- Japan/USA: Stahlzölle-Streit - - Elli -, 27.11.2003, 14:11
- Re: Japan/USA: Stahlzölle-Streit - geil - Bob, 27.11.2003, 14:30
- Strafzoelle - wer wird eigentlich bestraft? - SchlauFuchs, 27.11.2003, 18:24
- Re: Strafzoelle - wer wird eigentlich bestraft? - Bob, 27.11.2003, 19:27
- Strafzoelle - wer wird eigentlich bestraft? - SchlauFuchs, 27.11.2003, 18:24
- Re: Japan/USA: Stahlzölle-Streit - geil - Bob, 27.11.2003, 14:30
Re: Strafzoelle - wer wird eigentlich bestraft?
-->Hi,
das Wort Strafzoll ist eine Polemik, das korrekte Wort ist"Schutzzoll".
>>Leider kann ich nicht mehr die von mir bevorzugten Yahoo-Aktiencharts hier reinstellen. Sonst hätte ich mal die Kursentwicklung von US-Steel relativ zum SP500 hier vorgestellt. Die beweist nämlich, daß es keineswegs so ist, daß Protektionismus-Profiteure von der Börse abgestraft werden, wie ich das heute irgendwo (genauer Ort muß aus Gründen der Pietät unerwähnt bleiben) gelesen habe.
>Die wirklichen Wirkungen spielen sich ausserhalb der Boerse ab. Hier wie ich es sehe (sollte ich falsch interpretiert haben, bitte korrigieren):
>Innerhalb USA:
>- Auslaendischer, guenstiger, qualitativ hochwertiger Stahl ist nun teurer und wird dadurch unattraktiver.
stimmt: wird fortan wieder in USA produziert
>- Stahl made in USA wird innerhalb der USA knapper und damit teurer.
stimmt: dann haben die Firmen endlich genug Geld, ihre Anlagen zu modernisieren.
->Investitionsschub
>- auf Stahl basierende Produkte werden teurer
stimmt: dadurch entsteht aber auch ein Anreiz, es mit anderen Werkstoffen zu versuchen. Abgesehen davon ist in den letzten Jahren der Anteil der Stahlkosten etwa im Fahrzeugbau sehr stark gefallen. Es tritt also vielmehr eine Normalisierung ein. Was schätzt Du: was kostet der Stahl für eine Autokarosserie $10000, $5000, $1000, $500, $200?
>- Produkte basierend auf Stahl made in USA werden qualitativ schlechter.
wieso?
>- Stahlverabeitende Industrie macht Einbussen im Binnenmarkt.
stimmt, wird aber demnächst auch mit Schutzzöllen unterstützt.
>Ausserhalb der USA
>- durch die wegfallenden Importe der USA (= geringere Nachfrage) wird der Stahl auf dem Weltmarkt etwas guenstiger.
stimmt zwar, aber die anderen Wirtschaftszonen reagieren auch mit Zöllen.
>- auf Stahl basierende Produkte werden guenstiger und konkurrieren besser mit amerikanischen Produkten, die ja zudem noch Qualitaetsverluste haben.
stimmt nicht, s.o.
>Darum wiederum in den USA:
>- Stahlverarbeitende Industrie bekommt Einbrueche im Export, wird somit praktisch zweimal bestraft.
eventuell.
>- Stahlverarbeitende Industrie muss rationalisieren -> Arbeitslosigkeit steigt.
zu den strategischen Folgen siehe dieser Text:
Friedrich List: Politische Ã-konomie, zwölftes Kapitel,
>>
Die Theorie der produktiven Kräfte und die Theorie der Werte
Adam Smiths berühmtes Werk führt den Titel: „Über die Natur und die Ursachen des Reichtums der Nationen." Damit hat der Stifter der herrschenden Schule richtig den doppelten Gesichtspunkt angegeben, aus welchem die Ã-konomie der Nationen wie die der einzelnen Privaten zu betrachten ist. Die Ursachen des Reichtums sind etwas ganz anders als der Reichtum selbst. Ein Individuum kann Reichtum, d.h. Tauschwerte besitzen, wenn es aber nicht die Kraft besitzt, mehr wertvolle Gegenstände zu schaffen, als es konsumiert, so verarmt es. Ein Individuum kann arm sein, wenn es aber die Kraft besitzt, eine größere Summe von wertvollen Gegenständen zu schaffen, als es konsumiert, so wird es reich.
