- Templeton Fondmanager Mark Mobius im Interview - EM-financial, 01.12.2003, 22:42
Templeton Fondmanager Mark Mobius im Interview
-->Tobias Kunkel von asia economy fĂŒhrte das folgende Interview mit Templeton Star-Fonds-Manager Mark Mobius.
Sehr geehrter Herr Mobius,
www.asia-economy.de ist der fĂŒhrende deutschsprachige Internetdienst, welcher Inhalte ĂŒber die asiatischen MĂ€rkte bereitstellt.
Der Fondsexperte und technische Marktanalyst Tobias Kunkel betreibt fĂŒr asia-economy.de ein sehr erfolgreiches Modelportfolio mit internationalen Aktienfonds, in dem unter anderem auch zwei Ihrer Fonds (Thailand Fund und Asian Growth Fund) vertreten sind. Wir freuen uns deshalb Sie als kompetenten Interviewpartner und vermutlich gröĂten Emerging Market Investor der Welt ĂŒber Ihre Meinung befragen zu dĂŒrfen.
1.) Entwicklung der Emerging Markets in diesem Jahr
asia-economy:
Was denken Sie ĂŒber die diesjĂ€hrigen Gewinne in den Emerging Markets im Allgemeinen und in den asiatischen MĂ€rkten im Speziellen? War es zuviel des guten und werden wir in den folgenden Monaten eventuell eine scharfe Korrektur bekommen?
Mobius:
Im Allgemeinen sehen wir immer noch genĂŒgend AufwĂ€rtspotential. Auch wenn die Preise von ihren sehr tiefen Niveaus aus etwas gestiegen sind, sollte man die MĂ€rkte vom Standpunkt der relativen Bewertungen anderer MĂ€rkte aus betrachten. WĂ€hrend die VolatilitĂ€ten lĂ€nderspezifischen Risiken zurĂŒckgehen, sind die Bewertungen in den Emerging Markets und vor allem in Asien immer noch um LĂ€ngen niedriger, als vergleichbare westliche MĂ€rkte. Allgemein gesprochen besitzen Unternehmen in den Emerging Markets etwa eine halb so hohe Bewertung wie jene im Westen, was anzeigt, dass noch eine Menge AufwĂ€rtspotential vorhanden ist. Korrekturen wird es auf dem Weg der Angleichung sicher geben, aber der langfristige Trend ist klar aufwĂ€rts.
2.) Ist die Situation ein Spiegelbild zur Lage Mitte der 90er?
asia economy:
Im FrĂŒhjahr / Sommer dieses Jahres waren Sie auf einer Roadshow in Deutschland. Zu dieser Zeit war das Sentiment bei den Emerging Markets sehr schlecht, aber in den letztem 2-3 Monaten veröffentlichte nahezu jede Investmentbank und jeder Anlageverwalter dicke Analysen, veranstalteten Investment Konferenzen und Ă€hnliche Dinge, um der Ă-ffentlichkeit zu raten in Asien zu investieren und zu bestĂ€tigen, dass mit dem Aufstieg Chinas eine neue Ăra begonnen hat. Mitte der 90er Jahre war die Stimmung in Ă€hnlicher Weise aufgeheizt und fĂŒhrten zu verschiedenen Krisen. Aussagen, wie jene von Infineon Vorstand Schummacher, dass er 95 % aller Investitionen in den nĂ€chsten 5 Jahren in China tĂ€tigen wird sowie Ă€hnliche Aussagen von BMW und Volkswagen bestĂ€tigen doch eigentlich die These, dass es zu einer unvermeidlichen Bereinigung kommen muss. Jeder erwartet âGoldene Zeitenâ in China, fast genauso wie es bei Investitionen in âdotcomâ Unternehmen zwischen 1998-2000 der Fall war.
Mobius:
Nun wir empfehlen die Situation von Anfang der 90er nicht mit der heutigen zu vergleichen. Emerging Markerts, um spezifischer zu sein die Unternehmen, welche in den Emerging Markets tĂ€tig sind, sind in der Zwischenzeit gewachsen. Die Asienkrise hinterlieĂ positive Effekte und Firmen sind heute weit weniger von hoher Verschuldung betroffen, konzentrieren sich auf ihr KerngeschĂ€ft und besitzen eine viel bessere ErtragsqualitĂ€t. Im Allgemeinen beobachten wir ein verantwortlicheres Management und eine stark verbesserte UnternehmensfĂŒhrung. China wird mit Sicherheit einer der Haupttreiber des Aufschwungs sein, nachdem die Konsumnachfrage angesprungen ist und die Wirtschaft nun ihr volles Potential ausschöpft. DarĂŒber hinaus sind die Bewertungen der Emerging Markets tiefer, als in den Boomzeiten von 1993/94. Dennoch besteht natĂŒrlich kein Zweifel daran, dass es zu einer AbkĂŒhlung kommen wird, wenn die MĂ€rkte heiĂ gelaufen sind und wir dann eine groĂe Bereinigung bekommen werden. Im Moment sind wir davon aber noch weit entfernt.
