- The Daily Reckoning - Lahars (Dan Ferris) - Firmian, 19.12.2003, 23:00
- Was im Deutschen übrigblieb... - Firmian, 19.12.2003, 23:02
- Lahars (Dan Ferris) dt. Fassung - Firmian, 25.12.2003, 17:08
Was im Deutschen übrigblieb...
-->Wirtschaftliches Wunderland
von unserem Korrespondenten Eric Fry - unserem Mann vor Ort in
Manhattan
Amerika ist ein wirtschaftliches Wunderland: Niemand spart Geld, aber
jeder gibt Geld aus. Die Konsumenten kaufen Dinge mit Geld, das sie
nicht haben... aber ihnen scheint das Geld niemals auszugehen. Die
Immobilienpreise steigen... obwohl sich die Mehrheit der Amerikaner
kein Haus leisten kann. An der Wall Street gibt es einen Bullenmarkt,
obwohl das durchschnittliche KGV bei 35 steht. Die Rohstoffpreise
steigen, aber die amerikanische Inflationsrate bewegt sich kaum.
Und am unglaublichsten ist es, dass der Dollar faellt - aber die
Auslaender kaufen immer noch US-Staatsanleihen im Wert von mehreren
Milliarden Dollar, jeden Monat.
Wird diese merkwuerdige Entwicklung jemals enden? Werden die
amerikanischen legendaeren Privilegien niemals enden? Der Tag der
Abrechnung wird kommen. Aber bis dahin werden die Amerikaner damit
beschaeftigt sein, ueberteuerte Aktien zu kaufen, die in einer
ueberbewerteten Waehrung notieren.
Seit Ende Juli ist der Dow Jones zwar um 10 % gestiegen - aber genau
diesen Betrag hat der Dollar im gleichen Zeitraum gegenueber dem Euro
verloren. Ein europaeischer Investor hat deshalb nichts gewonnen.
Seit Anfang November hat dre Dollar gegenueber dem Euro schon 10 neue
Rekordtiefs erreicht! Die 1,24 sind erreicht. Das freut natuerlich die
europaeischen Touristen, die jetzt billiger in die USA fliegen
koennen. Als ich durch Midtown Manhattan mit seinen teuren Geschaeften
ging, hoerte ich dort mehr Franzoesisch und Deutsch als Englisch.
Die Geschaefte und Restaurants Manhattans moegen sich deshalb ueber
die Dollarschwaeche freuen. Aber ich koennte mir vorstellen, dass ihre
Freude von kurzer Dauer sein wird. Wenn sie mehr Dollar erhalten, die
aber immer weniger wert werden, dann ist das kaum eine Art von
"Reichtum", die man als real bezeichnen kann.
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Freitag, 19. Dezember 2003
Bleiben Sie bescheiden!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Die Amazon-Aktie bietet wieder eine exzellente Moeglichkeit. Die
Aktie ist in diesem Jahr 160 % gestiegen. Danke. Danke. Danke. Ich
habe wieder eine Moeglichkeit, einen Put-Optionsschein auf diese Aktie
zu kaufen...
*** Das durchschnittliche Vermoegen eines Angehoerigen der
geburtenstarken amerikanischen Generation der"Baby Boomer" betraegt
laut dem Wall Street Journal 146.000 Dollar. Wie will sich so jemand
davon zu Ruhe setzen koennen, wenn er sonst keine Einkuenfte oder
Pensionsansprueche hat? Soll er sein Haus verkaufen? Vermieten? Oder
hoffen, dass er tot umfaellt, bevor er 70 wird?
*** Demut, liebe(r) Leser(in). Was auch immer passiert, bleiben sie
auf dem Teppich.
Warum? Nun, das ist der einzige Weg, sich davon abzuhalten, sich nicht
selbst zum Idioten zu machen.
Dieser Gedanke kam mir, als ich las, dass das von Addison Wiggin und
mir geschriebene Buch auf der Bestseller Liste der New York Times auf
Platz 1 erschien. Ich fuehlte fuer eine Nano-Sekunde das warme Gefuehl
von Ruhm... Erfolg...
Aber dann kam ich wieder zu Sinnen, und ich realisierte, dass ich
immer noch der armselige Schreiberling bin, der ich immer war... der
immer noch keine Ahnung ueber Aktienkurse, den Krieg im Irak oder die
Regelmaessigkeit von Kirchenbesuchen hat.
Der Vorteil, den ich ueber meinen Schreiberlingen-Kollegen habe - wenn
ich ueberhaupt einen habe -, ist der, dass ich mich meiner Ignoranz
bewusst bin. Ich bin stolz darauf, fast schon arrogant.
Ich weiss, dass ich nichts weiss. Die anderen armen
Wirtschaftsredakteur und Analysten denken, dass sie genau wissen, was
passieren wird. Mehr noch, sie denken, dass sie wissen, was fuer jeden
am besten ist. Diese Leute denken, dass es gut ist, Truppen in den
Irak zu senden, weil sie selbst meinen, dass sie dieses Land besser
als die lokalen Inkompeteten fuehren koennen.
*** Diese Besserwisser wurden in der New York Times vor kurzem gelobt,
in einer Kolumne von David Brooks. Er verwies auf"zwei lange
wirtschaftliche Aufschwuenge", die seiner Meinung nach"ein
vernichtender Schlagen gegen diese anti-politischen Zyniker" seien. Er
erwaehnte meinen Namen nicht.
"Wir sind eine gut regierte Nation", so sein Fazit ueber die USA.
Ein bisschen Demut wuerde diesem Mann helfen. Er hat natuerlich Recht
damit, wenn er fuer den Wirtschaftsaufschwung der Regierung dankt.
Aber was ist das fuer ein Aufschwung? Die Regierung erlaubt den
Amerikanern nicht nur, sich in einer Schuldenorgie selbst zu ruinieren
- nein, sie hat auch nicht die Raeumlichkeiten fuer diese Orgie
bereitgestellt und Drinks serviert!
Das ist das Problem damit, wenn man denkt, dass man alles weiss: Die
Reichweite der Fehler ist groesser als die der Wahrheiten. Man kann
sogar so verwirrt und irregeleitet werden wie Mr. Brooks.
Bleiben Sie demuetig und bescheiden, liebe(r) Leser(in). Dann werden
Sie weniger Fehler machen. Und nebenbei, Sie werden sich dabei soooo
ueberlegen fuehlen.
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Freitag, 19. Dezember 2003
USA: Steigende Rohstoffpreise - gleichbleibende Inflationsrate
von unserem Korrespondenten Eric Fry
Die meisten Anleger bekommen es kaum mit, aber es ist ein Fakt: Die
Kupferpreise stehen auf 6-Jahres-Hoch, Nickel steht auf
14-Jahres-Hoch, und Platin auf einem 23-Jahres-Hoch. Hm... das sieht
doch wie ein Bullenmarkt aus. Trotz des starken Anstiegs vieler
Rohstoffpreise bleibt die amerikanische Inflationsrate wunderhaft
niedrig.
Im November ist der amerikanische Konsumentenpreisindex sogar um 0,2 %
gefallen. Wenn man die Lebensmittel- und Energiepreise ausklammert,
dann sind die Preise um 0,1 % gefallen - das ist der groesste
Rueckgang seit 21 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahreswert sind die
Preise um 1,8 % gestiegen, die Kernrate der Inflation lag bei nur
1,1 %. Das ist der niedrigste Zuwachs seit 1966.
Entweder die Regierung weiss nicht, wie man die Inflationsrate richtig
misst - oder die US-Konsumenten verbrauchen nur noch Gueter, zu deren
Herstellung keine Rohstoffe mehr benoetigt werden.
Wenn man davon ausgeht, dass beide Moeglichkeiten nicht wahrscheinlich
sind, dann gibt es noch eine dritte: Die Tatsache, dass die
Rohstoffpreise steigen und die Preise dennoch stabil bleiben,
bedeutet, dass die Gewinnmargen der Unternehmen sinken.
Nehmen wir die Autoindustrie. Die Preise fuer Neuwagen sind in den USA
in den letzten 12 Monaten um 2,1 % gefallen. Aber die Kosten fuer die
Rohstoffe, die man zur Herstellung von Autos braucht, sind gestiegen.
Aber wenn kuemmert das schon, wenn General Motors deshalb ein paar
Cents pro Aktie weniger verdient? Diese Sorte von Inflation ist fuer
die meisten Amerikaner unsichtbar. Die einzige Inflation, um die sie
sich kuemmern, ist die"gute Version der Inflation": Inflation bei
Aktienkursen und beim Wert ihrer Immobilien.
Aber auch hier moechte ich daran erinnern... dass es ganz anders
aussieht, wenn man die Entwicklung in Euro ansieht...

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