- The Daily Reckoning - A Bullish Mirage (Kurt Richebächer) - Firmian, 02.01.2004, 21:10
- Dt. Fassung - Firmian, 02.01.2004, 21:11
- Re: Dt. Fassung Danke (owT) - MC Muffin, 03.01.2004, 00:32
- Dt. Fassung - Firmian, 02.01.2004, 21:11
Dt. Fassung
-->Nichts Besonderes
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich habe heute nichts Besonderes zu sagen; nichts, das ich nicht schon
gesagt hätte.
Die angebliche Wirtschaftserholung in den USA ist ein Betrug... Paul
Krugman spricht in seiner Kolumne in der New York Times von"unserer
sogenannten Erholung..."
Die amerikanische Konsumentenvolkswirtschaft ist ein Humbug.
Schuldengetriebenes Wachstum ist eine Falle.
Die US-Zentralbank glaubt, dass sie die Wirtschaft mit zusätzlichen
Schulden so stark stimulieren kann, dass die Schulden dann kein
Problem mehr seien. Ihrer Meinung nach muss man der Wirtschaft nur die
alte Medizin geben - niedrigere Zinsen, mehr Geld, mehr Schuldenmachen
und Geldausgeben bei Konsumenten und Regierung!
In einem normalen Erholungszyklus geben die Leute nach voriger
Zurückhaltung wieder mehr Geld aus... was dann die Unternehmen zu
neuen Investitionen und zum Einstellen von Leuten veranlasst. Diese
neuen Jobs führen dann dazu, dass noch mehr konsumiert wird... die
Gewinne steigen... und so hat man einen richtigen Boom.
Aber in einer normalen Erholung haben die Leute auch Geld, das sie
ausgeben können. Geld, das sie vorher in der Krise gespart haben. Aber
derzeit sehen wir keine normale Erholung. Konsumwut, Schulden,
Dollarisierung und Globalisierung sind zu weit gegangen. Die
Amerikaner schulden jetzt zu vielen Leuten Geld. Sie haben bereits zu
viele Schulden, die sie bezahlen müssen. Sie haben während der letzten
Rezession mit dem Geldausgeben nicht aufgehört... und jetzt haben sie
nichts, von dem sie sich"erholen" können, weil es gar keinen
richtigen klassischen Abschwung gab. Wenn die Zentralbank die Leute zu
mehr Schulden ermuntern will und das Erfolg hat, dann gehen die
zusätzlichen Konsumausgaben nach Übersee. Deshalb kommt der
stimulierende Effekt der Schulden den Ausländern (aus amerikanischer
Sicht) zugute... während die Schuldenlast in Amerika bleibt.
Aber all das habe ich ja schon oft an dieser Stelle gesagt.
Es ist der Beginn eines Neuen Jahres... ich neige meinen Kopf und
entschuldige mich. Ich war überrascht, dass das letzte Jahr so ablief,
wie es ablief. Ich hatte erwartet, dass die Amerikaner die Augen
öffnen; stattdessen gab es mehr Dunkelheit, Schulden und Dummheit. Die
riesigen zusätzlichen schuldenfinanzierten US-Staatsausgaben haben den
Tag der Abrechnung verschieben können... zumindest eine Zeitlang.
George W. Bush hat Chancen auf eine weitere Amtszeit. Alan Greenspan
wird immer noch nicht als der Quacksalber angesehen, der er in
Wirklichkeit ist. Die Amerikaner sind stärker als je zuvor
verschuldet... und sie gehen so schnell wie nie in der Geschichte
Pleite... aber sie scheinen damit völlig glücklich zu sein!
Also, es funktionierte! Die Spekulationsblase ist erfolgreich wieder
aufgepumpt worden. Die Investoren können jetzt wieder Aktien zu
überteuerten Kursen kaufen... und sie können sich selbst ruinieren,
indem sie sehr günstige Kredite aufnehmen.
Und Millionen von Amerikanern können sich ihre Depotauszüge vom
31.12.2003 mit Genugtuung ansehen. Sie werden sich für Helden und
Genies halten. Während Investmentgurus wie George Soros aus dem Dollar
herausgegangen sind, haben sie wie Patrioten an ihren Dollars
festgehalten. Und während Warren Buffett keine Aktien mehr findet, die
kaufenswert sind, haben sie völlig überbewertete Aktien wie Amazon.com
gekauft! Und damit haben sie sogar Gewinne gemacht.
Das Problem mit ihren Gewinnen ist allerdings, dass sie sich in Luft
auflösen, wenn man die Gewinne auf Dollarbasis in reales Geld - Gold -
oder in weniger schlechtes Papiergeld - Euros - umrechnet.
In den nächsten Tagen werde ich Ihnen hier im Investor's Daily meine
Prognosen für 2004 präsentieren. Jetzt aber erstmal zu Eric Fry an der
Wall Street:
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Freitag, 2. Januar 2004
Amerika hat sich verändert
von unserem Korrespondenten Eric Fry im wilden Manhattan...
Amerika hat sich im letzten Jahr sehr verändert. Vor genau einem Jahr
waren Aktien extrem unbeliebt, und es waren Anleihen, die so sexy und
heiß wie Rio de Janeiro waren. Die Aktieninvestoren hatten Angst, dass
aus den drei Verlustjahren vier werden würden. Und sie befürchteten,
dass die abzusehende Invasion des Irak die amerikanische
Wirtschaftserholung abwürgen würde. Nur harte Bullen und bullishe
Analysten wie die Staranalystin Abby Joseph Cohen trauten sich, Aktien
zu kaufen. Sie wissen, was dann passierte: Die Anleihenkurse
(US-Staatsanleihen) brachen ein und die Aktienkurse explodierten.
Heute befinden sich die Investoren in exakt der entgegen gesetzten
Situation. Aktien sind heiß, und Anleihen haben bestenfalls
Raumtemperatur. Und fast jeder erwartet, dass die Aktien weiter
steigen und die Anleihenkurse fallen werden (was steigende Zinsen
bedeuten würde). Denn fast jeder rechnet damit, dass 2004 den USA ein
starkes Wirtschaftswachstum bringen wird, und kaum jemand befürchtet,
dass der Rückgang des Dollars zu einem freien Fall werden wird. Ich
hoffe, dass"jeder" Recht hat. Aber ich wäre nicht überrascht, wenn
ich überrascht würde.
Paul Farrell von CBSMarketwatch meint:"Der größte Feind von jedem
Investor ist (...) der Über-Optimismus. Der sabotiert die Investoren
und verschwendet mehr als jede andere Funktion des Gehirns deren
Geld."
Farrell zitiert eine ganze Reihe von Gründen dafür, warum der
Optimismus für 2004 überzogen ist."Die Stimmung der Analysten ist
extrem bullish", sagt er,"was Antizykler als Verkaufsargument
bewerten." Und die Unternehmens-Insider verkaufen ihre Aktien. In den
letzten 7 Monaten haben sie für jede Aktie, die sie gekauft haben, 20
verkauft. Außerdem ist laut Farrell mit steigenden Zinsen zu rechnen,
in Antwort auf eine sich verbessernde Wirtschaftslage und/oder den
weiter schwachen Dollar.
Farrell hat gar nicht erst erwähnt, dass die Bewertungen der Aktien
hoch sind. Die Investoren haben sich schon so daran gewöhnt,
Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 20, 30 oder 100 zu bezahlen, dass das
durchschnittliche KGV der US-Titel von 17 auf Basis der 2004 Gewinne
schon niedrig aussieht. Das ist es aber nicht. Der Markt ist nicht
billig.
Eine Dollarkrise könnte die obszöne Überbewertung des Marktes ans
Licht bringen - das wäre so, als ob jemand bei einer Orgie das Licht
anknipst.
Obwohl die Japaner und die Chinesen konstant am Devisenmarkt für den
Dollar intervenieren, hat er in den letzten Monaten fast jeden Tag an
Wert verloren.
"Die Käufe von US-Schuldtiteln durch ausländische Zentralbanken sind
auf den zweiten Rekordwert in zwei Wochen gestiegen", so Reuters. In
der Woche, die am 24. Dezember endete, wurden das erste Mal überhaupt
von ausländischen Zentralbanken US-Staatsanleihen im Wert von über 1
Billion (!) Dollar gehalten.
"Die japanische Zentralbank hat bei ihren Interventionen im letzten
Jahr rund 10 Billionen Yen (93 Milliarden Dollar) eingesetzt", hat Dan
Denning von Strategic Investments beobachtet,"(und dennoch) ist der
Dollar gegenüber dem Yen im letzten Jahr um 10 % gefallen."
Gleichzeitig fällt der Dollar gegenüber dem Euro noch schneller. Das
frisst die Kursgewinne mit amerikanischen Aktien für die europäischen
Investoren auf. Ich meine: Es wird in diesem Jahr für Europäer keine
gute Idee sein, auf Dollarbasis amerikanische Aktien zu kaufen.
