- The Daily Reckoning - Money Out Of Thin Air (Mogambo Guru) - Firmian, 16.12.2003, 19:23
- Dt. Fassung ohne MG - Firmian, 16.12.2003, 19:33
- Re: Dt. Fassung ohne MG / Auszug daraus.... - - Elli -, 16.12.2003, 19:42
- Dt. Fassung ohne MG - Firmian, 16.12.2003, 19:33
Dt. Fassung ohne MG
-->"FINI!"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Der Mann auf dem Bild sah so aus wie einer von Tausenden der
Metro-Obdachlosen in Paris (wo ich, wie Sie wissen, seit ein paar
Jahren arbeite): Armselig. Ausgemergelt. Hilflos.
Aber bevor ich eine Chance hatte, diesen armen Mann zu bedauern,
verkündete die Zeitung, dass dies der Mann sei, dem die Welt in den
letzten 6 Monaten so viel Aufmerksamkeit hatte zukommen lassen -
Saddam Hussein.
Gestern hatte ich im Investor's Daily noch darüber geschrieben, dass
man es ausnutzen sollte, wenn einem der Gegner seine Flanke bietet.
Amerikanische Aktien, Anleihen und der Dollar sind zwar nicht
sonderlich nach der Nachricht von Saddam Husseins Gefangennahme
gestiegen - aber wenn sie das diese Woche noch machen sollten, dann
wäre das eine erstklassige Möglichkeit, um noch vorhandene Bestände zu
verkaufen! Saddams Regime mag zwar keine Bedrohung für die
amerikanische Sicherheit gewesen sein, aber seine Gefangennahme könnte
eine dieser entscheidenden irrelevanten Dinge sein, die das Ende eines
Trends markieren.
Ich kam damit nie so ganz zurecht, aber jeder in Amerika scheint
Saddam Hussein zu hassen und Schulden zu lieben. Kaum ein einziger
amerikanischer Wähler hat diesen Mann jemals getroffen, aber der
"Schlächter von Bagdad" ist überall verhasst - und keineswegs
unbegründet. Im Gegensatz dazu haben die Amerikaner schon sehr oft
Schulden"getroffen", und sie waren immer beeindruckt. Fast jede
Begegnung führte zu einer intimen Affäre mit diesen Schulden. Also,
jetzt, wo Saddam Hussein eine Ablenkung ist - was für eine bessere
Zeit gibt es da für die Schulden, ihren Liebhabern und Liebhaberinnen
ein Messer in den Rücken zu stoßen?
Solange Saddam keine Anthrax-Lagerbestände verrät, wird es
wahrscheinlich so schnell keine guten News aus dem Irak, Washington
oder sonst wo geben. Und in den USA keine weiteren Steuersenkungen.
Keine Ausgabenerhöhungen. Keine weiteren Zinssenkungen.
Ich habe den Aktienmarkt steigen sehen... und den Dollar fallen...
in den letzten paar Monaten. Das alles schien so sanft, so süß zu
sein. Irgendwie sah es immer so aus, als ob es wie bei einer
romantischen Komödie doch noch ein Happy End geben würde.
Das amerikanische Handelsbilanzdefizit, das unglaublich groß ist,
könnte durch einen fallenden Dollar verringert werden... die
Aktienkurse könnten weiter steigen, wenn es die Unternehmensgewinne
tun... und die Wirtschaft - erholt die sich nicht bereits? Die
Kleinanleger können das Kino mit leichten Herzen und leeren Köpfen
verlassen.
Hmmm...
Und jetzt ist Saddam Hussein gefangen worden. Jetzt ist der Weg frei,
um im Irak eine Modell-Demokratie aufzubauen. Wenn das funktioniert,
dann könnte man sogar versuchen, die zurück nach Washington zu
exportieren!
Dieses angenehme Delirium... die steigenden Aktienkurse... die
steigenden Schulden... ein langsam fallender Dollar... wird
irgendwann zu Ende sein. Warum nicht jetzt?
