- The Daily Reckoning - Bad Bets (Bill Bonner) - Firmian, 07.01.2004, 14:35
- Dt. Fassung - Firmian, 07.01.2004, 14:36
- Re: Dt. Fassung - Koenigin, 07.01.2004, 18:53
- Re: Dt. Fassung - mit Dank gelesen! Gruss (owT) - Tofir, 07.01.2004, 23:43
- Re: Dt. Fassung - Fortsetzung von"Gott würfelt nicht" - Firmian, 08.01.2004, 19:43
- Re: Dt. Fassung - Fortsetzung von"Gott würfelt nicht" - Firmian, 09.01.2004, 19:31
- Danke nochmals für die Übersetzung! (owT) - daxput, 09.01.2004, 20:41
- Re: Dt. Fassung - Fortsetzung von"Gott würfelt nicht" - Firmian, 09.01.2004, 19:31
- Dt. Fassung - Firmian, 07.01.2004, 14:36
Dt. Fassung
-->Alan Greenspan und Ben Bernanke in den Schlagzeilen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Alan Greenspan und Ben Bernanke sind wieder in den Schlagzeilen. Die
beiden Fed-Gouverneure hatten letztes Wochenende Reden gehalten.
Die große Story an den Finanzmärkten des Jahres 2003 war der Verfall
des Dollar - was die anderen Trends klein aussehen ließ. Alle
US-Vermögensanlagen werden in Dollar notiert. Und wenn der Gesamtwert
aller Vermögensanlagen 50 Billionen Dollar beträgt - so die Schätzung
von Warren Buffett -, dann haben die Amerikaner im letzten Jahr 10
Billionen Dollar verloren (denn der Dollar hat gegenüber Gold und Euro
rund 20 % verloren). Und im Jahr davor sah es ähnlich aus. Aber weder
Greenspan noch Bernanke kümmern sich darum... und sie fragen sich
nicht, was das bedeuten könnte.
"Es gibt genug Beweise, zumindest vorläufige, für die Annahme, dass
unsere Strategie des Herangehens an die Konsequenzen der
Spekulationsblase und nicht zuvor an die Spekulationsblase selbst
erfolgreich war", so Alan Greenspan in seiner gewohnt umständlichen
Weise beim jährlichen Treffen der"American Economic Association".
Der Erfolg zeigt sich nach Ansicht des Fed-Vorsitzenden an der
"außergewöhnlich" milden Korrektur, auf die die extravaganteste
Spekulationsblase gefolgt ist, die die Welt je gesehen hat. Trotz
Terrorattacken, Aktienmarktskandalen und Kriegen bleiben die
Konsumenten weiter auf Kurs Richtung Armenhaus. Mister Greenspan hat
es nicht erwähnt - aber als er sein Amt angetreten hat, musste der
durchschnittliche Amerikaner 75 % Prozentpunkte seines Einkommens für
seine laufenden Verpflichtungen wie Hypothekenzahlungen,
Versicherungen etc. ausgeben. Heute sind es 85 %.
Greenspan räumte ein, dass er die Zinsen hätte erhöhen können, um die
Spekulationsblase anzustechen. Aber das hätte eine wirkliche Korrektur
bedeutet, anstatt der Schein-Korrektur, die wir gesehen haben. Ein
fallender Aktienmarkt"hätte die gesamte Wirtschaft mit sich fallen
lassen", warnte Greenspan.
Der Fed-Vorsitzende erklärte nicht, warum es gut war, dass eine
Verringerung der Schulden der Konsumenten vermieden wurde. Und er
erklärte auch nicht, wie diese Schuldenlast eines Tages ohne Korrektur
erleichtert werden könnte... und was passieren wird, wenn diese
Schuldenblase irgendwann einmal platzen wird. Und er reflektierte auch
nicht darüber, was passieren würde, wenn die Ausländer das Vertrauen
in den Dollar verlieren würden.
Aber Ben Bernanke wurde in Bezug auf diese Punkte etwas konkreter. Er
sagte, dass das Risiko einer Dollarkrise"sehr gering" sei.
Stattdessen sieht Bernanke Probleme bei der Inflation: Denn die sei
noch nicht hoch genug. Die Inflationsrate"ist am unteren Rand der
akzeptablen Bandbreite", sagte er, und er erklärte, warum die Fed die
Inflation nach oben - und nicht nach unten - bewegen will.
