- OT: Virus-Warnung aus den franz. Spitälern! - Emerald, 13.12.2003, 09:02
- Viren lassen sich generell nicht mit Antibiotika bekämpfen, - alberich, 13.12.2003, 09:14
- Todesfälle durch"Spitalskeim" in Frankreich - Helmut, 13.12.2003, 09:43
- Peptid gegen multiresistente Bakterien - Helmut, 13.12.2003, 09:49
- Aus Teufels Topf - Helmut, 13.12.2003, 10:07
- Aufgemerkt: Virus ist nicht gleich Bakterium - alberich, 13.12.2003, 10:32
- Peptid gegen multiresistente Bakterien - Helmut, 13.12.2003, 09:49
- Re: Viren lassen sich generell nicht mit Antibiotika bekämpfen richtig aber.. - ottoasta, 13.12.2003, 11:46
- Re: Viren lassen sich bis heute praktisch mit keinem Medikament bekämpfen.. (owT) - CRASH_GURU, 13.12.2003, 22:27
- Todesfälle durch"Spitalskeim" in Frankreich - Helmut, 13.12.2003, 09:43
- Viren lassen sich generell nicht mit Antibiotika bekämpfen, - alberich, 13.12.2003, 09:14
Aus Teufels Topf
-->Hans-Ulrich Grimm schrieb dazu in"Aus Teufels Topf":
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Als Veterinäre vom Fleischhygieneamt im westfälischen Borken
einmal genauer nachforschten, fanden sie bei sieben von zehn
Schweinen Rückstände eines Antibiotikums. »Schweine ver-
seucht bis auf die Knochen«, meldete die tageszeitung. Die westfä-
lischen Funde sind deshalb so bedeutend, weil die Fahnder nicht
nur ein paar Haxen durchleuchtet hatten, sondern Proben von
insgesamt 17150 Schweinen. Und unter ultraviolettem Licht
strahlten sieben von zehn Proben gelb: Die Knochen enthielten
Rückstände von Tetracyclinen.
Antibiotika dieses Typs werden, so weiß Veterinärprofessor
Hapke, den Tieren nicht nur gegeben, wenn sie krank sind, und
auch nicht nur zur Vorbeugung gegen Krankheiten, sondern als
Masthilfsmittel: Sie wirken »leistungsfördernd«. Das bringt zwar
Vorteile für den Schweinemäster, aber die Ärzte können mit dem
Antibiotikum immer weniger anfangen, denn 50 Prozent aller
Krankheitserreger, gegen die das Medikament eingesetzt werden
kann, sind dagegen schon immun.
Dies bereitet nicht nur den Viehdoktoren, sondern auch den
für Menschen zuständigen Ärzten zunehmend Sorgen. Denn der
massenhafte Gebrauch von Antibiotika in den Ställen hat zur
Folge, daß die Medikamente auch bei Menschen immer öfter wir-
kungslos bleiben. Daran sind zwar auch Humanmediziner schuld,
die ihren Patienten allzu sorglos Antibiotika verschreiben. Doch
die Statistiken zeigen, daß ein überraschend großer Teil der Anti-
biotika eben nicht in Arztpraxen und Krankenhäusern zur
Anwendung kommt, sondern in den Ställen der Kälbermäster und
Schweinezüchter, den Produktionshallen der Hühnerfabrikanten,
Putenhersteller, Eierkonzerne.
10000 Tonnen Antibiotika werden in Europa jedes Jahr ver-
braucht, 25 000 Tonnen in den USA - und etwa die Hälfte davon
wird dem Vieh verabreicht - oft nicht zu therapeutischen
Zwecken, sondern als Masthilfsmittel. In den Niederlanden, wo
die Industrialisierung der Tierhaltung europaweit am fortge-
schrittensten ist, bekommen die Tiere gar 87 Prozent aller Anti-
biotika. Und bei manchen Typen von antibakteriellen Arzneien
geht sogar der größte Teil ans Vieh. Beispielsweise bei Vancomy-
cin, einem Reserveantibiotikum, das bei Menschen nur sehr spar-
sam eingesetzt wird, weil es oftmals die letzte Rettung ist, wenn
andere Medikamente nichts mehr helfen. In Dänemark wurden
von dieser Substanz im Jahre 1993 lediglich 24 Kilogramm zur
Behandlung kranker Menschen eingesetzt, aber 19 000 Kilo in der
Landwirtschaft für die Tiermast. Australien importierte von 1992
bis 1996 für humanmedizinische Zwecke 582 Kilogramm davon,
aber die hundertfache Menge des entsprechenden Veterinär-
präparats.
Und Antibiotika werden nicht nur auf dem Lande verwendet,
sondern auch in den riesigen Fischfarmen, in denen Lachs gemä-
stet wird, der ehemalige Luxusfisch, den die Massenmast zum
»Schwein des Meeres« degradiert hat (Frankfurter Allgemeine Zei-
tung. Aufgrund der Kritik an Antibiotikamast haben die Meeres-
farmer die Verwendung der Medikamente zwar eingeschränkt: In
Norwegen beispielsweise, wurden 1987 noch 50 Tonnen Anti-
biotika in der sogenannten Aquakultur verwendet, zehn Jahre spä-
ter war es, trotz verdoppelter Lachsproduktion, nach Angaben der
Fischfirmen nur noch eine Tonne. Doch in anderen Weltgegen-
den werden weiterhin großzügig Medikamente verabreicht, etwa
in Chile, dem weltweit zweitgrößten Erzeugerland. Auch in
Deutschland, wo viele Arzneien in der Fischzucht verboten sind,
kommen zahlreiche Präparate nach Erkenntnissen der Behörden
dennoch zum Einsatz - illegal.
Am Beispiel der Antibiotika zeigt sich, welch seltsame Denk-
weisen die Produktion von Nahrungsmitteln bestimmen. Medi-
kamente sollten eigentlich in Notsituationen eingesetzt werden,
wenn ein Mensch erkrankt ist, wenn seine Selbstheilungskräfte
erlahmen und nur noch der Doktor helfen kann. Den Tieren aber
werden diese Arzneien verabreicht, wenn sie kerngesund sind. Ein
Notfall ist weit und breit nicht in Sicht. Die Mittel werden eigent-
lich nicht gebraucht, sondern nur eingesetzt, weil die Produk-
tionsbedingungen in hohem Maße ungesund sind und weil mög-
lichst billig möglichst viel Fleisch, möglichst viel Milch, möglichst
viele Eier erzeugt werden sollen.
Absurderweise gibt es aber ohnehin von allem zu viel: Zu viel
Müch, zu viele Eier - und auch zu viel Fleisch: Tausende von Ton-
nen, für die es keinen Bedarf gibt, müssen in der Europäischen
Union regelmäßig eingelagert werden.
All dieser Überschuß wird von der Agroindustrie mit hochris-
kanten Methoden erzeugt, aus denen auch noch neue Gesund-
heitsrisiken erwachsen, die selbstverständlich gleichfalls entbehr-
lich sind.
Die Fortschritte der Medizin, dank derer sich die Menschen in
den Industrieländern vor vielen Krankheiten geschützt fühlen
können, werden dadurch außer Kraft gesetzt. Viele Mittel helfen
nicht mehr. Die Waffen der Medizin im Kampf gegen die Über-
macht der Erreger sind stumpf geworden.
In Spanien, Ungarn und den USA sind schon bis zu 50 Prozent
der Pneumokokken, die Lungenentzündung auslösen, resistent
gegen den Klassiker unter den Antibiotika, das Penicillin. In den
USA sind auch schon 80 Prozent der Stämme von Staphylococ-
cus epidermid, der Wundinfektionen auslöst, gegen das Antibio-
tikum Methicillin resistent. Und in der Umgebung von San Fran-
cisco wuchs der Anteil der Enterokokken, die sogar gegen das
Reserveantibiotikum Vancomycin immun sind, von 1993 bis 1997
von drei auf 95 Prozent.
Und die Bakterien, die sich gegen die Waffen der Mediziner
gewappnet haben, breiten sich rasch aus. So waren Staphylokok-
ken, die gleich gegen mehrere Antibiotika resistent sind, in
Deutschland bis 1993 eher selten. Plötzlich aber entdeckten
Mediziner ein völlig neues Bakterium diesen Typs, ein kraftvolles
Wesen, das den Arzneien trotzte. Und weil dies gleich in sechs
hauptstädtischen Krankenhäusern auftrat, tauften sie ihn auf den
Namen »Berliner Stamm«. Der war aber offenbar nicht sehr hei-
mattreu, sondern verließ seine Geburtsstätte bald, wurde in Nord-
rhein-Westfalen gesichtet und sogar in Holland, wohin ihn ein
verunglückter Motorradfahrer verschleppt hatte.