Jetzt zu Addison, mit mehr News:
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Dienstag, 16. Dezember 2003
Dollar kann von Saddam-Festnahme nicht nachhaltig profitieren
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
"Ladies and gentlemen, we got him!" Das waren die Worte des
amerikanischen Oberkommandierenden im Irak. Und gestern konnten die
Börsen in Europa immerhin leicht zulegen. Der Euro litt unter dem Foto
des bärtigen Schlächters von Bagdad allerdings nur kurzfristig.
"Saddams Festnahme wird sicher die Märkte beflügeln", so eine
Schlagzeile von CBSMarketWatch.com. Jeder war sich nach dieser Meldung
so sicher, dass die Märkte neuen Schub erhalten, dass ich ganz schnell
vorsichtig wurde.
Dave Lewis, ein ehemaliger Hedgefonds-Manager, meint dazu:"Einer der
vielen Wege, wie man in diesem Spiel Geld verlieren kann, ist der,
wenn eine Nachricht herauskommt, die positive Implikationen für einen
Markt hat, zu denken, dass der Markt weiter steigt - wenn er vorher
gestiegen ist. Aber wer weiß, was das große Geld macht. Ich finde, es
ist besser, zu warten, bis sich der Staub gelegt hat, damit man sich
dann eine fundierte Einschätzung bilden kann."
Als im März die Bomben auf die irakische Wüste fielen, da genossen die
amerikanischen Blue Chips ihre längste Rally seit 2,5 Jahren. Und der
Londoner Index FTSE 100 schoss von einem 7-Jahres-Tief nach oben, er
gewann 17 % in nur 10 Tagen. Selbst die pazifistischen Euro-Anleger
schienen die Bomben zu lieben. Am 21. März, als die USA eine"massive
Eskalation" ihrer Bombenangriffe ankündigten, gewann der DAX 4 %,
während der französische CAC 40 3,4 % gewann.
Aber hier ist der Unterschied zu heute. Im März hatten die
Aktienmärkte ihre Tiefs vom Oktober vergangenen Jahres getestet. Die
Investoren schienen froh zu sein, kaufen zu können, diesmal nicht
wegen einer Friedensdividende, sondern wegen einer"Todes-Dividende".
Aber sie vergaßen, danach wieder auszusteigen. Und jetzt, wo Saddam
und sein Bart hinter Gittern sind, gibt es nicht mehr viel Bullishes
in diesem Krieg gegen den Terror.
Der Euro verlor nur vorübergehend einen einzigen Cent. Der Schlächter
von Bagdad kommt also nicht gegen die amerikanischen Zwillingsdefizite
an: Das Haushalts- und das Leistungsbilanzdefizit. Ich rechne damit,
dass der Dollar bald wieder Angst bekommen wird und fallen wird. Womit
er ja eigentlich gerade schon wieder begonnen hat.
"Die Konsumenten werden trotz der guten News skeptisch", so Reuters
gestern. Der allmächtige US-Konsument - der Retter des Wachstumsmotors
der Welt - hat bis jetzt mit seinen Weihnachtskäufen nicht
beeindruckt. Und der vorläufige Wert für den Index des
Verbrauchervertrauens (Uni Michigan) deutet an, dass der Index auf
89,6 Punkte fallen wird - und nicht wie von vielen erwartet auf 96
steigen wird."Dieses Ergebnis ist schwer zu glauben", so Stephen
Stanley, Volkswirt bei RBS Greenwich gegenüber Reuters. So
überraschend finde ich es hingegen nicht.
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Dienstag, 16. Dezember 2003
Sicherheitspolitik und Bildungsfragen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Ein Leser hat mir dieses geschrieben:
"Ich habe Ihren Beitrag über den 'Euro-Snobismus' genossen. Den
Artikel, in dem sie über die Unterschiede in Bezug auf Einstellung,
Aussehen und Fähigkeit zwischen europäischen und amerikanischen
Arbeitern und Flughafenangestellten geschrieben haben. Und ich
fürchte, ich muss Ihnen da zustimmen. Immer, wenn ich in die USA
fliege, dann ist das für mich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Es
stimmt. Man kann es Snobismus nennen - aber ich bin nun einmal lieber
von höflichen, freundlichen und kompetenten Europäern oder Asiaten
umgeben, als von rauen, inkompetenten Amerikanern."
