- Dollar-Schwäche frisst Gewinn der Bundesbank - off-shore-trader, 16.12.2003, 23:44
Dollar-Schwäche frisst Gewinn der Bundesbank
-->Aus der FTD vom 17.12.2003
Dollar-Schwäche frisst Gewinn der Bundesbank
Von Andreas Krosta, Frankfurt und Christian Höller, Wien
Der schwache Dollar zwingt die zwölf nationalen Notenbanken der Euro-Zone zu Abschreibungen in Milliardenhöhe. Das könnte für Bundesfinanzminister Hans Eichel zu Einnahmeeinbußen führen.
Allein bei der Deutschen Bundesbank stehen nach Berechnungen der FTD bei dem aktuellen Wechselkurs von rund 1,23 $ Abschreibungen von bis zu 6 Mrd. Euro an - annähernd gleiche Dollar-Bestände wie in der Bilanz von 2002 vorausgesetzt."Wir werden weniger Gewinn als im vergangenen Jahr machen", sagte Bundesbankvorstandsmitglied Hans Georg Fabritius der FTD. Auch das niedrige Zinsniveau sei dafür verantwortlich.
Geringe Überweisung an Eichel
Das Bundesfinanzministerium muss deshalb damit rechnen, dass die Bundesbank ihm für 2003 einen noch geringeren Gewinn überweist als 2002. Bereits damals hatte sich der Gewinn auf rund 5,4 Mrd. Euro halbiert. Der Wechselkurs des Dollar zum Euro ist seit Ende 2002 von 1,0487 $ auf 1,2322 $ am Dienstagabend gefallen - eine Abwertung von rund 17 Prozent. Die Bundesbank hielt Ende 2002 rund 41 Mrd. Euro Währungsreserven in Dollar.
Die Währungsreserven bewertet die Bundesbank jeweils am 31. Dezember zu Marktpreisen. Mit einem Sonderposten könnte die Zentralbank die Abschreibungen teilweise ausgleichen. Die Bundesbank verfügt über einen Topf von 4,4 Mrd. Euro mit Reserven aus früheren nicht realisierten Gewinnen aus Zeiten der Euro-Schwäche. Diese könnte sie mit den Abschreibungen verrechnen. Ob sie das tut, stand zunächst nicht fest. Die Bundesbank gibt ihren Gewinn Ende März 2004 bekannt.
Wien kalkuliert ebenfalls neu
In Ã-sterreich und den Niederlanden ist die Situation ähnlich."Es wird nicht unser brillantestes Jahr", sagte der Chef der niederländischen Notenbank, Arnout Wellink, der FTD:"Den aktuellen Wechselkurs angenommen, machen wir keine Verluste, aber das liegt auch daran, dass wir in diesem Jahr Gold verkauft haben."
Die Bundesbank verkaufte in diesem Jahr dagegen kein Gold. Klaus Liebscher, Gouverneur der österreichischen Notenbank, sagte vergangene Woche:"Wir sind zwar nicht börsennotiert, aber ich halte mich an Gewinnwarnungen." Im laufenden Geschäftsjahr wird die Nationalbank den Gewinn auf voraussichtlich 750 Mio. Euro halbieren. Die Gründe sind die Wechselkursentwicklung und das niedrige Zinsniveau.
Die Zinsen sanken 2003 erheblich. Die US-Notenbank Federal Reserve senkte ihren Zins seit November 2002 von 1,75 auf 1,0 Prozent, in der Euro-Zone fiel er um 125 Basispunkte auf 2,00 Prozent. Dies lässt die Zinserträge der Bundesbank schmelzen. Zudem bekommt die Zentralbank weniger Geld von den Banken, die sich bei ihr mit Geld versorgen. Der Gewinn der Notenbank stammt hauptsächlich aus Zinserträgen.
© 2003 Financial Times Deutschland
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