- Kleine Kopfnuss zum Wochenende - speziell für dottore - R.Deutsch, 13.12.2003, 09:51
- Frage... - fridolin, 13.12.2003, 10:20
- Antwort.... - R.Deutsch, 13.12.2003, 11:31
- Hmm... - fridolin, 13.12.2003, 19:00
- Antwort.... - R.Deutsch, 13.12.2003, 11:31
- Re: Das ist der springende Punkt - JLL, 13.12.2003, 11:26
- Re: eher Schlappschuß - Theo Stuss, 13.12.2003, 13:40
- Nüsse und Vitamine - lish, 13.12.2003, 13:46
- Re: Nüsse und Vitamine - zum Aussuchen... - Popeye, 13.12.2003, 14:28
- danke für den Spinat - lish, 13.12.2003, 15:16
- Mit Betrügern macht man schlicht keine Geschäfte - R.Deutsch, 13.12.2003, 15:02
- JedeR ist ein potentieller Betrüger - lish, 13.12.2003, 15:49
- Re: Nüsse und Vitamine - zum Aussuchen... - Popeye, 13.12.2003, 14:28
- Frage... - fridolin, 13.12.2003, 10:20
Re: Das ist der springende Punkt
-->>Ist diese Theorie nicht ohnehin nur auf den Nationalstaat begrenzt und wird also mit zunehmender Globalisierung als Erklärungsmodell immer bedeutungsloser?
Es gibt ein überstaatliches Korrektiv, das ist die Existenz anderer Nationalstaaten oder Mächte. Mir scheint allerdings nicht Globalisierung, sondern Freizügigkeit das entscheidene Stichwort zu sein. Solange(!) es Freizügigkeit gibt, können sich Bürger und Unternehmen einer allzu fordernden Macht entziehen, indem sie ihr"Lebwohl" sagen.
Dottores Ansatz greift m.E. dann voll, wenn sich eine Macht der Konkurrenz mit anderen Mächten entzieht, beispielsweise indem sie Ihre Bürger einsperrt, den freien Verkehr von Geld und Waren unterbindet, etc. Eine Macht, die sich der Konkurrenz mit anderen Mächten entzieht, ist eine schwache Macht. Man sollte sich tunlichst davor hüten, im Einflussbreich schwacher Mächte zu wohnen, da diese dazu neigen, ihre äußere Schwäche nach innen besonders drakonisch zu kompensieren (ehem. Ostblock). Genau hier gilt dann in vollem Umfang das, was ich mal spöttisch als Sklaventheorie mit den GZs als Sklavenwährungen beschrieben habe. Deutschland ist im Moment zumindest nicht dabei stärker zu werden.
Dottores Ansatz griffe auch dann voll, wenn es nur eine Macht auf der Welt gäbe, wo also mangels Existenz anderer Mächte ein Ausweichen in den Einflußbereich dieser gnädigeren Mächte nicht möglich ist. Das ist aber im Moment nicht der Fall.
Die Ausweich- und Vermeidungsreaktion aus dem Bereich von Mächten, die ihre Bürger überfordern, ist nun wirklich nichts neues. Erinnert sei nur an die großen Wanderungsbewegungen. Die Besiedlung Amerikas ist ein klassisches Beispiel, die Landflucht ("Stadtluft mach frei") ein anderes. Und Mächte die es mit der Machtausübung übertreiben, vergraulen und treiben in der Regel die Besten aus ihrem Einflußbereich heraus: Leute die etwas unternehmen wollen, die kreativ, innovativ und fleißig sind. So kam der erste Fugger nach Augsburg, was für Augsburg sicher ein Gewinn war. Die Profiteure der unbotmäßigen Macht verbleiben dagegen in deren Einflußbereich, aber ihre Existenzgrundlage bröckelt, denn die, die erwirtschafteten und leisteten, taten das nicht mehr auf dem Lande, in der DDR oder Nordkorea, sondern in Augsburg und Amerika. Einmal auf die Verliererstraße eingeschwenkt, fängt die Macht an ziemlich kratzbürstig zu werden und versucht aus den Verbliebenen mehr rauszupressen - Dynamik ist etwas anderes und findet anderswo statt. Die drakonische Sklavenhaltermacht schießt sich damit langfristig doch nur in den eigenen Fuß und beschleunigt ihren Untergang. Das scheint mir aber der hoffnungsvolle Aspekt der Machttheorie zu sein, den ich so vermisse, die Handlungsempfehlung an die weise Macht: Locke die Besten in den eigenen Einflußbereich! Die Alternativen können doch nur sein: Sperre alle, die schon da sind unter ständig zunehmenden Kosten ein (Ostblock, Nordkorea), oder strebe nach der Weltherrschaft und schalte alle konkurrienden Mächte aus (Napoleeon, Adolf, George W.).
Was nun die hochgehaltenen GZs anbetrifft, so haben sie diesen Status, das ist auch unbestritten, nur innerhalb des Einflußbreichs der jeweiligen Macht. Die GZs stehen und fallen mit der Macht, die dahinter steht. Mitunter fallen sie auch, ohne dass die Macht fällt. Falls sie aber fällt, fallen die GZs mit Sicherheit (z.B. die wunderbaren Saddam-Banknoten). Außerhalb des Einflußbereichs der Macht stehen sie in Konkurrenz zu hunderten anderer GZs, in ernsthafter Konkurrenz zu einer Handvoll und nicht zuletzt zu einem Wertmaßstab, der sich durch die Jahrtausende bewährt hat: Gold. Ein Dollar ist ein Dollar, aber eben nur noch 0,8 Euro. Wer's nicht glaubt, versuche sich zu erinnern, was der frühere Rubel innerhalb der Sowjetunion"wert" war und wie er"machtfrei" außerhalb getauscht wurde. Dieses GZ war eine klassische Sklavenwährung.
Ein weiteres Mißverständnis scheint mir auf den Gebrauch der GZs vorzuliegen. Zwar ist man gezwungen sie gegenüber der jeweiligen Macht zur Begleichung von Schuld bei dieser Macht (Steuern) zu benutzen, das muss aber doch nicht zwangsläufig bedeuten, dass GZs deshalb auch ein gutes Wertaufbewahrungsmittel wären. In aller Regel sind sie es nicht und werden von anderen Wertaufbewahrungsmitteln wie Aktien, Immobilien, Renten oder Gold geschlagen.
Schönes Wochenende
JLL

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