- Kurssturz beim US-Dollar im November 2003 - ackid, 27.11.2003, 23:54
Kurssturz beim US-Dollar im November 2003
-->Der Anlass für den Kurssturz beim US-Dollar im November 2003 ist im übrigen ein drohender Handelsstreit zwischen China und den USA. Konkret plant die amerikanische Regierung, die Textilimporte aus China durch Schutzzölle drastisch zu beschränken. Devisenexperten fürchten daher, der Handelsstreit werde sich zusätzlich negativ auf den Wert des Dollars auswirken. Hintergrund dieser Befürchtung ist offenbar die Tatsache, dass die chinesische Währung, der Renminbi Yuan, mit einer gewissen Schwankungsbreite an den US-Dollar gekoppelt ist. Wenn also der Dollar fällt, verbilligt sich auch der Yuan und die Experte aus China werden im Ausland noch billiger. Somit befinden sich die USA in den Wirtschaftsbeziehungen zu China in einem Teufelskreis: Im Gleichschritt mit dem Dollar sinkt auch der Wert des Yuans und die chinesischen Exporte können auf dem Weltmarkt günstiger angeboten werden.
Ein weiteres Problem für den Wert des Dollars sind die Wirtschaftsdaten in den USA. Bislang wurde hier in der Presse der Eindruck erweckt, als stünde die US-Wirtschaft zum Jahresende 2003 vor dem größten Wachstumsschub der Nachkriegszeit. Dies ist auf dem Papier tatsächlich richtig, nur wurden die Ursachen dieser Wirtschafts-Blüte nicht genannt: Etwa 30 Mrd. Dollar Ausgaben für die Rüstung im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg. Außerdem bewilligte der Kongress weitere 87 Mrd. Dollar zur Finanzierung der US-Besatzung im Irak. Mit anderen Worten: Die Produktion von Bomben, Marschflugkörpern und anderen militärischen Gütern hat wesentlich zu der genannten Zunahme des Bruttosozialprodukts im dritten Quartal 2003 um 7,2 Prozent beigetragen.
diese Sichtweise ist neu
Der gleichzeitige Rückgang der Arbeitslosen in der Größenordnung von ca. 30.000 Personen hängt ebenfalls direkt mit dem Irak-Krieg zusammen. Nachdem sich abzeichnet, dass die zum Irak-Einsatz eingezogenen Reservisten für mehrere Monate ihren Arbeitsplätzen fern bleiben müssen, haben die Betriebe in den USA jetzt Ersatzpersonal eingestellt. Von zusätzlichen Arbeitsplätzen kann folglich keine Rede sein und das amerikanische Wirtschaftswunder findet nur in der Statistik statt. Insgesamt sind seit dem Amtsantritt von Bush-Junior in Amerika 2,7 Mio. Arbeitsplätze vernichtet worden und es gibt keinerlei Anzeichen, dass diese Stellen in absehbarer Zeit wieder geschaffen werden.
urbs-media Praxistipp: Bereits vor mehr als einem Jahr hatten wir Kapitalanlegern aus dem Euro-Raum dringend geraten, Anlagen in US-Dollar zu meiden und eventuelle Dollar-Guthaben in andere Währungen umzuschichten. Wer diesem Rat gefolgt ist, konnte bisher Verluste von über 25 Prozent vermeiden. Wegen des anhaltenden Kursrisikos für den US-Dollar gilt diese Empfehlung auch weiterhin. Abzuraten ist auch vor Gold als langfristige Kapitalanlage. Da der Goldpreis in US-Dollar festgesetzt wird, sind auch Höchststände von 400 Dollar je Feinunze für Goldbesitzer in Deutschland kein Grund zur Freude. Denn umgerechnet in Euro kostet die Feinunze nur ca. 330 Euro. Der Kursanstieg des Goldes auf Dollarbasis wird also durch den fallenden Dollarkurs im Vergleich zum Euro fast vollständig wieder ausgeglichen.
Wir vermuten, dass der Dollar in den kommenden 12 Monaten weiter an Wert verliert. Dies muss nicht zwangsläufig in Form einer eindeutigen Linie geschehen; möglich sind in Zukunft durchaus auch wieder kurzfristig steigende Dollar-Kurse. Der langfristige Trend zumindest erscheint eindeutig und ein Kursziel von 1,30 Dollar für einen Euro im Jahr 2004 ist durchaus realistisch. Dass dies entgegen unseren Erwartungen nicht schon Ende des Jahres 2003 eingetreten ist, liegt vermutlich an den außenpolitischen Unsicherheiten und dem so genannten Anti-Terror-Kampf, die den Dollar ungeachtet der finanziellen Probleme der US-Volkswirtschaft bei einigen Kapitalanlegern noch als Fluchtwährung attraktiv machen.
Wegen der anstehenden Präsidentschaftswahl gibt es für den amtierenden Präsidenten Busch aber nur einen Weg für einen Wirtschaftsaufschwung in den USA: Durch einen niedrigen Dollar-Kurs die Exporte aus Amerika international wettbewerbsfähig machen und Importe abhalten. Denn eines ist der gegenwärtigen Busch-Administration klar: Ohne Wirtschaftsaufschwung werden die Republikaner die Präsidentschaftswahl nicht gewinnen. Die gegenwärtigen Politiker in Amerika waren nämlich bereits bei Bush-Senior aktiv und mussten erleben, wie ihr eklatantes wirtschaftliches Versagen trotz der patriotischen Hochstimmung in der amerikanischen Bevölkerung nach dem ersten Irak-Krieg dazu führte, dass Bush-Senior abgewählt und der Demokrat Bill Clinton Präsident der USA wurde.
Ob die Strategie der US-Regierung aufgeht - die Amerikaner also auf Kosten Europas wirtschaftliche Vorteile aus einem niedrigen Dollar-Kurs ziehen können -, hängt entscheidend von den Bürgern in Europa ab. Nur wenn die Verbraucher vermehrt die durch die Dollarschwäche günstigen US-Produkte kaufen und die vergleichsweise teuren heimischen Produkte meiden, kann die US-Wirtschaft wieder wachsen. So betrachtet befinden sich die Europäer gegenwärtig in einem Handelskrieg mit den USA. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) geht nach einem Bericht in der WZ vom 20.11.2003 in der Westdeutschen Zeitung sogar davon aus, dass alles, was über ein Verhältnis von 1: 1 beim Kursverhältnis zwischen Dollar und Euro hinausgeht, für die Arbeitsplätze in Deutschland schädlich ist.
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