- The Daily Reckoning - Japanese Phantom Growth (Kurt Richebächer) - Firmian, 12.12.2003, 21:25
- Dt. Fassung ohne Richebächer - Firmian, 12.12.2003, 21:27
- Danke und Gruss (owT) - Tofir, 12.12.2003, 21:42
- Danke für diese deftige Kost und schönes Wochenende (owT) - Euklid, 12.12.2003, 21:45
- Dt. Fassung ohne Richebächer - Firmian, 12.12.2003, 21:27
Dt. Fassung ohne Richebächer
-->Die US-Geldmenge fällt derzeit
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Die Steuersenkungen und die Zinssenkungen haben in den USA ihre
Wirkung gezeigt. Die Amerikaner haben sich weiter verschuldet...
während sie denken, dass sie reicher werden.
Seit des Beginns der Ära des Dollarstandards im Jahr 1971 sind die
amerikanischen Schulden doppelt so schnell wie das amerikanische BIP
gewachsen. Also kamen auf jeden Dollar mehr an Output... zwei Dollar
neue Schulden. Aber wenn sich die Schulden erhöhen, dann braucht man
noch mehr Schulden, um das Wirtschaftswachstum zu beflügeln, da ja
auch die Zinsen auf die früheren Schulden gezahlt werden müssen. Und
deshalb haben sich im letzten Jahr die Schulden 7 Mal so schnell wie
das BIP erhöht.
Aber jetzt scheint die Schuldenmaschine zu zögern...
Die Nachfrage nach Hypotheken steht auf einem 18-Monats-Tief, so CNN.
Die Geldmenge M3 fällt derzeit - was ein bisschen mysteriös ist.
Der Dollar fällt; Die Ausländer, die Dollar halten, sind es leid, jede
Woche zu verlieren. Aber trotz des deutlichen Rückgangs des
Dollarkurses bleibt das US-Handelsbilanzdefizit weiter hoch. Die
Ausländer sind kaum bereitwilliger, amerikanische Waren zu kaufen, als
sie es vor einem Jahr waren. Und der amerikanische Appetit für
ausländische Güter hat nicht abgenommen. Der chinesische Yuan ist fest
an den Dollarkurs gebunden. Das bedeutet: Wenn der Dollarkurs fällt,
dann fällt auch der Yuan, und die chinesischen Waren werden dadurch
noch billiger.
Wenn die US-Wirtschaft eine reale Erholung hinlegen würde... dann
könnte sich auch der Dollar erholen. Aber wovon sollte sich die
US-Wirtschaft erholen? Es gab ja vorher gar keine richtige
Rezession... ist es da ein Wunder, dass da auch die"Erholung" so
merkwürdig ist? Eigentlich sollte die Zahl der Arbeitslosen in einer
Wirtschaftserholung doch zurückgehen... aber letzte Woche wurden die
Erwartungen an die jüngsten Arbeitsmarktdaten bei weitem nicht
erfüllt. Arbeitslose Amerikaner brauchen immer länger, um neue Jobs zu
finden - jetzt fast 20 Wochen. Und während die Entlassungen
weitergehen, beschränken sich die neuen Jobs zum großen Teil auf
"Einstellungen von Restaurants", wie die NY Times schreibt. Wenn
jemand erklären kann, wie Kellner und Kellnerinnen die größte und am
stärksten verschuldete Volkswirtschaft der Welt anführen sollen...
dann ist mir das nicht erklärt worden.
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Freitag, 12. Dezember 2003
Japanische Zentralbank kauft 10 Milliarden Dollar
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
Die Japaner haben dem Dollar eine kleine Atempause verschafft. Die
japanische Zentralbank hat am Mittwoch laut Londoner Händlerkreisen
rund 10 Milliarden Dollar am offenen Markt gekauft. Diese Dollarkäufe
waren zwar groß, aber für die japanische Zentralbank nichts
Außergewöhnliches. Die Bank of Japan hat dieses Jahr schon umgerechnet
164 Milliarden Dollar gekauft, um ihre eigene Währung gegenüber dem
Dollar abzuwerten. Ich könnte mir vorstellen, dass diese massiven
Dollarkäufe das schlimmste japanische Investment seit der
Immobilienblase in den 1980ern sein werden.
"Es wird spekuliert, dass die japanische Zentralbank ihre gekauften
Dollar in US-Staatsanleihen anlagen wird, was deren Kurse im frühen
Donnerstaghandel hat steigen lassen", so Bloomberg News. Wie viele
US-Staatsanleihen kann die Bank of Japan kaufen, frage ich mich? Und
was würde passieren, wenn sie ihre Käufe reduzieren würde?
Übrigens - während der Goldpreis sehr minimal zurückkam, kollabierte
der AMEX Gold Bugs Index, der Index der Goldminenaktien, um mehr als
6 %.
Ein Grund, warum die Goldminenaktien so überdurchschnittlich stark
gelitten haben ist die Tatsache, dass es ein"neues Kind" gibt. In
London hat eine neue Goldbörse eröffnet, an der man Gold in der Form
von Papier handeln kann. Aber als deutscher Anleger braucht Sie das
nicht zu kümmern - schließlich gibt es am deutschen Markt 1:1
Goldzertifikate, die obendrein noch währungsgesichert sind (und
deshalb NICHT unter einem Rückgang des Dollarkurses leiden; besonders
wichtig, da der Dollar unserer Ansicht nach weiter fallen wird).
Da jetzt in Großbritannien der Kauf von Gold über diese neue Börse
viel einfacher geworden ist, könnte das zu einem kleinen Boom für
physisches Gold führen. Jetzt, wo es so einfach ist, Gold zu kaufen,
wird die Nachfrage nach Gold steigen, so die Gold-Bullen. Damit
könnten sie Recht haben.
Es war also nie einfacher, auf einen steigenden Goldpreis zu setzen.
Aber warum sollte man das tun, sagt das Wall Street Journal."Die
Ohnmacht des Aktienmarkts ist beendet", verkündete diese Zeitung
letzten Mittwoch,"was den Investoren attraktive Alternativen zur
Anlage in Gold bietet."
Hmmm... das Wall Street Journal mag also immer noch kein Gold.
Vielleicht ist der Bullenmarkt beim Gold noch nicht vorüber.
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Freitag, 12. Dezember 2003
Unberechtigte Beleidigungen?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Baltimore
*** Das Kreditrating von Kalifornien ist gerade von der Rating-Agentur
Moody's herabgesetzt werden.
*** Wenn die US-Konsumenten weniger konsumieren werden - wie können
Sie davon profitieren?
Es bieten sich Put-Optionsscheine an:"Neben Wal-Mart halte ich es für
eine gute Idee, jetzt auch CountryWide Financial zu shorten (auf
fallende Kurse setzen)", schlägt Dan Ferris vor."Die stehen für 13 %
des US-Hypothekenmarktes. Und das Geschäft mit den Hypotheken ist in
jedem der letzten drei Monate um Werte im zweistelligen Prozentbereich
zurückgegangen."
"Und gestern hat Washington Mutual, eine weitere große
US-Hypothekenbank, ihren Ausblick wegen der Schwäche des
Hypothekenmarktes gesenkt."
"Wo wird das alles enden? Und wie?"
"Ich kenne die Antworten nicht, aber ich werde bei Wal-Mart und
CountryWide Financial auf fallende Kurse setzen. Und Gold, Rohstoffe
und verdammt günstige, inflationssichere Unternehmen kaufen, die ich
bekommen kann."
***"Unbegründete Beleidigungen."
Das haben mir einige Leser wegen meinen Kommentaren über die
Amerikaner geschrieben.
Meine Antwort darauf: Der Investor's Daily ist ein kostenloser
Service. Ich fühle mich dazu berechtigt, jeden zu beleidigen, den ich
beleidigen will, kostenlos. Aber - wie ich schon dem Priester und
Religionslehrer meines Sohnes Henry erklärt habe - der Investor's
Daily ist auch eine neue Form des Journalismus. Ihre Autoren geben
Ihnen ihre Meinungen, ihre Beobachtungen, ihre Gedanken - ohne
Bosheit, aber auch ohne sich darüber Sorgen zu machen, wessen Gefühle
verletzt werden könnten. Ein Leser warf mir vor,"anti-amerikanisch"
zu sein. Ich verneine diesen Vorwurf. Aber ich gebe zu, dass ich auch
nicht"pro-amerikanisch" bin. Meiner Ansicht nach sind Idioten,
Schurken, Genies und Heilige ziemlich gleichmäßig über die nationalen
Grenzen verteilt.