Die Kraft, Reichtümer zu schaffen, ist demnach unendlich wichtiger als der Reichtum selbst; sie verbürgt nicht nur den Besitz und die Vermehrung des Erworbenen, sondern auch den Ersatz des Verlorenen. Dies ist noch vielmehr der Fall bei ganzen Nationen, die nicht von Renten leben können, als bei Privaten. Deutschland ist in jedem Jahrhundert durch Pest, durch Hungersnot oder durch innere und äußere Kriege verheert worden; immer hat es aber einen großen Teil seiner produktiven Kräfte gerettet, und so gelangte es schnell wieder zu einigem Wohlstand, während das reiche und mächtige, aber despoten- und pfaffengerittene Spanien, im vollen Besitz des inneren Friedens, immer tiefer in Armut und Elend versank. Noch scheint den Spaniern dieselbe Sonne, noch besitzen sie denselben Grund und Boden, noch sind ihre Bergwerke so reich, noch sind sie dasselbe Volk wie vor der Entdeckung von Amerika und vor der Einführung der Inquisition: aber dieses Volk hat nach und nach seine produktive Kraft verloren, darum ist es arm und elend geworden. Der nordamerikanische Befreiungskrieg hat die Nation Hunderte von Millionen gekostet, aber ihre produktive Kraft war durch die Erwerbung der Nationalselbständigkeit unermeßlich gestärkt, darum konnte sie im Laufe weniger Jahre nach dem Frieden ungleich größere Reichtümer erwerben, als sie je zuvor besessen hatte. Man vergleiche den Zustand von Frankreich im Jahr 1809 mit dem vom Jahr 1839; welch ein Unterschied! Und doch hat Frankreich seitdem seine Herrschaft über einen großen Teil des europäischen Kontinents verloren, zwei verheerende Invasionen erlitten und Milliarden an Kriegskontributionen und Entschädigungen entrichtet.
Unmöglich konnte ein so scharfer Verstand, wie Adam Smith ihn besaß, den Unterschied zwischen dem Reichtum und seinen Ursachen und den überwiegenden Einfluß dieser Ursachen auf den Zustand der Nation gänzlich verkennen. In der Einleitung zu seinem Werke sagt er mit klaren Worten: „Die Arbeit sei die Quelle, aus welcher jede Nation ihre Reichtümer schöpfe, und die Vermehrung der Reichtümer hänge größtenteils ab von der produktiven Kraft der Arbeit, nämlich von dem Grad der Kenntnisse, der Geschicklichkeit und der Zweckmäßigkeit, womit die Arbeit der Nation verwendet werde, und von dem Verhältnis zwischen der Zahl der produktiv Beschäftigten und der zahl der nicht Produktiven." Wir ersehen hieraus, wie klar Smith im allgemeinen eingesehen hat, daß der zustand der Nationen hauptsächlich durch die Summe ihrer produktiven Kräfte bedingt ist.
Doch scheint es nicht im Plan der Natur zu liegen, daß ganze Wissenschaften in den Köpfen einzelner Denker vollendet entspringen. Offenbar war Smith von der kosmopolitischen Idee der Physiokraten „allgemeine Freiheit des Handels" und von seiner eigenen großen Entdeckung „Teilung der Arbeit" zu sehr beherrscht, um die Idee „produktive Kraft" zu verfolgen. Wieviel die Wissenschaft ihm in ihren übrigen Teilen zu danken hat, die Idee „Teilung der Arbeit" schien ihm seine glänzendste. Sie sollte seinem Buch Namen, seinem Namen Nachruhm sichern. Zu weltklug, um nicht einzusehen, daß, wer kostbaren Edelstein zu verkaufen hat, das Kleinod nicht in einem Sack voll Weizen - wie nützlich diese Körner sein mögen - am vorteilhaftesten zu Markte bringt, sondern lieber ihn aufsteckt; zu welterfahren, um nicht zu wissen, daß ein Debütant - und er war es in Beziehung auf die politische Ã-konomie bei Publikation seines Werkes - der es in dem ersten Akt dahin bringt, Furore zu machen, leicht Entschädigung findet, wenn er in den folgenden nur einigermaßen über das Mittelmäßige sich erhebt, drängt es ihn, sein Werk mit der lehre von der Teilung der Arbeit zu eröffnen. Smith hat sich in seinen Berechnungen nicht getäuscht, sein erstes Kapitel hat das Glück seines Werkes gemacht und seine Autorität begründet.
Wir an unserem Teil glauben dagegen nachweisen zu können, daß eben dieser Eifer, die wichtigste „Teilung der Arbeit" in ein vorteilhaftes Licht zu stellen, Adam Smith verhindert hat, die Idee „produktive Kraft", die von ihm in der Einleitung und nachher oft, obwohl nur gelegentlich ausgesprochen worden ist, weiter zu verfolgen und seine Lehre in einer viel vollkommeneren Gestalt darzustellen. Durch den großen Wert, den er seiner Idee „Teilung der Arbeit" beilegte, läßt er sich offenbar verleiten, die Arbeit selbst als den „Fonds" aller Reichtümer der Nationen darzustellen, ungeachtet er selbst wohl einsieht und es auch ausspricht, daß die Produktivität der Arbeit hauptsächlich von dem Grad der Geschicklichkeit und Zweckmäßigkeit abhänge, womit die Arbeit in Anwendung gebracht werde. Wir fragen: heißt es wissenschaftlich raisonnieren, wenn man als Ursache einer Erscheinung etwas bezeichnet, was für sich selbst das Resultat tieferliegender Ursachen ist? Es ist keinem Zweifel unterworfen, aller Reichtum wird nur vermittels geistiger und körperlicher Anstrengungen (Arbeit) erworben; damit ist aber noch keine Ursache bezeichnet, woraus man nützliche Folgerungen ziehen könnte; denn die Geschichte lehrt, daß ganze Nationen, trotz der Anstrengungen und der Sparsamkeit ihrer Bürger, in Armut und Elend geraten sind. Wer da wissen und erforschen möchte, wie die Nation aus Armut und Barbarei zu Reichtum und Zivilisation gelangt, und wie jene Nation aus dem Zustand des Reichtums und Glücks in Armut und Elend geraten ist, würde auf den Bescheid: die Arbeit sei die Ursache des Reichtums und der Müßiggang die Ursache der Armut (eine Wahrnehmung, die übrigens König Salomo lange vor Adam Smith gemacht hat), immer die weitere Frage folgen lassen: was denn die Ursache der Arbeit und was die Ursache des Müßigganges sei? Richtiger noch könnte man Gliedmaßen der Menschen (Kopf, Hände und Füße) als die Ursache des Reichtums bezeichnen, man würde dadurch wenigstens der Wahrheit bedeutend näher gebracht; die Frage läge dann auf platter Hand: was es denn sei, wodurch diese Köpfe und diese Arme und Hände zur Produktion veranlaßt und wodurch diesen Anstrengungen Wirksamkeit gegeben werde? Was kann es anders sein als der Geist, der die Individuen belebt, als die gesellschaftliche Ordnung, welche ihre Tätigkeit befruchtet, als die Naturkräfte, deren Benützung ihnen zu Gebot stehen? Je mehr der Mensch einsieht, daß er für die Zukunft sorgen müsse, je mehr seine Einsichten und Gefühle ihn antreiben, die Zukunft der ihm zunächst Angehörigen sicher zu stellen und ihr Glück zu befördern, je mehr er von Jugend auf an Nachdenken und Tätigkeit gewöhnt worden ist, je mehr seine edleren Gefühle gepflegt und Körper und Geist gebildet worden sind, je schönere Beispiele ihm von Jugend auf vor Augen stehen, je mehr er Gelegenheit hat, seine geistigen und körperlichen Kräfte zum Behuf der Verbesserung seiner Lage zu verwenden, je weniger er in seiner legitimen Tätigkeit beschränkt ist, je erfolgreicher seine Anstrengungen und je mehr ihm die Früchte derselben gesichert sind, je mehr er durch Ordnung und Tätigkeit sich öffentliche Anerkennung und Achtung zu verschaffen mag, je weniger sein Geist an Vorurteilen, an Aberglauben, an falschen Ansichten und an Unwissenheit leidet: desto mehr wird er den Kopf und die Gliedmaßen zum Behuf der Produktion anstellen, desto mehr wird er zu leisten vermögen, desto besser wird er mit den Früchten seiner Arbeit haushalten. In allen diesen Beziehungen hängt jedoch das meiste von den Zuständen der Gesellschaft ab, in welcher das Individuum sich gebildet hat und bewegt, davon, ob Wissenschaft und Künste blühen, ob die öffentlichen Institutionen und Gesetze Religiosität, Moralität und Intelligenz, Sicherheit der Person und des Eigentums, Freiheit und Recht produzieren, ob in der Nation alle Faktoren des materiellen Wohlstandes, Agrikultur, Manufakturen und Handel, gleichmäßig und harmonisch ausgebildet sind, ob die Macht der Nation groß genug ist, um den Individuen den Fortschritt in Wohlstand und Bildung von Generation zu Generation zu sichern und sie zu befähigen, nicht nur ihre inneren Naturkräfte in ihrer ganzen Ausdehnung zu benützen, sondern auch durch auswärtigen Handel und Kolonialbesitz die Naturkräfte fremder Länder sich dienstbar zu machen.
Adam Smith hat die Natur dieser Kräfte im ganzen so wenig anerkannt, daß er nicht einmal der geistigen Arbeit derer, welche Recht und Ordnung handhaben, Unterricht und Religiosität, Wissenschaft und Kunst pflegen usw., Produktivität zugesteht. Seine Forschungen beschränken sich auf diejenige menschliche Tätigkeit, wodurch materielle Werte hervorgebracht werden. In Beziehung auf diese erkennt er zwar, daß ihre Produktivität von der Geschicklichkeit und Zweckmäßigkeit abhänge, womit sie in Anwendung gebracht werde, aber in seinen Forschungen nach den Ursachen dieser Geschicklichkeit und Zweckmäßigkeit geht er nicht weiter, als bis zu Teilung der Arbeit, und diese erklärt er einzig aus dem Tausch, aus der Vermehrung der materiellen Kapitale und aus der Ausdehnung des Marktes. Sofort versinkt seine Lehre immer tiefer und tiefer in Materialismus, Partikularismus und Individualismus. Hätte er die Idee „produktive Kraft" verfolgt, ohne sich von der Idee „Wert, Tauschwert" beherrschen zu lassen, so hätte er zur Einsicht gelangen müssen, daß einer Theorie der Werte eine selbständige Theorie der Kräfte zur Seite stehen muß, um die ökonomischen Erscheinungen zu erklären. So aber geriet er auf den Abweg, die geistigen Kräfte aus den materiellen Verhältnissen zu erklären, und dadurch legte er den Grund zu all den Absurditäten und Widersprüchen, woran seine Schule, wie wir dartun werden, krank liegt bis auf den heutigen Tag, und denen es einzig zugeschrieben werden muß, daß die Lehren der politischen Ã-konomie gerade den fähigsten Köpfen am wenigsten zugänglich sind. Daß die Smithsche Schule nichts anderes lehrt als die Theorie der Werte, erhellt sich nicht allein daraus, daß sie ihre Doktrin überall auf den Begriff von Tauschwerten basiert, sondern auch aus der Definition, die sie von dieser Lehre gibt. Sie sei, sagt z.B. Say, diejenige Wissenschaft, welche lehre, wie die Reichtümer oder Tauschwerte produziert, verteilt und konsumiert werden. Offenbar ist dies nicht diejenige Wissenschaft, die da lehrt, wie die produktiven Kräfte geweckt und gepflegt und wie sie unterdrückt oder vernichtet werden. M’Culloh heißt sie ausdrücklich die Wissenschaft der Werte, und neuere englische Schriftsteller nennen sie eine Wissenschaft des Tausches.
