- The Daily Reckoning - The Currency Chain Gang (William Rees-Mogg) - Firmian, 13.01.2004, 22:02
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 13.01.2004, 22:05
- Re: Dt. Fassung - Danke! (owT) - Tofir, 13.01.2004, 23:43
- Dt. Fassung vom Investor-Verlag - Firmian, 13.01.2004, 22:05
Dt. Fassung vom Investor-Verlag
-->Kleinanleger sorgenlos - Profis suchen die Ausgänge
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Wer kann schon wissen, wie lange die aktuelle Rally am Aktienmarkt
noch dauern wird? Oder ob sich die Lage am US-Arbeitsmarkt verbessert
oder nicht? Oder wann die Chinesen damit aufhören, den USA Geld zu
leihen? Aber die Amerikaner haben sich dazu entschieden, nach vorne zu
gehen, so als ob alles gut ausgehen würde.
Die Erholung ist immer noch eine"jobless recovery", also eine
Wirtschaftserholung, in der keine neuen Arbeitsplätze geschaffen
werden. Vielleicht ist es sogar eine Nicht-Wirtschaftserholung ohne
neue Arbeitsplätze. Und ich könnte mir vorstellen, dass es bald ein
Abschwung ohne neue Arbeitsplätze sein wird. Aber Moment; heute will
ich keine Prognosen abgeben, sondern über den außergewöhnlichen
Optimismus der Amerikaner schreiben.
Während die Amerikaner halsbrecherisch optimistisch sind... tendieren
die Leute, die etwas wissen, dazu, vorsichtiger zu sein. Während die
kleinen Jungs Aktien zu lächerlich hohen Kursen kaufen, verkaufen die
wirklichen Profis - George Soros, Warren Buffett, Templeton und
andere. Und meine Freund Marc Faber sagt, dass die Unternehmensinsider
derzeit für jede gekaufte Aktie vier verkaufen. Und wenn Manager neue
Arbeiter einstellen, dann zeigen sie sich vorsichtig; sie stellen eher
Teilzeitkräfte als Vollzeitbeschäftigte ein.
In der amerikanischen konsumgeführten Wirtschaft fallen derzeit die
Reallöhne. Die riesigen Beträge, die in den letzten 15 Monaten an den
Aktienmarkt geströmt sind, sind nicht durch höhere Gewinne oder Löhne
zustande gekommen... sondern durch Schulden. Niedrigere Zinsen haben
die Konsumenten dazu ermuntert, die Hypotheken auf ihre Häuser zu
erhöhen. Die Hypothekenschulden nahmen zu... aber auch die anderen
Schulden der Konsumenten. Wo ging dieses Geld hin?
Die privaten Haushalte waren in der ersten Hälfte des letzten Jahres
der größte Käufer von Aktien - sie kauften für 416 Milliarden Dollar
Aktien, obwohl ihre realen Einkommen fielen.
Die Reallöhne sind in den letzten 10 Jahren gefallen. Aber die
Arbeitskosten steigen immer noch - weil die Kosten für die
Krankenversicherung und andere Dinge mit zweistelligen
Prozentzuwächsen wachsen. Das sind schlechte News für das
amerikanische Proletariat. Selbst wenn sie weniger Geld bekommen, so
haben sie dennoch das Risiko, dass sie entlassen werden!
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Dienstag, 13. Januar 2004
Ehemaliger US-Finanzminister plaudert aus dem Nähkästchen
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Paris
Der ehemalige US-Finanzminister Paul O'Neill hat sich über seine
Amtszeit geäußert, und mitgeteilt, dass der Irakkrieg von George W.
Bush von Beginn seiner Amtszeit an geplant war. Natürlich könnte Mr.
O'Neill auch nur versuchen, sein neues Buch"The Price of Loyalty"
besser zu verkaufen... aber ich bin gefährlich nahe dran, ein Fan von
ihm zu werden. Wenn auch nicht wegen seiner Ansichten, so wegen seines
Muts und seiner Intelligenz.
Außerdem sagt O'Neill, dass ihm auf seine Einwände wegen des hohen
Haushaltsdefizits vom Vizepräsidenten gesagt worden war:"Defizite
sind egal".
Was für eine Erleichterung für den Präsidenten muss es da sein, dass
er jetzt den unterwürfigen Mr. Snow als Finanzminister hat, oder?
Anders als O'Neill bejubelt Snow sogar die neuen Mars-Pläne - dabei
ist er ein Finanzminister, der schon jetzt mit einem Haushaltsdefizit
von voraussichtlich 500 Milliarden Dollar zu kämpfen haben wird! Aber
jeder richtige Präsident muss Raumfahrtspläne haben. Warum dann nicht
einen lächerlichen und komplett verrückten Plan? Warum allerdings der
US-Finanzminister Snow über die Mars-Pläne sprach und kein Offizieller
von der NASA, das blieb mir trotzdem ein Rätsel.
