- The Daily Reckoning - Weep For America (Mogambo Guru) - Firmian, 09.12.2003, 22:09
- Re: The Daily Reckoning - Da fehlt doch was!:) (owT) - JoBar, 09.12.2003, 22:13
- Dt. Fassung stark gekürzt und um einen älteren Text ergänzt - Firmian, 09.12.2003, 22:17
- Re: Dt. Fassung - aaahh da ist es ja schon teilweise:) Thanks (owT) - JoBar, 09.12.2003, 22:27
Dt. Fassung stark gekürzt und um einen älteren Text ergänzt
-->Haben Sie keine Euros?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Und der Dollar ist gegenüber dem Euro schon wieder auf ein neues
Allzeit-Tief gefallen. Der Goldpreis hingegen steht auf einem neuen
7-Jahres-Hoch.
Es wird eine Zeit kommen, in der die ausländischen Zentralbanken
aufhören werden, US-Staatsanleihen zu kaufen. Nicht lange danach
werden Kaufleute, Taxifahrer und sogar Geldwechsel Dollarscheine nur
noch widerwillig annehmen.
"Haben Sie keine Euros?" werden sie dann fragen.
Sie werden keine Dollar annehmen wollen, weil sie wissen, dass der
Dollar fällt. Bis man den Dollar in stabileres Geld getauscht hat...
wird er an Wert verloren haben.
Und nebenbei: Wenn eine Währung an Wert verliert, dann tendieren die
Leute dazu, sie zu verschmähen. Geld repräsentiert die Macht der
Nation, die dieses Geld herausgibt. Nichtamerikaner werden es lieben,
wenn der Dollar fällt; denn sie sehen das als eine kleine Rache für
die in ihren Augen arrogante Haltung Amerikas. Sie werden sich dann
überlegen fühlen.
Der Dollar fällt. Aber sein Fortschritt hin zur Wertlosigkeit wird
temporär aufgehalten. Die Amerikaner erhöhen ihre Hypotheken, um in
China hergestellte Güter kaufen zu können. Das führt dazu, dass die
Amerikaner denken, sie seien reich... während die Chinesen glauben,
sie können ihre Wirtschaft wachsen lassen, indem sie Dinge an Leute
verkaufen, die dafür nicht zahlen können.
Auf beiden Seiten des Pazifiks werden diese Illusionen durch die
jeweiligen Regierungen unterstützt. Die chinesische Regierung muss
dringend Arbeitsplätze für die Millionen Arbeiter im Land schaffen -
deshalb leiht sie den Amerikanern Geld, obwohl sie weiß, dass dieses
Geld niemals zurückgezahlt werden könnte. Die Bush-Administration
braucht dringend die Illusion von allgemeinem Reichtum, bis zur
nächsten Wahl. Deshalb gibt sie Geld aus, das sie nicht hat... und
verleitet die Wähler dazu, das Gleiche zu tun.
Im Boston Globe stand, dass eine US-Regierung niemals seit dem Zweiten
Weltkrieg pro Kopf soviel ausgegeben hat. Unter Bush sind die
Staatsausgaben in den letzten zwei Jahren um 16 % gestiegen. Im
Gegensatz dazu stiegen die Staatsausgaben in den liberalen
Clinton-Jahren um 3,5 % pro Jahr, und der Staatshaushalt erzielte
einen Überschuss. Aber jetzt gibt die amerikanische Bundesregierung
JEDEN TAG über 1 Milliarde Dollar mehr aus, als sie einnimmt. Für den
Gesundheitssektor. Für Krieg. Für Programme für die Bedürftigen.
Programme für die Reichen. Ausgaben für Jeden.
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Dienstag, 9. Dezember 2003
Fortschritt, Perfektion und das Ende der Geschichte - Teil 1
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Mundus vult decipi, ergo decipiatur - die Welt will getäuscht werden,
also wird sie getäuscht."
Lateinisches Sprichwort
Im Sommer 1989 veröffentlichte Francis Fukuyama im Magazin National
Interest einem kontrovers diskutierten Essay mit dem Titel"Das Ende
der Geschichte?" Dieses Dokument war bemerkenswert; denn selten hat es
jemand geschafft, in einem so kurzen Essay so viel falsch zu sehen.
Fukuyama sah die gesamte Geschichte als einen Marsch hin zu Demokratie
und Kapitalismus. Er glaubte, dass der Kollaps des Kommunismus den
endgültigen Triumph von beiden bedeutete... und deshalb sei die
Geschichte nun tot.
Fukuyama hielt den Sieg des liberalen Konsumenten-Kapitalismus für so
komplett, dass er sich keine ernsten Herausforderungen dessen Position
mehr vorstellen konnte."Von was wir Zeugen sind, ist nicht nur das
Ende des Kalten Krieges", schrieb er,"sondern das Ende der Geschichte
überhaupt: Also der Endpunkt der ideologischen Evolution der
Menschheit und die Universalisierung der westlichen liberalen
Demokratie als der finalen Form der menschlichen Regierung."
Einige Leute müssen gedacht haben, dass er scherzen würde, aber andere
nahmen ihn ernst. Denn die Idee, dass die Geschichte ein Marsch hin zu
einer demokratischen Regierung und westlichen materialistischen Werten
war, schien unwiderlegbar. Demokratie und Konsum waren so allgemein
akzeptiert, dass sie fast kaum als Idee erkennbar waren.
Die Intellektuellen konnten darüber schreiben und über die feinen
Einzelheiten diskutieren, aber für die meisten Menschen in der
entwickelten Welt - und viele in der unterentwickelten - war das
amerikanische Modell der demokratischen Regierung mit einer
kapitalistischen Wirtschaft nicht länger eine Idee, oder ein Ideal,
sondern einfach die Art und Weise, wie die Dinge sein sollten. Am Ende
des 20. Jahrhunderts war das fast so ein Fakt des Lebens geworden wie
steigende Aktienkurse und niemals endender Reichtum.
Ich setze diesen Artikel gleich fort - siehe weiter unten -, zunächst
aber erst einmal zu meinem Kollegen Addison Wiggin:
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Dienstag, 9. Dezember 2003
Die Tricksereien bei der US-Arbeitslosenquote
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin
Letzten Freitag gab es Daten zur US-Wirtschaft. So ist die
Arbeitslosenquote zwar unter 6 % gefallen... aber das ist nicht so
tief, wie die Leute gehofft hatten.
"Mr. Economy hält sich nicht an die Rolle, die die Wall Street für ihn
geschrieben hat", schrieb uns unser Mann in Manhattan, Eric Fry."Und
die Investoren sind mit seinem Verhalten nicht glücklich. Laut dem
ursprünglichen Skript würde es im November einen Boom bei den
Arbeitsplätzen geben, und Intel würde einen überraschend starken
Anstieg der Quartals-Umsätze vorweisen."
"Aber Mr. Economy scheint seinen Text vergessen zu haben; das Wachstum
der Arbeitsplätze verlor an Schwung, und die Umsätze von Intel blieben
hinter den Erwartungen zurück. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich
im November um nur 57.000, was deutlich hinter den Erwartungen der
meisten Wall Street-Analysten zurückblick, die ein Plus von 150.000
prognostiziert hatten."
Trotz dem Anstieg des ISM-Index, der letzte Woche allgemein bejubelt
wurde, baut das produzierende Gewerbe seit 40 Monaten in Folge
Arbeitsplätze ab. Das ist überhaupt nicht großartig. Stephen Roach von
Morgan Stanley schreibt, dass die USA zu diesem Zeitpunkt des
"Erholungs-Zyklus" bereits 7 Millionen mehr Arbeitsplätze haben
sollten.
Niemals zuvor haben die Volkswirte eine solche"Erholung" ohne neue
Arbeitsplätze gesehen. Selbst mit den hilfreichen"saisonalen
Anpassungen" gibt es jetzt 2,26 Millionen weniger Jobs als im Januar
2001, als die derzeitige Regierung in den USA an die Macht kam.
Das Problem ist, dass die gerade genannten Zahlen wahrscheinlich noch
schlimmer sind, als sie aussehen. Der Teufel liegt im Detail.
Natürlich gibt die offizielle Behörde die richtige Zahl der
Arbeitslosen an. Sie sind schließlich die Regierung... sie sind da,
um zu helfen. Aber im Januar 2003 begannen sie, Daten zu nutzen, die
"revidierte 'Bevölkerungskontrollen' reflektierten, die in Umfragen
unter Haushalten genutzt werden."
