- Dollarinflation - zani, 11.01.2004, 23:28
- Robert Kurz ist zwar ein aufgeweckter Typ, aber das hier war nicht sehr kreativ - Taktiker, 11.01.2004, 23:45
- Re: M1,... - zani, 12.01.2004, 00:19
- Re: US,Japan: M1,... - zani, 12.01.2004, 00:42
- Re: US,Japan: M1,... - zani, 12.01.2004, 00:42
Dollarinflation
-->Guten Abend
Robert Kurz
Dollarinflation
Still und unaufhörlich wächst das Handels- und Kapitalbilanzdefizit der USA
vor sich hin und hat aufsummiert eine astronomische Größenordnung erreicht.
Man ist inzwischen irgendwie daran gewöhnt. Die ganze Welt legt ihr
überschüssiges, weil wegen der globalen Überkapazitäten nicht mehr rentabel
reinvestierbares Geldkapital in den USA an, indem dort Aktien und
Staatsschuldpapiere gekauft werden. Mit den beispiellosen Geldschulden, die
sie auf diese Weise im Ausland machen, kaufen die USA die überschüssigen Waren
derselben Welt auf, für die sich sonst mangels Kaufkraft aufgrund von
Rationalisierung, Massenarbeitslosigkeit und Massenarmut keine Käufer mehr
finden würden. Die eigentlich fällige Weltwirtschaftskrise wird damit
gemildert und ständig weiter hinausgeschoben. Fast scheint es so, als hätte
der globale Kapitalismus dank der Absorptionsfähigkeit der letzten Supermacht
das ökonomische Perpetuum mobile erfunden.
Nach dem Lehrbuch sind die Export-Einbahnstraßen in die USA ein Ding der
Unmöglichkeit. Eine Nationalökonomie kann nicht auf Dauer derart viel mehr
importieren, als sie exportiert. Wenn die USA nicht durch gesteigerte Exporte
nach Asien, Europa usw. selber den Ausgleich wieder herstellen, müssen die
immensen Ungleichgewichte früher oder später zu einer gewaltsamen ökonomischen
Kontraktion führen. Vergeßt die Lehrbücher, behauptet schon seit einigen
Jahren der US-Ã-konom Paul Krugman. Denn Staaten würden ja in Wirklichkeit gar
nicht wie Unternehmen miteinander konkurrieren. Unter den Bedingungen der
Globalisierung sei es naiv, weiterhin anzunehmen, daß die Erfolgsrechnung
einer Volkswirtschaft ihre Handelsbilanz ist. Import und Export, so Krugman,
finden jetzt in Wahrheit auf einer betriebswirtschaftlichen Ebene statt. Und
da ist es so, daß gerade US-Firmen große Teile ihrer Produktionskapazitäten
wegen des Billiglohns und anderer Kostenfaktoren nach China verlagert haben,
das inzwischen als Drehscheibe in ihren globalen Produktionsnetzen fungiert.
Was als Export Chinas in die USA erscheint, ist in Wirklichkeit die
Belieferung von US-Kunden durch US-Konzerne. Deshalb macht es gar nichts, wenn
z.B. in den USA selber überhaupt keine Laptops mehr hergestellt werden, meint
Krugman frohgemut.
Leider ist dem US-Ã-konomen bei seinem optimistischen Räsonnement ein
anfängerhafter Fehler unterlaufen. Auf der Ebene des stofflichen Güterflusses
hat er zwar recht, da handelt es sich beim Import aus China
betriebswirtschaftlich gewissermaßen um eine inneramerikanische Angelegenheit.
Dem Kapital geht es aber nun einmal nicht um die stoffliche Güterproduktion,
sondern diese dient einzig der Akkumulation von Geldkapital. Ausgerechnet das
Geld aber, das der Zweck der ganzen Übung ist, kann sich genausowenig
globalisieren wie die Staaten. Es gibt ebensowenig ein unmittelbares Weltgeld,
wie es einen unmittelbaren Weltstaat gibt. Geld existiert überhaupt nur in der
Form von Währung, das heißt von nationalen Geldnamen. Das gilt auch für den
Dollar. Als Behelfs-Weltgeld bleibt er dennoch gleichzeitig nationale Währung.