Den Unterschied zwischen der Theorie der produktiven Kräfte und der Theorie der Werte werden Beispiele aus der Privatökonomie am besten erläutern.
Wenn von zwei Familienvätern, die zugleich Gutsbesitzer sind, jeder jährlich 1000 Tlr. erspart und jeder fünf Söhne hat, der eine aber seine Ersparnisse an Zinsen legt und seine Söhne zu harter Arbeit anhält, während der andere seine Ersparnisse dazu verwendet, zwei seiner Söhne zu rationellen Landwirte auszubilden, die drei übrigen aber je nach ihren Fähigkeiten Gewerbe erlernen zu lassen, so handelt jener nach der Theorie der Werte, dieser nach der Theorie der produktiven Kräfte. Bei seinem Tode mag jener an Tauschwerten weit reicher sein als dieser, anders aber verhält es sich mit den produktiven Kräften. Der Grundbesitz des einen wird in zwei Teile geteilt werden, und jeder Teil wird mit Hilfe einer verbesserten Wirtschaft soviel Reinertrag gewähren wie zuvor das Ganze, während die übrigen drei Söhne in ihren Geschicklichkeiten reiche Nahrungsquellen erworben haben. Der Grundbesitz des anderen wird in fünf Teile geteilt werden, und jeder Teil wird ebenso schlecht bewirtschaftet werden wie früher das Ganze. In der einen Familie wird eine Masse verschiedenartiger Geisteskräfte und Talente geweckt und ausgebildet werden, die sich von Generation zu Generation vermehren; jede folgende Generation wird mehr Kraft besitzen, materiellen Reichtum zu erwerben, als die vorangegangenen, während in der anderen Familie die Dummheit und Armut mit der Verminderung der Anteile am Grundbesitz steigen muß. So vermehrt der Sklavenbesitzer durch die Sklavenzucht die Summe seiner Tauschwerte, aber er ruiniert die produktive Kraft künftiger Generationen. Aller Aufwand auf den Unterricht der Jugend, auf die Pflegung des Rechts, auf die Verteidigung der Nation usw. ist eine Zerstörung von Werten zugunsten der produktiven Kraft. Der größte Teil der Konsumtion einer Nation geht auf die Erziehung der künftigen Generation, auf die Pflege der künftigen Nationalproduktivkraft.
Die christliche Religion, die Monogamie, die Abschaffung der Sklaverei und der Leibeigenschaft, die Erblichkeit des Throns, die Erfindung der Buchstabenschrift, die Presse, der Post, des Geldes, des Gewichtes und Maßes, des Kalenders und der Uhren, die Polizei, die Einführung des freien Grundeigentums und die Transportmittel sind reiche Quellen der produktiven Kraft. Um sich davon zu überzeugen, braucht man nur den Zustand der europäischen Staaten mit dem der asiatischen vergleichen. Um den Einfluß der Gedanken- und Gewissensfreiheit auf die produktiven Kräfte der Nation kennen zu lernen, braucht man nur die Geschichte von England und dann die von Spanien zu lesen. Die Ã-ffentlichkeit der Rechtspflege, das Geschworenengericht, die parlamentarische Gesetzgebung, die öffentliche Kontrolle der Staatsverwaltung, die Selbstadministration der Gemeinden und Korporationen, die Preßfreiheit, die Assoziationen zu gemeinnützigen Zwecken gewähren den Bürgern konstitutioneller Staaten wie der Staatsgewalt eine Summe von Energie und Kraft, die sich schwerlich durch andere Mittel erzeugen läßt. Kaum ist ein Gesetz oder eine öffentliche Einrichtung denkbar, wodurch nicht auf die Vermehrung oder Verminderung der produktiven Kraft ein größerer oder geringerer Einfluß geübt würde.
