- Was wenige wissen: Deutschland hat KaribikstĂŒtzpunkt nahe der Schweinebucht - Taktiker, 09.01.2004, 12:21
Was wenige wissen: Deutschland hat KaribikstĂŒtzpunkt nahe der Schweinebucht
-->09.01.2004
Cayo Ernesto Thaelmann
aspekte auf den Spuren einer DDR-Insel in der Karibik
Juni 1972. Ost-Berlin grĂŒĂt Cuba-Libre! Fidel Castro gleitet durch Ostberliner Jubelmassen. Erich Honecker ist gerĂŒhrt. Der"Maximo Lider" hat eine Landkarte im GepĂ€ck. Darauf findet sich das Eiland"Cayo Ernesto Thaelmann". Es ist ein groĂes Geschenk fĂŒr die sozialistischen BrĂŒder und Schwestern: Eine Insel vor der Schweinebucht, mit einem herrlichen SĂŒdstrand namens"Playa DDR" und ThĂ€lmann-Denkmal. Damals verkĂŒndete es die"Aktuelle Kamera" stolz, Castro hatte"Honni" ein Eiland in der Karibik geschenkt.
Noch heute"DDR"
Die Sensation: Im deutsch-deutschen Einigungsvertrag ist von Cayo Ernesto Thaelmann keine Rede - und so ist die kleine Insel im militĂ€risch streng ĂŒberwachten KĂŒstenstreifen Kubas streng genommen noch heute"DDR". Mehrfach machte Cayo Ernesto Thaelmann in den letzten Jahrzehnten von sich reden: DDR-Schlager-Star Frank Schöbel reiste 1975 auf die Insel und nahm sein Lied"Insel im Golf von Cazzone" auf. Im Jahre 2001 grĂŒnden einige Redakteure der Internet-Zeitung"Thema 1" die Website http://www.ernst-thaelmann.de, auf der der Verkauf und die Parzellierung der Insel angestrebt wird. Sie waren durch einen Artikel im"Neuen Deutschland" aufmerksam geworden.
Zugang zur ThÀlmann-Insel
Und im Jahre 2003 verweigerte Kuba den Zugang zur ThĂ€lmann-Insel - ohne Angabe von GrĂŒnden. Inzwischen ist klar: Die ThĂ€lmann-Statue war im Hurrikan"Mitch" im Oktober 1998 umgefallen. Deutsches Territorium vor Kuba! Was ist daraus geworden? Wir brechen auf zur ThĂ€lmann-Insel. Die Insel liegt in der militĂ€rischen Sperrzone sĂŒdwestlich der Schweinebucht, knapp 24 Kilometer lang und 100 Meter breit. Und sie ist nicht aufgerĂ€umt. Offenbar schĂ€men sich die Behörden. Niemand ist bereit, uns dort hinzubringen. Manolo, der ehemalige WĂ€chter im Nationalpark, erklĂ€rt uns schlieĂlich:"Die ThĂ€lmann-Statue ist (beim Hurrikan) umgefallen und noch nicht wieder aufgerichtet worden. Irgendwann soll das aber passieren oder sie bauen eine Neue auf." Setzen wir unsere Spurensuche also in Deutschland fort. Wir entdecken einzigartige historische Aufnahmen von einer Reise vor mehr als dreiĂig Jahren. Ein DDR-Botschaftsrat und ein schwer seekranker HandelsattachĂ©e auf dem Weg zur Einweihung der ThĂ€lmann-Insel. Schon aus der Ferne ist der Betonkopf zu erahnen: Ernst ThĂ€lmann zwischen Palmen und Mangroven.
Recht gelöste AtmosphÀre
Manfred Sawitzki, der damalige Offizier der DDR-Marine erinnert sich:"Die Insel selbst ist recht karg - kein Wasser, keine ElektrizitĂ€t. Also, das ist wirklich eine völlig unbewohnte Insel. Rund um die Insel sind Korallenriffs vorgelagert, so dass man von den Schiffen gar nicht an die Insel rankam, sondern wir mussten mit Beibooten vom Schiff auf die Insel rĂŒberrudern und sind dann vor den Korallenriffen ausgestiegen und hĂŒfthoch bis zum Ufer gewatet. Der Botschafter musste dann sein Hemd an einem Ast aufhĂ€ngen zum Trocknen. Also, es war eine recht gelöste AtmosphĂ€re..." In der Tat: Das Zellulloid zeigt bildschöne Kubanerinnen und ausgelassene Ostdeutsche an der"Playa DDR". Es folgt die feierliche EnthĂŒllung des ThĂ€lmann-Kopfes. Die Menge ist begeistert. Der Botschafter hĂ€lt seine erste Rede auf Spanisch und verlĂ€sst die Feier Arm in Arm mit dem ersten SekretĂ€r der kubanischen Jugend.
Schlagerstar Nr. 1
Drei Jahre spÀter: Die DDR schickt ihren Schlagerstar Nr. 1 auf die Insel. Frank Schöbel und Begleitung widmen dem Eiland ein Lied. Schöbel erinnert sich:"Die Insel hieà Ernst ThÀlmann und der Strand DDR. Das muss man sich mal vorstellen, das ist schon sehr komisch. Wir sind mit dem Schiff da hingeschippert. Und dann habe ich das Lied gesungen, im Duett. Nicht so schlecht. Aber das fÀllt sicher eher unter die Rubrik 'Lieder, die die Welt nicht unbedingt braucht'."
Gesamtdeutscher Anspruch
Lied und Insel versanken danach fast in Vergessenheit. Bis im Jahre 2001 die Internet-Zeitung"Thema 1" gesamtdeutschen Anspruch auf die Insel erhob. Doch der Traum vom 17. Bundesland in der Karibik wurde von der kubanischen Seite torpediert. Die Schenkung sei symbolisch gewesen. Nun will die Internet-Initiative"Ernst-ThÀlmann-Insel.de" Fidel Castro ein Kaufangebot machen.
Das ist die Vision der cleveren GeschĂ€ftsleute: Kohle machen mit Ostalgie."Zone" All-Inclusive (nicht nur) fĂŒr betuchte Ex-BĂŒrger des anderen Deutschland. Doch noch bleibt all das ein schöner Traum. Fidel ist eisern, ThĂ€lmann liegt im Sand und die Insel bleibt fĂŒr uns unerreichbar - vorerst.
von Kersten SchĂŒĂler
<ul> ~ zum Artikel</ul>

gesamter Thread: