- @dottore Weist"Macht" in"Macht-Theorie" nicht eine verkehrte Richtung? - JoBar, 10.12.2003, 16:46
- Re: @dottore Weist"Macht" in"Macht-Theorie" nicht eine verkehrte Richtung? - FOX-NEWS, 10.12.2003, 17:29
- Re: @dottore Weist"Macht" in"Macht-Theorie" nicht eine verkehrte Richtung? - dottore, 10.12.2003, 17:37
- Re: @dottore Weist"Macht" in"Macht-Theorie" nicht eine verkehrte Richtung? - JoBar, 11.12.2003, 14:23
- Re: @dottore Weist"Macht" in"Macht-Theorie" nicht eine verkehrte Richtung? - Galiani, 11.12.2003, 00:55
- Re: @dottore Weist"Macht" in"Macht-Theorie" nicht eine verkehrte Richtung? - dottore, 11.12.2003, 15:27
- Re: @dottore Weist"Macht" in"Macht-Theorie" nicht eine verkehrte Richtung? - FOX-NEWS, 10.12.2003, 17:29
@dottore Weist"Macht" in"Macht-Theorie" nicht eine verkehrte Richtung?
-->Wenn ein Leser von"Macht-Theorie" liest, macht es da nicht sofort Klick im Kopf - und er stellt sich das Bild"Einer befiehlt, der andere gehorcht" vor.
Und das dürfte doch gerade bei"Geld" voll daneben sein.
Ein Herrscher wird doch die Abgaben innerhalb seines überschauberen Beritts in Naturalien einsammeln und nicht den enormen Aufwand für ein ( wie auch immer geartetes ) Geld-System betreiben.
Mit meinem soliden Halb-Wissen:) würde ich mal vermuten: Das System"Geld" lohnt sich nur innerhalb wirklich großer Staatsgebilde bzw. zwischen Staaten.
Und da spielt der"Mächtige" nicht die Hauptrolle, sondern das funktionierende System seiner"Beauftragten", sowie der dem"Geld" vertrauenden Bevölkerung. Und beides entsteht nicht auf ein Kommando hin, sondern es muß erst im Laufe der Zeit aufgebaut werden.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß"Macht" ein unpaßender Begriff ist - habe allerdings noch keinen besseren anzubieten.
Wie ich zu meiner Annahme komme, kann man hoffentlich hieraus entnehmen:
Leseproben zum Download: Martin Ludwig Hofmann: Monopole der Gewalt, Einleitung
Den Staat als Hort der politischen Macht zu begreifen, sei einer der grundlegenden Irrwege, der einen tatsächlichen theoretischen Zugang zur Macht versperre, wurde Michel Foucault nicht müde zu betonen. Handele es sich dabei doch um eine veraltete westliche Denkweise der Machtausübung, die Foucault als »juristische Soziologie der Macht« bezeichnet, da sie von »einer juristischen Auffassung her« über die Macht nachdenke. Macht werde nach dieser Auffassung als Herrschaftspraxis verstanden, als Kraft der Normsetzung, die in einer Regierung gebündelt sei, welche die Gesellschaft zu ordnen versuche. »Ich glaube, von dieser juristischen Auffassung der Macht, von dieser Auffassung der Macht vom Gesetz und vom Souverän, von Regel und Verbot her muss man sich jetzt befreien, wenn wir zu einer Analyse nicht mehr der Repräsentation der Macht, sondern ihres tatsächlichen Funktionierens kommen wollen«, schreibt Foucault.
Und noch weiter gehend: »Man muss die Mächtesysteme nicht nur von den Staatsapparaten, sondern auch von den politischen Strukturen trennen.«
Die Bedeutung Foucaults für die notwendige Weitung des diskursiven Feldes der Machtanalyse kann kaum hoch genug veranschlagt werden, und seine Theoreme fanden im Verlauf der vergangenen drei Jahrzehnte nicht ohne Grund ihren Weg vom subversiven Rand der scientific community ins Zentrum derselben.
Es dürfte gegenwärtig kaum eine sozialwissenschaftliche Studie über Macht und deren Analyse veröffentlicht werden, die nicht auf die eine oder andere Art und Weise auf Foucault Bezug nimmt.
Foucaults Arbeiten sind von einem grundlegenden Perspektivenwechsel gegenüber den handlungsorientierten Theoremen gekennzeichnet, die seit Max Weber den Horizont der wissenschaftlichen Analyse der Macht, zumal der politischen Macht, weitgehend vorgegeben hatten. Macht ist in Foucaults Denken nicht etwas,
was einer Person, einer Klasse oder einem Zirkel von Menschen eignet, sondern Macht wird als polyzentrisches Kräfteverhältnis begriffen, in dessen Netzwerk alle Gesellschaftsmitglieder gleichzeitig aktiv und passiv eingebunden sind, und sei es nur als »beobachtete Beobachter«. Da nicht erst seit Max Webers berühmter Definition des Politischen die beiden Komplexe »Macht« und »Politik« als auf das Engste miteinander verbunden gedacht werden, muss das Feld des genuin Politischen durch Foucaults theoretische Prämisse zwangsläufig gesprengt werden, oder anders formuliert: Durch diese Form der Machtanalyse wird das Politische auf die Totalität gesellschaftlicher Existenz geweitet, wie es
auch in dem SpontiSpruch »Alles Private ist politisch!« unmissverständlich
zum Ausdruck kommt. Schließlich wirken die Dispositive der Macht bis in die entlegendsten Winkel der Gesellschaft.
... weiter
Oder um es in dürren, einfachen Worten grob zu Skizzieren:
Macht ist nicht einfach einer oben und einer unten, einer befiehlt und einer gehorcht.
Macht ist das Netz aus elastischem Materiel, dessen Knoten die Mitglieder von sozialen Gemeinschaften repräsentieren. Und wenn ein Mitglied (= Knoten ) sich zu erheben versucht, dann ergeben sich mehr oder weniger starke Wechselwirkungen (= über mehr oder minder elstische Verbindungsschnüre ) mit den ihn umgebenden Mitgliedern.
Sie können ihn am Boden festhalten, mit ihm emporsteigen, dabei aber doch etwas bremsen oder ihn gar im Aufstieg überholen.
Jeder ist jederzeit Mitspieler in Machtspielen
Mehr dazu gibt es bei Foucault; wenns interessiert kann ich ein paar links reinstellen
Grüße
J
PSSichtbare Kräfte sind weit weniger gefürchtet als unsichtbare.
Der Staat gehört zu den letzteren, seitdem die Gespenster verschwunden sind.
Ernst Bloch [Aus ders.: Naturrecht und menschliche Würde, Frankfurt/M. 1961, S. 301.]

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