- Bill Bonner u.a. - Thanksgiving, Gold, etc. - off-shore-trader, 28.11.2003, 20:05
- The Daily Reckoning - Thanksgiving (Bill Bonner) - Firmian, 28.11.2003, 22:00
Bill Bonner u.a. - Thanksgiving, Gold, etc.
-->Balance von Risiko und Chance
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Was kann schief gehen? Was richtig?
Man sagt, dass es bei erfolgreichem Investieren um die Balance von Risiko und Chance geht.
Heute hingegen sehen die meisten Investoren nur die Chancen, in der Hoffnung, dass die Aktienkurse für immer steigen werden... und sie sehen auf der anderen Seite nicht das Risiko. Im Gegensatz dazu haben wir vom Investor's Daily keine Probleme damit, schwere Risiken zu finden... und auch große Chancen. Indem wir empfehlen, das zu verkaufen, was die Kleinanleger kaufen.
Warren Buffett, George Soros und John Templeton haben die Kleinanleger davor gewarnt, so leichtsinnig zu sein. Aber - Gott segne ihre Herzen: Die Kleinanleger achten nicht auf solche Warnungen.
Die Schlagzeilen liefern ja auch weiterhin gute News. In den USA sind die Auftragseingänge für langlebige Konsumgüter um 3,3 % gestiegen. Die Erstanträge für Arbeitslosenhilfe liegen auf einem 3-Jahres-Tief. Die Wirtschaft soll angeblich so schnell wie seit 20 Jahren nicht mehr wachsen.
Die Kleinanleger mögen es zwar nicht realisieren, aber sie zahlen einen furchtbaren Preis für diese Schlagzeilen. Das US-Haushaltsdefizit explodiert, hin in Richtung 1 Billion Dollar. Und auch die Konsumenten sind so zuversichtlich, dass sie keine Notwendigkeit dafür sehen, sich selbst zu beschränken.
Auch in Indien explodieren die Schulden der Konsumenten - wie wir hier letztens im Investor's Daily festgestellt haben - aber die gesamten Schulden der indischen Konsumenten liegen bei weniger als 10 % ihres Einkommens. Da ist es ok, wenn die Schulden mal eine Zeitlang deutlich steigen. In den USA hingegen liegt diese Quote bei über 100 % - und sie steigt schnell! Die gesamten amerikanischen Schulden sind bereits 3 Mal so groß wie das US-Bruttoinlandsprodukt... und sie wachsen 6 bis 8 Mal so schnell.
Nicht umsonst sind Schulden oft mit Schnaps verglichen worden. Der erste Schluck, besonders auf nüchternen Magen, führt zu einem angenehmen Gefühl. Aber mit jedem weiteren Schluck geht dieses Gefühl verloren. Am Ende ist es gar nicht mehr angenehm.
Das Risiko ist, dass die USA im Kreditzyklus schon bereits weit fortgeschritten sind... und das ist deshalb so, als ob man einen Betrunkenen zum"Exen" von Schnapsgläsern auffordert. Die neuen Schulden werden kaum noch einen positiven Effekt haben. Und wo sonst sollen neue Stimulierungen für die Wirtschaft kommen? Eine weitere Steuersenkung? Eine weitere Runde von Zinssenkungen? Mehr Ausgaben für den Krieg gegen den Terror?
Die Kleinanleger hingegen sehen weiterhin keine Gefahr - weder für den Dollar, noch für US-Anleihen, noch für Aktien, noch für den Immobilienmarkt, noch für ihre persönlichen Finanzen.
Unglaublicherweise scheinen sich die ausländischen Zentralbanken, besonders die in Asien, genau wie die Kleinanleger zu verhalten. Wenn diese Zentralbanken nicht so fleißig US-Staatsanleihen kaufen würden, dann könnte das US-Haushaltsdefizit nicht finanziert werden... die amerikanischen Zinsen wären nicht so niedrig... die Amerikaner würden ihre Hypotheken nicht so stark erhöht haben... die Konsumausgaben wären nicht so explodiert... und die Aktienkurse wären nicht so hoch gestiegen. Aber das ist die sublime Natur der Kleinanleger; sie sind unfähig dazu, die Risiken zu sehen, die sie für sich selbst darstellen.