Alternativen und besssere Möglichkeiten als bspw. China?
asia economy:
Zurzeit spricht jeder ĂŒber China und wie man dort investieren kann. Sind die Chancen in LĂ€ndern wie Thailand, Indonesien, Sibirien, Mongolei, Malaysia und Vietnam nicht viel gröĂer, da diese LĂ€nder die Rohstoffe bereitstellen, die China benötigt? Investieren Sie in kleinen MĂ€rkten wie Vietnam? Falls Ja, in welchen Fonds halten sie diese Positionen?
Mobius:
Wir investieren in ganz Asien und suchen in allen MĂ€rkten nach attraktiven Gelegenheiten, die kleineren MĂ€rkte sind da natĂŒrlich mit eingeschlossen. Wir fokussieren uns dabei hauptsĂ€chlich auf die Bewertung der einzelnen Firmen und lenken unsere Fonds in die entsprechende Richtung. China nimmt dabei einen immer wichtigeren Stellenwert ein, da der Kapitalmarkt sehr schnell wĂ€chst und die Anzahl der in Umlauf befindlichen Papiere steigt. Oft investieren wir ĂŒber NachbarlĂ€nder in die lokale chinesische Nachfrage, also in Firmen, die von der chinesischen Wirtschaft abhĂ€ngig sind. Da wir gegenwĂ€rtig in allen Regionen auf Kauftour sind, können wir keine spezifischen Engagements bekannt geben.
4.) Das höchst gewichtetste Land in ihrem Asian Growth Portfolio ist SĂŒdkorea
asia economy
Was denken Sie ĂŒber das geschlossene, abgeschirmte und stark regulierte (protektionistische) SĂŒdkorea? In Ihrem Asien Wachstumsportfolio ist dieses Land die gröĂte Position. Welches sind die GrĂŒnde dafĂŒr? Die Wirtschaft lĂ€uft nicht so gut, wie in anderen asiatischen LĂ€ndern, man hört laufend von politischen Problemen, die Demographie sieht Ă€hnlich aus wie Japan oder Deutschland und der Markt ist sehr stark geschĂŒtzt.
Mobius:
Korea ist eines der sehr wenigen LĂ€nder in dieser Welt, in welchem ein frĂŒherer PrĂ€sident und die Söhne von frĂŒheren PrĂ€sidenten wegen Korruption ins GefĂ€ngnis wandern mussten. Der derzeitige PrĂ€sident, Herr Roh, war bisher nicht unbedingt âpro-Businessâ orientiert aber scheint sehr entschlossen zu sein, die Korruption zu beseitigen und die Probleme mit Vetternwirtschaft und Unternehmensleitlinien, zu lösen. Jede Woche erscheinen in den Zeitungen neue Untersuchungen von Unternehmen. Zum ersten Mal fordern MinderheitsaktionĂ€re und Mitarbeiter der âchaebolâ Unternehmen (Mischkonzerne SĂŒdkoreas) öffentlich die Umsetzung von Reformen, die es den Familieneignern bspw. nicht mehr gestattet ihre Tochtergesellschaften zum Schaden der Investoren zu retten und fordern sogar den RĂŒcktritt ihrer Aufsichtsratsposten.
Verglichen mit der Lage vor der Asienkrise wurde der finanzielle Hebel (Das VerhĂ€ltnis von Schulden zum Eigenkapital) betrĂ€chtlich abgebaut. Viele Ăberkreuzbeteiligungen und Ăberkreuzgarantien (in der eine Firma fĂŒr die Verbindlichkeiten einer anderen Firma bĂŒrgt) wurden eliminiert. Die Unternehmen arbeiten unter gĂŒnstigeren Wettbewerbsbedingungen, nachdem es hĂ€ufig zu Fusionen und Ăbernahmen gekommen ist. Die Gewerkschaften scheinen immer noch stark zu sein, aber tendieren zu mehr Kooperation. Das Zinsniveau wird wohl noch eine ganze Weile sehr tief bleiben. Die Exporte haben sich aufgrund der Wirtschaftsbelebungen in den AbnahmelĂ€ndern erholt und die Finanzlage hat sich stetig verbessert, was am Anstieg der auslĂ€ndischen WĂ€hrungsreserven ersichtlich wird. Aber das wichtigste ĂŒberhaupt ist, dass die Bewertungen der sĂŒdkoreanischen Firmen im Vergleich zu ihren aktuellen und erwarteten Gewinnen relativ gĂŒnstig sind.
