- Warum ist der Dollar immer noch so stark? - Nickelman, 21.12.2003, 15:33
Warum ist der Dollar immer noch so stark?
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Kommentar: Das Dollar-Spiel
von Henrik Müller
Montag 15. Dezember 2003, 10:57 Uhr
Seit Jahren warnen Experten vor einem Crash der US-Währung. Kaum jemand hört hin. Doch die Gefahr ist längst nicht vorüber.
Dies ist die Chronik einer angekündigten Krise:"Die Märkte werden ihre Geduld verlieren", warnten die Experten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. Enorme"Gefahren" gingen von der"immer weiter steigenden Auslandsverschuldung der USA" aus; der werde"in die Tiefe gerissen". Mutmaßliche Folge: globale Turbulenzen.
Die Warnung stammt aus dem Frühjahr 1998. Und heute, fünfeinhalb Jahre später, ist sie nach wie vor aktuell: Die Verschuldung der USA steigt immer weiter. Aber der Dollar ist erstaunlich stabil; der"handelsgewichtete Wechselkurs" (Durchschnitt gegenüber allen US-Handelspartnern) ist heute auf dem Niveau vom März 2000, dem Zeitpunkt, als die Börsenblase platzte.
Die Krise, vor der die BIZ warnte, steht noch aus. Immer noch haben sich die Ungleichgewichte nicht abgebaut. Immer noch ist ein ungeordneter, abrupter Sturz der Weltwährung Nummer eins möglich.
Wie konnte es so weit kommen? Warum haben Regierungen, Notenbanken und Finanzmärkte nicht frühzeitig gegengesteuert? Aus Opportunismus, Egoismus und Ignoranz.
Die Amerikaner fanden ihre starke Währung charmant, weil sie sich zu äußerst günstigen Konditionen im Ausland verschulden und ihren Konsum aufblähen konnten. Die Clinton-Regierung redete den Dollar hoch. Notenbank-Chef Alan Greenspan sah zu, wie sich an den Börsen die größte Kursblase der Geschichte bildete.
Der Rest der Welt spielte mit. Millionen wollten am US-Boom teilhaben und legten Geld in Amerika an, wodurch die US-Auslandsverschuldung und der Dollar stiegen.
Anleger und Analysten einte das Vertrauen in die geradezu mythische Kraft der stärksten Volkswirtschaft der Welt - ein Glaubensbekenntnis, das einen starken Dollar rechtfertigte.
Auch Unternehmen und Regierungen in Europa und in Asien sahen die aufwertende US-Währung mit Wohlgefallen, weil sie ihnen eine grandiose Exportkonjunktur bescherte.
Der US-Boom endete 2001. Warum ist der Dollar immer noch so stark? Vor allem weil die Regierung von George W. Bush die Schulden explodieren lässt.
Diese staatliche Kapitalnachfrage stützt den Wechselkurs. Inzwischen liegt das US-Leistungsbilanzdefizit bei über 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - ein historischer Höchststand.
So kann es nicht weitergehen, alle wissen das. Aber noch immer geben die Amerikaner das Geld mit vollen Händen aus.
Und die Regierungen in Peking, Tokio und anderswo in Asien unterstützen diesen Kurs: Sie kaufen hunderte Milliarden Dollar auf und lagern sie als Währungsreserven ein - sie nehmen die neuen Staatsschulden der Regierung Bush auf. Weil die Asiaten die Wechselkurse manipulieren, bleibt der Dollar"handelsgewichtet" nahezu konstant.
An Wert verliert er insbesondere gegenüber europäischen Währungen. Die Grafik zeigt den Kurs des Dollar gegenüber dem Euro heute und gegenüber der D-Mark in den 80er Jahren.
Verblüffend, wie sich die Muster ähneln. Diesmal dürfte der Kurssturz noch stärker ausfallen als damals: Das US-Leistungsbilanzdefizit ist viel größer; wichtige Wechselkurse sind fixiert, die Hauptlast der Anpassung liegt beim Euro.
1998 sagten die BIZ-Experten für den Fall eines Dollar-Sturzes einen"Domino-Effekt" voraus: steigende US-Zinsen, einen Börsencrash, weniger Konsumnachfrage. Die Krise des amerikanischen Wunderlands - mit weltweiten Folgen.
Unangenehme Aussichten. Soll nur niemand sagen, er sei nicht gewarnt worden
<ul> ~ http://de.biz.yahoo.com/031215/330/3syf7.html</ul>

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