- Was ist mit Schröder los? (Außenpolitik) - Vindaloo, 03.12.2003, 13:53
- der Link hat natürlich nix mit zu tun ;) - Vindaloo, 03.12.2003, 13:54
- vielleicht haben die Chinesen zugestanden, dass Trittin dort das Dosenpfand - kingsolomon, 03.12.2003, 14:01
- naja, eher als 176 andere Staaten - Vindaloo, 03.12.2003, 14:31
- Deutschland ist wichtiger als es tut - Vindaloo, 03.12.2003, 14:32
- Re: Sucht Schröder neue Verbündete? - Tempranillo, 03.12.2003, 14:48
- Re: Sucht Schröder neue Verbündete? - Euklid, 03.12.2003, 14:54
- Re: China wäre das Trumpf-As im Spiel - Tempranillo, 03.12.2003, 15:04
- Re: Sucht Schröder neue Verbündete? - Clarius, 03.12.2003, 15:08
- Re: Here is why - Bob, 03.12.2003, 17:19
- AMD liefert an China seine Opteron Prorzessoren aus - Turon, 03.12.2003, 17:21
- Re: Was ist mit Schröder los? (Außenpolitik) - Karl52, 03.12.2003, 20:53
- ich kann Deine Aufregung nicht nachvollziehen - EM-financial, 03.12.2003, 20:58
Re: Here is why
-->nach vielen vielen Jahren aufmerksamen Studiums, meine ich die Motive meiner Geschlechtsgenossen einigermaßen verstanden zu haben:
Berliner Zeitung 20.11.2003
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Das Tagebuch der Frau Mu
Küssende Paare in den Straßen, Prostituierte im Rotlichtviertel, Pornofilme auf dem Schwarzmarkt, Aktfotos in staatlichen Buchhandlungen - China erlebt eine sexuelle Revolution
Otto Mann
PEKING, im November."Bar girl? Nice massage?" Wer abends durch die Barstraße im Pekinger Botschaftsviertel Sanlitun läuft, kann sich der Angebote kaum erwehren. Gestylte Luden und Taxifahrer bieten"very young girls" an, in den Schummerecken der Diskos, für eine Stunde im Auto oder auch die ganze Nacht. In den verräucherten Bars und Karaokeschuppen dröhnt der Rap und boomt die Anmache. Kurzberockte Mädchen stehen auf der Straße und zittern in der Kälte. Andere warten am Autostrich, weiter östlich an einem Abschnitt der dritten Ringstraße, unweit von mehreren Nobelhotels und teuren Restaurants. Weiter nördlich stehen die Mädchen vom Lande, erschwinglich auch für Pekings Wanderarbeiter.
Noch vor ein paar Jahren wäre das alles undenkbar gewesen. Sex oder Erotik kamen in der Ã-ffentlichkeit kaum vor. Sexerziehung, das waren Schautafeln über die Verhütungsmethoden und trockene Belehrungen über Intimhygiene. Der parteiamtlich abgesegnete Moralkodex orientierte auf die dauerhafte Zweierbeziehung und nichts weiter. Erst dem Lande dienen, und dann eine Familie gründen, war die Losung. Scheidungen wurden bewusst erschwert, denn nach inoffiziellen Statistiken ging schon Mitte der 90er-Jahre jeder vierte Pekinger fremd. Studenten, die beim Sex erwischt wurden, mussten mit der Exmatrikulation rechnen. Wer trotzdem mehr Freizügigkeit einklagte, wurde der"Verwestlichung" beschuldigt. Aids und Drogen galten noch in den späten 90er-Jahren als westliche Übel, für die es im sozialistischen China keinen Platz gibt.
Obszöne Kettenbotschaften
Nun, da die kommunistische Ideologie nicht mehr viel gilt, hat sich auch der alte Moralanspruch verloren. Je mehr sich die Partei aus dem Leben des Einzelnen zurückzieht, umso größer werden die individuellen Freiräume - beim Konsum, in der Kunst, beim Reisen und eben auch in der Sexualität, zumindest in der Anonymität der Millionenstädte.
Vorbei sind die Zeiten, als die Brauteltern den Neuvermählten anschauliche Kopfkissenbücher schenkten und erotische Elfenbeinschnitzereien aus alter Zeit in die Sandelholzkiste packten, damit das Jungvolk lernt, wie es geht. Auch hier zu Lande wird mittlerweile öffentlich geschmust. Jugendliche schicken sich per SMS obszöne Kettenbotschaften. Prostitution und Pornografie sind zwar immer noch verboten, aber die sozialistische Marktwirtschaft sprengt immer mehr Tabus. In einer juristischen Grauzone und oftmals unter den Augen der Polizei floriert das Geschäft mit dem Sex in jeder Form.
War die öffentliche Zurschaustellung von nackter Haut noch vor kurzem verpönt, so finden sich inzwischen selbst in den staatlichen Buchhandlungen Fotobände mit Aktaufnahmen. Eine reich bebilderte"Geschichte der Sexualität in China" ist bereits in mehrfacher Auflage erschienen, und ihr Autor Liu Dalin wird demnächst sein privates Sex-Museum unweit von Schanghai neu eröffnen. Die erste Pekinger Ausstellung über die Erotik in der chinesischen Zivilisation wurde im Oktober nach nur wenigen Tagen wieder geschlossen - nicht etwa weil die Zensoren zuschlugen, sondern weil die Besuchermassen die Vitrinen mit den freizügigen Exponaten zu Bruch gehen ließen.
China ändert sich schnell, nicht nur in der Wirtschaft. In den Zeitungen wird neuerdings offen über Geschlechtsumwandlung diskutiert. Die Homosexualität ist weder verboten noch tabu. Kunst und Werbung werden immer freizügiger. Porno-CDs und -Videos finden zwischen Peking und Kanton riesigen Absatz. Das Interesse am Thema hat derart zugenommen, dass die Behörden die Ware Sex zwar nicht verbieten, aber wenigstens von den Kindern fern halten wollen. Die Filmindustrie plant ein System einzuführen, das Minderjährige von allzu expliziten Darstellungen ausschließen soll.
Auf der Tropeninsel Hainan wird jetzt das Finale der 53."Miss World" vorbereitet, nachdem zuvor schon die Wettbewerbe um die"Miss China" und"Miss Schanghai" Besuchermassen angezogen hatten. Die Medien debattieren lebhaft, wie weit die neue Freizügigkeit gehen darf. Selbst die für gewöhnlich knochentrockene Pekinger"Volkszeitung" überraschte am letzten Wochenende. Sie ließ Sexualwissenschaftler und Soziologen der renommierten Volksuniversität zu Wort kommen.
"Die sind wie CDs"
Am hemmungslosesten boomt der Sex im Internet. Dort veröffentlicht zum Beispiel Frau Mu Zimei ihr erotisches Tagebuch. Glaubt man der 30-Jährigen, dann wechselt sie alle zwei Wochen ihren Lover. Sie habe in ihrem Job viel zu tun, schreibt sie, Sex sei ihr Hobby. Zu ihren bisher 65 Liebhabern zählen Geschäftsleute, Journalisten und Musiker."Das Angebot ist groß, und ich muss weder Verantwortung übernehmen, noch Liebe geben. Die sind wie CDs - sie spielen nur, wenn ich sie auflege." Rund 160 000 Zugriffe auf ihre Webseite konnte Frau Mu seit Juni zählen. Seit kurzem ist die Seite nicht mehr aufrufbar - wegen"übermäßigen Verkehrs", heißt es in einer Mitteilung.
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