- @dottore: Staatsproblem Vorfinanzierung - Tassie Devil, 12.01.2004, 09:17
- Re: Nachtwächter braucht Horn und Hellebarde - und die Mauer? - dottore, 12.01.2004, 13:01
- Re: Nachtwächter braucht Horn und Hellebarde - und die Mauer? - Tassie Devil, 12.01.2004, 16:45
- Re: Nachtwächter braucht Horn und Hellebarde - und die Mauer? - dottore, 12.01.2004, 13:01
Re: Nachtwächter braucht Horn und Hellebarde - und die Mauer?
-->Hi Tassie,
>Das Problem der Staatsschulden ist jedoch nicht die Groesse der Zahl, sondern die Allokation dieser Zahl als Schulden auf dedizierte juristische und natuerliche Steuerzahler.
Die haben die Aktiva. Schulden werden nicht loziert, sondern sind zedierte Steuern, die aus dem allgemeinen Steueraufkommen gezahlt werden müssten. Auch der NST kommt ohne seine Funktion nicht aus. Also muss er erst in Nachtwächter, Horn, Hellebarde und die Mauer investieren. Die Kosten für diesen Schutz nach innen und außen laufen bereits auf, bevor die Stadt überhaupt besiedelt und darin gewirtschaftet werden kann.
Im 12./13. Jh. wurden in D ca. 3000 Städte gegründet. Wer hat die Gründungskosten inkl. der schönen Planungen für Parzellierung usw. und vor allem das Land bezahlt? Es gehörte vorher jemandem, dem es abgekauft oder abgenommen werden musste. Im zweiten Fall per Gewalteinsatz, der ebenfalls was kostet.
>Selbstredend hat diese Staatsschuldenorgie auch andere Probleme in Form von Fehlentwicklungen ausserhalb des monetaeren Bereiches verursacht, die moechte ich jedoch jetzt nicht ansprechen.
Ja, Stehenlassen und mit den Zinstiteln weitere Steuerzessionen kaufen. Da diese u.U. nicht freiwillig gekauft wurden, mussten Zwangsanleihen her (siehe Venedig, siehe England, usw.). Die venezianischen Titel liefen wertlos aus (ca. 1500), die englischen wurden durch immer weitere Münzverschlechterung entwertet. Beides geht heute nicht mehr, da das GZ keine Sache mehr ist, deren Rückgabe man verweigern (Venedig) oder die man vom Stoff her entwerten kann.
Würde der Euro als Euro nicht mehr gezahlt = Staatsbankrott. Wie er als Euro zu entwerten wäre (schlechteres Papier?), erschließt sich mir nicht.
(...)
>Werter dottore, da"wirtschaften" niemals ohne Kredit geht, gehen kann, voellig unbesehen des laufenden monetaeren Systems, muss am Anfang immer ein Erstkredit stehen, weil ohne Kredit nur eine marginale Urschuldenbewaeltigung, wenn ueberhaupt, ablaeuft.
Richtig. Aus der Subsistenzwirtschaft lässt sich der NST nicht finanzieren. Daher muss eine Surplus-Produktion erzwungen werden. Das kann tolle Ergebnisse brignen (Mega-Bauten usw.), aber sobald die Lust der Leute erlischt, noch tollere Bauten zu erstellen, gehen die Abgaben zurück und dann startet der Zessionsvorgang oder die Machthalter kippen.
>Das Staatsschuldenproblem infolge seiner Initialfinanzierung fasse ich deshalb nicht als Problem auf, es wird durch Inflation im Zeitablauf entwertet, ganz ohne Kosten ginge es auch mit einem NST nicht ab.
In was soll sie monetär finanziert werden? Die BRD nahm dazu den bekannten Kredit bei der BdL auf (Ausgleichsforderung, offen bis heute). Die ist zwar real abgewertetm aber nach wie vor woffen.
Und wie wird sie abgewertet? Durch zusätzliche Kredite, die die alten entwerten - allerdings nur vorübergehend, bis die neuen Kredit in immer größerem Umfang fällig werden.
>Auch im Vergleich zu anderen spaeteren Krediten, vor allem exzessiven Krediten, ist doch die Hoehe der Initialfinanzierung z.B. des Staates BRDDR geradezu marginal zu nennen, oder?
Ja, sie war marginal. Summa heute: 4,4 Mrd. Allerdings. Staatsschulden 1950 in toto: 10 Mrd. Und heute alles zusammen 1300 Milliarden.
Der NST könnte sagen: Ich nehme 100 zur Initialzündung. Dann schüttet er 50 an sich zur NST-Zwecken und 50 an die restliche Bevölkerung aus. Beide geben ihre 50 aus.
In Periode 2 braucht der Staat wieder 50, die Bevölkerung hat für sich selbst zu sorgen und tut dies auch. Aus ihr kommen in der Periode 2 niemals 50 zusätzlich an Steuern, die der Staat aber bräuchte. Denn wenn der Staat seine 50 komplett an die Bevölkerung gäbe, hätte die summa 100. Der Steuersatz müsste bei 50 % liegen (simple Geldabgabe aus dem Bestand des in der Bevölkerung vorhandenen).
Der Staat besteuert nicht den Staat, sondern nur die Bevölkerung. Diese kauft auch nichts freiwillig beim Staat, sondern muss dazu gezwungen werden. Man kann es drehen und wenden wie man will: Da unfreiwillig später gezahlt wird als freiwillig, entsteht beim Staat über kurz oder lang das immer größer werdende Loch.
Es hat in der Geschichte Stadtstaaten (also Mini-NST) noch und noch gegeben. Dennoch gingen sie sämtlich bankrott oder sie stagnierten so immens, dass sie leichte Beute waren (Napoleon schnappte sich Venedig, Bayern Nürnberg und Augsburg, Preußen Frankfurt, das Reich Lübeck). In der Antike gab's nun Hunderte von Stadtstaaten.
Aber was soll's, die Milch ist längst vergossen.
Gruß!

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