- The Daily Reckoning - Fantasies (Bill Bonner) - Firmian, 25.12.2003, 17:01
- Dt. Fassung - Firmian, 25.12.2003, 17:02
- Herzlichen Dank und frohe Festtage wünscht Dir und allen - Tofir, 25.12.2003, 18:28
- Dt. Fassung - Firmian, 25.12.2003, 17:02
Dt. Fassung
-->Sans Souci
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Sans Souci" ist der Name eines teuren Pariser Restaurants.
Das koennte auch die derzeitigen unglaublichen Maerkte beschreiben:
Denn"Sans Souci" bedeutet"ohne Sorgen".
Tag fuer Tag gehen diese sorgenfreien Trends weiter. Die Aktienkurse
steigen. Die Investoren sollten es eigentlich besser wissen. Immer,
wenn die Kurse so hoch steigen, dann ist es extrem unwahrscheinlich,
dass die realen Renditen mehr als ein oder zwei Prozent in den
naechsten Jahren sein werden. Und noch wahrscheinlicher ist es, dass
sie negativ sein werden. Aber die Investoren haben sich dazu
entschieden, sich nicht darueber Sorgen zu machen. Irgendjemand hat
ihnen gesagt, dass die Aktien steigen werden. Das ist alles, was sie
hoeren wollen.
Waehrenddessen verschuldet sich der amerikanische Konsument immer
weiter, in dem Glauben, dass er dadurch reicher wird. Es ist nicht so,
dass er nicht addieren oder subtrahieren kann. Er hat sich nur dafuer
entschieden, dass sich der Teufel darum kuemmern kann, nicht er.
Und wir sollten nicht die chinesischen Zentralbanker vergessen, die in
diesem kurzen Abriss der Sorglosigkeit eine besondere Erwaehnung
verdienen. Wer sonst wuerde die Reserven seiner Nation in einer
Waehrung anlegen, die fast taeglich faellt...
Sind die Chinesen duemmer als die anderen Zentralbanker? Ich habe
keinen Grund dafuer, davon auszugehen. Sie scheinen nur den Zeitgeist
der Zeit aufgenommen zu haben.
Natuerlich sind wir hier beim Investor's Daily die letzten, die etwas
davon ernst nehmen wuerden. Es ist zumindest fuer mich alles
Entertainment. Ich nehme das alles leichtherzig hin, so wie ich das
mit einer Farce im Schlafzimmer tun wuerde. Aber gelegentlich schnappe
ich doch nach Luft, wenn ich daran denke.
Die letzten Wochen brachten Schlagzeilen, die die Fantasie befluegelt
haben. Die US-Arbeitslosenzahlen sind etwas gefallen. Die Detroit Free
Press erklaert, dass dieser Rueckgang sich darin begruendete, dass
Leute von der Liste gestrichen worden sind, die einfach keinen Job
gefunden haben und die Suche aufgaben. Diese Leute verschwinden
einfach aus der Statistik. Und zudem sind viele Arbeitslose jetzt zu
niedrig bezahlten Arbeitern bei Fastfood-Ketten geworden. Aber
immerhin, besser als arbeitslos.
Diese Letztgenannten koennen noch eine Menge Tische putzen, bevor die
wirkliche Wirtschaftserholung endlich eintritt. Der Volkswirt Joseph
Schumpeter erklaert warum:
"Unsere Analyse fuehrt uns zu der Annahme, dass die Erholung nur dann
gesund ist, wenn sie selbsttragend ist. Denn jede Erholung, die nur
aufgrund kuenstlicher Stimulierungen zustande kommt, laesst einen Teil
der Arbeit der Depression unausgefuehrt und wuerde zu neuen
Fehladjustierungen fuehren..."
Neue Fehladjustierungen kommen jeden Tag ans Licht. Die Aktienkurse
steigen weiter, die Schulden wachsen, die Immobilienpreise steigen
auch weiterhin. Aber die grosse Mehrheit der nicht Denkenden, nicht
Wissenden und Sorglosen ist frei, weiterzutraeumen. Zumindest eine
Zeitlang...
