- The Daily Reckoning - New Year's Resolutions, Part I (Bill Bonner) - Firmian, 05.01.2004, 20:11
- Dt. Fassung - Firmian, 05.01.2004, 20:13
- Re: Dt. Fassung - Danke und Gruss (owT) - Tofir, 05.01.2004, 20:32
- Dt. Fassung - Firmian, 05.01.2004, 20:13
Dt. Fassung
-->Ein letzter Rückblick auf 2003
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich habe soviel über 2003 geschrieben, dass mir schon langweilig wird,
wenn ich nur daran denke. Aber dennoch will ich noch einmal auf das
vergangene Jahr zurückkommen, bevor ich meine Aufmerksamkeit den
Jahren zuwende, die vor uns liegen (siehe unten...).
Die große Rezession/Korrektur/Bärenmarkt nahm im letzten Jahr eine
Auszeit. Das war eigentlich nicht besonders überraschend; der Bär ist
ein guter Hirte. Er liebt seine Schafe so sehr, dass er sie nicht alle
auf einmal fressen kann.
Die Fed hat das gemacht, was die Fed normalerweise macht - sie hat die
Dinge verschlechtert, indem sie mehr und billigere Dollar angeboten
hat, einer Welt, die davon schon mehr als genug hat.
Und die Investoren? Die armen kleinen Lämmer dachten, dass das wie die
Wiederkehr des Heilands war... eine Erlösung von all ihren Schulden
und finanziellen Problemen. Die Zahl der Arbeitsplätze war knapp. Aber
Häuser und Hypotheken waren zahlreich vorhanden. Also was machte es
schon aus, dass die Hypotheken und Schulden sie langfristig ärmer
machten? Langfristig sind wir ohnehin alle tot!
Die schlimmsten Aktien - die Hightechs - waren voll von
leidenschaftlicher Intensität. Während die besten Aktien mit ihren
Kursgewinnen kaum den Effekt des fallenden Dollar ausgleichen konnten.
Der Dollar beendete das Jahr gegenüber dem Euro auf einem
Allzeit-Tief. Und auf einem 11-Jahres-Tief gegenüber dem britischen
Pfund. Gegenüber seinem kanadischen Cousin fiel er auf ein
10-Jahres-Tief.
Der Rückgang des Dollar hat den Wert der US-Aktien und US-Immobilien
in den letzten 2 Jahren um 40 % verringert - was die Amerikaner rund
10 Billionen Dollar im Jahr 2002 und weitere 10 Billionen Dollar im
Jahr 2003 gekostet hat. Die Immobilienpreise stiegen um fast 10 %...
aber der Dollar fiel doppelt so schnell. Die Amerikaner, die ihren
Reichtum in Dollar messen, haben das letzte Jahr tief verschuldet
beendet. Aber wen kümmerte das schon?
Und Gott sei Dank, dass es die Chinesen gibt. Während die Amerikaner
denken, dass sie dadurch reich werden können, dass sie Dinge kaufen,
die sie sich nicht leisten können, denken die Chinesen, dass sie reich
werden können, wenn sie ihren überschuldeten Kunden Geld leihen. Ohne
das Geld der chinesischen Zentralbank würden die Zinsen in den USA
steigen. Natürlich werden die Chinesen aber früher oder später zur
Besinnung kommen. Aber wer weiß, wie die Welt bis dahin aussehen wird?
Inzwischen ist das Gold die ganze Zeit über weiter gestiegen, so als
ob irgendjemand irgendwo etwas wüsste.
Und jetzt ist ganz bestimmt ein klärender Moment nahe. Sicherlich kann
das so nicht sehr viel länger weitergehen...
Während ich auf"das Ende" warte, gebe ich an Eric weiter, für mehr
News:
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Montag, 5. Januar 2004
Und auch von mir ein letzter Rückblick auf 2003...
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
Auch ich möchte noch einmal kurz auf das Jahr 2003 zurückblicken. Der
Dow Jones beendete das letzte Jahr mit einem Zuwachs von mehr als
2.000 Punkten oder 25 %, während der S&P 500 und auch der Russell 2000
Index (für Small Caps) ähnlich hohe Gewinne vorweisen konnten. Der
Nasdaq-Composite hingegen lag mit 50 % Plus an der Spitze - das erste
Mal seit fast zwei Jahren erreichte er wieder das Niveau von 2.000
Punkten.
Wenn man das gewusst hätte, dann wäre es im letzten Jahr am besten
gewesen, Aktien an der Nasdaq zu kaufen. Aber wer hätte das schon
wissen können, dass die spekulativeren Hightech-Aktien besser als die
Blue Chips abschneiden würden? Wer hätte schon damit gerechnet, dass
die Aktien der niedrigsten Qualität, die Aktien der Unternehmen mit
den größten Schulden die meisten Kursgewinne vorweisen können?