Freitag, 28. November 2003
Thanksgiving, Teil 1
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
In den USA ist heute"Thangsgiving"-Day, vergleichbar mit dem deutschen Erntedankfest, das früher einmal gefeiert wurde. Und dieses Jahr werden die amerikanischen Aktionäre ihre traditionellen Truthahn-Essen zu Thanksgiving vielleicht mit etwas Besserem austauschen wollen, wie Filet Mignon mit Trüffeln.
Andererseits sorgen die steigenden Aktienkurse und die wieder auferstandene US-Wirtschaft auch dafür, dass der Truthahn vielleicht auch so wie ein Filet Mignon schmeckt.
Zu den Märkten: Die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen ist wieder etwas gestiegen, auf 4,25 %, und der Dollar ist gegenüber dem Euro wieder gefallen, auf gut 1,19.
Aus den Büros der Offiziellen kommen weiterhin Beweise für die wirtschaftliche Erholung der USA. Die wöchentliche Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fiel auf 351.000, den niedrigsten Wert seit Anfang 2001.
Wir Amerikaner - ich gehöre ja auch dazu - können deshalb froh sein, dass Alan Greenspan und die anderen weisen Männer der Fed es geschafft haben, aus der Asche der Rezession eine wirtschaftliche Erholung zu produzieren. Und wir sollten auch den US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac danken. Ohne deren Hilfe hätten die Amerikaner ihre bestehenden Hypotheken nicht so großzügig erhöhen können. Natürlich besteht das Leben in den USA aber nicht nur aus Spaß und Spielen und Britney-Madonna Küssen. Wenn wir auf unser Glück mit französischem Champagner anstoßen wollen, dann müssen wir dafür rund 20 % mehr bezahlen als im letzten Jahr. Denn der Dollar ist gefallen.
Aus diesem Grund haben ausländische Investoren mit US-Aktien auch nicht soviel verdient, weil der Währungseffekt berücksichtigt werden muss. Der fallende Dollar hat für die USA die Importpreise erhöht, und er hat gleichzeitig die Kaufkraft der Ersparnisse verringert... aber es könnte schlimmer sein.
Denn wir sollten dankbar sein, dass der Dollar nicht noch viel tiefer gefallen ist, sagt Paul Kasriel, Chefanalyst bei Northern Trust."Erinnern Sie sich daran, wie die Indianer, die in der Nähe der damals neu gegründeten amerikanischen Siedlung Plymoth wohnten, zum ersten Thanksgiving Fest eingeladen wurden?" fragt Kasriel."Die Pilgerväter, die die ersten Siedler aus Europa waren, dankten den Indianern damit dafür, dass sie sie das erste Jahr in der Neuen Welt hatten überleben lassen. Mit anderen Worten - die Pilgerväter kamen dank der Hilfe ihrer neuen Freunde über die Runden."
"Und vergleichbar ist es dieses Thanksgiving... wir kommen dank der Hilfe unserer neuen Freunde über die Runden - diesmal sind es keine Indianer, sondern Chinesen und Japaner... denn wenn deren Zentralbanken nicht so stark Dollar-Vermögensanlagen gekauft hätten, dann wäre der Dollar gegenüber den anderen Währungen noch viel stärker gefallen, als er es so schon ist, und die US-Preise für Güter und Dienstleistungen würden höher als jetzt sein, und die amerikanischen langfristigen Zinsen würden viel höher als jetzt sein..." Dazu kann ich nur sagen: Amen!
Freitag, 28. November 2003
Gold: Korrektur möglich - die zum Einstieg nutzen!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Während in den USA Feiertag ist - Thanksgiving -, ist für uns hier in Europa ein ganz normaler Arbeitstag. Ich sitze in meinem Büro in Paris...