Jetzt zu Eric Fry, unserem Mann auf der Insel der Fantasie, New York:
----------------------------------------------------------------------
Montag, 22. Dezember 2003
Aufschwung in Manhattan
von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Ecke der Wall Street
"Eine perfekte Kombination" gibt dem Aktienmarkt Kraft, laut einem der
vielen bullish eingestellten Analysten der Wall Street. Was koennte
diese Kombination sein, fragte ich mich? Koennte das das riesige
amerikanische Leistungsbilanzdefizit sein, kombiniert mit dem
fallenden Dollar? Oder vielleicht die Rekordverschuldung der privaten
Haushalte, kombiniert mit den vernachlaessigbar geringen Ersparnissen
der privaten Haushalte? Oder koennte es die perfekte Kombination von
steigenden Rohstoffpreisen sein, kombiniert mit explodierenden
Gesundheitskosten?
Nein, sagt der bullishe Analyst, die perfekte Kombination ist eine
moderate Inflation kombiniert mit starkem Wirtschaftswachstum. Ich
moechte mich da mit dem Analysten nicht streiten, aber ich weise
darauf hin, dass die Rohstoffpreise und die Gesundheitskosten
explodieren - auch wenn die InflationsDATEN moderat sind. Und es
stimmt auch, dass die DATEN zum Wirtschaftswachstum stark sind, aber
diese rein statistische Staerke fuehrt zu einem nur sehr bescheidenen
Wachstum der Zahl der Arbeitsplaetze.
Aber warum sollte man sich wegen der Arbeitsmarktzahlen Sorgen machen,
wenn das BIP umt 8,2 % waechst und der Aktienmarkt boomt? Nichts ist
perfekt. Selbst eine Wirtschaft, die eine perfekte Kombination aus
hohem Wachstum und niedriger Inflation geniessen wuerde, haette ihre
Fehler. Aber ein steigender Aktienmarkt hat - wie eine neue Liebe -
die Tendenz, dass die Fehler als voellig irrelevant angesehen werden.
Also lassen Sie uns das Glas halb voll nennen und uns eine Zeitlang
amuesieren.
Laut offiziellen Zahlen ist die US-Produktion im letzten Monat um fast
1 % gestiegen, das ist der groesste Zuwachs seit 4 Jahren. Und der
Manufactoring Index der Philadelphia Fed ist im Dezember auf 32,1
Punkte gestiegen, nach 25,9 im November - das ist das hoechste Niveau
seit einer Dekade.
Wenn man die juengsten Zahlen glauben kann - und gleichzeitig die
nicht so erfreulichen Fakten wie das immer noch steigende
Handelsbilanzdefizit und den fallenden Dollar ignoriert -, dann
befindet sich die amerikanische Wirtschaft in einer verdammt guten
Verfassung. Zumindest gut genug, dass es ausreicht, die Kleinanleger
zu weiteren Aktienkaeufen zu bewegen. Und weil die Kleinanleger wieder
steigen und die Bewertungen schon sehr hoch sind, kommen jetzt auch
wieder Neuemissionen an den Markt. Das ist gut fuer die grossen
Brokerhaeuser der Wall Street, die damit gut verdienen. Deshalb haben
letzte Woche Morgan Stanley und Goldman Sachs beide gute Ergebnisse
fuers Nettoeinkommen des letzten Quartals vermeldet. Bei Goldman Sachs
hat sich der Nettogewinn fast verdoppelt.
An der Wall Street fuehlt man sich wieder wie zu Zeiten eines Booms.
Die Luxusrestaurants in Manhatten sind wieder sehr belebt, aber die
Investmentbanker sind noch nicht wieder so extravagant wie 1999 oder
2000, als sie mit ihren Freunden uebers Wochenende in die Karibik
flogen. Aber Zeichen eines wiederauferstehenden Reichtums sind in
Manhattan sichtbar.
"In manchen Restaurants muss man fuer eine Tischreservierung wieder
einen Monat warten", so Tim Zagat, Herausgeber des Zagat Survey. Er
verweist auf die beruehmte Nobu Sushi Bar, bei der man wahrend des
letzten Baerenmarkts am Aktienmarkt taeglich problemlos einen Tisch
bekommen konnte."Jetzt muss man einen Monat warten, wenn sie am
Telefon ueberhaupt drangehen", so Zagat.
Ich habe nie bei Nobu gegessen, obwohl ich Sushi mag... aber manche
Luxusgueter sind einfach jenseits meiner Reichweite. Aber gelegentlich
genehmige ich mir bei Starbucks einen dreifachen Cappuccino. Und die
Starbucks-Filiale auf dem Union Square ist deutlich groesser als vor
einem Jahr. Fast jeden Morgen waehrend der Woche finde ich dort immer
rund 20 Leute, die anstehen, um ihren Kaffee zu bekommen.
Und jeden Morgen stehen Millionen von Amerikanern an, um teure
US-Aktien zu kaufen... offensichtlich ist die Erholung da.
----------------------------------------------------------------------
Montag, 22. Dezember 2003
Eine Sorge als Weihnachtsgeschenk
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Der Abstand zwischen inflationsgesicherten US-Staatsanleihen und
normalen 10jaehrigen US-Staatsanleihen verringert sich. In den letzten
Monaten hat er sich um 10 % verringert - was darauf hinweist, dass mit
einem RUECKGANG der Inflationsrate zu rechnen ist.
*** Es ist ein verwirrendes Bild. Dinge, die produziert und verschickt
werden koennen - wie Autos, Kleider, Moebel -, fallen im Preis. Dinge,
die lokal produziert werden, oft unter dem Einfluss der Regierung -
wie Gesundheitsfuersorge, Bildung und Wohnen - steigen. Die
Rohstoffpreise steigen auch - besonders deshalb, weil der Dollar
faellt... und weil China soviele Rohstoffe kauft. Der Oelpreis steht
mittlerweile bei fast 34 Dollar je Barrel. Auch die Preise fuer Rinder
sind in den letzten Monaten gestiegen, um 36 %. Beim Stahl betraegt
das Plus 42 %.
Koennen diese Trends weitergehen - fallende Preise fuer produzierte,
globalisierte Gueter... steigende Rohstoffpreise? Ja.
*** Die Mieten sind in den USA seit 1995 um 35 % staerker als die
Inflation gestiegen. Aber die Immobilienpreise koennten wie die Aktien
deutlcih fallen - bei gleichzeitig weiter steigenden Rohstoffpreisen.
Was wuerde passieren, wenn sich die Immobilienpreisen stabilisieren
wuerden... oder fallen? Millionen Menschen wuerden ihre Leben
schwieriger als zuvor erwartet finden. Bereits jetzt befindet sich die
Zahl der Zwangsversteigerungen und der persoenlichen Pleiten auf
Rekordniveau - und das trotz der niedrigsten Hypothekenzinsen seit 45
Jahren.
So kommt z.B. aus Denver die Nachricht, dass die Zahl der
Zwangsversteigerungen auf 15-Jahres-Hoch steht. Und"das Schlimmste
ist noch nicht vorueber", so ein lokaler Volkswirt."Die Leute haben
ihre Hypotheken so oft erhoeht, dass ihnen ihre Haeuser eigentlich gar
nicht mehr gehoeren."
*** Ich moechte Ihnen ein kleines Weihnachtsgeschenk geben, liebe(r)
Leser(in). Ich moechte Ihnen sagen, was im Neuen Jahr passieren wird,
so dass Sie sich darauf vorbereiten koennen. Aber da ich mich in fast
totaler Ignoranz befinde, habe ich nicht die Faehigkeit dazu, das zu
tun. Alles was ich Ihnen anbieten kann, ist diese bescheidene
Einsicht: Dass das alles, von dem derzeit so viele Hoffnungen und
Hypotheken abhaengen, nicht fuer immer so weitergehen wird.
