- Das Fernsehen als Erzieher - Bob, 07.12.2003, 12:01
- Orwell / Sesamstrasse - lish, 07.12.2003, 16:13
- Re: Oder etwas anders? - Euklid, 07.12.2003, 16:16
- mal gelesen - lish, 07.12.2003, 16:32
- Re: Dazu auch Chomsky... - dottore, 07.12.2003, 16:54
- Strategie... - lish, 07.12.2003, 17:31
- Re: Dazu auch Chomsky... - dottore, 07.12.2003, 16:54
- mal gelesen - lish, 07.12.2003, 16:32
- Re: Oder etwas anders? - Euklid, 07.12.2003, 16:16
- Re: Das Fernsehen als Erzieher - Ergänzung - bernor, 08.12.2003, 01:00
- Orwell / Sesamstrasse - lish, 07.12.2003, 16:13
Das Fernsehen als Erzieher
-->Hallo,
Ausgehend von einigen guten Beobachtungen, die hier gestern gepostet wurden, habe ich eine Theorie der erzieherischen Wirkung des Fernsehens entwickelt.
Es geht schlicht und einfach um die Frage, welche Personengruppe bevorzugt auf den Bildschirmen zu sehen ist:
Politiker
Künstler
Journalisten
Gelehrte aller Art
Soldaten
Börsenleute
Also die typischen Vertreter der bürgerlichen Freizeitklasse.
Was man nicht oder nur selten sieht, sind z.B.
Industrie-Arbeiter (außer wenn sie Streiken)
Techniker
Buchhalter
Der Grund dafür liegt auf der Hand: die letztgenannte Personengruppe ist so sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, daß die Leute schlicht und einfach keine Zeit haben für Fernsehauftritte. Ihre Einbindung in den industriellen Prozeß macht sie dafür unabkömmlich. Außerdem fehlt ihnen meistens die für den öffentlichen Auftritt so wichtige Gewandtheit in Umgang und sprachlichem Ausdruck (und natürlich die genaue Kenntnis der nur durch langes Beobachten erlernbaren Sprach-Codes). Dadurch kommt es aber auch, daß das, was diese Leute betreiben, im Fernsehen so gut wie gar nicht vorkommt.
Die auf technisch-quantitativen Beziehungen basierenden Vorgänge der Gesellschaft sind dadurch in den Medien systematisch unterrepräsentiert. Andererseits gewinnen jene Vorgänge an Gewicht, die auf eine Manipulation menschlicher Beziehungen hinauslaufen.
Das bleibt auch dem fernsehenden Nachwuchs nicht verborgen. Da in letzter Zeit so viel von Vorbildern gesprochen wurde: Wer sind schon die Vorbilder, wenn nicht die Menschen, die ein heranwachsender Mensch tagtäglich vor Augen hat? Und das sind nun einmal vor allem Vertreter jener oben genannten Freizeitklasse. Das kann nicht ohne Einfluß bleiben auf das Denken und die Präferenzen der Menschen im späteren Leben.
Anstatt daß der Mensch Freude hat an technisch-quantitativen Vorgängen, also an industriellen Verwendungen im weitesten Sinn, richtet sich sein Interesse vermehrt auf jene Gegenstände, die man als Dienstleistungen bezeichnen könnte. Nun hat aber eine jede Gesellschaft nur begrenzt Platz für jene Dienstleister, so daß letztlich nur ein kleiner Teil der Aspiranten in die Klasse aufgenommen werden kann. Das Denken der anderen ist aber so gut wie ganz verdorben für den industriellen Prozeß.
Die Schlußfolgerung liegt nah, daß verminderte industrielle Leistungsfähigkeit und letztlich auch die als so bedrückend empfundene Arbeitslosigkeit letztlich Ergebnisse dieser falschen Erziehung sind. Dies gilt umso mehr, da unsere Freizeitklasse ausgesprochen konservativ ist und anders als in anderen Ländern dem industriellen Prozeß häufig ausgesprochen feindselig gegenübersteht. Also daran, daß sie die ihr zugewiesene Funktion der industriell verwertbaren Innovation nicht erfüllen kann und will.
bob

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