- keine Erhöhung der Leitzinsen in Sicht - ackid, 07.01.2004, 23:26
keine Erhöhung der Leitzinsen in Sicht
-->Anleger rechnen mit späten Zinsschritten
07. Januar 2004 Die Spekulation auf rasch steigende Leitzinsen hat einen Dämpfer erhalten. Viele Anleger sind sich anders als noch vor einigen Wochen nicht mehr so sicher, ob die Notenbanken in Amerika und der Euro-Zone schon bald mit den ersten Zinserhöhungen beginnen werden.
Noch Anfang Dezember war das Bild ganz anders: Die Terminkontrakte für Euro-Dreimonatsgeld spiegelten zu dieser Zeit die Erwartung wider, daß die Europäische Zentralbank EZB ihren Leitzins bis Ende 2004 von 2,00 auf 3,25 Prozent erhöhen würde. Inzwischen verheißen die Kurse nur noch eine erwartete Leitzinserhöhung auf 2,50 oder 2,75 Prozent. Dies resultiert unter anderem aus den Vorgaben aus Amerika. Auch dort hat die Spekulation auf stark steigende Leitzinsen deutlich abgenommen. Nach Ansicht von Analysten haben sich die Zinserwartungen in Europa vor allem aber wegen der fortgesetzten Aufwertung des Euro verändert. Seit Anfang Dezember ist die europäische Gemeinschaftswährung von 1,20 Dollar auf bis zu 1,28 Dollar gestiegen.
Spekulationen über den nächsten Schritt
Am Donnerstag verlor der Euro etwas an Wert, weil die Investoren mit gemischten Gefühlen die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am heutigen Donnerstag erwarten. Mit einer Veränderung des Leitzinses rechnet zwar fast niemand, aber die Anleger werden aufmerksam auf den Kommentar des EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet achten. Bisher hat sich die EZB stets gelassen zur Aufwertung des Euro geäußert und sie als angemessen bezeichnet.
Wenn sich an dieser Einschätzung etwas ändern würde, könnte das als ein Schwenk interpretiert werden, der mittelfristig zu einer Intervention gegen den Euro führen könnte oder zu unerwartet niedrigen Zinsen. Dabei spekulieren einige Marktteilnehmer bereits darauf, daß der nächste Zinsschritt der EZB nicht wie von der Mehrheit erwartet nach oben, sondern nach unten gerichtet sein wird.
Rückgang im europäischen Vertrauensindex
"Der starke Euro gibt der EZB zumindest genügend Spielraum, um die Zinsen niedrig zu halten", sagt Stefan Schilbe, Rentenexperte bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Für eine Zinssenkung reiche die Aufwertung aber noch nicht. Erst wenn der Euro für einige Monate deutlich über 1,30 Dollar steige und das zu einer Verschlechterung in den Stimmungsindikatoren führe, sei mit einer Reaktion der EZB zu rechnen.
Einen Vorgeschmack auf eine solche Verschlechterung der Stimmung habe am Mittwoch der Rückgang im europäischen Vertrauensindex gegeben, sagt Ralf Welge, Rentenanalyst bei der Commerzbank. Auch er schreibt der Aufwertung des Euro eine zentrale Rolle zu. Entscheidend sei, wie die EZB den starken Euro beurteile. Wenn sie den derzeit hohen Außenwert ihrer Währung als vorübergehend einschätze, sei mit einer eher restriktiven Geldpolitik zu rechnen. Schätze sie die Aufwärtsbewegung des Euro allerdings als nachhaltig ein, sei mittelfristig sogar eine weitere Zinssenkung denkbar.
http://www.faz.net/s/Rub034D6E2A72C942018B05D0420E6C9831/Doc~E03BDC71A6DAA4F6DBB1CDEAE6EE01E12~ATpl~Ecommon~Scontent.html

gesamter Thread: