- Arnd Gedanken:Gold jetzt in"Respekt-Zone" - Nickelman, 02.12.2003, 21:08
Arnd Gedanken:Gold jetzt in"Respekt-Zone"
-->Gold hat die Hürde von 400 Dollar geschafft - Doch das ist nur eine publizitätsträchtige Hausnummer - Warum der Goldpreis weiter steigen muss
(02.12.2003)
Gold hat es am Montag endlich geschafft, mit beiden Beinen über die Hürde von 400 Dollar je Feinunze zu gelangen. Hilfestellung gab dabei der schwache Dollar.
An diesem Ereignis haben nur die Medien etwas zu feiern. Die besonders runden Zahlen eignen sich ausgezeichnet für Aufmacher. Doch die Marke von 400 Dollar ist nur eine Hausnummer. Viel wichtiger erscheint, dass der Markt jetzt in eine Zone vorgestoßen ist, in der von 1989 bis 1996 alle Attacken der Haussiers gescheitert sind.
Hier handelt es sich eine rein charttechnische Beobachtung, aus der nicht das geringste fundamentale Argument für die Neuzeit abgeleitet werden kann. Doch wer weiß, welch psychologische und dann auch tatsächliche Wirkung derartige charttechnische Zonen entfalten können, spricht von ihnen mit Respekt.
Wir sind seit geraumer Zeit Verfechter der These, dass der Goldpreis nicht nur in Dollar, sondern auch in allen anderen Währungen steigen muss. Nicht sofort und nicht explosiv, aber tendenziell beharrlich. In der gegenwärtigen Konstellation von Angebot und Nachfrage wird physische Kaufneigung langfristig orientierter Anleger zum dominierenden Faktor.
Das Hauptmotiv der Käufer wird nicht Inflationsfurcht sein, denn Inflationsgefahren sehen wir trotz all des gegenwärtigen Geredes nicht. Im Gegenteil, das Thema Deflation bleibt auf dem Tisch, solange nicht gesichert ist, dass die allenthalben monetär und fiskalisch angestrebte Reflationierung rundherum und abschließend gelungen ist.
Vielmehr gehen jene ins Gold, die klar erkennen, dass der Wert der führenden Währungen von immer weiter anschwellenden Staatsschulden ausgehöhlt wird. Diese Schulden können nach menschlichem Ermessen in den meisten bedeutenden Fällen nicht mehr zurückgezahlt werden.
Daher wird der Punkt kommen, an dem der politische Wille, zu den Schulden zu stehen, schwindet. Beispiele, darunter vor allem Argentinien, kennen wir bereits. Sie werden ganz einfach deshalb Schule machen, weil die Zins- und Zinseszinsen auf die Schulden den Gestaltungsraum der Politik zu Lasten aller letztlich strangulieren.
Da die Menschheit in der westlichen Hemisphäre vor Urzeiten einmal beschlossen hat, Gold im Rahmen einer angestrebten Fungibilität von Waren und Dienstleistungen als den „Wert an sich“ zu küren und ihn als monetäre Grundlage allen wirtschaftlichen Seins zu nutzen, bleibt das Edelmetalle nicht nur ein Mythos in den Köpfen.
Vielmehr ist es wie ein unverwüstlicher Pflock, der einmal eingerammt wurde und seither das Maß aller monetären Dinge darstellt. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass diese Funktion in einer unbeachtlich kurzen, von Engstirnigkeit und Arroganz geprägten Phase der monetären Geschichte, nämlich im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, offiziell für beendet erklärt wurde.
Arnd Hildebrandt
Herausgeber
Applaus für letzten Absatz!!!
Mfg
Nickelman
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