- The Daily Reckoning - The"Five Years 'Til Tragedy" Rule (Steve Sjuggerud) - Firmian, 11.12.2003, 20:09
- Dt. Fassung ohne Sjuggerud - Firmian, 11.12.2003, 20:15
Dt. Fassung ohne Sjuggerud
-->Der erste Wunsch wird erfüllt
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Die, die die Götter zerstören wollen, bekommen ihren ersten Wunsch
erfüllt...
Und es scheint so, als ob vor 32 Jahren ein Wunsch erfüllt wurde, als
das gesamte monetäre System der Welt plötzlich auf dem Dollar
beruhte... und nur noch auf dem Dollar allein. Es war keine Hilfe des
realen Geldes (Gold) mehr notwendig, die Amerikaner konnten alles
kaufen, was sie wollten - ohne jemals dafür bezahlen zu müssen. Oder
so sah es zumindest aus.
Und so begannen sie einen Ausgabenboom, der bis heute andauert... und
jetzt droht, die Amerikaner zu zerstören. Zunächst einmal geben sie
ihr Einkommen aus,... dann ihre Ersparnisse... und dann erhöhen sie
die Hypotheken auf ihre Häuser und überziehen ihre Kreditkarten. Das
sah wie ein gutes Geschäft aus: Je mehr sie ausgaben, desto reicher
fühlten sie sich. Die Aktienkurse und Immobilienpreise stiegen - als
die Ausländer ihr Geld, das sie aus den USA erhielten, dort wieder
anlegten. Die Amerikaner schienen nicht zu realisieren, dass sie ihre
eigenen Jobs exportierten... und das Besitzrecht an ihren Häusern...
und dass sie dafür Güter erhielten, die sie nicht wirklich brauchten.
Und jetzt lese ich im Wall Street Journal, dass die Chinesen
US-Staatsanleihen verkaufen. Das tun sie, um den fallenden Dollar zu
vermeiden... und in Antizipation einer Neubewertung bei der
chinesischen Währung Yuan.
Wieder einmal könnten die Amerikaner einen Wunsch erfüllt bekommen:
Ihren Wunsch, dass die Chinesen ihre Währung gegenüber dem Dollar
aufwerten. Aber die Amerikaner könnten das danach bedauern.
Die Chinesen sind sturköpfig. Sonst hätten sie dieses Geschäft mit
Amerika nicht so lange gemacht. Waren zu verkaufen an Leute, die dafür
nicht bezahlen können, ist kein verlässlicher Weg, um eine Wirtschaft
aufzubauen. Und früher oder später werden die Sturköpfe das
realisieren müssen.
Das Bemerkenswerte daran ist, dass sie dafür so lange gebraucht haben.
Aber diese aktuelle Entwicklung dauert schon so lange an... und mit
so beeindruckenden Ergebnissen... dass sich kaum jemand vorstellen
kann, dass sie jemals enden wird.
Zum Beispiel am Aktienmarkt. Da hätte man denken können, dass die
Investoren ihre Lektion gelernt hätten, nachdem im Jahr 2000 der
Bärenmarkt begonnen hatte. Aber nein. Sie blieben zuversichtlich...
und sie litten weiter unter Halluzinationen. Immerhin beteten sie:
"Bitte lass die Aktienkurse noch einmal steigen, ich verspreche, dass
ich diesmal verkaufen werde."
Und die Götter der Märkte erfüllten diesen Wunsch...
Jetzt aber zu Addison in unserem Pariser Büro, mit mehr News:
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Donnerstag, 11. Dezember 2003
Chinesische Aktien: KGV 12 bis 14
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
"Ich hasse es, der Überbringer von schlechten Nachrichten zu sein",
sagte der Volkswirt Gary Shilling vorgestern im Forbes-Magazin."Aber
wenn man erwartet, dass die Wirtschaft und der Aktienmarkt nächstes
Jahr steigen werden, dann werden sie komplett enttäuscht werden."
Shillings Zweifel an der"Erholung" lassen sich mit einem Wort
begründen: Jobs.
"Die reine Wahrheit ist", erklärt Shilling,"dass
Kostensenkungsmaßnahmen in diesen Tagen der einzige Weg zur
Verbesserung der Gewinne sind. Und der größte Kostenblock ist, direkt
oder indirekt, die menschliche Arbeitskraft. Und das bedeutet weitere
Entlassungen." Am Montag habe ich mir die Arbeitsmarktstatistiken der
USA auf der Internetseite der zuständigen Behörde angesehen. Und wenn
man alle Arbeitslosen, die entmutigt die Suche aufgegeben haben und
deshalb aus der Statistik gefallen sind, hinzunimmt, dann ist die
Arbeitslosenquote im November auf 9,7 % gestiegen - und nicht auf
5,9 % gefallen, wie die Finanzpresse so bereitwillig berichtet hat.
Shilling erwähnt außerdem noch, dass die durchschnittliche Zeit, die
jemand in den USA nach seiner Kündigung bis zum Antritt der nächsten
Stelle arbeitslos ist, auf 19,4 Wochen für den Zeitraum Mai-Oktober
gestiegen ist. Nach 17 Wochen in der gleichen Vorjahresperiode.
Shilling wörtlich:"Tut mir leid, diese Party kann nicht weitergehen.
Die Entlassungen aus Kostensenkungsgründen werden die Einkommen der
Konsumenten unter Druck setzen. Fiskalische und monetäre
Stimulierungen (die derzeit so groß sind, wie sie die Welt noch nie
gesehen hat) haben die verheerenden Effekte der Entlassungen
übertüncht - aber jetzt verblassen sie."
Ohne steigende Einkommen der Konsumenten werden die Einzelhändler
während der Weihnachtssaison wahrscheinlich unter zurückgehenden
Umsätzen leiden. Und jetzt haben sie auch noch einen Schneesturm, dem
sie die Schuld in die Schuhe schieben können."Ich denke, dass wir
letztes Wochenende ziemlich viel verloren haben", so Bill Cheney,
Chef-Volkswirt bei John Hancock First Boston gegenüber Reuters. Nach
dem Schneesturm fielen die Einzelhandelsumsätze unter den
"5-Jahres-Durchschnitt", und es drohen schwache Umsätze für das
Weihnachtsgeschäft.
Die Finanzmedien haben die Tatsache, dass der Dow Jones am Dienstag
die Marke von 10.000 nicht halten konnte, übrigens der Fed
zugeschrieben. Wie Sie wissen, hat die Fed nicht nur die Leitzinsen
bei 1,0 % unverändert gelassen, sondern auch die Phrase"für einen
längeren Zeitraum" bei der Bekräftigung dieses Zinssatzes weggelassen.
Analysten rechnen damit, dass die Fed vor März 2004 die Zinsen nicht
erhöhen wird.
Aber selbst wenn die Fed die Zinsen erhöhen wollte -2004 ist ein
Wahljahr, und da sind ihr die Hände gebunden. Gleichzeitig würde jedes
Anzeichen dafür, dass die Fed ihren Kampf gegen die Deflation (bzw.
"Disinflation") aufgegeben hat, der spektakulären Rally an der Wall
Street ein schnelles Ende setzen. Das ist kein ideales Umfeld.
Und dennoch geht die Spekulationsblase derzeit weiter. Auch mit
chinesischen Aktien: Die Financial Times berichtet, dass es diese
Woche die beste 1-Tages-Performance seit 3 Jahren von einer
chinesischen Internet-Gesellschaft hingelegt wurde. Ctrip.com stieg am
ersten Handelstag um 88 % von 16 auf fast 34 Dollar. Der nächste Wert?
China Life, die größte Versicherungsgesellschaft des chinesischen
Festlands."Dieses Angebot ist das größte der Welt in diesem Jahr, und
es ist 10fach überzeichnet", so die Financial Times.
Die Popularität chinesischer Aktien hat seit dem letzten Sommer stetig
zugenommen."Nach einem solchen Anstieg", sagt Richard Gao,
Co-Fondsmanager des Matthews China Fund,"sind wir vorsichtig, da die
Bewertungen kurzfristig den Fundamentals davonlaufen könnten. Aber
absolut gesehen sind diese Gesellschaften immer noch nicht teuer."
Selbst nach den jüngsten großen Gewinnen haben viele chinesische
Aktien immer noch ein KGV von 12-14.
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Donnerstag, 11. Dezember 2003
Ein bisschen Euro-Snobismus
vo unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Baltimore
*** Sowohl der Euro als auch das Gold haben gegenüber dem Dollar eine
schöne Performance hingelegt; seien Sie nicht überrascht, wenn es
einen Rückschlag geben sollte.
Aber es gibt zwei Gründe, warum diese Trends wahrscheinlich trotz
eines temporären Rückschlags nicht so bald enden dürften: Das
US-Handelsbilanzdefizit... und das US-Haushaltsdefizit. Das
Handelsbilanzdefizit erfordert nun, dass 1,5 Milliarden aus dem
Ausland an die USA geliehen werden - jeden Tag. Ohne genug Geld aus
dem Ausland fällt der Dollar. Und wenn er fällt, sehen immer weniger
Ausländer in US-Vermögensanlagen einen Vorteil. Im Gegenteil - sie
werden diese verkaufen... was den Dollar weiter fallen lässt, und
vielleicht schneller, als die Leute das erwarten. Bis jetzt hat der
Dollar gegenüber dem Euro rund 25 % verloren - und dennoch hat sich
das US-Handelsbilanzdefizit nicht verbessert. Das bedeutet, dass der
Dollar noch deutlich tiefer fallen muss.
"Die Rechnung für die spekulativen Exzesse und die globalen
Ungleichgewichte ist noch nicht bezahlt worden", warnt Stephen Roach
von Morgan Stanley. Diese Rechnung wird größer durch die
Ausgabenerhöhungen und Defizite der US-Regierung. Kein Demokrat
schaffte es, ein so hohes Defizit wie die Administration zu George II.
zu fabrizieren. Die Ausgaben wachsen derzeit doppelt so schnell wie
unter Clinton... und fast doppelt so schnell wie das BIP. In diesem
Jahr werden die Staatsausgaben pro privatem Haushalt 20.000 Dollar
übertreffen.
Jeder will etwas umsonst haben. Vorgestern unterschrieb George Bush
eine Gesetzesvorlage, die alten Leuten notwendige Medikamente
zusichert."Wir halten unser den Senioren gegebenes Versprechen", war
die Aussage."Auf der Jagd nach Stimmen", wäre eine bessere gewesen.
"Zur Hölle mit den Jungen, die dafür die Rechnung zahlen müssen."
Die Amerikaner müssen denken, dass sie die Gesetzesvorlagen der
Regierung niemals bezahlen müssen... genauso wenig wie ihre eigenen.
Irgendwie wird das alles schon klappen... sagen sie sich. Und das
wird es auch irgendwie. Aber nicht ohne Bedauern.
Die kurzfristigen Zinssätze werden auf dem tiefsten Niveau seit den
1950ern bleiben, hat die Fed mitgeteilt. Aber wir leben heute in einer
sehr anderen Welt, als wir sie in den 1950ern sahen, wie Dr.
Richebächer betont. 1959 stiegen die gesamten amerikanischen Schulden
(ohne Finanzinstitute) 1,4 Mal so schnell wie das BIP-Wachstum dieses
Jahres. 2002 lag dieser Faktor bei 7. Und 1959 liehen sich die
Amerikaner"von sich selbst" Geld. Die nationale Sparrate lag bei 12 %
des BIP. 2002 lag die Sparrate bei 0,6 % des BIP. Jetzt hängen die USA
von der Freundlichkeit der Ausländer ab.