"Der größte Gewinner im Nasdaq 100 Index war der Titel Research In
Motion, der über 412 % gewann", so CBSMarketwatch."Der zweitgrößte
Gewinner war ATI Technologies, die ein Plus von 228 % vorweisen
können." Dank Gewinnen wie diesen konnte sich der Nasdaq mit einem
Jahresendstand von 2.003 Punkten gegenüber dem Tief von Mitte Oktober
2002 (1.108 Zähler) fast verdoppeln.
Nach einem so sensationellen Jahr könnte das größte Problem des
Aktienmarktes seine scheinbare Perfektion sein. Die meisten Investoren
erwarten, dass die Wirtschaft in den USA stark wachsen wird und dass
die Aktienkurse weiter steigen werden. Aber genau dann, wenn die
Erwartungen am höchsten sind, sind die Aktienkurse gegenüber
Enttäuschungen am anfälligsten.
"Vor einem Jahr hat sich Amerika sehr verändert. Vor genau einem Jahr
waren Aktien extrem unbeliebt, und es waren Anleihen, die so sexy und
heiß wie Rio de Janeiro waren. Die Aktieninvestoren hatten Angst, dass
aus den drei Verlustjahren vier werden würden", das schrieb ich hier
im Investor's Daily letzten Freitag. Und weiter:"Heute befinden sich
die Investoren in exakt der entgegen gesetzten Situation. Aktien sind
heiß, und Anleihen haben bestenfalls Raumtemperatur. Und fast jeder
erwartet, dass die Aktien weiter steigen und die Anleihenkurse fallen
werden (was steigende Zinsen bedeuten würde)."
"Denn fast jeder rechnet damit, dass 2004 den USA ein starkes
Wirtschaftswachstum bringen wird, und kaum jemand befürchtet, dass der
Rückgang des Dollars zu einem freien Fall werden wird. Ich hoffe, dass
"jeder" Recht hat. Aber ich wäre nicht überrascht, wenn ich überrascht
würde."
Leider tendieren Aktien dazu, zu fallen, nachdem sie gestiegen
sind... wie sie auch dazu tendieren, zu steigen, nachdem sie gefallen
sind...
Ich blicke noch weiter zurück, an den Jahresbeginn 2003. Damals hatte
ich über das Jahr 2002 geschrieben:"Jetzt, wo der Feldzug des Jahres
2002 endlich vorüber ist, ist es Zeit, das Schlachtfeld zu begutachten
und die Verluste zu zählen. Der Dow Jones fiel um 17 %, der S&P 500 um
24 % und der Nasdaq um 32 %... und die Blue Chips fielen damit das
dritte Jahr in Folge. Das ist das erste Mal seit 1939-1941, das so
etwas passierte... und damals war Alan Greenspan noch ein kleiner
Junge, der von der spektakulären Spekulationsblase träumte, die er
einmal schaffen würde, 6 Jahrzehnte später. Das Blutbad des letzten
Jahres war bei den Halbleitertiteln besonders schlimm: Der SOX-Index
der Halbleitertitel fiel um 44 %, und alle 17 in diesem Index
enthaltenen Titel fielen. Intel, der größte Wert des SOX, verlor im
Jahr 2002 rund 50 %. Werden die Probleme des Technologiesektors
niemals enden?"
Die Antwort wäre"doch", denn der SOX-Index legte im Jahr 2003 75 %
zu, und die Intel-Aktien haben sich mehr als verdoppelt (wenn man die
letzten beiden Jahre zusammennimmt, dann hat der SOX nur 2 % verloren
und Intel hat 2 % gewonnen - eine Festgeldanlage hätte mehr
herausgeholt). Auch der Dow Jones erholte sich von seiner Malaise des
Jahres 2002. 2002 beendeten nur 3 von 30 im Dow Jones enthaltenen
Aktien das Jahr mit einem Gewinn. Aber 2003 waren es 25 von 30. Und 96
der 100 im Nasdaq 100 enthaltenen Aktien beendeten das Jahr mit
Zuwächsen.
Ganz offensichtlich: Die miserable Stimmung des Jahres 2002, die dazu
führte, dass Bären weit verbreitet waren, führte zu den Kursgewinnen
des letzten Jahres. Aber zu was wird die sehr optimistische Stimmung
des Jahres 2003 führen? Wie ich bereits gesagt habe... die
Aktienkurse tendieren dazu, zu fallen, nachdem sie eine Zeitlang
gestiegen sind... besonders dann, wenn die Währung, in der sie
notieren, 20 % pro Jahr verliert.
Der Goldpreis hat im letzten Jahr übrigens 68 Dollar zugelegt, er ging
mit 416,10 Dollar pro Feinunze aus dem Handel. Im Jahr 2002 hatte er
bereits 66 Dollar zugelegt. Laut Bloomberg ist das der größte
2-Jahres-Gewinn seit 1979/80.
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Montag, 5. Januar 2004
Das ist eine Bärenmarkt-Rally!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner back in rural, forgotten
France...
*** Die indische Volkswirtschaft boomt. Sie wuchs im zweiten Quartal
2003 um 8,4 %.
*** In Kalifornien stiegen die Preise für Einfamilienhäuser im letzten
Jahr um 17 %. Der Median der Hauspreise liegt bei 369.500 Dollar - und
das ist für 75 % der Einwohner dieses Bundesstaates unerschwinglich.
***"Die Schulden liegen heute bei 360 % des BIP", so Hugh Hendry.
"Nicht nur in den USA, sondern überall. Wir sind nicht vorbereitet auf
einen Anstieg der Ersparnisse."
"Wenn die Fed mit ihrer Wiederbelebung der Inflation Erfolg hat, dann
wird der Dow Jones bis auf 10.500 Punkte steigen... im Jahr 2020."
"Das andere Szenario: Der amerikanische Aktienmarkt hat bereits heute
eine Markkapitalisierung, die so hoch wie das US-BIP ist. Die Schulden
liegen bei 360 % des BIP. (...) Wenn die Wirtschaftserholung so
weitergeht, dann zeigt die Geschichte, dass die Rendite der 10jährigen
US-Staatsanleihen auf 6 bis 7 % steigen sollte. Aber der hohe
Schuldenstand kommt mit so hohen Zinsen nicht klar - denn die
Wirtschaft ist von den Konsumabgaben abhängig, und die Konsumenten
haben hohe Hypotheken. Das ist der Grund, warum die Fed versucht, die
langfristigen Zinsen niedrig zu halten... das ist eine
Bärenmarkt-Rally."
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Montag, 5. Januar 2004
Vorsätze fürs Neue Jahr, Teil 1
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Meine Administration macht Amerika sicherer, reicher und besser. Wir
nehmen die Herausforderungen unserer Zeit an", so George W. Bush in
seiner Botschaft zum Jahresende 2003.
"Unsere Armee ist - unterstützt durch unsere Alliierten - gegen die
terroristischen Feinde auf der Welt in der Offensive. Saddam Hussein
ist nicht mehr an der Macht, und wir jagen Al Qaeda-Führer und
Terrorzellen und bringen sie vors Gericht. In Afghanistan und im Irak
sind 50 Millionen Menschen von Tyrannei befreit worden, und unser
Vaterland ist sicherer gemacht worden."
"Damit die Leute Arbeit finden können, habe ich ein Paket zur
Stimulierung der Wirtschaft vorgeschlagen. Unsere Steuersenkungen
haben den Leuten das Geld, das sie selbst verdient haben,
zurückgegeben. Sie müssen das in unsere Wirtschaft stecken, die wieder
wächst und beginnt, neue Jobs zu schaffen, aber wir werden nicht ruhen
bis jeder, der einen Job will, einen stabilen, produktiven Job finden
kann."
"Unser Land ist besser dran, weil wir historische Bildungsreformen
durchgeführt haben, die allen unseren Kindern eine Qualitäts-Bildung
bieten werden, was damit beginnt, dass jedem Kind das Lesen
beigebracht wird. Wir haben ein hartes Thema aufgegriffen und ein
Versprechen an die Senioren erfüllt, indem wir ihnen allen das
Verschreiben von Rezepten ermöglichen und weitere Möglichkeiten in
einem stärkeren Gesundheitssystem."
Die Amerikaner sind zu Beginn des Anno Domini 2004 eine glückliche und
zufriedene Rasse - aber in einer Revolte gegen das Schicksal. Die
Beschreibung des US-Präsidenten mag nicht akkurat sein, aber
wahrscheinlich ist sie nicht weit entfernt von dem, was die meisten
Amerikaner glauben. Sie haben wenig Zweifel daran, dass sie die
Wüstenstämme von einer Tyrannei befreit haben... Sie machen sich
wegen des schwachen Dollars keine Sorgen; sie bemerken das kaum. Und
auch die größten Defizite der Geschichte, die drückendsten Schulden
oder das höchste Pleiteniveau scheinen sie nicht zu kümmern; sie
verschulden sich immer weiter und denken, dass sie reich werden. Sie
unterstützen sogar den größten Anstieg der Bürokratie seit Franklin
Roosevelt... und das alles im Namen der Freiheit!