Bezeichnet man bloß die körperliche Arbeit als Ursache des Reichtums, wie läßt sich dann erklären, warum die neueren Nationen ohne Vergleichung reicher, bevölkerter, mächtiger und glücklicher sind als die Nationen des Altertums? Bei den alten Völkern waren im Verhältnis zur ganzen Bevölkerung ungleich mehr Hände beschäftigt, die Arbeit war viel härter, jedes Individuum besaß viel mehr Grund und Boden, und doch waren die Massen viel schlechter genährt und gekleidet als bei den neueren. Um diese Erscheinung zu erklären, müssen wir auf alle Fortschritte hinweisen, die im Laufe der verflossenen Jahrtausende in den Wissenschaften und Künsten, in den häuslichen und öffentlichen Einrichtungen, in der Geistesbildung und in der Produktionsfähigkeit gemacht worden sind. Der jetzige Zustand der Nation ist eine Folge der Anhäufung aller Entdeckungen, Erfindungen, Verbesserungen, Vervollkommnungen und Anstrengungen aller Generationen, die vor uns gelebt haben; sie bilden das geistige Kapital der lebenden Menschheit, und jede einzelne Nation ist nur produktiv in dem Verhältnis, in welchem sie diese Errungenschaften früherer Generationen in sich aufzunehmen und sie durch eigene Erwerbungen zu vermehren gewußt hat, und in welchem die Naturkräfte ihres Territoriums, die Ausdehnung und geographische Lage desselben und ihre Volkszahl und politische Macht sie befähigt, alle Nahrungszweige innerhalb ihrer Grenzen möglichst vollkommen und gleichmäßig auszubilden und ihren moralischen, intellektuellen, industriellen, kommerziellen und politischen Einfluß auf andere minder vorgerückte Nationen und überhaupt auf die Angelegenheiten der Welt zu erstrecken.
Die Schule will uns glauben machen, die Politik und die politische Macht könne in der politischen Ã-konomie nicht zur Berücksichtigung kommen. Insofern sie nur die Werte und den Tausch zum Gegenstand ihrer Untersuchung macht, mag sie recht haben; man kann die Begriffe von Wert und Kapital, Profit, Arbeitslohn, Landrente festsetzen, sie in ihre Bestandteile auflösen, darüber spekulieren, was auf ihr Steigen und Fallen Einfluß haben könne usw., ohne dabei die politischen Verhältnisse der Nation zu berücksichtigen. Offenbar gehören aber diese Materien ebensogut der Privatökonomie als der Ã-konomie ganzer Nationen an. Man braucht nur die Geschichte von Venedig, Hollands und Englands nachzusehen, um zur Einsicht zu gelangen, in welcher Wechselwirkung der materielle Reichtum und die politische Macht stehen. Auch verfällt die Schule überall, wo dieses Wechselverhältnis zur Berücksichtigung kommt, in die seltsamsten Widersprüche. Erinnern wir nur an das sonderbare Urteil Adam Smiths über die englische Navigationsakte.
Die Schule, indem sie nicht in die Natur der produktiven Kräfte eindringt, indem sie die Zustände der Nationen nicht in ihrer Totalität erfaßt, verkennt insbesondere den Wert einer gleichmäßigen Ausbildung des Ackerbaues, der Manufakturen und des Handels, der politischen Macht und des innern Reichtums, am meisten aber den Wert einer der Nation eigentümlich angehörigen, nach allen ihren Verzweigungen ausgebildeten Manufakturkraft. Sie begeht den Irrtum, die Manufakturkraft mit der Agrikulturkraft in gleiche Kategorie zu stellen und von Arbeit, Naturkraft, Kapital usw. im allgemeinen zu sprechen, ohne die zwischen ihnen liegenden Unterschiede zu berücksichtigen. Sie sieht nicht, daß zwischen dem bloßen Agrikulturstaat und dem Agrikulturmanufakturstaat ein noch weit größerer Unterschied ist als zwischen dem Hirten- und dem Agrikulturstaat. Bei der bloßen Agrikultur besteht Willkür und Knechtschaft, Aberglauben und Unwissenheit, Mangel an Kultur-, Verkehrs- und Transportmitteln, Armut und politische Unmacht. Im bloßen Agrikulturstaat wird nur der geringste Teil der in der Nation liegenden geistigen und körperlichen Kräfte geweckt und zur Ausbildung gebracht, nur der geringste Teil der ihr zu Gebot stehenden Naturkräfte und Naturfonds kann benutzt, keine oder nur wenige Kapitale können gesammelt werden. Man vergleiche Polen mit England: beide Nationen sind einst auf der gleichen Stufe der Kultur gestanden, und jetzt - welcher Unterschied! Die Manufakturen und Fabriken sind die Mütter und die Kinder der bürgerlichen Freiheit, der Aufklärung, der Künste und Wissenschaften, des innern und äußeren Handels, der Schiffahrt und der Transportverbesserungen, der Zivilisation und der politischen macht. Sie sind ein Hauptmittel, den Ackerbau von seinen Fesseln zu befreien und ihn zu einem Gewerbe, zu einer Kunst, zu einer Wissenschaft zu erheben, die Landrente, die landwirtschaftlichen Profite und Arbeitslöhne zu vermehren und dem Grund und Boden Wert zu geben. Die Schule hat diese zivilisierende Kraft dem auswärtigen Handel zugeschrieben, damit aber den Vermittler mit dem Urheber verwechselt. Die fremden Manufakturen sind es, welche dem fremden Handel die Waren verschaffen, die er uns zuführt, und welche Produkte und Rohstoffe konsumieren, die wir dafür an Zahlungsstatt geben. Übt aber schon der Verkehr mit weit entfernten Manufakturen einen so wohltätigen Einfluß auf unsern Ackerbau, um wieviel größer muß der Einfluß derjenigen Manufakturen sein, die mit uns örtlich, kommerziell und politisch verbunden sind, die uns nicht bloß einen geringen, sondern den größten Teil ihrer Bedürfnisse an Lebensmitteln und Rohstoffen abnehmen, deren Gewerbsprodukte uns nicht durch große Transportkosten verteuert werden, deren Verkehr mit uns nicht durch anderwärtige Gelegenheiten der fremden Manufakturnationen sich ihre Bedürfnisse zu verschaffen, oder durch Kriege und Einfuhrverbote unterbrochen werden kann.
