- The Daily Reckoning - The Rape of Nanking (Bill Bonner) - Firmian, 16.12.2003, 00:10
- Dt. Fassung (mal wieder die volle Packung) - Firmian, 16.12.2003, 00:12
- Re: Danke! Sehr interessant! (owT) - Mr. Smith, 16.12.2003, 12:01
- Der"Oskar Schindler" von Nanking - wär doch auch mal was für Guido Knopp... - bernor, 16.12.2003, 13:29
- Dt. Fassung (mal wieder die volle Packung) - Firmian, 16.12.2003, 00:12
Dt. Fassung (mal wieder die volle Packung)
-->Sie bieten uns ihre Flanke an!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Gentlemen, Sie bieten uns ihre Flanke an."
Diese Aussage kam aus dem Mund von General Galieni... und sie änderte
den Lauf der Geschichte.
Die Deutschen griffen Frankreich im August 1914 an. Sie rückten
schnell vor und trieben die Franzosen aus ihren
Verteidigungsstellungen und zurück Richtung Paris. Aber anstatt seine
Truppen zum Angriff auf Paris zusammenzuziehen, entschied sich der
deutsche General von Kluck dazu, die Franzosen entlang des Flusses
Marne zu verfolgen, in der Hoffnung, dort ihre Kampfkraft zu
vernichten. Als er das tat, legte er seine Truppen für einen
Gegenangriff aus Paris bloß.
Der alte Galieni wusste eine Gelegenheit zu nutzen, wenn er sie sah.
Er forderte die Franzosen auf, in die Offensive zu gehen. Pariser
Taxis wurden requiriert - Tausende von ihnen -, um die Truppen von
Paris aus an die nahe Front zu werfen, wo sie die Deutschen angreifen
konnten. Das Ergebnis war die sogenannte Schlacht an der Marne, die
wahrscheinlich die wichtigste einzelne Schlacht des gesamten 20.
Jahrhunderts war.
Die Deutschen verloren die Initiative. Der Krieg verlief schlecht, auf
eine Weise, die niemand erwartet hatte. Ein paar Monaten später lagen
sich Millionen Soldaten in Schützengräben Nordfrankreichs und Belgiens
gegenüber - und in diesen Schützengräben verblutete das Beste der
westlichen Zivilisation.
Später im Krieg trafen amerikanische Truppen ein - frisch und
leichtsinnig. Die Europäer hätten sich vielleicht geeinigt... und
eine Lektion gelernt. Aber jetzt drückten die Amerikaner die Waage
zuungunsten der Deutschen runter. Europa verlor das Gleichgewicht und
letztlich auch den Verstand. Reparationen, Groll, Hyperinflation,
Depression - all die aufgestaute Frustration und der Hass der
Kriegsjahre führten die Europäer zu einem noch furchterregenderen
Wahnsinn - zu den"Arditi", den Schwarzhemden Mussolinis,...
Faschismus, Kommunismus, Nationalsozialismus. Der US-Präsident Wilson
war in den Krieg eingetreten, um die Welt zu einem sichereren Platz
für die Demokratie zu machen. Dieser Schuss ging nach hinten los; die
moderate Demokratie wurde durch seinen Sieg fast ausgelöscht.
Was soll's?
"Ist es falsch, von dem gewaltigen Schuldenmachen in den USA
profitieren zu wollen?" fragte mich ein Freund per Email.
Bieten sie uns nicht ihre Flanke, liebe(r) Leser(in)? Haben die
amerikanischen Kleinanleger nicht dumme Fehler gemacht - Aktien zu
lächerlich hohen Kursen gekauft... Bush Geld geliehen zu Zinsen, wie
es sie seit den 1950ern nicht mehr gab... Geld geliehen, wo sie es
nicht zurückzahlen können...
Mein Freund John Mauldin schickte mir das furchterregende Ergebnis
einer Umfrage unter Investoren:
"15 % der Investoren dachten, dass man sein Geld mit Zinsen
zurückerhält, wenn man eine Aktie kauft... Nur 40 % wussten, dass die
Anleihenkurse mit fallenden Zinssätzen steigen. 25 % sagten, dass die
Anleihenkurse mit steigenden Zinssätzen steigen würden, und 12 %
sagten, dass dies den Anleihenkurs nicht beeinflussen würde."
"61 % denken, dass die Aktienmärkte langfristig 10 % pro Jahr bringen
werden, 15 % meinen, dass es mindestens 15 % werden, und weitere 6 %
rechnen mit mindestens 20 % Plus pro Jahr."
"Sie werden wahrscheinlich in den nächsten 10 Jahren enttäuscht
werden."