*** George Soros schreibt im"Atlantic Monthly" Folgendes:"In der
amerikanischen Sicherheitspolitik wird viel von der Ausweitung der
Demokratie gesprochen. Aber wenn Präsident Bush sagt - was er oft tut
-, dass die Freiheit siegen wird, dann meint er, dass Amerika siegen
wird."
"In einer freien und offenen Gesellschaft sollen die Leute selbst
entscheiden, was sie unter Freiheit und Demokratie verstehen, und sie
sollen nicht einfach dem amerikanischen Vorbild folgen. Dieser
Widerspruch wird besonders im Fall des Irak offensichtlich, und die
Besetzung des Irak hat dieses Thema zu einem amerikanischen Thema
gemacht. Wir kamen als Befreier, die Freiheit und Demokratie brachten,
aber das wird von einem Großteil der Bevölkerung nicht so gesehen. Es
ist ironisch, dass die Regierung in den USA, der offensten
Gesellschaft der Welt, in die Hände von Leuten gefallen ist, die die
grundlegenden Prinzipien einer solchen Gesellschaft ignorieren. Zu
Hause hat General John Ashcroft den Krieg gegen den Terror dazu
genutzt, um bürgerliche Freiheiten zu beschränken. Und im Ausland
versuchen die USA, ihre Ansichten und Interessen anderen durch
Militärgewalt aufzuzwingen."
"Die Invasion des Irak war die erste praktische Anwendung der
Bush-Doktrin, und sie hat sich als kontraproduktiv erwiesen. Zwischen
Amerika und dem Rest der Welt hat sich eine Kluft geöffnet."
*** Wieder zu Hause...
"Ich muss für Edward eine neue Schule finden... und ich mache mir
wegen Jules Sorgen..."
Meine Frau Elisabeth sorgt sich über die Bildung unserer Söhne Edward
und Jules. Und ich musste mir Vorwürfe anhören.
"Du mit Deiner lockeren Haltung bist da keine Hilfe. Jules strengt
sich in der Schule nicht an. Du solltest ihn dazu motivieren, weil er
sonst nie auf eine gute Schule kommen wird."
"Aber er wird in die Schule gehen, in die er gehen will", antwortete
ich, was meine Situation verschlimmerte."Wenn er zu einer Topp-Schule
gehen will, dann weiß er, dass er hart arbeiten muss, um gute Noten zu
bekommen. Also, wenn er nicht hart arbeitet, um gute Noten zu
bekommen, dann bedeutet das, dass er nicht in eine gute Schule kommen
will. Das ist für mich ok, denn ich denke nicht, dass das wirklich
entscheidend ist. Was für mich zählt, ist, dass sie aus der Schule mit
Selbstvertrauen, Mut, Ambitionen und intellektueller Neugier
herauskommen."
"Ja, aber gute Schulen helfen, dass diese Merkmale entwickelt
werden..."
"Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Kennst Du die Geschichte von
dem alten Schwarzen in Alabama, der ein Millionär wurde, als er eine
Bank eröffnete? Er hatte es gerade mal bis zur achten Klasse
geschafft. Also fragte ihn ein Reporter, wie er das geschafft habe. Er
sagte: 'Wenn man keine Ausbildung hat, dann muss man seinen eigenen
Kopf benutzen.'"
"Ja, schön für ihn. Aber die meisten Leute müssen dazu ermuntert
werden, ihre Köpfe zu benutzen. Und je besser sie in der Schule sind,
desto mehr nutzen sie ihre Köpfe... und in je bessere Schulen sie
gehen, desto besser schneiden sie im Leben ab. Also behalt bitte Deine
gegenteiligen Kommentare über Bildung für Dich selbst und hilf mir,
Jules dazu zu bringen, dass er seine Hausaufgaben macht..."
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Dienstag, 16. Dezember 2003
Ã-lverkäufe in Euro?
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin
Könnte es sein, dass die amerikanischen Konsumenten das bekommen, was
sie verdienen? Ist es möglich, dass sie skeptisch in Bezug auf die
angebliche"Wirtschaftserholung" werden?
Wie ich bereits in meinem obigen Artikel geschrieben hatte, wird der
kommende Wert für den Index des Verbrauchervertrauens wahrscheinlich
schwächer als erwartet ausfallen. Stephen Roach von Morgan Stanley
denkt, dass er dafür eine Erklärung gefunden hat:"Diese
Wirtschaftserholung ohne neue Jobs hat gerade ihren zweiten Geburtstag
gefeiert. Niemals zuvor in der modernen Geschichte der amerikanischen
Geschäftszyklen hat es einen so starken Mangel an Einstellungen
gegeben. Seit Monaten hören wir, dass sich das verbessern wird. Die
starke Beschleunigung der US-Wirtschaft im Zusammenhang mit gewissen
Verbesserungen am Arbeitsmarkt hat zu dem Glauben geführt, dass eine
altmodische Erholung mit neuen Einstellungen bevorsteht. Wetten Sie
nicht darauf."
Das"Arbeitsmarktbild" bleibt unsicher, und gleichzeitig sind die
neuesten Zahlen zum US-Handelsbilanzdefizit schlechter reingekommen.
Für die ersten 10 Monaten des Jahres beläuft sich das amerikanische
Handelsbilanzdefizit jetzt auf 409 Milliarden US$... was nur 9
Milliarden US$ unter dem historischen Höchststand von 418 Milliarden
US$ (letztes Jahr) liegt. Das US-Defizit im Handel mit China -
politisch sensibel - ist im Oktober auf 13,6 Milliarden US$ gestiegen.
"Ã-laktien litten unter Erwartungen, dass der Ã-lpreis zurückkommen
könnte", sagte FT.com zum gestrigen Londoner Handel. Und ja, das
schwarze Gold. Es ist nicht gefallen, sondern leicht weiter gestiegen.
Die OPEC-Minister klagen die Spekulanten an - und warum sollten sie
das auch nicht tun? Die Amerikaner verschlingen ein Viertel der
weltweiten Erdölproduktion, aber gleichzeitig haben die USA nur 2 %
der weltweiten Erdölreserven."Der Preis ist am oberen Ende, aber
nicht zu hoch, wenn man den Rückgang des Dollarkurses bedenkt", so der
Ã-lminister der Vereinigten Arabischen Emirate gegenüber der Tehran
Times."Unser Umsatz (Kaufkraft) hat 20 % bis 25 % seit Jahresbeginn
abgegeben. Was wir am Ã-lpreis gewonnen haben, haben wir durch den
Währungsverlust verloren."
Es gibt einen Weg, das zu verhindern: Damit aufzuhören, die Ã-lverkäufe
in Dollar abzurechnen.
Laut Reuters hat der OPEC-Sekretär General Alvaro Silva gesagt:"Es
gibt Gerede darüber, die Rohölverkäufe in Euro abzurechnen. Das ist
eine der Alternativen, eine andere wäre ein Währungskorb. Es ist
möglich, dass die Organisation dies diskutieren wird und zu gegebener
Zeit eine Entscheidung fällen wird." Aber gestern stand in der Tehran
Times, dass der saudische Ã-lminister Ali al-Naimi in Kairo gesagt hat:
"Niemand redet über den Euro... soweit ich weiß, habe ich niemals
etwas über den Euro gesagt."
Nun, zumindest das ist klar. Es gibt Gespräche darüber, die Ã-lverkäufe
in Euro abzuwickeln - aber niemand spricht darüber.
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Mix-Ansicht

