- Die letzten Tage? US-Präsident Bush, die Christliche Rechte und die Apokalypse - monopoly, 28.11.2003, 14:25
- Re: Die letzten Tage? US-Präsident Bush, die Christliche Rechte und die Apokalypse - chiron, 28.11.2003, 15:58
- Re: Die letzten Tage? US-Präsident Bush, die Christliche Rechte und die Apokalypse - Euklid, 28.11.2003, 18:06
- Lies bitte mal das erste Gebot! (owT) - thomas, 17.12.2003, 00:56
- Re: Lies bitte mal das erste Gebot!-Wie kommst du jetzt auf diesen Beitrag etc.? (owT) - Jagg, 17.12.2003, 01:06
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- Re: Die letzten Tage? US-Präsident Bush, die Christliche Rechte und die Apokalypse - Euklid, 28.11.2003, 18:06
- Wie sagte Einstein doch mal so schön: - Sorrento, 28.11.2003, 17:11
- Re: Die letzten Tage? US-Präsident Bush, die Christliche Rechte und die Apokalypse - chiron, 28.11.2003, 15:58
Die letzten Tage? US-Präsident Bush, die Christliche Rechte und die Apokalypse
-->sorry politics:
http://www.pnn.de/Pubs/campus/pageviewer.asp?TextID=11743
Die letzten Tage?
US-Präsident Bush, die Christliche Rechte und die Apokalypse
Von Jan KixmĂĽller
Sie haben in den letzten Jahrzehnten in den USA stark an Einfluss gewonnen, sie haben enge Verbindungen zu den Republikanern, sie haben geheime Organisationen wie die „Jesus Family“, sie sehen sich als die neuen Auserwählten und ihre Spuren führen bis in die höchsten Ebenen der US-Politik. Sie bekämpfen Homosexualität, Abtreibung, freie Sexualerziehung und die darwinsche Evolutionslehre zu Gunsten der Schöpfungslehre, sie kämpfen gegen das Böse, glauben an die Wiederkehr von Jesus Christus und haben einen Präsidenten, der von sich sagt, er sei im Oval Office, weil er gläubig ist und Gott gefunden hat. „I am here because of the power of prayer“, so George W. Bush, der Präsident der USA.
Die Rede ist von der Christlichen Rechten, einem Überbegriff für christlich-fundamentalistische Gruppen, die es in den Vereinigten Staaten seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts gibt. Sie werden auch Evangelikale oder Wiedergeborene genannt, und umfassen laut einer Gallup-Umfrage knapp die Hälfte, nämlich 46 Prozent (!) aller Amerikaner. Ein gut informierter Kreis von US-Politologen, Journalisten und ehemaligen Staatsmännern kam vergangenen Freitag in das Potsdamer Einstein Forum, um die wahrhaftige Bedeutung der Christlichen Rechten zu erörtern. Man wollte dabei nicht auf Amerika und die Religion einprügeln, Fundamentalismus in der Politik sei nicht nur ein Problem in den USA. Aber die Verflechtung von Politik und Religion in Amerika, die bis ins Weiße Haus reichen soll, war dem Einstein Forum einen fünfstündigen Workshop Wert. Zumal die religiösen Gruppierungen bei den kommenden Wahlen an Einfluss gewinnen könnten. Unterstützt wurde der Workshop von der Botschaft der Vereinigten Staaten. Kein Widerspruch, wie die Direktorin des Einstein Forums, Susan Neiman, betonte: „Die USA sind immer noch eine Demokratie.“
Mit dem Verhältnis von Präsident Bush und der Christlichen Rechten hat sich der ehemalige OSZE-Gesandte der USA, Sam Brown, beschäftigt. Die Entwicklung der Christlichen Rechten sei beachtlich, sie hätten eine Minderheitenposition in nationale Politik gewandelt, ihre Themen stünden im Kongress auf der Agenda und nicht zuletzt, so Brown, haben sie den Präsidenten als Freund - einen Mann, der sich selbst als „born-again Christian“ beschreibt. Brown ist zwar der Meinung, dass es sich bei der Entwicklung nicht um eine permanente Erscheinung handelt, doch wie William Martin beipflichtet, die Fundamentalisten haben keine Eile, sie haben nach eigenem Empfinden alle Zeit der Welt - gelingt es nicht in dieser Legislatur Ziele durchzusetzen, dann eben in der nächsten.
Nicht nur in der Innenpolitik setzen die Christlichen Rechten deutliche Akzente - in einigen Staaten wird den Schulbüchern nun zugefügt, dass die Evolutionslehre nur eine Theorie ist - auch in der Außenpolitik wird ihr Einfluss deutlich. Sei es bei der Konvention gegen die Diskriminierung der Frauen, die von 174 Staaten bereits ratifiziert ist, nur von den USA noch nicht, oder sei es bei der Haltung gegen die Kyoto-Protokolle zum Klimaschutz. Am deutlichsten wird der Einfluss allerdings bei der Nahostpolitik der USA. Auf den ersten Blick scheint die pro-israelische Haltung der christlichen Fundamentalisten - die nicht selten zu Antisemitismus neigen - ein Widerspruch. Während viele progressive Juden sich mittlerweile in der israelischen Friedensorganisation Peace Now gegen die Siedlungspolitik ihrer Regierung engagieren, unterstützen so genannte „Christliche Zionisten“ in den USA die Politik von Ariel Sharon.
Hintergrund ist, dass weite Kreise der Christlichen Rechten die Rückkehr von Jesus Christus an die Gründung eines einheitlichen jüdischen Staates gebunden sehen. Die in der Apokalypse des Johannes angekündigte Wiederkehr Christi gipfelt im Weltende und der Schöpfung des himmlischen Jerusalem. Was seinerzeit die in den Christenverfolgungen bedrängten Gläubigen trösten und auf die Gräuel der Verfolgung vorbereiten sollte, wird von den christlichen Fundamentalisten heute als Erlösung gesehen, bei der Millionen Gläubige in den Himmel fahren, während die Ungläubigen im Inferno des Weltendes zurück bleiben. Die Verbreitung dieses Glaubens ist groß, von seiner Apokalypse-Serie hat ein gewisser Tim LaHaye rund 55 Millionen Exemplare verkauft. William Martin erinnerte sich an ein Gespräch mit einer strenggläubigen Christin, die ganz überrascht feststellte, dass er der einzige ihr bekannte Mensch sei, der nicht daran glaube, dass die Menschheit in den letzten Tagen lebt.
Der evangelische Publizist Geiko Müller-Fahrenholz betont zwar, dass das apokalyptische Denken nicht die Politik der USA dominiere, gerade in der Nahostpolitik spielen eben auch geopolitische Entscheidungen eine Rolle. Doch die Teilung der Welt in Gut und Böse sei in der heutigen US-Politik grundlegend. Der Krieg gegen Terrorismus und Diktatoren passe in das Denken, die Welt vom Bösen zu befreien. „Der Gott von Bush hat allerdings nichts mit dem Gott der Bibel zu tun, er ähnelt vielmehr einer Art Kriegsgott“, so Müller-Fahrenholz. Er ist zwar vorsichtig damit, zu behaupten, dass Bushs Handlungen diesem apokalyptischen Denken folgen, doch nach dem 11. September sei der US-Präsident zu dem Schluss gekommen, zum Führerer gegen das Böse berufen worden zu sein. In dem Glauben an die Apokalypse sieht der Publizist letztlich die Gefahr, dass der Einsatz von Nuklearwaffen zum Teil dieses Endzeitszenarios werden könnte.
Schlechte Aussichten also? Nicht unbedingt. Sam Brown hat auch Zeichen der Hoffnung ausgemacht. Zum einen findet Brown, dass die US-Gesellschaft als Ganzes toleranter geworden ist. Zum anderen sei nicht klar, ob die Basis der Republikaner Bushs Irak-Politik weiter unterstütze - die Realisten sehen Defizite und Konsequenzen. „Schließlich werden die Exzesse der Bush-Administration, gefördert von der Christlichen Rechten und ihren Verbündeten, der Regierung auf die Füße fallen“, schätzt Brown.

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