Sehen wir nun, in welche seltsamen Irrtümer und Widersprüche die Schule verfallen ist, indem sie den bloß materiellen Reichtum oder Tauschwert zum Gegenstand ihrer Forschung machte und die bloß körperliche Arbeit als die produktive Kraft bezeichnete.
Wer Schweine erzieht, ist nach ihr ein produktives Mitglied der Gesellschaft. Wer Dudelsäcke oder Maultrommeln zum Verkauf fertigt, produziert; die größten Virtuosen, da man das von ihnen Gespielte nicht zu Markte bringen kann, sind nicht produktiv. Der Arzt, welcher seine Patienten rettet, gehört nicht in die produktive Klasse, wohl aber der Apothekerjunge, obgleich die Tauschwerte oder die Pillen, die er produziert, nur wenige Minuten existieren mögen, bevor sie ins Wertlose übergehen. Ein Newton, ein Watt, ein Kepler sind nicht so produktiv als ein Esel, ein Pferd oder ein Pflugstier, welche Arbeiter in neuerer Zeit von Herrn M’Culloh in die Reihe der produktiven Mitglieder der menschlichen Gesellschaft eingeführt worden sind.
Man glaube nicht, daß J. B. Say jenem Übelstand der Adam Smithschen Lehre durch seine Fiktion der immateriellen Güter oder Produkte abgeholfen habe; er hat damit das Unsinnige ihrer Konsequenzen nur übertüncht, nicht aber sie aus ihrer materiellen Versunkenheit herausgehoben. Ihm sind die geistigen (immateriellen) Produzenten nur darum produktiv, weil sie in Tauschwerten belohnt werden und weil ihre Kenntnisse durch Aufopferung von Tauschwerten erworben worden sind, nicht darum, weil sie produktive Kräfte produzieren. Ihm sind sie nur aufgehäuftes Kapital. M’Culloh geht noch weiter; er sagt, der Mensch sei ebensogut ein Produkt der Arbeit wie die Maschine, die er fabriziere, und es scheine ihm, daß er allen ökonomischen Forschungen aus diesem Gesichtspunkt betrachtet werden sollte. Smith, meint er, habe die Richtigkeit dieses Prinzips eingesehen, aber nur nicht die Richtigen Folgerungen daraus gezogen. Er zieht unter andern daraus die Folgerung: Essen und Trinken seien produktive Geschäfte. Thomas Cooper schätzt einen tüchtigen amerikanischen Rechtsgelehrten auf 3000 Dollars, also ungefähr dreimal höher als einen tüchtigen Feldsklaven.
Die angeführten Irrtümer und Widersprüche der Schule werden sich von dem Standpunkt der Theorie der produktiven Kräfte aus leicht berichtigen lassen. Allerdings sind die, welche Schweine groß ziehen, Dudelsäcke oder Pillen fabrizieren, produktiv, aber die Lehrer der Jugend und der Erwachsenen, die Virtuosen, die Ärzte, die Richter und Administratoren sind es in einem noch viel höheren Grade. Jene produzieren Tauschwerte, diese produzieren produktive Kräfte, der eine indem er die künftige Generation zur Produktion befähigt, der andere indem er Moralität und Religiosität bei der jetzigen Generation befördert, der dritte indem er auf die Veredlung und Erhebung des menschlichen Geistes wirkt, der vierte indem er die produktiven Kräfte seiner Patienten rettet, der fünfte indem er die Rechtssicherheit, der sechste indem er die öffentliche Ordnung produziert, der siebente indem er durch seine Kunst und den Genuß, den er dadurch gewährt, zur Produktion von Tauschwerten reizt. In der Lehre von den werten können allerdings diese Produzenten der Produktivkraft nur insofern in Betracht kommen, als sie für ihre Dienste in Tauschwerten belohnt werden, und diese Art und Weise, ihre Leistungen zu betrachten, mag in manchen Fällen ihren praktischen Nutzen haben, wie z.B. bei der lehre von den öffentlichen Abgaben, insofern sie in Tauschwerten zu entrichten sind. Allein da, wo es sich von den internationalen oder den Gesamtverhältnissen der Nation handelt, ist dieselbe unzureichend, führt sie zu einer Reihe beschränkter und falscher Ansichten.
Die Prosperität einer Nation ist nicht, wie Say glaubt, um so größer, je mehr Reichtümer, d.h. Tauschwerte aufgehäuft, sondern je mehr sie ihre produktiven Kräfte entwickelt hat. Wenn auch Gesetze und öffentliche Institutionen nicht unmittelbare Werte produzieren, so produzieren sie doch produktive Kraft, und Say ist im Irrtum, wenn er behauptet, daß man die Völker unter allen Regierungsformen habe reich werden sehen und daß man durch Gesetze keine Reichtümer schaffen könne.
