- Machttheorie - meine letzen Anmerkungen dazu - Jochen, 13.12.2003, 15:45
- Heavy Metal - sensortimecom, 13.12.2003, 16:21
- @sensortime.com (Erich B.)Bis zum St.Nimmerleinstag nicht, denn die - Josef, 13.12.2003, 16:47
- Exponential-Paradoxon - Praxedis, 13.12.2003, 17:06
- @josef: Ja. So ähnlich denke ich auch über diese Sache... (owT) - sensortimecom, 13.12.2003, 20:19
- e.+r. - beni, 13.12.2003, 17:00
- Re: Heavy Metal - JoBar, 14.12.2003, 09:10
- @sensortime.com (Erich B.)Bis zum St.Nimmerleinstag nicht, denn die - Josef, 13.12.2003, 16:47
- Re: Machttheorie - mein kuzer Senf dazu - mkT - McShorty, 13.12.2003, 17:22
- Re: Machttheorie - mein kuzer Senf dazu - mkT - Jochen, 13.12.2003, 17:27
- Re: Machttheorie - meine Sicht der Dinge - Burning_Heart, 13.12.2003, 18:35
- Re: Machttheorie - meine Sicht der Dinge - Galiani, 13.12.2003, 19:26
- Das sind aber zu 95% dottores Aussagen. - Burning_Heart, 13.12.2003, 19:49
- Re: Das sind aber zu 95% dottores Aussagen. Nein! Nur zu ca. 50%! ;-) (owT) - Galiani, 13.12.2003, 20:45
- Das sind aber zu 95% dottores Aussagen. - Burning_Heart, 13.12.2003, 19:49
- Re: Machttheorie - meine Sicht der Dinge - Galiani, 13.12.2003, 19:26
- @Jochen Re: Machttheorie - letze Anmerkungen (auch @Heavy Metal, @Josef, @beni) - Galiani, 13.12.2003, 19:23
- Re: @Galiani Machttheorie - letze Anmerkungen - Jochen, 13.12.2003, 23:47
- Heavy Metal - sensortimecom, 13.12.2003, 16:21
@Jochen Re: Machttheorie - letze Anmerkungen (auch @Heavy Metal, @Josef, @beni)
-->Hallo Jochen
Mit Ihrer Analyse bzw. Kritik stimme ich überein.
Und genau: Ich würde mich auch gern wieder produktiveren Fragen zuwenden.
Was mich bewogen hat, so auf der intellektuellen Kritik der"Machttheorie" zu insistieren, war u.a. die Hoffnungslosigkeit der Sicht, zusammen mit dem Anspruch der Vertreter dieser Theorie, daß es sich dabei sozusagen um ein"geschichtliches Gesetz" handle. Ich stimme @Heavy Metal und @Josef zu, daß die Fähigkeit des Menschen, über sich selbst zu bestimmen,"eine endlose Wiederholung der vergangenen Ereignisse mit Sicherheit verhindern" wird. Damit ist aber gleichzeitig auch schon der Stab über die Theorie als Ganzes gebrochen, die ja von einer"Gesetzmäßigkeit" ausgeht. Denn ein (Natur-)Gesetz würde eben gerade zu sich immer völlig gleichenden und endlos sich wiederholenden Ereignissen führen. Ich bin grundsätzlich der Meinung, daß es solche ewig gültigen geschichtlichen Gesetzmäßigkeiten nicht gibt, nicht geben kann.
Und um schließlich noch auf die diesbezüglichen Fragen von @beni einzugehen:
Das, was @dottore als"Zession von Macht" bezeichnet ist doch gerade - dort wo etwas derartiges zu beobachten ist - die von Ihnen, beni, vermißten"Beispiele dafür, wie Egalität und Reziprozität gegen eine etablierte Machtstruktur wieder zugenommen haben". Niemand wird bestreiten, daß es sowas gibt. Was jedem aufmerksamen Beobachter mit Geschichtskenntnissen jedoch zweifelhaft vorkommen dürfte, ist, daß es sich dabei um das Ergebnis eines sich"gesetzmäßig wiederholenden Ablaufs" handelt oder gar um eine bewußt intendierte und planvoll durchgeführte Aktion irgendeines"Machthalters". Und auch dafür, daß"sich Gesellschaften in der Geschichte gegen Tribute erfolgreich gewehrt [haben], z.B. Leistungsverweigerung, 'sich dumm stellen'" - das war Ihre zweite Frage - gibt es Beispiele: Ich habe neulich (im Zusammenhang mit dem Beispiel der schlesisch-preussischen Leinenweber) die Meinung von F. Galiani zitiert, der meinte, bei Zwangsausübung würden sich Völker mit"Blödheit" wappnen, wodurch sie für den Machthalter als Volk gänzlich unbrauchbar würden. Ein anderes Beispiel aus einer ganz anderen Quelle für einen solchen Vorgang können Sie bei J.G. Büsch's"Abhandlungen über den Geldumlauf", Hamburg 1800 (repr. 1975) in Bd. I auf S. 22, nachlesen. Dort heißt es (ich hab' das soeben für Sie nochmals aufgeschlagen):
<font color=#0000FF>"Aber als sie [nämlich die"Machthalter" in Polen] im Jahre 1793 beschlossen, die Selbständigkeit ihres Staates durch Errichtung eines Heeres von 100'000 Mann zu behaupten, so zeigte sich bald, daß acht Millionen von Sklaven, aus welchen Polen damals mindestens bestand, ihnen [den"Machthaltern"] nicht die Stärke geben konnten, welche zur Errichtung und Erhaltung eines solchen Heeres nötig war."</font>
Daß die Ausübung von Zwang erwiesenermaßen die Persönlichkeit auf diese Weise deformiert, war ja eines meiner immer wieder vorgebrachten Argumente gegen die Annahme der"Machttheoretiker", daß die solchermaßen Unterdrückten im Zuge der von dottore postulierten"Zession von Macht" fähig sein sollten, den"Machthaltern" tatsächlich erfolgreich"Macht" abzutrotzen. Wie soll denn das gehen? Ich hatte in diesem Zusammenhang den Geschichtsphilosophen Karl Jaspers zitiert, der in"Ursprung und Ziel der Geschichte" festgestellt hatte, daß noch nie in der Geschichte eine wirkliche Tyrannei von unten nach oben gestürzt worden sei.
Und noch ein letztes Wort, beni: Sie erwähnen in Ihrem Posting zu Recht die überaus interessante anthropologisch begründete Hypothese"TIT FOR TAT" des Soziologen Anatol Rapoport. Leute, denen man den diesbezüglichen Befund Axelrod's vor Augen hält, flüchten sich häufig in Ausreden, das sei ja nur eine Computersimulation und"im wirklichen Leben" sei das alles ganz anders. Auch Sie werfen die Sache ja in einen Topf mit der"Spieltheorie". Eine ernsthafte Beschäftigung mit der Sache (die mittlerweile ja auch von Psychologen und Mathematikern unternommen wird) zeigt jedoch, daß es sich bei den Ergebnissen dieses Experimentes - ohne daß man nun ein"Werte-Romantiker" sein muß - um durchaus auf das ganz normale Leben anwendbare"building blocks" jedes stabilen sozialen Gefüges handelt.
Gruß
G.

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