- The Daily Reckoning - The Recession-That-Wasn't (Bill Bonner) - Firmian, 04.12.2003, 18:48
- Re: Dt. Fassung - Firmian, 04.12.2003, 18:50
- Re: Danke für Dt. Fassung - Goldfinger, 05.12.2003, 20:07
- Re: Dt. Fassung - Firmian, 04.12.2003, 18:50
Re: Dt. Fassung
-->Der Wahnsinn ist zurückgekehrt
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Was für eine Freude! Er ist wieder da! Der Wahnsinn... der pure,
gierige Wahnsinn!
Es hatte so viel Spaß gemacht, sich über die"Neue Ära" lächerlich zu
machen... über das Informationszeitalter... die Spekulationsblase
bei Internet-Aktien... die Friedensdividende... das Ende der
Geschichte... und den"neuen, digitalen Menschen".
Und dann kam der Bärenmarkt der Jahre 2000 bis 2002... plötzlich
schienen die Leute wieder nüchtern zu werden. Für einen Moment lang
sah es so aus, als ob sie ihren Schnaps-Schrank abschließen würden.
Dann begannen die Politiker zu trinken. Aber die Politiker sind
gemeine Trinker. Der Wahnsinn, über den man sich am Aktienmarkt so
amüsieren konnte, hatte hier eine andere Kategorie. Der"Clash of
Civilizations"... das"Nation Building"... das Bringen des Geschenks
der Demokratie zu den Wüstenstämmen - diese Unterhaltung war nicht
weniger verrückt als die"Neue Ära", aber manchmal war es nicht so
witzig. Denn das Drehbuch war eher das einer Tragödie als das einer
Komödie.
Ich lache, wenn ich sehe, wie große Betrüger scheitern... und ich
lache auch laut, wenn überteuerte Neuemissionen schließlich
explodieren... und ich schmunzle sogar dann, wenn die Kleinanleger
das bekommen, was sie verdienen. Aber anders ist es bei der Politik.
Ich habe keine Freude an Leichen. Und in den Särgen, die aus
Kriegsschauplätzen nach Hause gebracht werden, scheinen niemals die
richtigen Körper zu liegen. Das ist das Problem mit dem Krieg,
liebe(r) Leser(in). Die Leichen sind die von den armen Schluckern, die
den Botengang auf sich nehmen mussten... aber die Leute, die sie
geschickt haben, sterben nicht an ihren Entscheidungen. Sie müssen sie
nicht am eigenen Leib spüren.
Aber jetzt bin ich froh, dass der Wahnsinn wieder da ist, wo er
hingehört - nämlich an die Wall Street.
Die"Rückkehr der Spekulationsblase", so nennt das die MoneyWeek aus
London. Der Nasdaq 100 ist in den letzten 12 Monaten um mehr als 70 %
gestiegen. Jetzt hat er ein durchschnittliches KGV von - halten Sie
sich fest -97. Yahoo hat ein KGV von 112, Amazon eins von 93.
Das sind nicht nur sehr optimistische Zahlen, so zitiert MoneyWeek ein
paar Analysten, sondern"sie sind halluzinatorisch... irgendwie
erinnert diese Rally an die Fortsetzung eines Films, von dem man
hoffte, ihn nie wieder zu sehen."
Was könnte diese hohen Kurse rechtfertigen? Nun, spektakuläres
Wachstum. Aber eine Umfrage von Goldman Sachs"zeigt, dass die
Unternehmen ihre Technologieausgaben im nächsten Jahr nur um moderate
1,3 % erhöhen wollen", so MoneyWeek weiter.
Es gibt wieder Neuemissionen. Und auch Daytrading.
Jetzt zu Dir, Addison, mit mehr News:
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Donnerstag, 4. Dezember 2003
Fester Euro - schwacher Dollar
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
Stimmt das? Oder ist das nur Propaganda, wegen des Wahljahres in den
USA?
Der ISM-Index ist auf 62,8 Punkte gestiegen... den höchsten Wert seit
2 Jahren. Der Anstieg war der fünfte Monat in Folge, bei dem der Index
über der Marke von 50 Punkten notierte. Das zeigt einen eher
expandierenden als zurückgehenden Output der Industrie an.
"Die Aktivität erholt sich von einem unglaublich niedrigen Niveau
aus", so Lara Rhame, Volkswirtin bei Brown Brothers Harriman gegenüber
Bloomberg."Dieser Sektor wird weiterhin sehr vorsichtig sein, was das
Einstellen von neuen Angestellten angeht." Die Fabriken in den USA
haben 39 Monate in Folge Leute entlassen, was die Gesamtzahl der im
produzierenden Sektor Beschäftigten auf den niedrigsten Stand seit
1958 gesenkt hat. Die nächsten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt wird es am
kommenden Freitag geben, und sie werden sicher große Beachtung finden.