Und auf der Ebene der Währungsverhältnisse schlägt das astronomische Handels-
und Kapitalbilanzdefizit der USA sehr wohl negativ zu Buche. Auch wenn es sich
stofflich um betriebswirtschaftliche Binnenbewegungen von US-Konzernen
handelt, bleibt es doch auf der Währungsebene ein Anspruch des einen
Währungsraumes an einen anderen.
Was muß auf dieser Ebene schließlich unausweichlich passieren? Machen wir
ein kleines Gedankenexperiment und stellen uns das vermeintliche ökonomische
Perpetuum mobile zwischen den USA und der übrigen Welt übertragen auf eine
Binnenökonomie vor. Kaufkraft, die reell nicht da ist, wird durch Verschuldung
simuliert. Wenn auch keine nennenswerten Ersparnisse da sind (wie es in den
USA der Fall ist), gibt es nur noch die Möglichkeit, daß der Staat mit Hilfe
seiner Notenbank wie verrückt Geld druckt und es unter die Leute bringt, damit
die kaufen können. Das Resultat ist bekanntlich keine „ewige Konjunktur“ als
Perpetuum mobile, sondern die galoppierende Inflation, also der Ruin des
Geldes selbst, und damit eine umso schlimmere Krise.
Im Prinzip läuft der ständige Zufluß von ausländischem Geldkapital in die
USA auf nichts anderes hinaus. Das in Fremdwährungen zufließende Geld muß
zwecks Kauf von Aktien und Staatsanleihen in Dollars gewechselt werden, bläht
also permanent die Dollarmenge auf. Dies erscheint jedoch zunächst nicht als
Inflation in den USA, weil es sich um ausländische Gläubiger-Positionen
handelt, die in Asien, Europa usw. in den Büchern stehen. Der inflationäre
Mechanismus, der im Rahmen einer Binnenökonomie viel schneller greifen würde,
ist daher vorläufig gefiltert durch die Grenzen der Währungsräume. Aber nun
zurück zum Lehrbuch: Permanente Handels- und Kapitalbilanzdefizite einer
Volkswirtschaft (somit auch eines Währungsraumes), so heißt es, müssen, werden
sie nicht ausgeglichen, nach einer gewissen Inkubationszeit zu einem
entsprechenden Verfall des Außenwertes der jeweiligen Währung führen. Die
Binnenkaufkraft einer Währung ist jedoch nicht unabhängig vom Außenwert.
Verfällt letzterer nur drastisch genug, so ist die Folge eine dramatische
Inflation auch auf der binnenökonomischen Ebene des jeweiligen Landes, wie
sich immer wieder gezeigt hat.
Es ist nicht so recht einzusehen, warum es eine Möglichkeit geben sollte, daß die USA sich dieser Gesetzmäßigkeit dauerhaft entziehen könnten. Zwar lassen sie ganz bewußt alle paar Jahre (so auch jetzt wieder) einen gewissen Verlust im Außenwert des Dollars zu, weil auf diese Weise im Grunde die ausländischen Gläubiger selber einen Teil der US-Schulden zähneknirschend bezahlen müssen, indem ihre Dollar-Guthaben entsprechend verfallen. Das geht freilich nur, solange es sich um eine relativ mäßige, kontrollierte Pendelbewegung des Dollarkurses handelt. Je höher sich die US-Außendefizite aufakkumulieren, desto wahrscheinlicher wird es aber, daß der Geldkapitalzufluß ins Stocken gerät und der Außenwert des Dollars unkontrolliert nach unten durchbricht. Die dann unvermeidliche Dollarinflation wird allerdings nicht nur die Binnenökonomie der USA in die Knie gehen lassen, sondern damit auch die Exportmaschine der übrigen
<ul> ~ Dollarinfl.</ul>

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