Snow ist ein Optimist. Er denkt, dass er den Konsumentenkapitalismus
in die Wüsten des Irak bringen kann... dass er den Chinesen ihr
Bedürfnis, die USA mit billigen Waren zu überschwemmen, ausreden
kann... und dass er dem amerikanischen Konsumenten, der derzeit so
verschuldet wie noch nie ist, durch die notwendigen"Stimulierungen"
dazu bringen kann, seinen Teil in der großen Erholung des Jahres 2003
zu spielen. Hm,... und das alles will er am liebsten an einem
einzigen Tag erreichen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Snow seinen Job behalten wird,
solange er diese Dinge weiterhin öffentlich sagen wird. Aber jetzt
zurück zur Realität: Die Mars-Pläne sind immerhin plausibler als die
Schätzungen von Snow zum US-Arbeitsmarkt. Er hatte für Dezember
200.000 neue Jobs erwartet - und es wurden dann nur magere 1.000 neue
Jobs! Im gesamten vierten Quartal waren es 144.000 neue Jobs."Die
schlechten Arbeitsmarktzahlen führen zu der Frage, wie lange die
'außergewöhnlich starke' Arbeitsproduktivitäts-Geschichte noch
weitergehen kann", schrieb Chuck Butler von der Everbank gestern."Wie
lange noch", das ist ein vertrauter Ausdruck geworden. Ich stelle
diese Frage in den letzten Tagen ziemlich oft.
Wie lange kann es zum Beispiel noch so weitergehen, dass sich die
US-Konsumenten so stark verschulden? Nun, mein Freund John Mauldin hat
eine nicht gerade erfreuliche Vermutung:"Die kurzfristigen Schulden
der Konsumenten... erreichen einen historischen Wendepunkt. Sie sind
seit 10 Jahren unnormal schnell gestiegen, und die Schulden können
nicht unbegrenzt steigen. Ob sich das Wachstum bei den neuen Schulden
verlangsamen wird, ist nicht mehr die Frage... denn es muss sich
verlangsamen."
Überraschung: Dieses Zitat ist aus der März 1956-Ausgabe des
Fortune-Magazins. Es gab andere Quellen, die Ähnliches meinten, und
sie lagen offensichtlich alle falsch."Wie lange?" fragt Mauldin."Ich
schätze, dass der Tag der Abrechnung nicht in diesem Jahr stattfinden
wird... auf den Kreditkarten ist noch Platz." Vielleicht ist es gar
keine schlechte Idee, sich Plätze für das nächste Shuttle zum Mars zu
buchen.
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Dienstag, 13. Januar 2004
China und Leserbriefe
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** Wenn es ein Land mit vielen Arbeitskräften gibt, dann China:
"Anderen asiatischen Ländern gingen die Arbeitskräfte aus, als sie
sich entwickelten und als die zunehmend verfeinerte Produktion
zunehmend teure Arbeit erforderte", schreibt Gary Shilling.
"Bei China war das nicht der Fall. Fast die Hälfte der 320 Millionen
Bauern würde man zur Bearbeitung des Landes nicht brauchen. Dann gibt
es noch 80 Millionen überschüssige Arbeiter, die bei Staat und
Staatsbetrieben angestellt sind. Ganz zu schweigen von den 100
Millionen Arbeitswilligen, die an Chinas Küste nach Arbeit suchen.
Bald werden jede Menge hinzukommen - denn ein Viertel der chinesischen
Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre. Deshalb hat China ein Potenzial
von 500 Millionen neuen Arbeitskräften."
"Wie lange kann China weiterhin mit 8 % wachsen, bevor das Reservoir
an Arbeitskräften aufgebraucht ist? Wenn man ein jährliches
Produktivitätswachstum von 4 % unterstellt und das Wirtschaftswachstum
bei konstant 8 % annimmt, dann würde es 30 Jahre dauern. Aber man
sollte auch bedenken, dass Japan in den 1980ern genauso wie jetzt
zunehmend China bewundert wurde. Auch China hat Probleme. Zunächst
einmal die Exporte. Die Exporte waren zwischen 1997 und 2001 für 21 %
des BIP verantwortlich - aber für 48 % des Wirtschaftswachstums. Und
die meisten dieser Exporte gehen direkt oder indirekt in die USA. Und
wenn die Amerikaner ihre Konsumorgie beenden... dann ist der Ausblick
für chinesische Exporte nicht gerade gut..."
