- William Bonner (dt.): Teufelskreis, $ fällt, Schweine werden geschlachtet - off-shore-trader, 18.12.2003, 18:46
William Bonner (dt.): Teufelskreis, $ fällt, Schweine werden geschlachtet
-->Ein Teufelskreis
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Saddam ist hinter Gittern. Die November-Zahlen zum US-Immobilienmarkt fielen stark aus. Die amerikanische Industrieproduktion ist so stark wie seit 4 Jahren nicht mehr gewachsen.
Also wo ist das Problem, fragen sich die Kleinanleger?
"Leute, die nur auf die Tagesereignisse achten, sehen vor lauter Baeumen den Wald nicht mehr", erklaerte ein Volkswirt, der von TheStreet.com interviewt wurde.
"Fakt ist", so Alan Abelson im Barron's Magazin,"dass dies eine Erholung ohne sehr viele neue Arbeitsplaetze ist."
Waehrend sie sich ueber die Nachrichten des Tages freuen, uebersehen die Kleinanleger, dass die grossen Entwicklungen zunehmend dunkler, wilder und gefaehrlicher werden. Jetzt sind schon 45 Milliarden Dollar pro Monat notwenidg, um das amerikanische Leistungsbilanzdefizit finanzieren zu koennen. Und die Auslaender sind immer weniger dazu bereit, ihr Geld in den USA anzulegen - weil der Dollar faellt.
Und der Dollar ist weitergefallen - mittlerweile auf 1,24 Dollar fuer einen Euro!
Die Amerikaner, die ihr Vermoegen in Dollar berechnen, denken dass ihre Wirtschaft und ihr Reichtum wachsen. Weil ihr Vermoegen in Dollar tatsaechlich mehr wert wird.
Aber das ist alles ein kolossaler Betrug. Die Wirtschaft"waechst" nur insofern, dass die Amerikaner sich schneller ruinieren. Sie kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, mit Geld, das sie nicht haben - waehrend sie auf die Freundlichkeit dre Auslaender vertrauen, dass diese beim Bezahlen einspringen. Und wenn man die Kurse am Aktienmarkt oder das gesamte amerikanische BIP in Euro umrechnet, dann ist von Wachstum nichts mehr zu sehen. Denn seit Jahresbeginn hat der Kursverfall des Dollar die Kursgewinne der Aktien fuer Euroanleger komplett aufgefressen. Und die Amerikaner haben sich immer mehr verschuldet.
Wenn der Dollar faellt, dann werden die Auslaender immer weniger dazu bereit sein, die amerikanischen Konsumausgaben zu finanzieren - was wiederum zu noch mehr Druck auf den Dollar fuehrt. Ein Teufelskreis. Da mein Kollege Addison Wiggin derzeit auf Reisen ist, faellt sein Artikel heute aus. Deshalb geht es direkt mit einem weiteren Artikel von mir selbst weiter:
Donnerstag, 18. Dezember 2003
Der Dollar wird weiter fallen - nur wie schnell?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Was ist das? In einem Landkreis in Kalifornien (Alameda County) sind die Hauspreise um 25 % gefallen. Hmmm...
*** Und was ist das? Die amerikanischen Konsumentenpreise fallen immer noch... zumindest fuer die Konsumenten, die in unbeheizten Hoehlen leben und ihr Essen durch Jagen und Fischen erhalten. Im letzten Monat stiegen die Energiepreise um 6 %. Die Kosten fuer Gesundheit stiegen um 3,5 %. Und bei Nahrungsmitteln betrug der Zuwachs 3,1 %.
*** Und das? Das"The Xinhua Financial Network" - eine staatseigene chinesische Nachrichtenagentur - hat eine Nachrichtenorganisation der Wall Street gekauft. Jetzt werden sie direkt von der Wall Street berichten koennen.
*** Ein Leser des Investor's Daily ist gerade von einer dreiwoechigen Chinareise zurueckgekehrt. Er hat uns geschrieben:
"Was die meisten Leute wahrscheinlich nicht wissen, ist, dass Chinas derzeitiger Boom nicht haltbar ist, weil er auf einer massiven Schuldenausweitung beruht. Das erinnert an die Entwicklung in den USA. Laut letzten Zahlen ist die chinesische Geldmenge in dne letzten 12 Monaten um 21,6 % gestiegen. Irgendwann im naechsten Jahr wird die chinesische Regierung dazu gezwungen sein, diese schnelle Expansion zu unterbinden. Wenn das passiert, dann wird es wahrscheinlich einen scharfen Einbruch beim Wirtschaftswachstum geben.
"Exzessive Geldmengenexpansion hat immer schon die Aufmerksamkeit der chinesischen obersten Fuehrung gehabt, und die hat angekuendigt, dass sie dieses Wachstum streng begrenzen will. Deshalb wird sich das chinesische Wachstum im naechsten Jahr wahrscheinlich deutlich verlangsamen. Zu der sich abschwaechenden heimischen Nachfrage kommt hinzu, dass Chinas Wachstum sich weiter abschwaechen wird, weil zu Beginn naechsten Jahres Steuererleichterungen fuer chinesische Exporteure wegfallen werden."
***"Die Analysten sind sich fast einstimmig sicher", so las ich vor kurzem,"dass der Dollar weiter fallen wird."
Das macht mich allerdings skeptisch. Analysten liegen fast immer falsch, wenn es um die Einschaetzung von Markttrends geht. Und dennoch scheint der fortgesetzte Dollar-Verfall auch fuer mich eine klare Sache zu sein. Wie koennte es sein, dass der Dollar faellt, aber die Analysten dennoch falsch liegen?
Nun, die Analysten sind sich fast sicher, dass der Dollar nicht allzu schnell fallen wird. Stattdessen rechnen sie mit einer"sanften Landung" der US-Waehrung. So wie das in den 1980ern schon mal der Fall war.
Was waere aber, wenn der Dollar einbrechen wuerde? Was waere, wenn er deutlich tiefer fallen wuerde, als sie erwarten? Was waere, wenn das gesamte System des Dollarstandards kollabieren wuerde?
Diese Moeglichkeit will ich nicht ausschliessen, liebe(r) Leser(in).
Donnerstag, 18. Dezember 2003
Schweine werden geschlachtet
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Have you seen the bigger piggies, In their starched white shirts You will find the bigger piggies, Stirring up the dirt... Always have clean shirts to play around in
In their sties with all their backing They don't care what goes on around In their eyes there's something lacking What they need's a darn good whacking...
- George Harrison, R.I.P
Die Chinesen sagen, dass es die fetten Schweine sind, die unters Schlachtermesser kommen.
Am 20. Maerz 2000 waren wenige Schweine fetter als Michael Saylor. Wer das ist? Das war unter all den verrueckten"Heilsbringern" der Neuen Aera vielleicht der Verrueckteste... und ganz bestimmt einer der Reichsten. Aber heute will ich ihn nicht beerdigen, sondern loben. Denn er war es, der das fette Schwein zum Schlachter brachte. Und es ist gegen unseren Ehrenkodex, jemanden zu treten, der bereits gefallen ist. Und nebenbei, dieser Mann hat Millionen Menschen unterhalten... und er hat mitgeholfen, Idioten von ihrem Geld zu trennen.
"Wir vertilgen die Ignoranz von diesem Planeten", hat Saylor einmal gesagt, womit er sich ein ziemlich hoch gestecktes Ziel gesetzt hat. Er war auf einem"Kreuzzug der Intelligenz", so sagte er; er wollte die Informationen"frei" und sie"wie Wasser" verfuegbar machen. Er plante, ein Buch zu schreiben, mit dem Titel"Intelligenz".
Im Wettbewerb zwischen Ignoranz und Dummheit auf der einen und Information und Intelligenz auf der anderen wuesste ich, auf welche Seite ich setzen wuerde. Aber die Ignoranz vom Planeten vertilgen? Nur ein Dummkopf odre ein Scharlatan konnte so etwas sagen. Saylor war ganz bestimmt eins von beiden - vielleicht beides.
Ich habe auch meine Zweifel an einem Mann, der seine Zeit nicht mit Frauen verschwendet. Zeit und Geld fuer Frauen zu verschwenden ist praktisch eine moralische Verpflichtung fuer einen richtigen Mann. Aber Saylor sah Frauen als"eine Zeitverschwendung", und er vermied sie. Und Saylor trank auch nicht - zumindest damals nicht.
Damals machte Saylor ein oeffentliches Spektakel aus sich selbst, jedes Mal, wenn er seinen Mund oeffnete."Ich denke, meine Software wird ein Allgemeingut werden, so notwendig, dass es Unruhen geben wird, wenn sie zu arbeiten aufhoert", sagte er einem New Yorker Magazin. Ein bestimmtes Niveau an Verruecktheit ist in der Geschaeftswelt und im Unterhaltungsbusiness oft ein Vorteil. Allerdings hatte Saylor nicht nur das vorzuweisen... sondern er hatte auch bei den Finanzen seiner Gesellschaft massiv getrickst und falsche Angaben gemacht. Ich machte Saylor am 15. Maerz in einem Artikel laecherlich - das war eine Woche, bevor seine Bilanzfaelschungen aufflogen. Was fuer eine Gesellschaft hatte er ueberhaupt?
Nun, die hiess MicroStrategy, und sie hatte eine Software entwickelt, die Unternehmen half, herauszufinden, wer ihre Produkte kaufte.
Saylor erklaerte in der Washington Post diese Software:"Diese Software koennte McDonald's mitteilen, ob eine Filiale in Chicago an einem Freitag im Winter viermal so viel Big Macs wie eine Filiale in Miami verkaufen wuerde." Vielleicht wuerde die Gesellschaft aus damaliger Sicht ein Riesenerfolg werden. Ich wusste es nicht.
Aber ich wusste, dass der Aktienmarkt bei Gesellschaften wie MicroStrategy uebertrieben hatte. Die Aktien wurden am 11. Juni 1998 das erste Mal gehandelt. Knapp 2 Jahre spaeter stand der Kurs bei 333 Dollar. Saylors Vermoegen war auf 13,6 Milliarden US$ gewachsen! Und MicroStrategy hatte einen Umsatz von nur 200 Millionen Dollar, und im Jahr 1999 einen ausgewiesenen Gewinn von 12,6 Millionen Dollar.
Aber dann, am 20. Maerz, gab MicroStrategy unter dem Druck der Boersenaufsicht zu, dass die Bilanzen seit zwei Jahren gefaelscht worden war. Statt eines Gewinns von 12,6 Millionen im Jahr 1999 hatte die Gesellschaft tatsaechlich zwischen 34 und 40 Millionen Dollar Verlust gemacht. Auch die vermeldeten Umsaetze wurden nach unten korrigiert.
An diesem Tag machte Michael Saylor Geschichte. Niemals zuvor verlor jemand in so kurzer Zeit soviel Geld. Innerhalb von 6 Stunden fiel sein Netto-Reichtum um 6,1 Milliarden Dollar!
Von diesem Tag an aenderte sich das Leben von Saylor. Er wurde nicht mehr von Investoren und Medien gelobt, sondern im Gegenteil - er wurde beschimpft. Seine Aktionaere waren um 11 Milliarden Dollar aermer. Einige waren wuetend. Andere hatten Selbstmordtendenzen.
Vor dem 20. Maerz konnte Michael Saylor scheinbar nichts falsch machen; danach konnte er nichts richtig machen. Im Fortune Magazin wurde er im"Club der Milliarden-Verlierer" auf Platz 1 gefuehrt, mit einem Verlust von 13 Milliarden Dollar.
Aber ein Scheitern ist fuer einen Mann manchmal besser als ein leichter Erfolg. Und Saylor ist jetzt ein besserer Mensch als er es vor ein paar Jahren war."Er begann zu trinken", berichtet die Washington Post.
Wenn er nicht trinkt, dann kuemmert sich Saylor weiterhin um sein Unternehmen. Der Aktienkurs ist immer noch ueberbewertet... aber bei weitem nicht mehr so stark wie vorher.
Ist Saylor immer noch ein Visionaer? Ja, aber"vielleicht ein aelterer, weiserer Visionaer", sagt er selbst.

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