Diese Bemerkungen haben die amerikanischen Gläubiger in der Welt näher
in Richtung einer"Dollarkrise" gebracht."Der Dollar fällt nach den
Bemerkungen von Bernanke gegenüber dem Euro auf ein Rekordtief", so
Bloomberg.
Real gesehen verlieren die Amerikaner derzeit so schnell wie nie seit
der Weltwirtschaftskrise an Einkommen. Wie schade, dass es keiner
erwähnt.
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Dienstag, 6. Januar 2004
2003: Goldminenaktien +68 %, Hightechs +66 %
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Mein Kollege Addison Wiggin hat es noch nicht zurück aus dem Urlaub
geschafft. Deshalb müssen Sie heute mehr von mir ertragen.
*** Was ist mit den japanischen Aktien? Ist es Zeit, zu kaufen - nach
13 Jahren Bärenmarkt? Vielleicht. Aber vielleicht sollte man auch noch
warten, bis man eine vernünftige Dividendenrendite und einstellige
Kurs-Gewinn-Verhältnisse sieht.
*** Im letzten Jahr sind die Technologieaktien um 66 % gestiegen. Aber
Goldminenaktien sind um 68 % gestiegen. Welche von beiden Kategorien
wird dieses Jahr steigen? Ich werde mein Geld auf die Goldminenaktien
setzen.
*** Mein Freund Byron King schreibt:"Von den weisen Männern bei der
Fed bis zu den Schnäppchenjägern bei Wal-Markt - diese Wirtschaft (der
USA) ist zu weit gegangen, um die unglückseligen Trends umkehren zu
können. Wir sind mittendrin, außer man war vielleicht vorausschauend
genug und hat in Übersee ein Konto eröffnet oder zwei, und etwas Gold
beiseite gelegt."
Und Byron weiter:"Als John Steinbeck im Jahr 1939 'The Grapes of
Wrath' veröffentlichte, da erzählte er die Geschichte der
amerikanischen Familie Joad, die mitten in einer Dürrekrise von ihrem
Land vertrieben wurde. (...) Aber dieses Buch war auch eine
Geschichte der Hoffnung, denn es gab zumindest die Möglichkeit eines
besseren Lebens in einem anderen Land."
Was ist die moderne Version dieser Geschichte? Ich denke, die Fed hat
zu viele Dollar gedruckt, um die Staatsausgaben der US-Bundesregierung
zu finanzieren - und die erinnert an die ausgabefreudigen ägyptischen
Pharaonen. Diese überschüssigen Dollar gingen nach Übersee, wegen der
ungezügelten Konsumleidenschaft der Amerikaner. Das könnte man als die
amerikanische Version dessen bezeichnen, was Papst Johannes Paul II.
den"Kult des radikalen Individualismus" genannt hat. In der modernen
Version der Steinbeck-Geschichte verlieren die Leute ihre Häuser und
ihr Land nicht wegen einer Dürre, sondern wegen ihrer Schulden und
wegen Steuern, die sie nicht bezahlen können. Und wenn dann diese
Leute in ihre Geländewagen steigen und auf den Highways fahren, dann
fahren sie nach... hm... ja wohin?
"Die Joad Familie ging nach Westen, bis nach Kalifornien, wo sie
Pfirsiche pflückten, aber ist das heute ein Job für die arbeitslosen
Investmentbanker, Hypothekenbanker, Grafikdesigner oder
Software-Programmierer? Sind dafür Millionen Amerikaner zum College
gegangen? Kaum. Nein, ich glaube, die modernen Joad-Familien der
Zukunft werden bis zur nächsten Wahl warten und dann für den Mann
(oder die Frau?) stimmen, die ihnen 'gute Arbeit zu gutem Lohn'
verspricht (...). Vielleicht übertreibe ich. Es ist schwierig, die
Zukunft vorherzusagen, aber wenn ich herausfinde, was passiert, dann
werde ich es Ihnen mitteilen."
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Dienstag, 6. Januar 2004
Gott würfelt nicht!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Letztes Jahr schrieb ich im Investor's Daily:"Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts überraschte Albert Einstein die Welt mit seiner
Relativitätstheorie. Plötzlich gab es keine fixen Positionen mehr;
alles schien... lose. Alles ist relativ, sagten die Leute. Plötzlich
war nichts mehr dies oder das, richtig oder falsch, hier oder dort.
Und dann kam Heisenberg mit seinem Prinzip der Unbestimmtheit, und
selbst Einstein hatte genug. Heisenberg sagte, dass es nicht nur keine
absoluten Größen geben würde - sondern man würde sie noch nicht einmal
erkennen können, selbst wenn es sie gäbe. Er betonte, dass alles in
Bewegung ist; man könne entweder den Ort oder die Geschwindigkeit
eines Objektes bestimmen, aber nicht beides. Und der zeitliche Prozess
des Herausfindens würde schon die Ergebnisse ändern!" Dieses Thema
möchte ich heute fortführen:
"Gott würfelt nicht", protestierte Einstein. Nach Einstein und
Heisenberg hatte die Welt begonnen, wie ein großes Würfelspiel
auszusehen. Man rollt den Würfel und hofft das Beste; was sonst konnte
man tun?
Heute hören wir überall die Würfel rollen. Die Leute schütteln die
Würfel für einen weiteren Wurf. Was sind die Wahrscheinlichkeiten
dafür... oder dafür... fragen sie sich.
Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein großer Meteorit Manhattan
zerstört, ist - so nehme ich an - ziemlich niedrig. Vielleicht genauso
gering wie die Wahrscheinlichkeit, dass Osama bin Laden den
Friedensnobelpreis bekommt. Alles kann passieren, aber einige Dinge
sind weniger wahrscheinlich als andere. Allerdings warnt uns
Heisenberg - sobald wir versuchen, diese Dinge herauszufinden,
verzerren wir die Wahrscheinlichkeiten.
Das ist die eigenartige Perversität eines Marktplatzes. Sobald die
Leute glauben, dass etwas Bestimmtes passieren wird, sinkt die
Wahrscheinlichkeit, dass man mit dem Setzen auf dieses Ereignis Geld
verdienen kann. Darin liegt der Unterschied zwischen Natur- und
Gesellschaftswissenschaften. Wenn Menschen realisieren, dass ein
bestimmtes Marktereignis bevorsteht, wahrscheinlich oder nicht, dann
ist es bereits so gut wie geschehen. Die Märkte nehmen das Ereignis
voraus, sie"eskomptieren" es, wie es in der Börsensprache heißt. Wenn
die Leute zum Beispiel glauben, dass sie durch den Kauf von Aktien
reich werden können, dann stören sie das Universum - sie kaufen Aktien
und die Kurse steigen. Dann, wenn die Kurse steigen, glauben immer
mehr Leute daran, und die Kurse steigen noch höher. Da dies aber nicht
für immer weitergehen kann, erreichen die Kurse irgendwann ihr Topp -
und das ist fast genau der Punkt, an dem die Leute sicher sind, dass
sie durch den Kauf dieser Aktien reich werden können. Dieser Punkt
wurde in den USA irgendwann zwischen Herbst 1999 und März 2000
erreicht. Eine Art von Wahnsinn hatte Fuß gefasst.
Fast alle Markt-Prognosen für die nächsten drei Jahre, die zu diesem
Zeitpunkt abgegeben wurden, lagen daneben; die überwältigende Mehrheit
ging davon aus, dass die Kurse weiter steigen - und nicht fallen -
würden. Besonders 2002 war das die Ansicht, da Aktien"fast nie drei
Jahre in Folge fallen." Die Staranalysten Abby Cohen, Ed Yardeni,
Louis Rukeyser, James Glassman, Jeremy Seigel und Peter Lynch- all die
großen Namen der 1990er - glaubten immer noch, dass die Aktien steigen
würden, wenn nicht im letzten oder im laufenden Jahr... dann ganz
bestimmt im nächsten. Sie scheinen sich überhaupt nicht bewusst zu
sein, dass ihr eigener Optimismus die Wahrscheinlichkeiten gegen sie
gerichtet hatte. Weil sie den Bullenmarkt Jahr für Jahr hoch geredet
hatten, hatten sie mitgeholfen, die Mütter und Väter davon zu
überzeugen, dass Aktien auf lange Sicht ein fast idiotensicheres
Investment seien. Jetzt wurde bewiesen, dass nichts so gefährlich sein
kann wie Erfolg.

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