- Ursachen der großen Depression (ab 1929) nach Kenneth Galbraith. - BossCube, 09.11.2000, 23:14
- Re: Ursachen der großen Depression (ab 1929) nach Kenneth Galbraith. - JüKü, 09.11.2000, 23:30
Ursachen der großen Depression (ab 1929) nach Kenneth Galbraith.
Hallo Leute,
ich muß mich schon wieder entschuldigen, nicht die versprochenen Buchbesprechungen geliefert zu haben. Leider ist dieses Semester die Hölle und ich stecke bis über die Ohren in Arbeit. Mein Zimmer quillt fast über und manchmal habe ich so richtig die Schn..... voll. Jetzt ist wenigstens der erste Seminarvortrag vorbei und ich habe wieder etwas Zeit. Also mal was Kleines für heute:
Hier die Gründe, die John Kenneth Galbraith als Ursachen der großen Depression nach 1929 identifiziert hat. Nachzulesen ab Seite 177 in" The great Crash 1929".
1. Die ungleich Einkommensverteilung. 5% der Bevölkerung (der USA) erhielten damals 30% des verfügbaren Einkommens. Zins-, Dividenden und Mieten waren damals doppelt so hoch wie nach dem II.WK. Die Ã-konomie war in großem Maße vom Konsum von Luxusgütern bzw. hohen Investitionen abhängig.
Wie mag das heute aussehen?
2. Schlechte Firmenstrukuren. Im November 1929, Wochen nach dem Crash, schrieb die Harvard Economic Society, daß eine Depression nicht zu befürchten sei, da die Unternehmen ihre Geschäfte mit Klugheit und Konservatismus führen würden. Tatsächlich war die Wirtschaft durchzogen von Promotoren, Schmiergeld-Zahlern, Betrügern und Hochstaplern, begleitet von einer Flut von Unternehmensprozessen. Das Grundübel waren aber die Holding Firmen und Investment Trusts ( gut zu vergleichen mit Internet Holdings heute, wo der Leverage jetzt gegen sie arbeitet) Dividenden wurden von diesen Firmen oftmals zur Begleichung von Kreditraten eingesetzt. Die Dividenden fielen, die Kredite platzten......, eine deflationäre Spirale wurde losgetreten.
3. Schlechte Bankenstrukturen. Kredite, die in normalen wirtschaftlichen Zeiten"gut" waren, fielen aus weil die Warenabsätze der Schuldner einbrachen oder die Werte der unterlegten Sicherheiten. Das Bankensystem war tendenziell instabil, d.h. viel Lokalbanken existierten. Fiel eine Bank aus, so setzte sich der run fort und zog auch gesunde Banken in den Strudel (erinnert an die Bankenkrise 1931 in Deutschland ) und viele Leute verloren ihre Ersparnisse.
4. Der Status der amerikanischen Handelsbilanz. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Amis zum größten Nettogläubiger der Welt. (Ja und heute? Großer Gott!!!) Ein hoher Handelsüberschuß existierte, gefördert von hohen Einfuhrzöllen. Die anderen Staaten hatten die Defizite zu finanzieren und das passierte vor allem durch die Lieferung von Gold an die USA und durch Ratenzahlungen auf Kredite, die vorher selber von den USA gegeben wurden (an die Entente-Mächte, auch besonders Deutschland à Goldene 20er..). Kredite wurden regelrecht aufgenötigt und Staatsmänner dafür mit gewaltigen Summen bestochen, daß ihre Länder sich weiter bei den USA verschuldeten. Peru wurde damals so beschrieben:" Rekord fauler Kredite, Moralverfall und politisches Risiko, gefährliche Verschuldungssituation....Ã-konomisch sollte es in den nächsten 10 Jahren rapide aufwärts gehen".
Den Handelspartnern der USA wurde ein Ausgleich des Defizits verweigert, weswegen die Kriegsanleihen notleidend wurden (besonders in Deutschland, sieht Hoover Moratorium) und damit die Exporte der USA deutlich zurückgingen.
5. Der schwache ökonomische Sachverstand. Obwohl Verallgemeinerungen unzutreffend sind, so waren die Ratschläge der wirtsch. Berater in den späten 20er Jahren meistens widernatürlich/pervers (engl.). Ihre Empfehlungen verschlimmerten die Krise. Steuern wurden gesenkt, doch führte dies zu keinem Effekt. Schließlich ging man den endgültig falschen Weg, indem versucht wurde, um jeden Preis den Staatshaus-halt auszugleichen. So wurde aber die Wirtschaftskrise verschärft und das Budget lief noch weiter aus dem Ruder (bei uns analog Brünings Deflationspolitik). Ein Grundübel war auch die verbreitete Konsumentenverschuldung, die zwar kfr. den Wohlstand mehrte, langfristig aber zum Fiasko führen mußte.......
Wer interessiert ist: ISBN 0395859999, $14, ca. 35 DM.
Demnächst hoffentlich mal wieder ausführlicher.
Gruß
Jan
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