Aber ich mache mir Sorgen über die Amerikaner. Vielleicht hatten die
es zu lange zu leicht? Die Amerikaner sind dazu gekommen, Dinge zu
glauben, die nicht wahr sein können... aber sie sind zu komfortabel
und zu faul, um darüber zu sehr nachzudenken. Die Amerikaner hassen
Kritik - dabei ist wahrscheinlich Kritik das, was sie brauchen. Oder
ein Tritt in den Hintern. Die Amerikaner scheinen so relaxed... so
sicher, dass alles immer irgendwie besser werden wird.
Vielleicht wird es das auch. Aber ich denke, ich sehe die Götter, wie
sie sich ihre Schuhe mit den Stahlkappen anziehen.
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Freitag, 12. Dezember 2003
Das smarte Geld
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Im August 1998 waren Bill Krasker, John Meriwether und zwei Männer,
die gerade den Wirtschafts-Nobelpreis gewonnen hatte, Myron Scholes
und Robert Merton, tief besorgt über sogenannte"swap spreads". Ihre
Computermodelle hatten ihnen gesagt, dass diese spreads an aktiven
Handelstagen um vielleicht einen Punkt schwanken könnten. Aber an
diesem Freitag sprangen die spreads sehr stark.
Das waren schlechte Nachrichten für diese Männer, die den Long Term
Capital Management (LTCM) Hedgefonds managten. Sie hatten ungefähr
eine Milliarde US$ in verschiedenen Positionen investiert. Die meisten
ihrer Positionen waren Wetten, dass sich die spreads bei den Futures
wieder ihren historischen Durchschnittswerten annähern würden. Diese
spreads würden früher oder später wieder auf ein vertrautes Niveau
zurückkommen, so die Überlegungen der Genies bei LTCM.
Dieses LTCM-Team machte Geschichte. Sie waren die smartesten Leute auf
dem Planeten, und jeder wusste es. Das Geld, das sie machten -
ungefähr 40 % Plus pro Jahr, seit Auflegung ihres Hedgefonds - bewies
das. Das wurde von der Business Week als"Computer-Zeitalter" gelobt,
und diese Professoren waren die Meister dieses Zeitalters. Scholes und
Merton fuhren extravagante neue Wagen."Merton hatte sein Haar rot
gefärbt, seine Frau verlassen und er war in eine superschicke Wohnung
in Boston gezogen", berichtet Roger Lowenstein in seinem Buch"When
Genius Failed". Die gesamte Welt - und das Geld der Welt - schienen zu
ihren Füßen zu liegen.
Die Erkenntnis der Professoren war so nützlich wie offensichtlich: Ein
Investment, das ungewöhnlich billig ist - oder ungewöhnlich teuer -
repräsentiert eine Form von potenzieller finanzieller Energie. Früher
oder später wird dieses Investment weniger ungewöhnlich sein.
Ihr Fehler war aber auch offensichtlich; sie dachten, dass die Welt
vernünftiger sei, als sie es wirklich ist, und sie nahmen an, dass das
Zurückkommen auf den Durchschnittswert nur für Märkte gelten würde.
Die Anleihenkurse würden zwar auf ihren fairen Wert zurückkommen
können - aber das könnte auch für den Ruf der Professoren und das
Vermögen ihrer Investoren gelten. Das Zurückkommen auf den
Durchschnittswert prognostiziert moderat, dass die Dinge normalerweise
dahin zurückkehren, wo sie normalerweise hingehören. Wenige Dinge sind
ausgenommen.
Die Professoren nahmen an, dass auch die spreads, zum Beispiel
zwischen langfristigen und kurzfristigen Anleihen oder zwischen
deutschen und italienischen Anleihen wie der Wurf mit einem Würfel
seien. Würden sich die spreads vergrößern oder verkleinern? Sie
glaubten, dass man sich die historischen Daten ansehen und dann die
Wahrscheinlichkeiten berechnen könne. Wenn die aktuellen Kurse den
Wahrscheinlichkeiten zuwiderlaufen würden, dann sahen sie diese
aktuellen Kurse als Absurdität an und setzten darauf, dass diese Kurse
in der Zukunft weniger absurd sein würden. Und vielleicht würden sie
das auch sein. Aber wie Keynes einmal festgestellt hat, können die
Märkte länger irrational bleiben, als ein Investor oder ein
Unternehmen solvent bleiben kann.

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