Deshalb ist es nicht sehr beruhigend, daß es im fernen Japan
war, wo 1997 ein Bakterium voom Typ Staphylococcus aureus den
Forschern in die Fänge kam, das gleich gegen alle Antibiotika resi-
stent war, die es gibt. »Sollte sich ein solcher Stamm weiter aus-
breiten, wären die Folgen für die Behandlung von Patienten mit
schweren Infektionen verheerend«, meinte selbst die bedächtige
Neue Zürcher Zeitung.
Mediziner in aller Welt sehen die Entwicklung mit wachsender
Besorgnis. »In manchen Fällen sind die Ärzte heute ebenso hilf-
los wie vor der Ära der Antibiotika«, meint Patrice Courvalin, der
Chef des Nationalen Referenzzentrums für Antibiotika am Pari-
ser Institut Pasteur. Der Freiburger Medizinprofessor Franz
Daschner hofft zwar auf neue Entdeckungen, neue Medikamente,
um den Vormarsch der Krankheitskeime zu stoppen. Indessen:
»Wenn uns«, fürchtet Daschner, »nichts Wesentliches einfällt,
werden die Erreger die Herrschaft übernehmen.«
In vielen europäischen Ställen sind die Erreger auf dem Weg der
Abhärtung ein gutes Stück vorangekommen. Bei einer Untersu-
chung der Keime in brandenburgischen Tierbeständen zeigten
sich Resistenzraten zwischen 60 Prozent bei Geflügel und 90 Pro-
zent bei Schweinen. Die Salmonellen in den Beständen dort zeig-
ten zum großen Teil sogar Mehrfachresistenzen, widerstanden
also verschiedenen Medikamenten. Diese widerstandsfähigen
Krankheitserreger können unglücklicherweise besonders leicht
zum Menschen gelangen: Die Erzeugnisse aus den Schweinstäl-
len und Geflügelfabriken sind ja für den menschlichen Verzehr
bestimmt und werden im Supermarkt verkauft. Dank der resi-
stenten Erreger kann der Biß ins Salmonellenschnitzel tödlich
enden. In Dänemark starb 1998 eine Frau nach Verzehr von
Schweinefleisch an einer Infektion mit dem Bakterium Salmonella
DT 104. Der Fall sorgte für großes Aufsehen, weil zum ersten Mal
der Zusammenhang zwischen dem Auftreten eines mehrfach-
resistenten Krankheitserregers und dem Verzehr verseuchter
Lebensmittel nachzuweisen war.
Der deutsche Schauspieler Günter Strack, Anfang 1999 ver-
storben, war in seinen letzten Lebensjahren ebenfalls mit einem
resistenten Keim infiziert worden. Er war, nach seinem Schlagan-
fall im Sommer 1996 gerade auf dem Weg der Besserung gewe-
sen, da ereilte ihn ein Rückfall, ein »Martyrium« begann, wie er
der Bild-Zeitung berichtete: »Es dauerte sieben Monate. Ich litt
unter ständigem Durchfall, mein Blut war vergiftet. Ich war in fünf
Kliniken. Niemand konnte helfen. Keiner entdeckte, was ich wirk-
lich hatte. Kein Antibiotikum schlug an.« Er war das Opfer von
Enterokokken gewesen, die auch gegen das Reserveantibiotikum
Vancomycin resistent waren. Angesteckt hatte er sich durch ver-
seuchtes Fleisch.
Der Mediziner Wolfgang Witte vom Berliner Robert-Koch-
Institut fand schon 1994 bei 12 Prozent aller Supermarkt-Kun-
den die gleichen, gegen Vancomycin resistenten Erreger, die er zu
jener Zeit in Geflügel aus Supermärkten und außerdem in
Schweinefett nachweisen konnte. Auch US-Geflügel ist belastet:
Campylobacter-Keime wurden, wie die New York Times im Früh-
jahr 1999 berichtete, in 88 Prozent der Proben aus Supermärkten
in zwei US-Bundesstaaten gefunden, jedes fünfte Hühnchen wies
sogar resistente Keime auf. Zur gleichen Zeit wurden auch erst-
mals, wie das Blatt berichtete, resistente Enterokokken im Hüh-
nerfutter gefunden - sie waren gegen das Reserve-Antibiotikum
Vancomycin immun, was die eigentlich harmlosen Bazillen zu
bedenklichen Resistenz-Vermehrern machen kann.
Immer häufiger sterben Patienten, weil Medikamente gegen
diese Art von Krankheitskeimen nichts mehr ausrichten können.
Ende 1998 starb eine Frau in Hongkong an einer Infektion mit
Staphylococcus aureus, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkte.
In Japan starb im Sommer zuvor ein Vierjähriger, der sich mit resi-
stenten Erregern infiziert hatte, nach einer Herzoperation. Und
auch in Deutschland mußten 1998 zwei Menschen sterben, weil
die Antibiotika allesamt unwirksam waren.
Angesichts solcher Berichte sind sich eigentlich alle Gesund-
heitsexperten einig, daß zumindest der Einsatz von Medikamen-
ten, die für Menschen lebensrettend sein können, bei kerngesun-
den Tieren unterbleiben sollte. 1996 schon forderten mehrere
human- und veterinärmedizinische Gesellschaften in einer Reso-
lution an Regierung und Parlamentarier in Deutschland ein Ver-
bot von Antibiotika als Futterzusatz, »weil die zunehmenden Resi-
stenzen eine unter Umständen nicht mehr zu beherrschende
Gefahr für die Gesundheit der Menschen« darstellten.
Die Weltgesundheitsorganisation forderte wiederholt eine Ein-
schränkung der Antibiotika-Mast. »Der exzessive Gebrauch von
Antibiotika, vor allem als Wachstumsförderer bei Tieren, die für
den menschlichen Genuß bestimmt sind, stellt ein wachsendes
Risiko für die menschliche Gesundheit dar und sollte einge-
schränkt werden«, das verlangte die WHO auf ihrer Konferenz
in Berlin 1997: »Der exzessive Gebrauch hat zur Folge, daß vier
resistente Arten über die Nahrungskette auf den Menschen über-
tragen werden: Salmonella, Campylobacter, Entereokokken,
E.coli«.
Auch das Berliner Robert-Koch-Institut fordert, »auf antibioti-
sche Mastbeschleuniger in der Tiermast völlig zu verzichten, um
nicht mehr kalkulierbare Risiken für die Gesundheit des Men-
schen zu vermeiden.« Und auch die Berliner Ärztekammer, die
deutschen Bundesländer und die Verbraucherorganisationen
machen Front gegen die massenhafte Verwendung der Antibio-
tika im Tierfutter.
Doch als die amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittel-
behörde FDA Anfang 1999 neue, strengere Richtlinien für Fütte-
rungsarzneimittel ankündigte, stieß sie auf den erbitterten Wider-
stand der Pharmaindustrie, die darauf verwies, daß die schädlichen
Effekte für den Menschen noch längst nicht definitiv wissen-
schaftlich bewiesen seien.
Verständlich, daß sich die betroffene Branche dagegen wehrt.
Immerhin setzt sie allein mit Antibiotika in Europa mehrere hun-
dert Millionen Mark um.
Verständlich vielleicht auch, daß die Pharmafirmen leugnen,
daß ihre Erzeugnisse gefährliche Resistenzen auslösen: »Es gibt
keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen der Verwen-
dung von Antibiotika bei Geflügel und den Resistenzen bei Men-
schen. Wenn wir keine Antibiotika hätten, litten Gesundheit und
Wohlergehen der Tiere. Wenn wir die Möglichkeit verlieren wür-
den, Antibiotika einzusetzen, würde das die Existenz der gesam-
ten Geflügelindustrie gefährden«, verkündete Catriona Webster,
Geflügelmanagerin des Pharmakonzerns Bayer, laut Fachmagazin
Poultry World 1996 bei der zweiten jährlichen »Broiler- und Broi-
lerbrüterkonferenz« vor Masthähnchenexperten aus aller Welt in
der Nähe von Cambridge in Großbritannien. »Wir sollten stolz
sein auf das, was wir tun, und glücklich, mit den Menschen dar-
über reden zu können«, sagte die Bayer-Frau.