Ist es falsch, diese Investoren in der Flanke anzugreifen, das heißt,
von ihnen zu profitieren? Sind ihre Flanken nicht völlig angreifbar?
Dow Jones bei 10.000 Punkten, das ist ein Fakt. Dow Jones bei 5.000
Punkten ist nur eine Prognose...
Jetzt zu meinem Kollegen Addison Wiggin, mit mehr News:
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Montag, 15. Dezember 2003
Gespaltene Wahrnehmungen
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
Die"Rezession, die keine war" wurde gestern noch kleiner.
Nachdem das amerikanische"Bureau of Economic Analysis" das Basisjahr
für seine"unterschiedlichen Preisindizes" von 1996 auf 2000
verschoben hatte, teilte diese Institution mit, dass das amerikanische
BIP im vierten Quartal 2001 weniger als vorher gedacht geschrumpft
war. Dieses Quartal war das letzte Quartal, bei dem das BIP noch
zurückging, also war es das letzte Quartal der ineffektivsten
Rezession der Geschichte der amerikanischen Volkswirtschaft.
Gleichzeitig wurde vermeldet, dass die persönlichen Einkommen der
Amerikaner im Jahr 2001 stärker als zuvor vermeldet gefallen sind...
und die persönlichen Ausgaben stiegen! Auch die Sparrate wurde nach
unten revidiert.
"Die Rezession", schreibt Richard Duncan in seinem Buch 'The Dollar
Crisis',"ist die Periode, in der ein Gleichgewicht in der Wirtschaft
wiederhergestellt wird, nach einer langen Periode der
Über-Stimulierungen, dank exzessiver monetärer Stimulierung durch eine
Kredit-Expansion." Aha. Klingt etwas kompliziert, aber was er meint,
ist klar: In einer Rezession sollten die Dinge wieder ins
Gleichgewicht kommen. Aber sind steigende Konsumausgaben bei
gleichzeitig fallenden Einkommen ein Weg, das Gleichgewicht einer
Volkswirtschaft wiederherzustellen?
Die Arbeit, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, hat noch nicht einmal
begonnen. Und schon tricksen die Regierungsangestellten mit den
Statistiken herum (indem sie das Basisjahr auf den Höhepunkt der
Spekulationsblase verlegen, nicht mehr und nicht weniger!).
"Zu Beginn des Jahres 2002 waren die Finanznachrichten voll von
Geschichten darüber, wieviel die Aktienmarkt-Investoren doch gelernt
hätten", schreibt Robert Folsom bei CBSMarketWatch.com.
"Aber von diesen Artikeln hat man zuletzt nichts mehr gelesen, weil
die Markt-Rally seit März alle Symptome der Manie der späten 1990er
zeigt: Spekulation bei unsicheren Gesellschaften, historisch unsichere
KGVs, und Aktienkurse, die von den Fundamentals der zugrunde liegenden
Gesellschaften losgelöst sind."
"Und es ist noch nicht lange her, dass die Politiker in Washington den
Wählern gesagt haben, was sie über Steuern und Ausgaben gelernt
hätten: Die Führer der beiden großen amerikanischen Parteien nahmen
für sich in Anspruch, das Wissen über ausgeglichene Haushalte zu
verstehen..."
"Für den 2003 Award des 'Geldausgebens wie ein betrunkener Matrose'
nominiere ich die legislativen und exekutiven Abteilungen der
US-Bundesregierung, also den Kongress und die Bush-Administration."
Dann fügt Folson eine Liste mit den"Leistungen" der Nominierten an:
*** Die Budgetanforderung zum Wiederaufbau und Sicherung von
Afghanistan und Irak, im Volumen von 87 Milliarden Dollar...
*** Der"National Defense Authorization Act", der zum größten
Verteidigungshaushalt aller Zeiten geführt hat, mit einem Volumen von
401 Milliarden Dollar.
*** Das größte Haushaltsdefizit aller Zeiten, das für das Fiskaljahr
auf 500 Milliarden Dollar geschätzt wird, teilweise der diesjährigen
Steuersenkung zu verdanken.
Folson führt noch weitere Punkte an und fährt dann fort:
"Das ist kein bullishes Verhalten - das ist ein halsbrecherisch
bullishes Verhalten."