Wir sind âSchnĂ€ppchenjĂ€gerâ und einige der besten SchnĂ€ppchen finden wir zurzeit in SĂŒdkorea.
5.) Indien?
asia economy
Auch Indien war in Ihrem Asian Growth Portfolio fĂŒr lange Zeit eine sehr groĂe Position. Im Moment gehört es allerdings nicht mehr zu den 5 gröĂten LĂ€nderpositionen in Ihrem Fonds. Aufgrund der guten Entwicklung in Indien gehen wir davon aus, dass Sie Gewinne mitgenommen haben. Warum? Ist Indien beispielsweise nicht profitabler als Hong Kong? Sie haben einmal gesagt, dass Templeton etwa 2 Mrd. USD in Indien verwaltet - weshalb gibt es zum Beispiel in Deutschland keinen Indien Fonds, der fĂŒr öffentliche Engagements zur VerfĂŒgung steht? Jim Rogers hat in seinem neuesten Buch âAdventure Capitalistâ geschrieben, dass Indien neben Ăgypten und einigen kleineren LĂ€ndern das bĂŒrokratischste und kompliziertetste Land der Welt ist. Was halten Sie davon? Ist es heute besser geworden? Ist die Gesetzgebung heute besser? Sehen Sie Ănderungen zum besseren?
Mobius:
Indien bleibt eines der vielversprechensten Regionen weltweit und wir fokussieren uns intensiv auf die indischen Aktien. Aufgrund der Bewertungen hatten wir kĂŒrzlich die Gelegenheit einige Gewinne mitzunehmen und befinden uns gerade in dem ProzeĂ mehr Geld in unterbewertete indische Aktien zu investierten. Obwohl Indien in den letzten 15 Monaten einer der gröĂten EmpfĂ€nger von auslĂ€ndischen Investitionen in ganz Asien war, schwĂ€chte sich der Markt nach dem Beginn des Irak-Krieges und der Ende Februar stattgefundenen Veröffentlichung des Budgetplans fĂŒr 2003/04, merklich ab. Die Investitionen werden sich aufgrund der inlĂ€ndischen und globalen Unsicherheiten nicht weiter erhöhen. GrĂŒnde, die zu einem höheren Investitionsfluss fĂŒhren könnten sind:
a) Weitere Reformen, speziell auf Seiten der Privatisierungen.
b) Ein guter Monsunregen und infolgedessen verbesserte Wirtschaftsdaten, da Indiens Wirtschaft immer noch stark von der Agrarwirtschaft abhÀngig ist.
c) Unternehmensentscheidungen, im speziellen eine potentiell höhere DividendenausschĂŒttung.
Unsere Inlandsfonds in Indien entwickeln sich deshalb auch sehr gut und die Anlagen unter Management steigen weiter an.
6.) Entwickelte MĂ€rkte
asia economy:
Haben Sie eine Idee, wohin die europĂ€ischen und US-MĂ€rkte von hier aus laufen werden? Die Ungleichheit zwischen Bullen und BĂ€ren ist gröĂer und schĂ€rfer als jemals zuvor. Was ist Ihre Meinung? Erwarten Sie einen Kollaps der Wirtschaft und der AktienmĂ€rkte oder glauben Sie, dass die lockere Geldpolitik von Greenspan langfristig doch wirken wird?
Mobius:
Wir ziehen es vor lieber keine Prophezeiungen abzugeben, aber glauben weiterhin, dass die demografischen Strukturen und NachfrageverhÀltnisse das Wachstum in den Emerging Markets weiter antreiben wird. Die westlichen MÀrkte haben sich in diesem Jahr gut erholt und die Bewertungen sehen manchmal sehr fordernd aus. Die Angst vor Terrorismus und einer weltweiten Rezession halten Investoren derzeit davon ab, ihre Aktieninvestitionen anzuheben, aber die Nachfrage in den Emerging Markets steigt auf ganzer Linie.
asia economy:
Wir bedanken uns fĂŒr das Interview und wĂŒnschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihrer Strategie!

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