"Die US-Produktivität steht auf dem höchsten Niveau seit 20 Jahren",
berichtet CBSMarketWatch.
"Die neu gefundene amerikanische zyklische Kraft ist schwerlich ein
Zufall", schreibt Stephen Roach von Morgan Stanley."Washington hat
aus den frühen 1990ern wichtige Lektionen gelernt. Vor 8 Jahren hieß
es 'So ist die Wirtschaft nun mal, dumm'. Dieses Jahr heißt es: 'So
ist die Politik nun mal, dumm.' Tief in unseren Herzen wissen wir
alle, dass es unmöglich ist, die Zukunft vorauszusagen. Und es fordert
die Vorstellungskraft heraus, ein Makro-Szenario zu entwickeln, dass
auf dem Zusammenspielen von politischen und wirtschaftlichen Zyklen
beruht."
In einem Bericht der Haushaltsabteilung des US-Kongresses steht, dass
ungefähr die Hälfte der geburtenstarken Generation der"Baby Boomer"
(die bald ins Ruhestandsalter kommt) nicht genug Ersparnisse hat, um
ihren derzeitigen Lebensstandard im Ruhestand halten zu können.
"Haushalte mit unzureichenden Ersparnissen werden mit 19 Jahren
Ausgaben konfrontiert werden, für die sie nicht zahlen können",
berichtet die LA Times. Was noch störender daran ist? Nun, diese
Schlussfolgerung wurde aus Studien gezogen, die Daten aus dem Jahr
2000 berücksichtigen. Und da gab es noch einen"Boom".
In den 1990ern"schufen die Baby Boomer die Wirtschaft nach ihrem
eigenen Bild neu. Die Wirtschaft, die einst hohe Ersparnisse, hohe
Investitionen und hohe Wertschöpfung vorweisen konnte, änderte sich.
Von der Produktion, was die Baby Boomer langfristig brauchten, ging es
hin zur Produktion von den Gütern, die sie kurzfristig brauchten." Das
habe ich zusammen mit Bill Bonner in unserem neuen Buch geschrieben.
Zurück zu Stephen Roach (siehe oben), er schreibt:"Die kaum
steigenden Einkommen dieser Erholung ohne neue Jobs sind ein ernsteres
Problem als während der Erholung der frühen 1990er. Das erhöht nur die
amerikanische Abhängigkeit von auf Reichtum basierender,
Schuldenintensiver Unterstützung der Gesamtnachfrage."
Ein Devisenhändler sagte gestern Morgen bei Bloomberg:"Das
US-Wirtschaftswachstum kann stark sein, und der Dollar kann trotzdem
fallen." Der Dollar ist ja weiter gefallen, er schwankt derzeit
zwischen 1,20 und 1,21. Eine Gruppe von Devisenhändlern, die von
Bloomberg.com befragt wurden, rechnet damit, dass der Dollar gegenüber
dem Euro in den nächsten Monaten auf 1,24 fallen wird.
"Die Finanzminister und Zentralbankvorsitzenden der G7 und der EU
hießen die Abwertung des Dollar (beim letzten G7 Treffen in Dubai)
offiziell gut, das scheint jetzt bestätigt", so der Banker Thomas
Fischer.
Alle G7-Staaten erkennen die Notwendigkeit eines niedrigeren
Dollarkurses jetzt offiziell an. Die G7 haben ein Ende der gewollten
Abwertungen der japanischen Währung gefordert, und ein Ende des fixen
Wechselkurses in China. Devisenhändler haben das und ein Statement von
Wim Duisenberg so interpretiert, dass der Euro gegenüber dem Dollar
noch weiter steigen könnte.
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Donnerstag, 4. Dezember 2003
70 Jahre ohne Essen Überleben?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London
*** Es gehen Gerüchte um, dass zwei der reichsten und scharfsinnigsten
Investoren der Welt - George Soros und Warren Buffett - auf einen
fallenden Dollar setzen."Finde den Trend, der auf falschen Annahmen
beruht, und setze gegen ihn", so der berühmte Rat von Soros. Damit
machte er an einem einzigen Tag eine Milliarde Dollar. Das war vor
ungefähr 10 Jahren, ich erinnere mich noch daran, als er gegen das
britische Pfund setze. Damals versicherte die britische Regierung der
Welt, dass das Pfund nicht fallen würde. Soros hielt seinen Mund und
ging seine Positionen ein. Plötzlich sackte das Pfund ab und Soros war
ein reicher Mann.