- Auch Greenspan fordert jetzt übrigens von den Chinesen, dass sie die
Koppelung ihrer Währung an den Dollar aufgeben. Aber er führte nicht
die sonst genannten Gründe an, die zu einer Reihe von lächerlichen
Zöllen und Initiativen für einen"Handelskrieg" geführt haben. Er
sagte, dass seiner Meinung nach"ein Anstieg des Wertes des Renminbi
wahrscheinlich keine großen, wenn überhaupt welche, Auswirkungen auf
die Beschäftigung in den USA haben würde." Jeder Rückgang der
amerikanischen Importe aus China, der durch einen
Dann wurde letzte Woche noch vermeldet, dass in den USA die Zahl der
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf den höchsten Stand seit Ende
Oktober gestiegen ist. Aber da sie weiterhin in einer"bullishen
Stimmung" sind, wollten die Analysten, die Bloomberg interviewte,
diese Zahlen aufpolieren."Wir haben vier Monate in Folge solide
Gewinne bei der Zahl der Beschäftigten gesehen", so Greg Mankiw,
Vorsitzender des Rates der Wirtschaftsberater des US-Präsidenten."Wir
werden weitere sehen." Woher er das weiß, hat er nicht gesagt.
Dann hatte ich Ihnen doch von der Neuemission einer chinesischen
Internetgesellschaft mit Namen Ctrip.com erzählt. Diese Aktie hatte
sich am ersten Handelstag letzten Dienstag mehr als verdoppelt. Und
diese Woche steht der erste Handelstag der größten chinesischen
Versicherung China Life an. Diese Gesellschaft nimmt dadurch 3
Milliarden Dollar ein. Die Aktien werden am Mittwoch, 17. Dezember das
erste Mal gehandelt.
Und laut der"International Energy Agency" ist die chinesische
Nachfrage nach Rohöl im Oktober um 11,5 % gestiegen, was"eine
halsbrecherische Geschwindigkeit" ist. Es wird erwartet, dass der
globale Hunger nach Rohöl im laufenden Jahr um 1,4 Millionen Barrel
pro Tag gestiegen ist, und im nächsten Jahr um 1,2 Millionen Barrel
pro Tag steigen wird.
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Montag, 15. Dezember 2003
Ein Politiker erzählt aus dem Nähkästchen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Baltimore
***"Er ist kein Trottel", sagt ein Freund des amerikanischen
Präsidenten."Aber er tendiert dazu, auf den oder die zu hören, mit
dem oder der er gerade redet, solange es kein Thema ist, das er
wirklich versteht oder zu dem er starke Gefühle hat."
Ich besuchte einen alten Freund aus Washington - jemanden, der jetzt
so gut in konservativen republikanischen Zirkeln platziert ist, dass
ich seinen Namen nicht offenbaren kann, außer vielleicht unter
Folter... oder für das Angebot eines Drinks.
Ich fragte ihn, was er wirklich von George W. Bush denkt.
"Was nach den Angriffen vom 11. September passiert ist... die
Bush-Administration musste doch auf eine kraftvolle Weise reagieren.
Afghanistan reichte nicht aus. Höhlen in die Luft zu sprengen war
nicht genug. Und die einzigen Leute, die einen Plan bereit hatten,
waren die pro-israelischen Neokonservativen. Sie legten Bush ihren
Plan vor... sie erwähnten Massenvernichtungswaffen und
Terroristen... und Bush stimmte zu. Dann zeigte Saddam Hussein sein
Kinn, und forderte Bush praktisch dazu auf, zuzuschlagen. Und jetzt
müssen wir einen Weg finden, wie wir aus dem Irak herauskommen...
oder wie wir die Kosten kontrollieren können...
"Das ist alles sehr unglücklich, weil das jeden von der guten Arbeit
ablenkt, die wir in anderen Bereichen verrichten. Bush ist sehr
solide, wenn es um solche Themen wie Bildung, soziale Sicherheit und
Steuern geht. So sah er zum Beispiel beim Thema Steuern, was
passierte, als sein Vater sein Versprechen (die Steuern nicht zu
erhöhen) brach. Er wird die Steuern nicht erhöhen."
Ich fragte ihn, was denn aber mit den Staatsausgaben sei... würden
die nicht doppelt so stark wie in den Clinton-Jahren steigen? Würde
das nicht das Land in den Bankrott treiben, bevor es eine Chance
hätte, das System der sozialen Sicherheit zu reformieren?
"Nun, wir müssen unsere Ausgaben unter Kontrolle kriegen. Zweifellos.
Aber das derzeitige System der sozialen Sicherheit ist zum Scheitern
verurteilt. Deshalb ist die wirkliche Frage, was seinen Platz
einnehmen wird und wie. Und daran arbeiten wir."
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Montag, 15. Dezember 2003
Die Vergewaltigung von Nanking
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Die unter uns, die an den unaufhaltbaren Vormarsch des Fortschritts
glauben, haben eine Menge zu erklären... dieser Investor's Daily
Klassiker wurde Ende 1999 geschrieben, und macht das ziemlich klar.