Wir befinden uns nicht notwendigerweise in einer boesen, gemeinen
Welt. Aber sie ist auch nicht die Trauminsel, die die meisten Leute
jetzt zu erwarten scheinen. Kurz gesagt, liebe(r) Leser(in), gebe ich
Ihnen das Geschenk von ein paar Sorgen. Eine"souci". Eine Sorge um
die Welt. Haben Sie eine Sorge, liebe(r) Leser(in), haben Sie eine
Sorge. Sie weden Sie vielleicht gebrauchen koennen.
----------------------------------------------------------------------
Montag, 22. Dezember 2003
Welche Aktien amerikanische Institutionelle am wenigsten moegen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Ich kann es jetzt sehen", schreibt Dan Ferris, Herausgeber von
"Extreme Value"."Starkes Licht in einem alten Klassenzimmer.
Kaffeetassen in jeder Hand. Neue Gesichter. Alte Profis. Das Treffen
beginnt..."
"Mein Name ist Bob. Ich bin ein institutioneller Investor, und ich
stehe auf der Baerenseite..."
"Bob ist das neueste Mitglied der Anonymen Baeren, das ist ein neues
12-Stufen-Programm fuer Investmentmanager, die mehr Aktien verkaufen
als kaufen."
"Bob wird eine wundervolle Erfahrung mit uns Teilen, und er wird uns
Co-Baeren einen Hoffnungsschimmer geben. Sehen Sie, vor kurzem hat er
einen Anruf von Brendan Wood International erhalten, das ist eine
Analystengruppe."
"Bob war einer von 3.000 institutionellen Investoren, die von Brendan
Wood International anonym befragt wurden. Als die Umfrage von Brendan
Wood beendet war, hatten sie eine Liste angefertigt, mit den Aktien,
in die Investmentmanager wie Bob das geringste Vertrauen hatten...
Qwest Ford TXU Energy Sears Computer Associates Lucent Technologies
Interpublic Group Schering-Plough Sun Microsystems Safeway"
"Wegen der Anonomytaet der Umfrage konnte Bob ueber die Aktien, die er
einst besessen hatte, die Wahrheit sagen. Er gab zu, dass ein Teil
seiner bearishen Einstellung daher kam, dass er beobachtete, was das
smarteste - oder zumindest das am besten informierte - Geld mit diesen
Aktien machte."
"Das sichtbarste Beispiel dafuer war Philip Anschutz, Gruender und
Chairman von Qwest, der am 17. November 19 Millionen eigener Aktien
verkauft hatte, fuer ueber 66 Millionen Dollar. Bob schaetzt, dass
Anschuetz wissen sollte, was seine Gesellschaft wirklich wert ist."
"2.999 andere institutionelle Investoren wurden ebenfalls in der
Umfrage von Brendan Wood befragt. Sie dachten ueber die 10 Aktien
nach, die ihnen am wenigsten zusagten. Es gab eine Menge, ueber das
sie nachdenken konnten."
"Im letzten Quartal haben institutionelle Investoren...
.. rund 1,9 Millionen Aktien von Ford verkauft.... rund 68 Millionen
Aktien von Sears verkauft.... rund 47 Millionen Aktien von Lucent
verkauft.... rund 83 Millionen Aktien von Sun MicroSystems
verkauft.... rund 16 Millionen Aktien von Schering Plough verkauft."
"Danke fuer Deine Teilnahme, Bob. Nauerlich werden alle Transaktionen
von Bob von der Boersenaufsicht ueberwacht. Also ist er eigentlich
ueberhaupt nicht anonym. Aber er weiss, dass alle Anteilseigner des
von ihm gefuehrten Aktienfonds denken, dass das Lesen dieser
Transaktionen eine Zeitverschwendung ist."

gesamter Thread: