- Erfindungen / Patente: Neuer Rekord - kizkalesi, 17.12.2003, 09:19
- Re: Erfindungen / Patente: Neuer Rekord - monopoly, 17.12.2003, 10:13
- Alles erfunden...? Das gab's wirklich schon mal! - Tofir, 17.12.2003, 10:55
- Ja. Das Ende der Welt;-) - sensortimecom, 17.12.2003, 13:51
Erfindungen / Patente: Neuer Rekord
--><font size="5">Neuer Patentrekord in München </font>
Nie war die Menschheit erfindungsreicher als 2003 - doch Ingo Kober, Chef des Europäischen Patentamts, warnt:
Vor allem Deutschland verliert seine kreativsten Köpfe
von Michaela Geiger
Rad, Glühbirne, Dieselmotoren: Alle wichtigen nützlichen Dinge auf dieser Welt, die der Mensch erfinden kann, sind bereits erfunden - denkt der Laie."Im Gegenteil", sagt Ingo Kober, Präsident des Europäischen Patentamtes (EPA)."Die Innovationszyklen haben sich rasant beschleunigt und werden in Zukunft noch schneller."
Allein die vergangenen 150 Jahre stehen für einen Technologiesprung, der von der Erfindung des Motorantriebs bis zur Mondlandung eines Raumschiffs reicht."Das stellt die gesamte Entwicklung der vergangenen 50 000 Jahre in den Schatten." Auch bei den Erfindern gibt es kreative und weniger kreative Phasen. Beispiel innovative Leuchtmittel:"Die Glühbirne von Thomas Alva Edison war ein Durchbruch. Danach dachte jeder: Jetzt kommt nichts mehr Neues. Und dann erfand einer die Halogenleuchte."
Über 165 000 Patentanmeldungen registrierte das Europäische Patentamt vergangenes Jahr. Für 2003 erwartet Kober einen neuen Rekord von 175 000 Meldungen - doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Besonders innovativ wird in den Branchen Medizintechnik, Nachrichtentechnik, elektronische Bauteile und der Gentechnik gearbeitet. Die Entschlüsselung der Genstruktur des Menschen gilt dabei als ebenso bahnbrechend wie computergestützte Neuroprothesen als Ersatz von Gliedmaßen oder Mikro-Produktionsanlagen aus der Welt der Nanotechnologie.
Um die meisten europäischen Patente bemühen sich die USA mit mehr als einem Drittel aller Meldungen. Auf Rang zwei rangieren deutsche Forscher, die weltweit rund 20 Prozent aller Patente anmelden. Kober nickt anerkennend und meint:"Das ist eine sehr respektable Zahl." Jede vierte Patent-Anmeldung im Inland - 14 100 insgesamt im Jahr 2002 - kommt aus Bayern.
Und doch heißt Masse nicht gleich Klasse."Wir vergeben keine Noten", wiegelt Kober Fragen nach der wirtschaftlichen Relevanz der Patente ab. Für ihn ist dennoch unbestritten, dass Deutschland in manchen Hochtechnologiefeldern keine Spitzenposition mehr einnimmt.
Ganz Europa - einst Keimzelle für Wissenschaft, Forschung und industrielle Revolution - ist in Gefahr, eine führende Position in der globalen Forschung zu verlieren."Wir leiden an einer Wissenskapitalflucht", stellt der EPA-Präsident fest. Der junge Forscher-Nachwuchs denkt immer stärker an eine Karriere im Ausland. Der Exodus bestens ausgebildeter Eliten nach Übersee, wo anerkannte Forschungseinrichtungen mit ausgezeichneten Arbeitsbedingungen und Karriere-Optionen locken, ist für Kober ein"dringendes Warnsignal" für die europäische Nachwuchsförderung.
Zudem hat jetzt schon nicht mehr die Nase vorn, wer die meisten Patente anmeldet, sondern derjenige, der sie Gewinn bringend - etwa über die Vergabe von Lizenzen - vermarktet.
Zu teuer und zu langsam erscheint manchen Unternehmen das Patentanmeldeverfahren angesichts immer schnellerer Innovationszyklen. In manchen Branchen - etwa bei innovativen Textilien - wird daher schon teils auf Patentschutz verzichtet. Die Strategie: Unternehmen nutzen einen Wissensvorsprung, um schnelle Gewinne am Markt zu erzielen. Holen Mitbewerber auf, wird schon die nächste Innovation auf den Markt gebracht.
Die Bedeutung von technischen Innovationen für die Wirtschaftskraft Deutschlands wird nach Meinung Kobers von Politikern nach wie vor unterschätzt:"Bei uns fühlt sich offenbar niemand verantwortlich dafür, was an der wichtigen Nahtstelle zwischen Wissenschaft und Technik passiert. Es gibt weder ausreichend Strukturen noch eine systematische Zusammenarbeit." Enger geknüpft als anderswo sieht Kober das Innovations-Netzwerk in Bayern mit Initiativen wie der 2002 von der Staatsregierung gestarteten"BayernPatent"-Initiative, die in Kooperation mit der Fraunhofer-Gesellschaft die Verwertung von Erfindungen an den Hochschulen steuert oder dem Zentrum für Wissens- und Technologie-Transfer"Bayern Innovativ".
Kann sich ein Präsident des Europäischen Patentamts vorstellen, dass auf der Welt irgendwann alles erfunden ist? Ingo Kober muss nur kurz überlegen:"Das ist dann das Ende der Welt."

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