Einige Leser(innen) des Investor's Daily denken von Zeit zu Zeit, dass
Sie in meinen Reflexionen eine anti-amerikanische Haltung entdecken.
Ich weise das von mir, sondern verweise nur auf Fakten.
"Ich denke, Ihr Amerikaner macht einen Fehler", begann gestern meine
Unterhaltung mit einem grauhaarigen Franzosen."So wie ich es
verstehe, nutzt Ihr eine Art 'Fliegenpapier-Strategie' im Irak. Die
Idee ist demnach, den Feind dahinzulocken, wo man die Kampfbedingungen
kontrollieren kann. Dafür gibt es zwei große Beispiele in der
französischen Militärgeschichte. Und beide gingen nicht besonders gut
aus."
"Zum Beispiel die Schlacht von Alésia. Da war es der gallische
Anführer Vercingetorix, der sein Lager auf der Spitze eines Hügels
befestigte. Er wollte Cäsar zwingen, zu ihm zu kommen... und wenn die
Römer den Hügel hinauf angegriffen hätten, dann wären sie von anderen
gallischen Stämmen im Rücken angriffen worden."
"Das funktionierte fast. Aber Cäsar bemerkte den Plan und brachte
germanische Stämme, die ihn unterstützten, heran. Während die Gallier
die Truppen von Cäsar umzingelten, wurden sie selbst von den Germanen
umzingelt. Cäsar gewann."
"Und dann versuchten wir bei Dien Bien Phu, diese Strategie
anzuwenden. Da - wie im Irak - war es das Problem, dass der Feind frei
im Land herumwandern konnte und angreifen konnte, wo er wollte. Wir
mussten ihn stellen und ihn zwingen, in einer konventionellen Schlacht
zu kämpfen - denn da waren wir sicher, dass wir gewinnen würden.
Deshalb zogen wir unsere Truppen im Tal von Dien Bien Phu zusammen,
und wir luden die Kommunisten ein, anzugreifen. Nun, das taten sie
auch. Aber wir hätten nie gedacht, dass sie Artillerie dahin
transportieren würden. Aber genau das taten sie. Und wir saßen unten
im Tal."
"Vielleicht sind die Amerikaner besser, als wir es waren. Vielleicht
machen die Fehler, die andere gemacht haben, ihnen nichts aus. Ich
weiß es nicht..."
Wir werden es herausfinden. Wenn es einen Trick gibt, wie man die
Natur betrügen oder den Göttern trotzen kann... dann werden die
Amerikaner ihn finden. Andernfalls werden sie unter den Konsequenzen
ihrer Fehler leiden müssen, so wie das bei allen Sterblichen der Fall
ist."
Die Amerikaner haben Neujahr in den Spiegel gesehen, und das, was sie
sahen, gefiel ihnen. Sie denken, dass sie überlegene Menschen im
Spiegel gesehen haben... mit einem überlegenen System... Männer mit
so großen Füßen, dass sie nicht in die Fallen des Lebens treten
werden. Die amerikanischen Volkswirte haben früher einmal die
Deutschen und die Japaner bewundert... jetzt, wo es keinen mehr gibt
als sich selbst, zu dem sie aufblicken können, tun sie genau das, mit
doppelter Verehrung und dreifacher Treue.
Wir nähern uns jetzt dem vierten Jahr der großen Korrektur Amerikas.
Diese Korrektur war bis jetzt so mild, dass sie überhaupt nicht wie
eine Korrektur erscheint. Nur sehr wenig ist korrigiert worden. Die
Fehler bestehen nicht nur weiter, sondern sie sind sogar schlimmer
geworden. Die Strategie der Fed hat die Konsumenten so ins
Schuldenloch geführt, dass sie da vielleicht nie wieder herauskommen.
Die Konsumenten geben immer mehr aus - selbst in der letzten kleinen
Rezession stiegen die Konsumausgaben weiter. Die Defizite werden
größer. Investieren wir durch Spekulation ersetzt. Kredite ersetzen
Ersparnisse. Amerikanische Jobs gehen nach Übersee. Der Dollar fällt.
Die Amerikaner scheinen sich nicht vorstellen zu können, dass die
Dinge schief laufen könnten. Sie kaufen immer noch Aktien mit einem
KGV von 30, sie sind zuversichtlich, so als ob es kein Dien Bien Phu
oder kein Alésia in ihrer Zukunft geben wird.
Mehr dazu demnächst...

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