- von Jochen Steffens - ackid, 09.01.2004, 18:47
von Jochen Steffens
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Freitag, 9. Januar 2004
US-Arbeitsmarktdaten schocken die Märkte oder: Und sie steigen doch!
von Jochen Steffens
Zunächst habe ich meinen Augen nicht getraut. Die Zahl der Beschäftigten in den USA soll im Dezember lediglich um 1.000 gestiegen sein? Nicht etwas um 130.000 oder 155.000, wie erwartet, nein 1000! Fehlen da ein paar Nullen, ein Druckfehler? Im November waren es doch noch 43.000. Nein, es sind tatsächlich satte 1000 neue Beschäftigte in ganz Amerika (ex agrar).
Gleichzeitig sinkt die Arbeitslosenquote auf 5,7 %, nach zuvor 5,9 % und lag damit in den Erwartungen. Dieser Divergenz hängt mit den verschiedenen Formen der Erhebungen, Ausstieg von Arbeitnehmern in Rente u.a. Faktoren zusammen. Doch wichtig bleibt: die Zahl der Beschäftigten steigt nicht, nicht einmal im Dezember!
Wie Sie wissen, sollten nach diesen schlechten Nachrichten die Märkte weiter steigen, denn mit diesen neuen Zahlen wird eine baldige Zinssteigerung mehr als unwahrscheinlich.
In diesem Fall ist diese Zahl wiederum derart schlecht, dass nun eine ganz andere Frage die Analysten beschäftigen wird. Wer soll in Gottes Namen nun in Amerika den Konsum anheizen, wenn es zu keiner neuen Beschäftigung kommt?
Eins scheint jedoch nach diesen Zahlen sicher: Sollte sich der Arbeitsmarkt in den nächsten Wochen/Monaten nicht rasant schnell verbessern, wird es eine Zinssenkung in diesem Jahr nicht mehr geben. Die Schleusen der FED werden damit weiterhin weit offen bleiben. Es wird witerhin Geld in den großen Börsensee fließen. Sie wissen was das bedeutet. Aber auch die Inflationsgefahr verliert an Brinsanz. Allerdings taucht das Thema Deflation erneut aus der Versenkung auf, mal sehen wie die Märkte damit umgehen.
Dabei hatte bereits selbst die FED von einer Beruhigung auf dem Arbeitsmarkt gesprochen. 1000 nur, Wahnsinn. Es könnte sein, dass es Herrn Greenspan nach dieser Nachricht ganz schön warm geworden ist.
Es mĂĽssen schon so ca. 250.000 Stellen je Monat geschaffen werden, damit der Aufschwung vom Arbeitsmarkt her Schub bekommt. Solche Zahlen sind natĂĽrlich in weite Ferne gerĂĽckt. Diese Arbeitsmartdaten sind zudem auch ein Indiz dafĂĽr, dass die aktuelle Wirtschaftserholung finanziert und nicht real ist!
Dabei hat gerade die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die neusten Aussichten für die zukünftige Entwicklung der Weltwirtschaft veröffentlicht. So stieg der OECD-Frühindikator im November 2003 auf 123,1 Zähler, nach 122,3 Zählern im Oktober. Im November 2003 stand er noch bei 116,9 Zählern.
Der OECD Frühindikator gibt ein Signal für die Konjunkturentwicklung der nächsten sechs Monate. Analysten hoffen durch diesen Indikator möglichst früh (vor allen anderen) Hinweise auf eine Veränderung der Konjunkturlage zu erhalten. Der aktuelle Anstieg signalisiert eine weitere Verbesserung der Weltkonjunktur.
Es gibt noch jemand anderes, den diese Zahlen nicht freuen dürften: Präsident Bush. Er hatte gerade wieder ein wenig durchatmen können. Die Umfragewerte, die vor kurzem noch in den Keller zu rutschen drohten, steigen wieder.
Nach neusten Umfrage könnte Bush mit 59 % der Stimmen rechnen. Sein möglicher Konkurrent Howard Dean lediglich mit 37 %. Sollte sich jedoch die schlechte Situation auf dem Arbeitsmarkt noch verschärfen, kann das Bild vor der Wahl auch schnell noch kippen. Denn das würde zu einem gefunden Fressen für die Demokraten.
Ach ja, EZB Chef Trichet hat gestern keine wirklich klaren Aussagen mehr von sich gegeben. Kein Wunder, dass der Euro heute die 1,28 Dollar wieder ĂĽberwinden konnte. 1,31 Dollar sollte er jetzt auch noch erreichen.
So nun ist es 16.45 Uhr. 2 h 15 min später. Die Amis zeigen sich nach diesen Nachrichten nach anfänglichen Verlusten sehr stark. Das dürfte viele Anleger überaus verwundern - Sie nicht mehr. So befindet sich der Nasdaq lediglich mit nur noch 0,21 % im Minus, der Dow mit 0,45 %. Wie gesagt, Zinssteigerungsängste sind aus dem Markt, Institutionelle greifen zu.
Ob sie allerdings auch noch den späten Freitag Abend durchhalten? Wir werden sehen. Sollte es nach diesen Zahlen zu weiter steigenden Kursen bis zum Schluss hin kommen, dann wird das Wasser auf die Mühlen der Bullen sein. Der Optimismus sollte dann bis weit in die nächste Woche anhalten.
Quelle: Investor´s Daily
GruĂź Ackid

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