*** Ein paar Leser-Emails haben mir geschmeichelt:"Ich bin ein
aktiver Leser des Investor's Daily", beginnt sie."Immer wenn mir die
Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt zu gut gefällt und ich zu gierig
werde, dann ist eine Dosis Ihrer Artikel eine gute Möglichkeit, um
wieder etwas Realität ins Bild zu bringen. Ich bin ein täglicher
Leser, und Ihre Ansicht zur aktuellen Situation und zu den
Konsequenzen, die Sie für die Zukunft voraussehen, sind mir ziemlich
klar."
"Anstatt dass Sie jeden Tag die gleiche Story wiederholen, möchte ich
Sie bitten, dass Sie gelegentlich eine konstruktive
Investmentstrategie präsentieren, die mir, einem naiven Investor,
helfen könnte, die Wahrscheinlichkeit meines wirtschaftlichen
Überlebens zu erhöhen (wenn Ihre Prophezeiungen wahr werden)."
***"Ja! Ihre Kritik ist richtig!" schreibt ein anderer Leser.
"Natürlich hätte man jede Menge Geld verdienen können, wenn man auf
die absolut schlechtesten Aktien des Marktes gesetzt hätte! Natürlich
haben Sie den Lesern empfohlen, Gold zu kaufen, und wenn man auf Sie
gehört hätte, dann hätte man das schon im März 2000 getan und wäre
damit sehr gut gefahren. Mit den Müllaktien wäre man schlecht
gefahren, die letzten 10 Monate sind eine andere Geschichte. Ihr vom
Investor's Daily seid das, was Ihr sagt, das Ihr seid: Ein gut
geführter, leicht zu lesender Newsletter, der nichts kostet."
"Ihre Ansichten sind das kraftvollste Gegenmittel zu dem debilen
Positivismus, den wir von der breiten Finanzpresse erhalten.
Derjenige, der will, dass sie positiver schreiben sollten, der sollte
sich mal umsehen und die Welt, in der er lebt, genau ansehen. Für mich
besteht Ihre Rolle darin, Licht auf die intellektuelle Korruption und
den Egoismus zu werfen. Bitte behalten Sie Ihre gute Arbeit bei. Sie
sind eine wirkliche Rarität."
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Dienstag, 13. Januar 2004
Der degenerierte amerikanische Kapitalismus
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich habe eine weitere schwarze Stelle in der Fabrik des modernen,
degenerierten amerikanischen Kapitalismus gefunden. Die
Unternehmensmanager haben keine Loyalität, weder ihren Aktionären noch
ihren Arbeitern gegenüber. Sie bezahlen sich selbst äußerst
großzügig... sie setzen bei ihren eigenen Aktien auf fallenden
Kurse... und sie behandeln die Angestellten wie Inventar. Die Idee
scheint zu sein, dass man bei allem Kosten sparen muss - außer bei
sich selbst. Die Idee dieser Manager ist es, die billigst möglichen
Arbeitskräfte einzustellen, und zwar nur genau dann, wenn sie
notwendig sind, um kurzfristige Ziele erreichen zu können.
Im Lager wird nichts mehr gehalten. Kein überschüssiges Essen im
Kühlschrank. Keine überschüssigen Produkte in den Regalen. Kein
überschüssiges Geld auf dem Konto, kein überschüssiger Angestellter
auf der Lohnliste. Die Amerikaner leben von der Hand in den Mund...
von Lohncheck zu Lohncheck... als ob niemals etwas schief laufen
würde.
"NIEMAND macht langfristige Investments", schreibt der Fondsmanager
Hirschel Abelson, nachdem er ein Dutzend Gesellschaften, in die sein
Fonds investiert, genau unter die Lupe genommen hat. Diese
Gesellschaften investieren weder in Maschinen noch in Leute. Natürlich
ist das kein Weg, um eine Wirtschaft nach vorne zu bringen oder die
Leute reich zu machen. Wenn ein Amerikaner in der modernen,
globalisierten Welt weiterhin 10 Mal soviel wie ein Inder verdienen
will, dann muss er auch 10 Mal soviel produzieren. Was wiederum
bedeutet, dass die Gesellschaft, in der er lebt, massive Geldbeträge
in neue Ausrüstungsgegenstände und in Ausbildung investieren muss.
Stattdessen scheint sich die"Amerika AG" nur um Kostensenkungen und
um die nächsten Quartalszahlen zu kümmern... und um ihre eigenen
Aktienoptionspläne.
Dieser Ansatz ist nicht nur halsbrecherisch... er ist auch
hoffnungslos.
"... Wir sind an dem Punkt angelangt, wo die Spitze der Effizienz
bereits erreicht ist, und weitere Quellen für Kostensenkungen kann man
immer schwerer erkennen", so Abelson weiter.
Schließlich haben die Manager keine Kosten mehr, die sie senken
könnten. Was dann?

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