- Is datt nich schön? - Karl52, 17.12.2003, 06:39
Is datt nich schön?
-->Durch die Gesundheitsreform werden ab kommendem Januar preisgünstige Nachahmerpräparate drastisch teurer. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin"plusminus" heute im ARD-Fernsehprogramm. So steigt der Preis für ein Rheumamittel dem Bericht zufolge von derzeit 2,18 Euro auf 10,73 Euro. Die Krankenkassen werden damit ausgerechnet in dem Marktsegment belastet, in dem Arzneimittelexperten bisher große Einsparpotentiale sahen.
Na toll! Was ist ein Arzneimittelexperte?
Unternehmen kann man auf dreierlei Weise zuverlässig in den Ruin treiben, Sozialsysteme offenbar auch:
1.) Spielen, die teuerste Methode,
2.) Frauen, die schönste Methode,
3.) Experten, die sicherste Methode
Gebühr fällt für jedes verschreibungspflichtige Medikament an
Ursache für die Kostensteigerung im Niedrigpreissegment ist eine Umstellung des Vergütungssystems für die Apotheken. An die Stelle einer prozentualen Provision tritt von Anfang Januar an eine fixe Vergütung. Statt der bislang knapp 30 bis 65 Prozent vom Einkaufspreis schlägt der Apotheker nun für jedes verschreibungspflichtige Medikament 9,40 Euro inklusive Mehrwertsteuer auf sowie drei Prozent vom Einkaufspreis. Die Gebühr fällt bei wirklich jedem verschreibungspflichtigen Medikament an - auch dann, wenn dieses nur zwei Euro kostet.
Hatte uns Ulla-Trulla da nicht irgendwas von Kostensenkung im Gesundheitswesen gefaselt? Großer Durchbruch? Ach so, ja, doch, die notleidenden Aphotheken. Klar doch, die Druckkosten für die Apotheken-Umschau, oder wie das Käseblatt heißt... Zeitungsdruck ist teuer, versteh' ich was von, vor allem, wenn's bunte Bildchen sein müssen, geht nur im Tiefdruck, und der ist wirklich sauteuer.
Aber dafür stellt man uns all die vielen neuen Krankheiten vor, die wir bisher nicht hatten, die zudem die allermeisten Ärzte noch gar nicht kennen; dafür gibt's ab sofort die Weiterbildung. Gut, kann nur besser werden.
Gebühr kommt teurer als das Medikament
Durch die Änderung werden kostspielige Originalpräparate billiger. Statt der anteiligen Apothekenvergütung fällt nur die bei dem Preis vergleichsweise niedrige neue Pauschale an. Der Preisabstand zu den günstigeren Nachahmerpräparaten wird sich dadurch verringern. Bei Präparaten, die im Einkauf etwa zwei Euro kosten, kommt die Gebühr für den Apotheker den Patienten um ein vielfaches teurer als das Medikament selbst - es wird für mehr als zehn Euro über die Theke gehen, statt die bisherigen 2,50 Euro.
Wieder toll! Die weitaus meisten Medikamente werden also künstlich verteuert. Na, wenigstens wird damit das Apothekensterben gestoppt. Wäre ja auch allzu schröcklich gewesen, wenn man Quantität durch Qualität ersetzt hätte, Marketting durch qualifizierte Beratung, wenn schon die Quacksalber keine Ahnung haben.
Zehn bis 15 Prozent der Nachahmerpräparate teurer
Bei einem Preis von etwa 50 Euro an wird ein Medikament durch die neue Regelung billiger werden, schätzt Gerd Glaeske, Professor für Arzneimittelversorgungsforschung am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, der Ulla Schmidt bei der Regierungsreform beraten hat. Was unter dieser Marke liegt, wird dagegen im Vergleich zu vorher teurer - das sind etwa zehn bis 15 Prozent aller verschreibungspflichtigen Medikamente.
Wassendasfürnscheiß, Arzneimittelversorgungsforschung? Mußte da mal wieder son geistiger Tiefflieger und Dünnbrettbohrer sozialverträglich abgesichert werden? Die Uni Bremen ist ja nicht gerade für Effizienz bekannt, aber watt wird da geforscht?
Daß uns Ulla-Trulla sich so Typen in ihre"Expertenrunden" holt, wundert mich mittlerweile nicht mehr. Die Tante ist realitätsresistent zuverlässig ins System integriert worden. Watt son paar Flocken doch ausmachen können.
Eine Aspirantin mehr für den nächsten Alleenbaum.
Bis zu 300 Millionen an Mehrkosten für die Patienten
Patienten können sich die hohe Gebühr jedoch nicht dadurch ersparen, dass sie verschreibungspflichtige Medikamente selbst bezahlen. Die Gebühr wird in jedem Fall fällig. Verschreibungspflichtige Medikamente unter zehn Euro werden bald also nicht mehr zu haben sein. Durch die Pauschale werden künftig verschreibungspflichtige Medikamente unter zehn Euro nicht mehr zu haben sein. Die Patienten werden also künftig mindestens fünf Euro zuzahlen müssen. Heute bezahlen sie Medikamente, die weniger als die Mindestzuzahlung kosten, selbst. Teuer kommt Patienten dabei die Verschärfung der Zuzahlungsbedingungen zu stehen. Die bislang mögliche vollständige Befreiung wird es ab kommendem Jahr nicht mehr geben. Die Mehrkosten, die dadurch auf die Patienten zukommen werden, bezifferte der Arzneimittelexperte Gerd Glaeske gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk mit 200 bis 300 Millionen Euro pro Jahr.
Aber wir hammja de Steuerreform, Rakete drei, is zwar nur 'n Reförmchen, son bißken Rotz auffe Backe, Fliegenschiß oder so, dafür werden die Kosten zur Ausübung eines Berufes mal eben auf 1/3 zurückgefahren (Pendlerpauschale). Als Ausgleich müßte doch eigentlich entweder die Mineralölsteuer erhöht werden oder die Ã-kosteuer. Oder hamm die Typen wieder mal nicht zu Ende gedacht? Da war doch mal was mit der Körperschaftssteuer...
Keine Befreiung von Zuzahlungen mehr möglich
Ab dem kommenden Jahr sind laut Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) nur noch Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr von jeder Zuzahlung befreit. Alle anderen Patienten müssen künftig Zuzahlungen bis in Höhe der so genannten Belastungsgrenze leisten. Diese liegt bei zwei Prozent des jährlichen Bruttoeinkommens, das heißt wenn die Summe aller Zuzahlungen zwei Prozent des Bruttoeinkommens überschreitet, ist eine Befreiung für das laufende Kalenderjahr möglich. Menschen mit einer schwerwiegenden chronischen Erkrankung sind bereits bei Zuzahlungen in Höhe von einem Prozent des Bruttoeinkommens von weiteren Zuzahlungen befreit. Die Absenkung der Belastungsgrenze gilt laut vzbv für den gesamten Familienhaushalt.
Also, Quittungen sammeln auf Teufel komm raus, Sammelgemeinschaften bilden, die außergewöhnlichen Belastungen hochtreiben. Weitere subversive Ideen sind herzlich willkommen.
Wagt einer die Klage, daß die Gebühren der Apotheken auf dem Kassenbon gesondert ausgewiesen werden müssen, Schema: Medikamentenpreis, Gebühr, Netto, Umsatzsteuer, Brutto?
Medikamente, auf die man nicht dringend angewiesen ist, bei Nichteinhalten dieses Schemas zurückweisen? Die Gestaltung von Rechnungen ist ja ab 01.01.2004 auch neuen Vorschriften unterworfen, warum also mal nicht zurückschlagen?
Apotheker sind die stillen Gewinner
"Für die Stabilisierung der gesetzlichen Kassen haben die Patienten eine hohe Belastung zu tragen", erklärte Glaeske gegenüber plusminus. Die"stillen Gewinner der Reform" seien die Apotheker."Bei ihnen bleibt wahrscheinlich eine höhere Marge hängen als früher", erklärt er. Die Einnahmen der Apotheken werden nach Schätzung des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen um rund 250 Millionen Euro jährlich steigen. Dabei habe man laut Glaeske mit der Fixpauschale erreichen wollen, dass nicht die Hälfte vom Medikamentenpreis bei den Apotheken hängen bleibe. Verantwortlich sei die Opposition, die sich bei der Einigung über die Gesundheitsreform mit der Mindestzuzahlung von fünf Euro durchgesetzt habe.
Noch'n paar Aspiranten für Alleenbäume! Ein bis in die Knochen marodes und korruptes System soll auf Biegen und Brechen mit unendlichen Finanzspritzen stabilisiert werden.
Ich kann nur sagen, Freunde, gewöhnt Euch an den Knoblauchgeruch Eurer Mitmenschen, schafft Euch Blumenpötte an, um Alium sativum auf der Fensterbank anzubauen, Alium cepa (Zwiebel, gibbet im Aldi) und noch so Grünzeugs. Und macht um Ärzte und Apotheker einen möglichst großen Bogen.
Quelle (ohne meine Kommentare) t-online vom 17.12.03
Gruß Karl

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