Weil es für die Übertragung von Resistenzen »keine Beweise«
gebe, sagt auch Ghislaine Follet, die Präsidentin von Fedesa, einem
Zusammenschluß europäischer Tierarzneihersteller, müsse man
der Problematik noch weiter wissenschaftlich auf den Grund
gehen. Auch der Schweizer Pharmakonzern Hoffmann-La Röche
versuchte, in einem Gutachten nachzuweisen, daß sein Antibioti-
kum Avoparcin nicht verantwortlich sei für die Bildung von Resi-
stenzen - ein Gutachten allerdings, das nach Ansicht eines Gegen-
gutachters von Fehlern nur so strotzte.
Über solche akademischen Gefechte um die wissenschaftlich
korrekte Beweisführung wird mancher Laie fassungslos den Kopf
schütteln. Angesichts der Gefahr, vor resistenten Salmonellen
oder anderen Bazillen kapitulieren zu müssen, wäre eigentlich
jede Vorsichtsmaßnahme angezeigt, mit der dieses Risiko verklei-
nert werden könnte. Es wäre wohl auch verhängnisvoll, den Aus-
gang der akademischen Debatte erst einmal in Ruhe abzuwarten:
»Wenn wir auf die von der Industrie geforderten Beweise warten,
riskieren wir die Gefahr schwerster Infekte«, sagte ein führender
deutscher Seuchenexperte in einem Gespräch mit der Zeitung Die
Woche.
Immerhin konnte sich die Europäische Union dazu durchrin-
gen, das Tiermedikament Avoparcin zu verbieten. Der Verzicht
wird vielen Tierfabrikbesitzern nicht sehr schwer gefallen sein.
Denn dank massenhaften Einsatzes half das Mittel oft nichts
mehr: In Norwegen und Schweden waren schon 90 Prozent der
Puten und Masthähnchen mit Resistenzkeimen verseucht. Seit
1.1.1999 sind auch die vier Antibiotika Bacitracin, Tylosinphos-
phat, Virginiamycin und Spiramycin als Futterbeimischung ver-
boten. Diese machen zwar nur 15 Prozent des gesamten Tier-
Antiobiotika-Marktes aus, doch die übrigen antibakteriellen Tier-
medikamente bildeten für den Menschen keine Gefahr, meint der
Brüsseler Agrarkommissar Franz Fischler.
Die Schweiz hingegen hat, überraschend radikal, zum I.Januar
1999 jegliche »Verwendung von Antibiotika und ähnlichen Stof-
fen als Leistungsförderer für Tiere« verboten. Der Einsatz bei
kranken Tieren ist in eidgenössischen Ställen jetzt sogar melde-
pflichtig.
Die entschiedene Haltung der Schweiz ist vielleicht etwas
beschleunigt worden durch jene Mediziner der Eidgenössischen
Technischen Hochschule in Zürich, die resistente Erreger in
Milch und Käse entdeckt hatten. Die Zürcher Weltwoche stimmte
schon den Abgesang auf einen nationalen Mythos an: »Schweizer
Käse, ade!« Und das ganze Land beklagte den Rufschaden für die
heile Heidi-Welt und den Käseexport. »Die Milchproduzenten
ruinieren ihre eigenen Produkte.« Da reagierte die Regierung, um
den Schaden zu begrenzen.
Die Schweizer Forscher von der renommierten Hochschule
wiesen erstmals auch nach, wie leicht solche Resistenzen über-
tragen werden und völlig harmlose Kleinstlebewesen in hochge-
fährliche Krankheitserreger verwandeln können.
Damit eröffnet sich ein neues Feld für neue Risiken - und die
Frage, wer eigentlich haftet, wenn Schäden auftreten.
Inhalt
l. Wohlige Angst
Die Welt der neuen Leiden
9
Der schnelle Tod des kleinen Mädchens - Den Salat lieber nicht: Wie
eine Ärztin die Speisekarte liest - Ein Frühwarnsystem für die
Amerikaner - Mikroben und Milliarden: Warum sich kühle Manager
plötzlich um die Gesundheit ihrer Kunden sorgen
2. Alarm im Darm
Die unsichtbaren Risiken
29
Weshalb australische Air-Force-Bomber plötzlich vom Himmel gestürzt
sind - Als Aldi einmal ganz schnell den Räucherfisch aus dem Regal
räumte - Ein guter Freund ist gut für die Gesundheit - Was richtet
Pfanni-Püree im Verdauungstrakt an? - Die Folgen der Faulheit
3. Schnelle Nudel
Wie kommt der Keim in die Kantine?
