- Aldi-Kunst bei Ebay auf 61,02 gestiegen (Ausgabepreis: 12,99) - Bob, 02.12.2003, 09:28
- Das ist doch Deines, oder warum postest Du es ständig?? owt - Denis, 02.12.2003, 10:42
- Re: Ich beobachte soziale Phänomene - Bob, 02.12.2003, 12:02
- Das ist doch Deines, oder warum postest Du es ständig?? owt - Denis, 02.12.2003, 10:42
Re: Ich beobachte soziale Phänomene
-->Zur Erläuterung:
Die Aldi-Kunst unterscheidet sich in gewisser Hinsicht von anderer Kunst. Gewöhnlicherweise wird der Ausschluß vom Konsum über den Preis hergestellt. Das Kunstwerk wird so teuer, daß es sich eben nicht mehr alle leisten können. Bei der Aldi-Kunst findet der Ausschluß vom Konsum über Geschwindigkeit und Ellenbogenqualitäten statt. Hinzu kommt, daß die Aldi-Kunst für die Arbeiterklasse gar nicht greifbar ist, da die Bilder zu einer Zeit verkauft werden, wo der gewöhnliche Arbeiter gar keine Zeit hat einzukaufen. Die Aldi-Kunst ist also kein Preisphänomen, sie bewegt sich also außerhalb der hier am liebsten diskutierten"rationalen" Wirtschaft.
Die Aldi-Kunst ist also ein typisches Freizeitklasse-Phänomen. Der Erwerb der Freizeitklasse ist eine Form der Jagd, bei der Körperkraft und geistige Schnelligkeit die Hauptrolle spielen. Diese Form des glücksbedingten Erwerbes unterscheidet sich fundamental vom arbeitsamen Erwerb, der auf Rationalität (=Rechnen im weiteren Sinn) beruht. Zudem richtet sich das Begehren der Freizeitklasse nicht auf die Nützlichkeit des Gegenstandes, sondern auf die Prestigewirkung des Konsums. Das Prestige beruht auf dem neidvollen Blick, den die zu spät gekommene Arbeiterklasse auf den Gegenstand wirft (wie z.B. der Ästhetik-Professor Bazon Brock, der die entscheidenden Bilder gar nicht mehr im Laden sah, weil er schlicht zu spät gekommen war. Daraufhin blieb ihm gar nichts anderes mehr übrig, als die ganze Aktion schlecht zu machen.)
Selbstverständlich handelt es sich bei der Aldi-Freizeitklasse nicht um die klassische Freizeitklasse (also bspw. den Adel). Jedoch sind die Phänomene, wie ich meine beobachtet zu haben, durchaus vergleichbar. Die klassische Unterscheidung zwischen arm und reich, taugt nicht zur Erklärung des Phänomens, da ein Arbeiterklasse-Reicher genauso vom Konsum ausgeschlossen ist, wie ein Arbeiterklasse-Armer. Die Arbeiterklasse emuliert aber den Prestige-Konsum der Freizeitklasse durch Geldgebrauch. Das ist die entscheidende Erkenntnis. Sie gilt für die Emulation des adeligen Konsums durch das aufstrebende Bürgertum ebenso wie heute.

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