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Freitag, 2. Januar 2004
Familienwerte
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** Die US-Wirtschaft soll seit letzten August pro Monat 82.000 neue
Arbeitsplätze geschaffen haben. Aber alleine im produzierenden Sektor
Gewerbe sind seit dem Ende der letzten Rezession 1,4 Millionen Jobs
verloren gegangen. Und die New York Times schätzt, dass die
Arbeitslosenquote bei 10 % und nicht bei 6 % liegen würde, wenn man
die Arbeitslosen berücksichtigen würde, die die Arbeitssuche
aufgegeben haben... und die, die einen Teilzeitjob angenommen haben.
*** Ein kleiner Rückblick auf unsere Silvesterfeier...
"Ich verstehe nicht, warum Du die Delamères einladen willst", sagte
ich zu meiner Frau."Er ist ein aufgeblasener Windbeutel, der immer
auf der Suche nach Streit ist. Ich weiß genau, was er machen wird. Er
wird mir eine Frage stellen über das, was die Bush-Administration im
Irak tut... in der Hoffnung, dann eine Diskussion mit mir beginnen zu
können."
"Ja, aber ich mag ihn...", so die Antwort meiner besseren Hälfte,
"und seine Frau ist wirklich nett."
"Aber die sagt doch nie was."
"Das ist egal. Aber wenn man ein gesellschaftliches Leben führen will,
dann muss man nun einmal Zeit mit Leuten verbringen, die man nicht
besonders mag. Das ist der Preis dafür. Ansonsten wird man selber
niemals eingeladen und man trifft keine Leute und man verbringt sein
ganzes Leben in seiner eigenen kleinen Welt."
"Aber wir haben die Delamères doch schon getroffen... und ich mag sie
nicht. Und überhaupt, ich will keine Leute treffen. Ich kenne bereits
genug."
"Hör auf, so ein Idiot zu sein."
***"Es ist Zeit, an die Familie zu denken", sagte der Pfarrer - Père
Canta - letzten Sonntag in der Kirche. Die Messe war dem Familienleben
gewidmet, wie man leicht merken konnte. Père Canta, der niemals
verheiratet gewesen war und keine Kinder hat, hielt seine Predigt zu
diesem Thema:
"Ich weiß, dass ich wenig persönliche Erfahrung habe. Aber ich halte
meine Augen offen. Und ich habe noch nie eine Familie gesehen, die
nicht irgendwelche Probleme hatte. Manchmal sind die Probleme und
Spannungen im Familienleben so stark, das die Leute so nicht aushalten
können; dann gehen sie einfach fort und haben mit ihrer Familie nichts
mehr zu tun. Aber die Zeit um Weihnachten ist eine Zeit der
Wiederentdeckung, des Wiederaufbaus und der Reintegration des
Familienlebens. Die Familien sind zusammen gekommen, um die Geburt von
Jesus Christus zu feiern."
"... und Ihr denkt, dass Ihr Probleme habt. Denkt doch mal daran, wie
sich Joseph gefühlt haben muss. Maria wurde schwanger, bevor sie
überhaupt geheiratet hatten. Und es war nicht sein Kind. Sicher, ein
Engel kam, um ihm das zu erklären. Aber stellen Sie sich vor, was ihm
für Gedanken durch den Kopf gegangen sein müssen!"
Auch meine Familie kam zu Weihnachten zusammen. Alle meine 6
Kinder... plus meine Mutter... plus eine Verlobte. Überall in den
Zimmern unseres Landsitzes in Frankreich hörte man Musik, Lachen -
sogar einen gelegentlichen Streit.
Aber jetzt gehen die Weihnachtsferien zu Ende. Die Flugtickets sind
gekauft. Die Zugfahrkarten auch. Die glückliche Flut, die unser Haus
angefüllt hatte, verebbt. Unser ältester Sohn und seine Verlobte sind
heute Morgen zurück nach Florida geflogen. Meine zwei Töchter sind
nach Paris gefahren. Bis auf das Geräusch der Geschirrspülmaschine und
bis auf die gelegentlichen Ausbrüche meines Sohnes Edward ist es in
unserem Haus fast still.