Ob man es mag oder nicht, die Welt wird immer noch größtenteils durch
das Herz regiert: Sie ist voll von Sünde und Kummer, Sturm und Drang,
und der Freundlichkeit von Fremden. Sie ist eine Welt, deren
Geschichte"eine Ansammlung von Verbrechen, Dummheiten und Unglück"
der Menschheit ist, wie es Voltaire beobachtete. Am 13. Dezember 1937
machte die kaiserliche japanische Armee Geschichte. Frühere Rekorde
von Verdorbenheit wurden gebrochen, als der Teufel für eine Periode
von 6 Wochen Überstunden machte. Als es vorbei war, waren laut
Schätzungen 377.000 Menschen hingeschlachtet worden.
Diese Opfer waren keine Soldaten Nazi-Deutschlands oder Wehrpflichtige
des Kremls. Sie waren Männer, Frauen und Kinder aller Altersgruppen
und aller Parteizugehörigkeiten. Demokraten. Katholiken. Konfuzianer.
Maurer... sie hatten nur einen Fehler gemeinsam: Sie waren zur
falschen Zeit am falschen Ort. Diese Leute wurden nicht die Opfer
eines Luftangriffs, wie die wahrscheinlich 60.000, die in Dresden
getötet worden waren, oder die 200.000, die in Nagasaki und Hiroshima
umkamen. Sie wurden auch nicht methodisch und systematisch getötet,
wie das die Nazis und die Bolschewiken normalerweise mit ihren Opfern
taten. Stattdessen wurden sie alleine oder in kleinen Gruppen getötet,
nachdem sie gefoltert worden waren, erniedrigt, und so viel leiden
mussten, wie es gerade der Vorstellungskraft ihrer Mörder entsprach.
Ein Abschlachten. Barbarisch. Bestialisch. Es ist hart, es in Worten
zu beschreiben, die dem gerecht werden. Sie könnten versucht sein, das
als"tierisch" zu bezeichnen. Aber das würde die Tierwelt beleidigen.
Als die römischen Legionen Karthago zerstörten, vernichteten sie die
Leben von ungefähr 150.000 Menschen. Timur Lenk tötete 1398 in Delhi
100.000 Geiseln. Er errichtete im Jahr 1400 in Syrien Berge aus
Totenköpfen. Aber keine Kameras filmten diese Spektakel. Aber die
Fotos in dem Buch"The Rape of Nanking" von Iris Chang sind ein Beweis
gegen die, die glauben, dass der moralische Fortschritt unausweichlich
ist. Diese Vergewaltigung von Nanking fand mehr als 100 Jahre nach der
Verkündigung der Menschenrechte statt. Und fast zwei Jahrtausende nach
der Geburt des Prinzen des Friedens. In allen größeren Religionen war
das Mord-Verbot gut etabliert. Natürlich hätten die Opfer den Mord an
sich begrüßt - das wäre eine Gnade gewesen, wie ein Stoppkurs in einem
Bärenmarkt.
Kurioserweise war einer der Helden von Nanking - Johann Rabe - ein
Mitglied der der Nazi-Partei. Aber er war auch der Repräsentant von
Siemens und fühlte sich persönlich dafür verantwortlich, seine
chinesischen Arbeiter zu beschützen.
Sobald er mit seiner Rettungsaktion begonnen hatte, wurden sein Mut
und seine Energie vorbildlich. Er führte eine Gemeinschaft von
Missionaren und Tausende von Chinesen im Ausländerviertel durch sein
Vorbild.
Rabe setzte sich persönlich ein. Er riskierte täglich sein Leben, als
er sich mit den japanischen Militärbehörden auseinandersetzte und
versuchte, so viele Chinesen wie möglich zu retten.
Nur seine Hakenkreuzbinde schützte ihn... aber er konnte niemals
sicher sein, wie weit dieser Schutz reichen würde.
(Nach dem Krieg kehrte Rabe nach Deutschland zurück, wo er als
angeblicher Nazi verleumdet wurde... dabei hatte er von China aus in
einer gewissen Naivität sogar an Hitler persönlich einen Protestbrief
geschrieben, um gegen die deutschen Gräueltaten zu protestieren. Er
verarmte in Deutschland, und die Bürger von Nanking führten für ihn
eine Geldsammlung durch.)
Japan gehört zu den gesetzestreuesten und höflichsten Gesellschaften
der Welt. Aber von Zeit zu Zeit kommt ein Sturm des Bösen auf. Und
keine Rasse oder Nation liegt außer Reichweite.

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