- Das Märlein von der"spontanen Ordnung": Hayek und Japan - dottore, 18.12.2003, 19:21
- Re: Japan... etwas Vorgeschichte - JoBar, 18.12.2003, 20:12
- Re: Japan... etwas Vorgeschichte - Shogunat = Stabilität = Konfliktfreiheit? - bernor, 18.12.2003, 23:07
- Danke und Frage zu Macht bei Ureinwohnern - mkF - McShorty, 18.12.2003, 20:37
- Wie passt die Schweiz in die Machttheorie? - chiron, 18.12.2003, 21:39
- gute Frage, du bist mir zuvorgekommen... - thomas, 18.12.2003, 22:02
- Re: gute Frage... die"friedliche" Schweiz - JoBar, 18.12.2003, 22:16
- Re: gute Frage... die"friedliche" Schweiz - PuppetMaster, 19.12.2003, 00:06
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- Re: Und die Juden erstmal.... - Bob, 19.12.2003, 00:03
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- Re: Das Märlein von der"spontanen Ordnung": Hayek und Japan - Galiani, 18.12.2003, 22:06
- Re: Japan... etwas Vorgeschichte - JoBar, 18.12.2003, 20:12
Re: Das Märlein von der"spontanen Ordnung": Hayek und Japan
-->Hallo
Was Sie schreiben, ist zwar interessant, geht aber am Inhalt des Hayek'schen Aufsatzes total vorbei: Natürlich gab es eine"Gesellschaft" in Japan. Und selbstverständlich gab und gibt es dort jenes Bündel von Hayek'schen"abstrakten Regeln", die es erlaubten, daß sich eine Gesellschaft"formiert" hat und die diese (als spontane Ordnung eigener Art) stabil erhielten. In Japan sahen und sehen diese"abstrakten Regeln" - und das Muster der"Gesellschaft" - bloß in gewissen Nuancen anders aus als im Westen. Und Sie, lieber dottore, sollten diesen Hayek'schen Text - trotz aller Verachtung, die Sie diesem (und manch anderem) Nobelpreisträger entgegenbringen, - nochmals sehr aufmerksam lesen. Mir scheint, Sie haben den Punkt, den Hayek mit zwingender Logik beweist, noch nicht ganz erfaßt. Sie sind berauscht von Ihrem hochprozentigen Macht-Vokabular; in trunkenem Zustand aber geht erfahrungsgemäß die Aufmerksamkeit verloren. Davon jedenfalls, daß es auch ohne"Macht" geht, ist - im Gegensatz zu dem, was Sie offenbar aus dem Text entnommen haben - bei Hayek weit und breit keine Rede.
Um Sie aber zu beruhigen: in einigen abschließenden Bemerkungen in dem von mir geposteten Aufsatz (die ich allerdings nicht mehr in mein Posting aufgenommen hatte, weil sie eigentlich mit Hayek's zentralem Gedanken nichts zu tun haben; ich habe ja darauf hingewiesen, daß ich nur einen Auszug hereinstelle!) geht Hayek in der Tat auf die Mentalitätsunterschiede zwischen Japan und dem Westen ein. Er sagt dort (unter vielem anderen), daß der"Gebrauch der Vernunft im 17., 18. und 19. Jahrhundert in Europa wahrscheinlich der Hauptgrund für die (auch gegenüber Japan) raschere Entwicklung der abendländischen Zivilisation war. (Das deckt sich ja mit Ihrem Befund. Man kann aber angesichts dieser Diagnose und der derzeitigen intellektuellen Befindlichkeit im heutigen Europa nur sehr schwer die Antithese unterdrücken, daß der schnelle Aufstieg Japans im letzten Jahrhundert die Folge davon ist, daß es - Börsenkrise hin, Verschuldung her - nunmehr Japan ist, das von der Vernunft den besseren Gebrauch macht!). Interessant ist auch Hayeks weitere Überlegung, daß Europa - eben durch den in seinem Vortragstext gegeißelten"Konstruktivismus" seit Descartes, der die Menschen in die Irre führt - eben am weitesten auf diesem Irrweg fortgeschritten und deshalb nun am weitesten in Rückstand geraten ist. Ein interessanter Gedanke, nicht? (Und - verzeihen Sie mir bitte dazu noch die folgende ohne Haß und Eifer vorgetragene Bemerkung: Ihre"Machttheorie" mit allen ihren Facetten ist, wie mir scheint, geradezu prototyphaft"konstruktivistisch". Das wird vollkommen klar, wenn man die Hayek'schen Gedanken in seinem Tokyo-Paper in Rechnung stellt. Genau deshalb tue ich mich damit ja auch so schwer.)
Und noch was:
Sie lassen die Geschichte Japans mit dem Shogunat seit dem 16. Jahrhundert beginnen. Japan's Geschichte aber ist sehr viel länger. Dopsch hat in einer sehr interessanten wirtschaftshistorischen Untersuchung nachgewiesen, daß Japan bis zum 16. Jahrhundert einen starken, kapitalistisch geprägten Aufschwung erlebte (aus dieser Zeit stammt ja die Technik der"Kerzen"-Charts, die hier im Forum geschätzt wird). Dieser Aufschwung wurde - wieder mal im Gegensatz zur"Machttheorie" - durch die von Ihnen beschriebene Entwicklung beendet oder zumindest für rund 300 Jahre unterbrochen. (Ich müßte diese Dopsch-Studie heraussuchen). Das sollten Sie bei Ihrer Analyse jedenfalls nicht übersehen.
Grüße und auch Ihnen ein herzliches"Frohe Weihnachten!"
G.

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