Könnte auch der Dollar plötzlich absacken? Es gibt nicht viel, was ihn
aufhalten könnte. Die Ausländer halten US-Dollar oder
US-Vermögensanlagen in Dollar im Volumen von 9 Billionen Dollar. Die
laufenden Kursverluste des Dollar müssen ihnen doch irgendwann einmal
zuviel werden. Selbst Zentralbankern wird es irgendwann zuviel, wenn
sie laufend Geld verlieren. Wäre es so überraschend, wenn diese Leute
plötzlich zu den Ausgängen rennen würden (um ihre Dollar loszuwerden),
und Soros zu einem noch reicheren Mann machen würden?
*** Diejenigen Leser(innen), die immer noch an die Wissenschaft und
die Perfektion des Menschen durch rationales Denken glauben, mögen
diesen Beitrag aus der englischen Presse interessant finden: Zunächst
einmal sagt ein"heiliger Mann" aus Indien, dass er seit 70 Jahren
weder gegessen noch getrunken hat. Mediziner nahmen das als
Herausforderung, und sie steckten ihn für 11 Tage unter konstanter
Beobachtung in ein abgeschlossenes Krankenhauszimmer, so die Times of
London. Zu ihrer Überraschung aß und trank der Mann überhaupt
nichts... und schien dennoch bei perfekter Gesundheit zu sein. Die
Wissenschaft konnte das nicht erklären, aber der heilige Mann sagte,
dass er als Kind von Geistern besucht worden sei, die ihm diese Gabe
übergeben hätten.
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Donnerstag, 4. Dezember 2003
Im Interesse von niemandem
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** Leser(innen), denen meine"Der Dollar ist zum Untergang
verurteilt"-Artikel langsam zu viel werden, möchte ich auf einen
Artikel in der Financial Times verweisen.
"Nettes Wachstum, Schande auf die Währung", schreibt dieses Blatt über
die USA. Denn während die US-Wirtschaft gemessen in Dollar gewachsen
ist, sind die Amerikaner ärmer geworden, gemessen an dem, was ihre
Währung auf dem offenen Weltmarkt wert ist. Bis jetzt haben sie den
Rückgang des Dollarkurses kaum wahrgenommen. Die USA können ihre
beiden Defizite (Haushaltsdefizit und Handelsbilanzdefizit) im Volumen
von jeweils rund 500 Milliarden Dollar ohne signifikant steigende
Zinssätze weiter managen. Die amerikanischen Konsumenten müssen kaum
unter Preissteigerungen für importierte Güter leiden. Nur die
Amerikaner, die in Übersee leben, merken, dass ihre Kaufkraft deutlich
gefallen ist. Aber wer kümmert sich schon um die?
Wenn ich mir die Presse ansehe, dann sieht es so aus, dass der
durchschnittliche Makro-Analyst damit rechnet, dass der Dollar weiter
fallen wird... um weiter 20 % oder so. Dr. Richebächer, der
gelegentlich hier im Investor's Daily Gastbeiträge schreibt und ein
überzeugter Kritiker des Dollar ist, meint, dass sich der Dollarkurs
halbieren wird.
Ein brutaler Kollaps des Dollar sei"im Interesse von niemandem", so
betonen die Journalisten. Aber ich bemerke, dass auch der Erste
Weltkrieg"im Interesse von niemandem" war. Und auch nicht die
Weltwirtschaftskrise. Und auch nicht Rap-Musik oder"moderne" Kunst.
Und dennoch gesehen hässliche Dinge.
*** Welcher Zyniker würde diese wunderbar verrückte Welt nicht lieben?
Die Chinesen arbeiten rund um die Uhr... sie sparen ihr Geld... und
dann leihen sie es reichen Konsumanhängern, die es wahrscheinlich
nicht zurückzahlen werden. Die Amerikaner nehmen das Geld, sie erhöhen
ihre Hypotheken... um neue Waren, die sie nicht brauchen, von den
Chinesen zu kaufen. Dabei rennen sie sogar alte Frauen, die vor dem
Wal-Mart warten, über den Haufen (ich hatte gestern hier im Investor's
Daily darüber berichtet). Die Chinesen bauen dann mehr Fabriken und
sie stellen mehr Leute ein, um mehr Produkte für die Leute
herzustellen, die noch nicht einmal für die letzte Lieferung bezahlen
konnten. Während die Amerikaner, die nur auf Geld leihen und Geld
ausgeben achten, denken, dass sie sich"erholen"... dass sie wieder
reich werden, ohne irgendetwas zu sparen. Währenddessen verliert die
Währung, in der diese Transaktionen stattfinden, Tag für Tag an Wert.

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