- B.Wien`s (MorganSt.) war mit seinem unkonventionellen Ausblick recht erfolgreich - kizkalesi, 04.01.2004, 11:29
B.Wien`s (MorganSt.) war mit seinem unkonventionellen Ausblick recht erfolgreich
--><font size="5">Ăberraschend erfolgreich</font>
<font size="4">"US-Börsenorakel" Byron Wien und sein Jahresausblick von 2003 - eine Bilanz</font>
NĂ€chste Woche kommt sein unkonventioneller Ausblick fĂŒr 2004
Frankfurt - AlljĂ€hrlich Anfang Januar lauscht die Wall Street seinen Worten. Byron Wien, altgedienter Chefstratege der Investment Bank Morgan Stanley, veröffentlicht dann seine Liste der"Ăberraschungen des neuen Jahres". Darin tauchen Ereignisse auf, die seiner Meinung nach im kommenden Jahr eintreten werden, vom Markt jedoch als unwahrscheinlich eingestuft werden.
Die einen belĂ€cheln, was er sich seit 1986 Jahr fĂŒr Jahr ausdenkt. Die anderen nehmen es als Inspiration. Im zu Ende gegangenen Jahr jedenfalls kann sich jeder glĂŒcklich schĂ€tzen, der seinen gewagten Prognosen vom Jahresanfang folgte und an den FinanzmĂ€rkten danach handelte."Ich hatte ein gutes Jahr", lobt sich Wien selbst.
Der Analystenveteran sagte fĂŒr 2003 ein starkes Wachstum der amerikanischen Wirtschaft von vier Prozent voraus. Treffer. Die voraussichtlich 3,1 Prozent lagen zwar leicht unter seiner Zielvorgabe, aber weit ĂŒber den Prognosen der meisten anderen Experten.
Den Nikkei-Index sah er auf 11 000 Punkte steigen. Treffer. Im September und Oktober ĂŒbersprang das japanische Börsenbarometer die Marke und schloss auch am Jahresende nur knapp darunter.
Der Immobilien-Boom in den USA schien ihm anzuhalten. Treffer. Nach wie vor sind die Preise auf hohem Niveau, und ein Ende des Booms zeichnet sich nicht ab.
Die Biotechindustrie hielt er fĂŒr ein wieder lohnendes Investment. Treffer. Die Aktien des Sektors gehörten in den vergangenen Monaten zu den Highflyern.
Brasilien wĂ€hnte er als AnfĂŒhrer eines neuen Aktienaufschwungs in SĂŒdamerika. Treffer. Der Boom hat inzwischen sogar einen Namen: Lula-Hausse.
Der Ă-lpreis sollte bei 30 Dollar bleiben. Treffer. GegenwĂ€rtig pendelt der Preis fĂŒr das Barrel genau bei dieser Marke. Der Durchschnitt des Jahres 2003 lag bei rund 28 Dollar.
In einem Punkt jedoch leistete Wien sich eine grandiose Fehlprognose."Angesichts eines massiven US-MilitĂ€raufgebots an seinen Grenzen und des verstĂ€rkten Drucks der UN-Waffeninspektoren wird sich Saddam Hussein entscheiden zurĂŒckzutreten und in Libyen Asyl suchen", schrieb er vor zwölf Monaten. Damit hatte er Saddam völlig falsch eingeschĂ€tzt.
Oder doch nicht?"Als ich meine Prognose machte, sagten alle, ich liege falsch, weil Saddam keine Angst habe zu sterben", rechtfertigt Wien heute seine damalige EinschÀtzung."Ich glaube jedoch, dass er ein Feigling ist - und am Ende hat sich gezeigt: Er ist ein Feigling", sagt er mit Blick auf die UmstÀnde seiner Festnahme."Er hat sehr wohl Angst vor dem Tod."
Der Irak-Krieg war auch die Ursache dafĂŒr, dass andere Details seiner Vorhersage nicht eintraten. So sah er die AktienmĂ€rkte im ersten Halbjahr um 25 Prozent steigen und sich in der zweiten HĂ€lfte konsolidieren. Es kam eher umgekehrt: In den ersten Monaten ging es noch einmal dramatisch bergab, und erst seit dem Sommer sind die Kurse in die Höhe geschossen. Mit einem frĂŒhzeitigen RĂŒcktritt Saddams und ohne den Irak-Krieg im MĂ€rz und April hĂ€tte der Verlauf möglicherweise anders ausgesehen. Letzten Endes, aufs gesamte Jahr gesehen, hatte er dennoch Recht. Von Januar bis Dezember 2003 stieg der Dow-Jones-Index um ziemlich genau 25 Prozent.
Doch so hervorragend Wiens Prognosen zu Wirtschaft und AktienmÀrkten waren, so schlecht lag er bei Personalfragen - nicht nur bei Saddam Hussein. Offenbar fÀllt es einem Analysten eben leichter, das Sentiment des Marktes nachzuempfinden, als sich in die Köpfe wichtiger Personen zu versetzen.
So glaubte er auch Bundeskanzler Gerhard Schröder am Ende."Weil er einen Vertrauensverlust spĂŒrt, tritt er zurĂŒck", weissagte er Anfang 2003. Er hat offenbar dessen Durchhaltewillen unterschĂ€tzt, denn Schröder regiert weiter.
Der Vertrauensverlust, der zweifellos vorhanden ist, scheint ihm egal zu sein.
Falsch lag Wien auch bei einer Frau: Hillary Clinton. Er glaubte, dass sie ihren Hut fĂŒr den Kampf um das PrĂ€sidentenamt in den Ring wirft. Doch Hillary konkurriert zwar mit George W. Bush um die TruthĂ€hne bei Thanksgiving in Bagdad. In Washington rĂŒttelt sie jedoch noch nicht am Zaun des WeiĂen Hauses. SchlieĂlich misslang Wien auch noch die Prognose zu einem WeggefĂ€hrten, der noch lĂ€nger als er selbst an der Wall Street das Geschehen beherrscht: Alan Greenspan. Auch ihn sah er 2003 aus dem Amt scheiden."Ich dachte, er sei frustriert ĂŒber seinen Job", sagt Wien heute.
Dem war aber offensichtlich nicht so."Aber ich sehe ihn eigentlich jedes Jahr zurĂŒcktreten", nimmt sich Wien selbstironisch aufs Korn und lacht:"Vielleicht ist es ja dieses Jahr so weit."
Wir werden sehen. In der kommenden Woche wird Wien seine Liste mit den Ăberraschungen des Jahres 2004 veröffentlichen. Vielleicht beschrĂ€nkt er sich ja diesmal auf das, was er offenbar gut kann: MĂ€rkte einschĂ€tzen. Fhs
<ul> ~ hier der Rest der Bilanz im Original</ul>

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