*** Der Goldpreis ist seit seinem Tief im Jahr 2001 um 50 % gestiegen. Viele Goldminenaktien haben sich verdoppelt oder sogar verdreifacht. Sie sollen nicht überrascht sein, wenn es am Goldmarkt eine Korrektur gibt. Ich wäre dann sogar froh; ich würde zu niedrigeren Kursen mehr kaufen. Aber beim Goldmarkt sollte man nicht zu stark aufs Timing achten. Man sollte investiert sein. Das wird ein langer Bullenmarkt werden. Hier kann man wirklich einsteigen und langfristig drin bleiben.
*** Zumindest auf dem Papier geht es den Amerikanern doch gut. Die Aktienkurse und die Preise der Immobilien sind in diesem Jahr gestiegen. Aber - wie Eric in seinem Artikel betont hat: Der Dollar ist gefallen. Seit Januar 2002 hat er gegenüber dem Euro 25 % an Wert verloren. Das schmerzt die Amerikaner im Ausland, wie z.B. in Paris... aber die meisten Amerikaner im Mutterland haben das kaum bemerkt. Aber ihre globale Kaufkraft ist gesunken.
Sie verschulden sich immer weiter. Der Marktwert aller Aktiva in den USA liegt laut Warren Buffett bei ca. 50 Billionen Dollar. Also bedeutet ein Handelsbilanzdefizit von einer halben Billion Dollar pro Jahr, dass die USA 1 % ihres nationalen Reichtums ans Ausland"verlieren".
*** Das Problem ist: Es gibt Papier-Reichtum und realen Reichtum. Ein Haus, dessen Preis gestiegen ist, ist nicht wirklich mehr wert als es vorher wert war. Wenn man selber drin wohnt, dann ändert sich nichts. Aber der steigende Preis könnte den Besitzer dazu veranlassen, die Hypothek auf dieses Haus zu erhöhen. In den USA ist das gang und gäbe, auch wenn es für deutsche Ohren - zum Glück - unglaublich klingt. Was dieser Besitzer wirklich macht, wenn er seine Hypothek erhöht, ist, ein Stück seines Hauses aufzugeben. Und dadurch wird er ärmer als zuvor.
Freitag, 28. November 2003
Thanksgiving, Teil 2
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
I wandte mich heute Morgen an einen Assistenten aus Mississippi, Beirne White."Beirne", sagte ich ernst,"erzähl mir von Thanksgiving in Mississippi."
Beirne erzählte mir dann von einer Blues-Legende aus Mississippi, mit Namen"Son" House, der 102 Jahre alt wurde und das tat, was Blues-Männer tun... Unglück, schlechten Schnaps und schlechte Frauen anziehen.
"Was hat das mit Thanksgiving zu tun?""Nichts" antwortete er. Und dann gab er mir die Analysen, die ich von ihm verlangt hatte. Ich möchte an dieser Stelle wieder ein geschichtliches Thema aufgreifen. Denn die Antwort von Beirne erinnerte mich daran, dass in den amerikanischen Südstaaten Thanksgiving gelegentlich als ein"Yankee"-Feiertag, also ein Feiertag der Nordstaaten, gesehen wird.
In der Mitte des amerikanischen Bürgerkriegs proklamierten beide Seiten den"Thanksgiving"-Day. Nach den ersten Siegen der Südstaaten - als die"Yankees" nach Washington zurückflohen - proklamierten die Südstaaten (die sog. Konföderierten) Thanksgiving. Aber nach der Schlacht von Gettysburg proklamierte Lincoln den Thanksgiving-Feiertag, und er legte ihn auf den dritten Donnerstag des Novembers, um an den Sieg der Nordstaaten zu erinnern.
Und das erste Mal wurde Thanksgiving offiziell von einer Gruppe Puritaner gefeiert - die wahrscheinlich noch nicht einmal dann ein gutes Essen genießen konnten, wenn ihr Leben davon abgehangen hätte. Aber die Sieger schreiben die Geschichtsbücher. Und diese armselige Feier einer kleinen Gruppe von religiösen Eiferern ist jetzt zu einem der größten amerikanischen Feiertage geworden. Besonders während der Weltwirtschaftskrise und dann während des Zweiten Weltkriegs gewann"Thanksgiving" an Bedeutung.

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