Der auswärtige Handel der Nation darf nicht wie der einzelnen Kaufmanns einzig und allein nach der Theorie der Werte, d.h. mit alleiniger Rücksicht auf den augenblicklichen Gewinn materieller Güter beurteilt werden; die Nation muß dabei alle jene Verhältnisse ins Auge fassen, wodurch ihre jetzige und künftige Existenz, Prosperität und Macht bedingt sind.
Die Nation muß materielle Güter aufopfern und entbehren, um geistige oder gesellschaftliche Kräfte zu erwerben, sie muß gegenwärtige Vorteile aufopfern, um sich zukünftige zu sichern. Wenn nun eine nach allen Zweigen ausgebildete Manufakturkraft Grundbedingung alles höheren Aufschwungs der Zivilisation, der materiellen Prosperität und der politischen Macht der Nation ist, wie wir glauben geschichtlich dargetan zu haben; wenn es wahr ist, wie wir glauben beweisen zu können, daß unter den gegenwärtigen Weltverhältnissen eine junge unbeschützte Manufakturkraft unmöglich aufkommen kann bei freier Konkurrenz mit einer längst erstarkten, auf ihrem eigenen Territorium beschützten; wie will man dann unternehmen, mit Argumenten, die bloß der Theorie der Werte entnommen sind, beweisen zu wollen, daß eine Nation ebensogut wie der einzelne Kaufmann ihre Waren da kaufen müsse, wo sie am wohlfeilsten zu haben seien? daß man töricht handele, etwas selbst zu fabrizieren, was man wohlfeiler im Ausland haben könne? daß man die Industrie der Nation der Sorgfalt der Individuen anheimstellen müsse? daß Schutzzölle Monopole seien, welche den gewerbetreibenden Individuen auf Kosten der Nation erteilt würden?
Es ist wahr, daß die Schutzzölle im Anfang die Manufakturwaren verteuern; aber es ist ebenso wahr, und sogar von der Schule zugestanden, daß sie im Laufe der zeit bei einer zur Aufbringung einer vollständigen Manufakturkraft befähigten Nation wohlfeiler im Inland fabriziert, als von außen eingeführt werden können. Wird daher durch die Schutzzölle ein Opfer an Werten gebracht, so wird dasselbe durch die Erwerbung der Produktivkraft vergütet, die der Nation nicht allein für die Zukunft eine unendlich größere Summe von materiellen Gütern, sondern auch industrielle Independenz für den Fall des Krieges sichert. Durch die industrielle Independenz und die daraus erwachsende innere Prosperität erwirbt die Nation die Mittel zum auswärtigen Handel, zur Erweiterung ihrer Schiffahrt, vermehrt sie ihre Zivilisation, vervollkommnet sie ihre Institutionen im Innern, stärkt sie ihre Macht nach außen.
So handelt eine zur Emporbringung einer Manufakturkraft berufene Nation, indem sie das Schutzsystem ergreift, ganz im Geist jenes Güterbesitzers, der mit Aufopferung von materiellen Werten einen Teil seiner Kinder ein produktives Gewerbe erlernen läßt.
Auf welche Abwege die Schule geraten ist, indem sie Verhältnisse, die hauptsächlich nach der Theorie der produktiven Kräfte zu beurteilen sind, nach der Theorie der Werte beurteilte, läßt sich am klarsten durch das Urteil nachweisen, daß J. B. Say über die Prämien fällt, welche fremde Nationen aussetzen, um ihre Ausfuhr zu befördern; er behauptet: „es seien dies Geschenke, die unserer Nation gemacht würden". Gesetzt nun, Frankreich erachte einen Schutzzoll von 25 Prozent für seine noch nicht ganz erstarkten Fabriken als zureichend, England aber gewähre eine Ausfuhrprämie von 30 Prozent: was würde die Folge des Geschenkes sein, welches auf diese Weise die Engländer den Franzosen machten? Die französischen Konsumenten würden einige Jahre lang ihre Bedürfnisse an Fabrikaten viel wohlfeiler beziehen als früher, aber die französischen Fabriken würden ruiniert und Millionen Menschen an den Bettelstab gebracht oder genötigt, auszuwandern oder sich auf den Ackerbau zu werfen. Im günstigsten Fall würden die bisherigen Konsumenten der französischen Agrikulturisten in Konkurrenten derselben verwandelt, die Produktion im Ackerbau würde gesteigert und die Konsumtion vermindert. Die notwendige Folge hiervon wäre: Wertlosigkeit der Produkte, Fallen des Güterwerts, Nationalarmut und Nationalschwäche in Frankreich. Das englische Geschenk an Werten würde teuer in Kräften bezahlt; es erschiene als ein Präsent, wie es der Sultan seinen Paschas zu machen pflegt, indem er ihnen wertvolle seidene Schnüre überschickt.