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Freitag, 2. Januar 2004
Ein Wunder der Bullen
von Dr. Kurt Richebächer
Die guten Nachrichten über die US-Wirtschaft mehren sich. Die
internationalen Medien sind überfüllt mit Artikeln, die feststellen,
dass die US-Wirtschaft mit schnell steigenden Unternehmensgewinnen
nach vorne prescht. Aber weder die US-Börsen noch der Dollar haben
davon in den letzten Wochen profitieren können. Wenn man Händler
fragt, dann können die einem dafür keinen plausiblen Grund geben. Es
gibt zwei sehr einfache mögliche Erklärungen: Zunächst einmal die,
dass die wirtschaftlichen News gut sind, aber nicht gut genug, um die
sehr hohen Erwartungen zu erreichen. Die zweite Erklärung ist die,
dass die Bullen bereits voll investiert sind.
Besser als erwartete wirtschaftliche News kommen aus anderen Teilen
der Welt. Asien, das für 24 % der weltweiten Wirtschaftsleistung
verantwortlich ist, konnte im gerade abgelaufenen Jahr ein
Wirtschaftswachstum von voraussichtlich 7,7 % erzielen. Bis auf Japan
brummen die asiatischen Volkswirtschaften, und sie übertreffen vom
Wachstum her die USA. Der Tiger in dieser Gruppe ist China, wo das
erwartete Wirtschaftswachstum für 2003 bei 11,5 % liegt. All diese
asiatischen Länder haben hohe nationale Sparraten und bei allen ist
das Niveau der Bruttoinvestitionen hoch (durchschnittlich 22-23 % des
BIP).
Die Eurozone, die für 18 % der weltweiten Wirtschaftsleistung
verantwortlich ist, hat das letzte Jahr mit voraussichtlich lediglich
0,5 % Wachstum beendet. Aber sowohl die Ersparnisse als auch die
heimischen Bruttoinvestitionen lagen im Durchschnitt bei ordentlichen
20-21 % des BIP.
Jetzt zu den USA: Auf den ersten Blick sieht das
US-Wirtschaftswachstum beeindruckend aus. Schließlich betrug das
Wachstum im dritten Quartal 8,2 % - das wurde von vielen Kommentatoren
als das stärkste Wachstum seit 1984 gepriesen.
Für mich lässt diese Zahl mehr Fragen offen, als sie beantwortet.
Zunächst einmal will ich festhalten, dass diese 8,2 % ein aufs Jahr
hochgerechneter Wert sind. Es bedeutet also nicht, dass im gesamten
Jahr 2003 ein solches Wachstum erzielt wurde.
Und dann ist es allgemein akzeptiert, dass eine nachhaltige und
ausreichend starke Erholung nur dann möglich ist, wenn sich die
Investitionen erholen. Und die Unternehmensinvestitionen sind im
zweiten Quartal um 7,3 % und im dritten Quartal um 11 % gestiegen. Das
sind beeindruckende Zahlen. Aber auch hier sollte man bedenken, dass
das aufs Jahr hochgerechnete Zahlen sind. Der tatsächliche Wert für
das Quartal lag bei 1,8 % und 2,75 % Plus.
Aber viel wichtiger ist, dass es zu statistischen Tricksereien
gekommen ist. Das betrifft die IT-Investitionen. Die sind künstlich
hochgerechnet: Jeder Dollar, der im IT-Bereich investiert wird, geht
mit sage und schreibe 8 Dollar in die Berechnung der IT-Investitionen
ein! Der Grund ist, dass die Preisrückgänge im IT-Sektor
herausgerechnet werden sollen. Das führt dazu, dass sich ein kleiner
Anstieg der IT-Investitionen dank der Multiplikation um Faktor 8 sehr
stark bei der Berechnung der gesamten Investitionen auswirkt! Soviel
zur so hoch gelobten"Erholung".
Denn diese angeblichen Zuwächse bei den Investitionen und beim BIP
beruhen auf fiktiven Dollar, die niemand gezahlt und niemand erhalten
hat. Offensichtlich erhöhen solche fiktiven Dollar die Gewinne nicht.
Um es kurz und knapp zu sagen: Die angebliche starke Erholung der
US-Investitionen ist ein weiteres Wunder der Bullen, dem jede
ernsthafte Substanz fehlt.
Angesichts dieser Tatsache scheint es wahrscheinlich zu sein, dass die
amerikanische"Erholung" im laufenden Jahr weder ausreichend robust
noch stetig genug sein wird, um ein selbst tragendes
Wirtschaftswachstum der US-Wirtschaft zu ermöglichen.

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