Indikator
koennte der Aktienmarkt jetzt auf das Ende der derzeitigen Rally
zusteuern.
In den 1990ern waren es Analysten wie Abby Joseph Cohen, die ihre
unglaublich positiven Prognosen abgaben. Abby Joseph Cohen wurde
regelrecht prominent, und ihr Arbeitgeber, Goldman Sachs, profitierte
davon.
"Kurz bevor die Spekulationsblase im Maerz 200 platzte", so der"Bull
& Bear Investor", feuerten zahlreiche Brokerhaeuser der Wall Street
ihre am pessimistischsten Analysten."
So wurde bei Merrill Lych der Baer Clough durch die sehr bullisch
eingestellte Christine Callies ersetzt. Sie empfahl den Kunden von
Merrill Lynch noch das ganze Jahr 2001 ueber, Aktien zu kaufen, obwohl
der Markt da zusammenbrach.
Und im Herbst 2002 wurden die bullisch eingestellten Analysten Alas,
Applegate und Galvin gefeuert - und weniger spaeter begann die
massive, neue Rally, die bis heute anhaelt.
Heute sind die Investoren sehr optimistisch, und Analysten, die auf
der Baerenseite stehen, haben es nicht leicht - sie muessen sich mit
wuetenden Massen anlegen. Hmmm... das sind eindeutige Zeichen fuer
antizyklische Anleger.
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Mittwoch, 26. November 2003
Leistungsdruck
von unserem Korerspondenten Bill Bonner in Paris
*** Der Goldpreis ist ein bisschen zurueckgekommen.
Verschwoerungstheoretiker glauben, dass irgendjemand den Goldpreis
unter der Marke von 400 Dollar halten will. Nun, ich hoffe, dass
dieser"irgendjemand" noch mehr Macht bekommt und den Goldpreis noch
bis auf 370 Dollar druecken wird. Denn dann werde ich mehr Gold
kaufen!
Man braucht jetzt 25 Feinunzen Gold, um alle 30 im Dow Jones
enthaltenen Aktien kaufen zu koennen. Vor einem Vierteljahrhundert
stand der Goldpreis ungefaehr da, wo er heute steht. Aber der Dow
Jones stand sehr viel tiefer - so tief, dass man alle Aktien des Dow
Jones fuer wenig mehr als eine einzige Feinunze Gold kaufen konnte.
In diesen 25 Jahren haben wir die groesste Zunahme an Dollars gesehen,
die es je in der Geschichte gab. Und dennoch ist der Goldpreis nicht
stark gestiegen. Der Dow Jones ist auf das 25fache des Preises einer
Feinunze Gold gestiegen. Und ich bezweifle, dass das so fuer immer
weitergehen kann.
Wenn Sie den Investor's Daily schon laenger lesen, dann wissen Sie
bestimmt, dass ich oefters einen"Trade der Dekade" empfehle:"Aktien
verkaufen, Gold kaufen". Bis jetzt ist der Goldpreis schoen gestiegen.
Aber ich denke, dass mein"Trade der Dekade" noch lange nicht
ausgelaufen ist. Ich halte unveraendert weiter daran fest!
***"Armer Edward", sagte gestern Sylvie ueber meinen Sohn. Sie kommt
von Zeit zu Zeit in mein Buero, um mir Franzoesisch beizubringen. Und
zusaetzlich zur Grammatik bietet sie auch gallische Philosophie:
"Ja, ich weiss, dass die Muetter im 16. Arrondissement (eine sehr
gehobene Gegend von Paris) so sind... sie draengen ihre Kinder sehr
stark, damit diese gute Noten bekommen, aber das ist eine Schande.
Denn nicht alle Kinder sind fuer gute Schulen geschaffen, und dann
scheitern sie. Und dann gehen die Eltern eine Stufe herunter, aber
vielleicht ist auch eine solche Schule fuer die Kinder noch zu
anspruchsvoll - und sie scheitern wieder. Irgendwann einmal kommt dann
ein solches Kind in eine Schule, die seiner Leistungsfaehigkeit
entspricht. Aber zu diesem Zeitpunkt ist das Selbstvertrauen dieses
Kindes zerstoert, und es kann nur noch einen Job bei der Regierung
annehmen... und sich das ganze Leben lang als gescheitert
betrachten."
***"Edward", sagte ich gestern Abend zu meinem Sohn, als seine
Nachhilfelehrerin um 18.00 Uhr gegangen war... und die zweite
Nachhilfelehrerin um 20.30 Uhr. Edward war die letzten Tage sehr
ruhig. Ich machte mir Sorgen.
"Weisst Du... Schule ist nicht alles", begann ich.
"Ich weiss..."
"Das ist nicht das Wichtigste im Leben..."
"Ich weiss..."
"Wichtig ist, dass Du Dein Bestes gibst... und sicherstellst, dass Du
das Richtige tust... ich meine, das Luftgewehr haettest Du wirklich
nicht mit in die Schule bringen sollen..."
"Uh huh..."
"Gib einfach Dein Bestes... und mach Dir keine Sorgen, ok?"
"Ok..."
"Und wenn Du Dein Bestes gibst und Dir nicht zuviele Sorgen machst,
dann werden wir sehr stolz auf Dich sein..."
"Uh huh..."
"Gute Nacht, Edward."
"Gute Nacht, Dad."
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Mittwoch, 26. November 2003
Ein Sicherheitsnetz
von James Boric
Das Jahr war 1947.
Damals war in den USA Harry Truman Praesident. Und Benjamin Graham
machte das beste Investment des 20. Jahrhunderts.
Er kaufte 50 % einer kleinen Gesellschaft mit Namen Government
Employees Insurance Co. (jetzt unter dem Reuterskuerzel GEICO zu
finden, so nenne ich sie auch in diesem Artikel) fuer 720.000 Dollar.
Das war 1947 viel Geld. Das durchschnittliche Gehalt lag damals bei
3.120 Dollar pro Jahr. Der Mindestlohn lag bei 40 Cents in der Stunde.
Und man konnte fuer 1.400 Dollar ein neues Auto kaufen. Aber Graham
wusste, dass diese 720.000 Dollar fuer 50 % dieser Firma ein absolutes
Schnaeppchen waren.
Diese Gesellschaft, 1934 von Leo Goodwin gegruendet, verkaufte
Autoversicherungen an bei der Regierung Angestellte und Beamte,
direkt, per Brief. Das machte sonst keine Versicherung.
Dadurch konnte GEICO die Konkurrenz unterbieten, da kein teures
Filialnetz unterhalten werden musste. Und dieser Kostenvorteil war
gross. Die Gewinnmarge war hoch. Das Geschaeftsmodell war solide. Und
Graham wusste das.
Aber es gab noch einen anderen Grund.
Zum Zeitpunkt des Kaufes war das Anlagevermoegen von GEICO 3,3
Millionen Dollar wert. Wenn er also 50 % der Firma fuer 720.000 Dollar
kaufte, dann kaufte er damit ein Anlagevermoegen von 1,65 Millionen
Dollar. Kein schlechter Deal. Selbst wenn der Aktienkurs fallen
wuerde, dann koennte Graham Geld verdienen, wenn die Gesellschaft
aufgeloest wuerde. Das war das Sicherheitsnetz.
Das Risiko nach unten war also minimal. GEICO hatte ein langfristig
sehr gutes Wachstumspotenzial. Und ein gutes Management. Und die
Gesellschaft hatte einen grossen Markt fuer ihre Produkte. Das war das
perfekte Investment fuer Graham.
Und er hatte Recht. Er verdiente mit diesem Deal Geld. Er hielt sein
Investment von 720.000 Dollar, bis es nicht 1,1 Millionen wert war,
sondern... 1 Milliarde Dollar! Eine Milliarde!
Warren Buffett und John Templeton waren beide Studenten von Graham,
und auch sie nutzen seine"Sicherheitsnetz"-Regel.
Waehrend Buffett sich auf die USA beschraenkte, kaufte Templeton
unterbewertete Aktien in Staaten wie Japan (zu einem Zeitpunkt, als
die Marktkapitalisierung aller japanischen Aktien zusammen geringer
war als die von IBM), Indien, Russland, Argentinien und Peru.
Graham, Buffett und Templeton waren erfolgreich, weil sie sich
weigerten, den angemessenen Marktwert fuer eine Aktie zu zahlen. Das
bedeutete, dass sie Aktien kauften, die sonst niemand haben wollte.
Das war zu Zeiten, als Aktien wie Coca-Cola Pennystocks waren. Aber
lassen Sie uns realistisch sein - Sie und ich werden wahrscheinlich
nie eine Aktie mit solchen Potenzial finden. Oder?
Falsch. Man muss nur da suchen, wo die wenigsten suchen: Bei den
kleineren Aktien, den Small-Caps.
Meine Kriterien fuer eine gute kleine Aktie sind:
- Sie hat ein Kurs-Buchwert-Verhaeltnis von weniger als 1,0 und auch
das Kurs-Umsatz-Verhaeltnis liegt unter 1,0
- Die Gesellschaft steigert ihre Umsaetze und ihren Netto-Gewinn von
Quartal zu Quartal und von Jahr zu Jahr
- Ihr Anlagevermoegen uebersteigt die Marktkapitalisierung
- Das KGV liegt unter 20.
Es ist moeglich, dass eine oder zwei von den Aktien mit diesen
Kriterien die naechste GEICO werden. Stellen Sie sich vor, Sie haetten
diese Aktie.
Wer weiss...

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