Seitdem die Trojaner von den Griechen ein hölzernes Pferd geschenkt bekommen haben, ist es für die Nation eine bedenkliche Sache, von andern Nationen Präsente anzunehmen. Geschenke von ungeheurem Wert haben die Engländer dem Kontinent in der Form von Subsidien gemacht, aber die Kontinentalnationen haben dieselben an Kräfteverlust teuer bezahlt. Die Subsidien wirkten wie eine Ausfuhrprämie zugunsten der englischen und zum Nachteil der deutschen Fabriken. Wollte heute England sich verbindlich machen, den Deutschen jahrelang alle ihre Bedürfnisse an Manufakturwaren umsonst zu liefern, wir könnten nicht dazu raten, ein solches Offert anzunehmen. Wenn die Engländer durch neue Erfindungen in den Stand gesetzt werden, die Leinwand um 40 Prozent wohlfeiler zu fabrizieren als die Deutschen bei der alten Verfahrensweise und wenn sie in der neuen Verfahrensweise nur einen Vorsprung von wenigen Jahren vor den Deutschen gewinnen, so geht ohne Schutzzoll einer der wichtigsten Manufakturzweige Deutschlands zugrunde - es ist, als fiele ein Glied von dem Körper der deutschen Nation. Wer aber möchte über den Verlust eines Armes sich damit trösten, er habe doch seine Hemden um 40 Prozent wohlfeiler eingekauft?
Gar oft kommen die Engländer in den Fall, fremden Nationen Geschenke anzubieten, gar verschieden sind die Formen, in welchen es geschieht, nicht selten schenken sie wider Willen; immer bleibt es für fremde Nationen zu bedenken, ob das Geschenk annehmbar sei. Durch ihre Stellung als Weltmanufaktur- und Handelsmonopolisten geraten ihre Fabriken von Zeit zu Zeit in jenen Zustand, den sie glut nennen, und welcher entsteht aus dem, was sie overtrading heißen. Dann wirft jeder seinen Vorrat an Waren auf Dampfboote. Nach Verfluß von acht Tagen werden sie in Hamburg, Berlin und Frankfurt, nach drei Wochen in Newyork zu 50 Prozent unter dem wahren Wert angeboten. Die englischen Fabrikanten leiden für den Augenblick, aber sie sind gerettet und entschädigen sich später durch bessere Preise. Die deutschen und amerikanischen Fabrikanten erhalten die von den englischen verschuldeten Schläge - sie werden ruiniert. Die englische Nation sieht nur das Feuer, hört nur den Knall der Explosion, die Trümmer fallen in andern Ländern nieder, und wenn sich ihre Bewohner über blutige Köpfe beklagen, so sagen die Zwischenhändler, die Konjunkturen hätten es getan. Wenn man bedenkt, wie oft durch solche Konjunkturen die ganze Manufakturkraft, das Kreditsystem, ja der Ackerbau und überhaupt die ganze Ã-konomie der mit England in freier Konkurrenz stehenden Nationen in ihrer Basis erschüttert wird und daß diese Nationen späterhin durch höhere Preise die englischen Fabrikanten wieder reichlich entschädigen müssen - sollte man dann nicht zweifelhaft werden, daß die Handelsverhältnisse der Nationen nach der Theorie der Werte und nach kosmopolitischen Grundsätzen zu regulieren seien? Die Schule hat nicht für gut befunden, die Ursachen und Wirkungen solcher Handelskrisen zu beleuchten.
Die großen Staatsmänner aller neueren Nationen fast ohne Ausnahme haben den großen Einfluß der Manufakturen und Fabriken auf den Reichtum, die Zivilisation und die Macht der Nationen und die Notwendigkeit der Beschützung derselben eingesehen: Eduard III. Wie Elisabeth, Friedrich der Große wie Joseph II., Washington wie Napoleon. Ohne in die Tiefen der Theorie einzudringen, hat ihr geistiger Blick die Natur der Gewerbe in ihrer Totalität aufgefaßt und sie richtig gewürdigt. Der Schule der Physiokraten war es vorbehalten, die Natur infolge eines sophistischen Raisonnements aus anderen Gesichtspunkten zu betrachten. Ihr Luftgebäude ist verschwunden, die neuere Schule selbst hat es zerstört, aber auch sie hat sich nicht von den ursprünglichen Irrtümern losgewunden, sondern sich nur weiter davon entfernt. Da sie die Verschiedenheit zwischen produktiver Kraft und Tauschwert nicht kannte und die erstere nicht unabhängig von dem letztern erforschte, sondern sie ihrer Tauschwerttheorie unterordnete, war es ihr unmöglich, zur Einsicht zu kommen, wie sehr die Natur der Agrikulturproduktivkraft von der Natur der Manufakturproduktivkraft sich unterscheide. Sie sieht nicht, daß durch das Aufkommen einer Manufakturkraft im Agrikulturstaat eine Masse von Geistes- und Körperkräften, von Naturkräften und Naturfonds und von Instrumentalkräften (von der Schule Kapital genannt) in Anwendung und zur Benützung kommt, die bisher gar nicht in Aktivität gewesen ist und ohne das Aufkommen einer innern Manufakturkraft nie zur Aktivität gekommen wäre; sie stellt sich vor, als müßten diese Kräfte bei Pflanzung einer Manufakturkraft der Agrikultur entnommen und auf die Manufakturkraft übertragen werden, während letztere doch zum großen Teil eine ganz neue Kraft ist, die, weit entfernt, auf Kosten der Agrikulturkraft erworben zu werden, dieser erst zu höherem Aufschwung verhilft.
<<
gesamter Thread: