- Nachtrag zu: Die Mär vom"freien Lohnarbeiter"... (Nr. 242258) - bernor, 20.12.2003, 23:43
- Re: Nachtrag zu: Die Mär vom"freien Lohnarbeiter"... (Nr. 242258) - dottore, 21.12.2003, 12:19
- Re: Nachtrag zu: Die Mär vom"freien Lohnarbeiter"... (Nr. 242258) - bernor, 21.12.2003, 15:47
- Re: Nachtrag zu: Die Mär vom"freien Lohnarbeiter"... (Nr. 242258) - dottore, 21.12.2003, 12:19
Re: Nachtrag zu: Die Mär vom"freien Lohnarbeiter"... (Nr. 242258)
-->Hi Dottore,
>Von einem allgemeinen Rückgang der europäischen Bevölkerung kann im 18. Jahrh. also keine Rede sein.
Das ist europäisch-regional verschieden. In Frankreich nahm die Bevölkerung nicht zu, eher ab.
Sehe ich auch so: die frz. Bevölk. soll von ca. 25 Mio (1700) bis auf 20 Mio (1789) zurückgegangen sein (dagegen Wachstum der Stadtbevölk. z. B. Paris auf ca. 650.000 Einw.)
Der Bevölkerungsmangel sollte auch vor dem Hintergrund der jeweiligen Erbrechte gesehen werden.
In Frankreich kein Wunder bei mehr als 50% besitzlosen Landarbeitern.
Wo es Realteilung gab (Land und Geräte wurde bis auf 1/32 runter verteilt), war dann der verbliebene Teil für den Einzelnen zu klein - es musste ausgewichen werden. Also weg.
Beim Anerbenrecht (Ältester erbt alles, Jüngere evtl. noch einen Kotten) steigt der Druck genau so. Also weg.
Letzteres galt auch hier im nördlichen Münsterland: im 18. und frühen 19. Jahrh. hielten sich die Kötter noch mit Herstellung + Verkauf (in Holland) von Textilien über Wasser, auch mit Saisonarbeit (für 2-3 Monate zwischen Aussaat und Ernte). Aber um 1850 war's auch damit vorbei - danach Auswanderung (vor allem nach Amerika und Holland). Die später für diese Region typische Textilindustrie faßte erst ab 1860/70 richtig Fuß.
Gruß + schönen Sonntag noch!

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