Ich prognostiziere, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis man mit
einem Dollar nur noch 60 % eines Euros kaufen kann. Die Ausländer
werden Dollar nur noch widerwillig annehmen. Jeder Dollar wird ein
Emblem für Unbesonnenheit sein. Im Ausland reisenden Amerikanern wird
es peinlich sein, wenn sie ihre Portemonnaies öffnen. *** Gestern fand
ich mich nachdenklich. Ich erlaubte mir ein bisschen Euro-Snobismus.
Warum scheinen in Europa selbst niedrig bezahlte Arbeiter - wie
Taxifahrer oder Fluglinien-Angestellte - so fähig und vorzeigbar zu
sein... während in Amerika diese Jobs von Leuten verrichtet werden,
die - im besten Fall - als freundliche faule Säcke beschrieben werden
können?
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Donnerstag, 11. Dezember 2003
Was hoch steigt...
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Das Leben ist ein Wettkampf. Die Leute stehen alleine oder in Gruppen
im Wettbewerb - im Sport, in der Politik, der Mode, beim Sex, im
Business und in der Wirtschaft. In den 1940ern hatte der Wettbewerb
unter Nationen/Staaten einen Höhepunkt erreicht. Deutschland tat das.
Russland tat das. Griechenland tat das und das. Großbritannien tat
irgendetwas anderes. Für ein paar Jahre lang wurde fast jeder in
Europa ins Spiel gebracht. Eine Person konnte zu einem
Arbeits-Bataillon eingezogen, zum Kampf an die Front geschickt oder in
einen Viehwagen gepfercht und in ein Vernichtungslager transportiert
werden. Politik war ein Spiel der Macht, gespielt mit sterblichem
Einsatz.
In nur wenigen Monaten hatte Hitler ein Imperium errichtet, das Europa
dominierte. Die Deutschen hatten die Hälfte Frankreichs besetzt. Von
der Mitte Frankreichs angefangen kontrollierten die Deutschen Europa
bis zur Mitte Polens im Osten, und von Norwegen im Norden bis hin zum
südlichsten Griechenland, der Insel Kreta im Mittelmeer (hinzu kamen
auch große Gebiete in Afrika).
Aber Imperien, die schnell steigen - wie Bullenmärkte -, tendieren
dazu, auch schnell zu kollabieren.
Napoleons Imperium hatte nur 16 Jahre gedauert. Das Tausendjährige
Reich wurde innerhalb von nur 4 Jahren zerstört, nachdem Hitler die
Sowjetunion angegriffen hatte.
Die Natur liebt Symmetrie und Balance. Wenn man zum Beispiel ein Brot
durchschneidet, dann sieht es auf beiden Seiten gleich aus. Und der
Meeresspiegel ist in San Francisco genau der gleiche wie in Odessa,
obwohl beide auf gegenüberliegenden Seiten der Welt liegen.
Charts von Verrücktheiten eines Marktes tendieren dazu, symmetrisch zu
sein. Starke Aufwärtsbewegungen auf der linken Seite finden ihr
Spiegelbild in starken Abwärtsbewegungen auf der rechten Seite. Auf
lange, sanfte Anstiege auf der linken Seite folgen gewöhnlich lange,
sanfte Rückgänge auf der rechten.
Diese Tendenz in zu Balance und Symmetrie spiegelt sich auch in der
politischen Welt wider. Das Römische Reich, das für seinen Aufbau
Jahrhunderte brauchte, brauchte auch Jahrhunderte für seinen
Untergang. Und das Dritte Reich wurde in nur ein paar Jahren errichtet
- und es wurde auch in ein paar Jahren zerstört. Mehr dazu demnächst
hier im Investor's Daily.

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