Was bedeutet das? Nun, zum Beispiel, dass diejenigen Arbeitslosen, die
die Suche nach Arbeit aufgegeben haben, bei den offiziellen
Arbeitslosen nicht mehr mitgezählt werden. Das steht in den Fußnoten
der offiziellen Zahlen. Wenn man sie berücksichtigen würde, dann läge
die offizielle Arbeitslosenquote nicht bei 5,9 %, sondern bei 6,6 %.
Wenn man noch einen Schritt weiter geht, und die Teilzeitbeschäftigten
hinzufügt, dann kommt man auf eine Arbeitslosenquote von 9,5 bis
9,7 %.
Optimisten erklären die unvernünftig niedrigen"offiziellen"
Arbeitslosenzahlen gerne damit, dass die Zahl der Leute, die sich
selbständig machen, steigt. Und tatsächlich: Die Zahl der"bei sich
selbst angestellten" Leute ist im letzten Monat um 156.000 auf 9,2
Millionen gestiegen. Floyd Norris von der New York Times sieht darin
den wichtigsten Grund für den Rückgang der offiziellen
Arbeitslosenquote auf 5,9 %.
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Dienstag, 9. Dezember 2003
Fortschritt, Perfektion und das Ende der Geschichte - Teil 2
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Sicher leben wir im bestmöglichen System, sagten sich die Leute, und
sicher hat uns die Geschichte hierhin gebracht. Die Geschichte muss
jetzt aufhören, denn sind wir nicht an ihrem Endpunkt angekommen? Mehr
noch, die westlichen Nationen und Japan waren bereits jenseits der
Geschichte: Laut Fukuyama war keine weitere politische oder
wirtschaftliche Evolution mehr möglich.
Dieser Denker folgerte daraus, dass das Ende der Geschichte"eine sehr
traurige Sache" sei. Er ging weiter und beschrieb das Leben in der
post-historischen Welt:"Das Streben nach Anerkennung, die
Bereitschaft, sein Leben für ein rein abstraktes Ziel zu riskieren,
der weltweite ideologische Kampf, der Kühnheit, Mut, Vorstellungskraft
und Idealismus mit sich gebracht hatte - das alles wird durch
wirtschaftliche Berechnungen, das endlose Lösen von technischen
Problemen, Sorgen um die Umwelt und verfeinerten Bedürfnissen der
Konsumenten ersetzt werden. In der post-historischen Periode wird es
weder Kunst noch Philosophie geben, nur das ständige Aufpassen auf das
Museum der menschlichen Geschichte."
Ob das ernst gemeint war oder nicht - ich kann ein Lachen kaum
unterdrücken. 1989 stellte dieser arme Mann sich vor, dass die Welt
einen Zustand solcher Perfektion erreicht hatte, dass es keinen Sinn
machte, sie weiter verbessern zu wollen - denn alles war bereits so
gut, wie es nur sein konnte! Aber weniger als ein Dutzend Jahre später
erwachte die Geschichte plötzlich wieder zum Leben. Die zwei größten
Spekulationsblasen der Welt platzten, und Amerika litt unter der
schlimmsten Terror-Attacke der Geschichte.
Fukuyama kann sich freuen. An den Märkten, in der Politik und im
Krieg, werden Gruppen von Menschen von Zeit zu Zeit ein bisschen
verrückt. Die Geschichte ist voll von Beispielen dafür - Kriege,
Revolutionen, Auf- und Abschwünge, Spekulationsblasen. Der Trend der
größeren Partizipation der Massen, den er als Ende der Geschichte
identifizierte, ist die eigentliche Quelle der Energie dieser gerade
genannten Ereignisse. Die Leute machen Geschichte nicht alleine. Sie
machen sie in Massen. Je größer, je verbundener die Massen sind und je
mehr sie glauben, dass sie einen Zustand der Perfektion erreicht
haben, desto mehr Geschichte machen sie. Massen laufen von einem
populären Mythos zum nächsten. Der demokratische
Konsumenten-Kapitalismus war kaum das Ende des Fortschritts, sondern
einfach die neueste Mode.

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