51
Plötzlich kam Unruhe auf in dem reizenden Ort am See - Gasthof
Größenwahn: Die Rezepte der Giganten - Magengrimmen im
Altersheim - Billigessenfür Beamte, Feinkost für den Bundestag - Wie
ein Pfarrer versucht, Kindern Gesundes zu geben
4. Insel ohne Palmen
Die Invasion der Dicken
73
Glückliche Südsee: Wo der König beim Abspecken vorangeht- Die
Kinder lieben Nestle-Snacks aus Papua-Neuguinea - Weshalb
Schnarcher öfter Unfälle bauen - Blind im Paradies - Riskantes
Schlemmen: Ist Fettleibigkeit so gefährlich wie Rauchen?
5. Große Flut
Die neuen Bakterien
95
Ein trauriger Sommer - Leberkäse als Seuchenherd? - Ein Besuch im Büro
für Gegenmaßnahmen - Die dunkle Ahnung von Häuptling Großer Elch
- Monsanto und der Umbau der Natur - Gefährliche E.coli-Bakterien:
Warum dürfen Kühe eigentlich kein Gras fressen?
6. Strahlende Knochen
Was geht uns denn das Tierfutter an?
119
Eilends räumte der Filialleiter die Butter aus den Regalen - Der Bauer und
das Supergifi: Was steckt im Raiffeisen-Kraftfutter? - Weshalb die Fla-
den vom Vorjahr noch auf der Wiese liegen - Warum das Kälbchen meint,
Tiermehl schmeckt wie Milch von Muttern
7. Springende Gene
Wer haftet für die neuen Risiken?
145
Coca-Cola und der Knabe, der an Knochenschwund litt - Die Moral des
Geldes und das Verschwinden der Verantwortung - Monster-Auberginen
und der schnelle Sex der Bakterien: Die unerwarteten Folgen der Gentech-
nik - Popcornfür die Hungernden?
8. Milchkuh Erwin
Die Hormone im Essen
168
Die transsexuellen Fische in britischen Flüssen und das Busenwunder in
der Schweiz - Droht der Menschheit die »chemische Kastration«? -
Schnelle Entwarnung vom Industrieverband - Ein Mord auf freiem Feld
- Musterland Belgien?
9. Schwarze Pickel
Die Leiden der Beschäftigten
195
Weshalb der Mann aus Costa Rica ganz wehmütig wird, wenn er die Kin-
der spielen sieht - Chiquita ist sich keiner Schuld bewußt - Trübselige
Schafzüchter und melancholische Winzer- Der gefährliche Staub im Stall
- Der neue Schinkenkleber aus Dänemark
10. Hungrige Kämpfer
Nur die Verpackung zählt: Vom Wert der Industriekost
219
Es fault die Banane, es welkt der Salat: Warum Supermärkte das Frische
nicht sehr lieben - Wird Obst und Gemüse knapp? - Ein Notprogramm
der britischen Regierung gegen Lebensmittel-Wüsten - Wieviel Vitamine
sind im Landliebe-Fruchtjoghurt?
11. Peinliche Flecken
Die Zukunftsstrategien der Industrie
233
Begeisterte Verbraucher: Konservierungsstoffe sind doch eine tolle Sache -
Vom Segen des Atoms: Bestrahlung als Bakterienkiller - Ein Gen gegen
Salmonellen - Gesetze gegen den Mangel: Die Vitaminpflicht- Nur nicht
zuviel Schutz für die Verbraucher
12. Lug und Krug
Werbung und Wahrheit
250
Was frißt Florence? - Die Welt der Kreativen und die Suche nach dem ver-
lorenen Vertrauen - Ein Irrtum bei Schwartau - Phantasie bei Milupa:
Wie gesund ist Milupino Kindermilch? - Professor Pudel und der Phar-
makonzern: Wieviel ist das Wort eines Wissenschaftlers wen?
13. Sanfte Hände
Der Weg zum Guten
274
Die glücklichen Ratten von Wien - Weshalb der Bürgermeister gegen
Supermärkte kämpft - Warnhinweise auf Coca-Cola? - Der Teig braucht
seine Ruhe, und auch die Bäckersfrau bleibt gern länger im Bett- Pech für
Aldi - Lang lebe der Italiener
14. Literatur
294
15. Register
297

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